09 Januar 2021

Arnold Zweig: Der Streit um den Sergeanten Grischa


 Es ist ein gut Stücks Kriegswahrheit in dem Buch, ein Teil des Soldatenlebens der Deutschen im Osten: ihr aufgeplusterter Bürobetrieb, ihre leer laufende Geschäftigkeit, ihr emsiges Nichtstun, ihre faule Betriebsamkeit; ihre Sauberkeit und Fürsorge für sich selbst und, wenn was abfiel, auch für die Bevölkerung, „Panjes“ geheißen; und das Leben der Ostjuden, deren unendliche Überlegenheit über die kriegführenden Parteien, ihre äonenhafte Weisheit und ihre tiefe Philosophie. Einzelheiten sind in diesem Roman mit einem geradezu bienenhaften Fleiß zusammengetragen, ein gehobener Naturalismus, die schärfste realistische Beobachtung, sauber stilisiert – man merkt oft, wie der Autor warm geworden ist, nirgends riecht es nach Schweiß.

Über die Gesinnung des tapferen Friedenssoldaten Arnold Zweig ist nicht zu reden. Das Buch könnte, bei stärkster pazifistischer Wirkung, schwach sein – es ist sehr stark. Es wird wahrscheinlich mehr Menschen zum Nachdenken über das Wesen des Krieges bringen als alle Propagandaaufsätze der letzten Jahre – es bohrt sehr tief und wendet sich an ganz einfache Empfindungen: es sagt gewissermaßen: „Wir beide wollen uns doch nichts vormachen, wie -?“ Endlich einmal wird der Krieg gar nicht diskutiert, sondern mit einer solchen Selbstverständlichkeit abgelehnt, wie er und seine Schlächter das verdienen. Erst heute -? – Kurt Tucholsky 1927

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 17. Auflage 1976

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