02 März 2021

Peter Kaiser, Norbert Moc und Heinz Peter Zierholz: Der Mörder war sein bester Mann


 Später als sonst verlässt der Außenminister der Weimarer Republik Walther Rathenau am 24. Juni 1922 seine Villa in Berlin-Grunewald. Am Abend zuvor hatte er mit dem amerikanischen Botschafter Houghton und dem Großindustriellen Stinnes Reparationsfragen besprochen, und der Morgen graute schon, als er nach Hause kam.

Der Chauffeur ist mit dem kleinen offenen Firmenwagen der AEG, den der Minister besonders mag, vorgefahren, Rathenau genießt die wärmende Frühlingssonne und bemerkt nicht das aufziehende Unheil. Als sich sein Wagen in Bewegung setzt, folgt ihm aus einer Nebenstraße ein sechssitziges offenes Auto. Drei Männer in gelben Ledermänteln mit tief in die Stirn gezogenen Kappen sitzen in dem schweren Gefährt, zwingen den Fahrer Rathenaus, auf die Straßenbahnschienen auszuweichen. Und dann geschieht alles in Sekundenschnelle. Der Beifahrer des offenen Autos springt von seinem Sitz hoch und reißt eine Maschinenpistole in die Hüfte. Im selben Moment krachen Schüsse. Blutüberströmt bricht Walther Rathenau in den Wagenpolstern zusammen.

In ihrem neuen Band enthüllen die Autoren, an die Pitavalform angelehnt, die Hintergründe politischer Gewaltverbrechen. Der inhaltliche Bogen reicht von der von Metternich initiierten Verfolgung der Burschenschafter bis zur Ermordung Walther Rathenaus, von den revolutionären Ereignissen 1848/49 in Berlin bis zur Köpenicker Blutwoche, von dem Mord am ehemaligen Reichswehrgeneral Schleicher bis zur von den Faschisten bis ins kleinste vorbereiteten Kristallnacht …

Das Buch macht bekannte und weniger bekannte historische Ereignisse nacherlebbar, unterhält und belehrt gleichermaßen. Unschwer aber wird der Leser bei vielen Fällen Parallelen zu Ereignissen ähnlichen Charakters in der Welt von heute entdecken können.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 1. Auflage, 1983
Illustrationen von Werner Ruhner

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