28 Februar 2021

Rainer Arnold: Der Streit mit Kalunga – Märchen aus Angola


 Auf vergnügliche Weise neuen Märchenstoffen, neuen Themen und Motiven zu begegnen und dabei zu entdecken, dass sich im fremden Gewand oft genug auch Vertrautes verbirgt, das verspricht dieser Band mit angolanischen Märchen. Von den elf großen Völkerschaften, die auf dem Territorium des heutigen Angola zusammen leben, wurde aus dem umfangreichen Märchenschatz der Bakongo, der Tschokwe und Lunda, der Ambundu, Ovambo und Ovimbundu eine kleine Auswahl getroffen. Die ersten Aufzeichnungen dieser noch heute lebendigen mündlichen Überlieferungen datieren aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Unsere Übertragungen beruhen zum großen Teil auf solchen frühen, meist zweisprachig niedergeschriebenen Texten. Animistische Vorstellungen, nach denen Mensch und Kosmos, Belebtes und Unbelebtes eine Einheit bilden, bestimmen die ideelle Grundhaltung vieler Märchen. Daneben haben aber auch soziale und kulturelle Wandlungen, die während der Kolonialherrschaft der Portugiesen nicht ausbleiben konnten, ihre Spuren hinterlassen. Eine reiche Phantasie, Humor und Optimismus zeichnen all diese naiv-realistischen Spiegelbilder der Wirklichkeit aus, ganz gleich, ob es Tiererzählungen sind, von denen auch bei den angolanischen Völkern eine große Zahl bekannt ist, oder ob Zauber und Magie, Ungeheuer und Dämonen des Geschehen bestimmen. Einst magisch-rituellen Zielen untergeordnet, übernahmen sie es bald, Lebenserfahrungen und die ungeschriebenen ethischen Normen der Völker von Generation zu Generation weiterzugeben. Ihr gedanklicher Reichtum und die ästhnische Vielfalt der Märchen wirken weiter, auch wenn sie längst nicht mehr in erster Linie belehren, sondern vor allem unterhalten.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 2. Auflage, 1988

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