13 Januar 2021

Christa Müller: Vertreibung aus dem Paradies


 Ein Kater im Neubau. Er geht euch dort ein, sagt die praktische Freundin vor dem Umzug. Ein Hund gehört zum Menschen, eine Katze zum Haus. Tierquälerei, sagen die Mieter, wenn sich der Kater in den Aufgängen verirrt. Eines Tages ist er verschwunden. Die Mutter erinnert sich an die Zeit, als der Kater Mittelpunkt der Familie war. Gefährte der Kinder. Eine Kater-Geschichte? Ja und nein. Alle Texte des Bandes leben zunächst von handfesten Episoden, pointiert erzählt, lakonisch, mit zurückgehaltener Emotionalität. Da wird ein Urlaub von Mutter und Sohn im Hochgebirge beschrieben, der strapaziöse Aufstieg auf einen Gipfel. Von den ersten Lebensjahren eines Mädchens wird erzählt, das in Heimen aufwächst. Über Kinderfreundschaften, Erfahrungen von Krankheit und Tod zu verschiedenen Zeiten: im Krieg, in der Gegenwart. Kinder und Mütter, meist alleinstehend, sind die Hauptpersonen. Die Beziehungen zwischen ihnen der rote Faden, der sich durch alle Erzählungen zieht. Unaufdringlich stellt sich Hintergründigkeit her. Deren Gegenstand sind subtile psychische Vorgänge, Nuancen im komplizierten Herauswachsen aus der Kindheit.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 3. Auflage 1985
Edition Neue Texte

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