24 April 2021

Honoré de Balzac: Gesetzbuch für anständige Menschen


 Honoré de Balzac (1799-1850), den Schöpfer der "Comédie humaine", trieb drückende Geldnot zu literarischen Gelegenheitsarbeiten. So entstanden für verschiedene Zeitschriften unter anderem vorliegende Skizzen und Studien, kleine Meisterwerke voll treffsicherer witziger Beobachtungen. Aufs Korn genommen werden Halunken, Parasiten und Spießer, sie sie als Repräsentanten bürgerlichen Lebens und Treibens in seinen Gesellschaftsromanen erscheinen. Balzac warnt in seinem einmaligen Gesetzbuch vor echten Gaunern und getarnten, so vor den allzu gewitzten Vertretern der Gerichtsbarkeit und vor dem Kaufmann, der hundert Prozent verdient, er preist mit spitzenfein ironischem Unterton den Kolonialwarenhändler als Prototyp des "Guten, Schönen und Nützlichen", stellt den Minister als Strohpuppe bloß und den gedungenen Theaterklatscher an den Pranger der Geschichte, karikiert die Rentiers als "Völkchen der Einfaltspinsel" und klärt darüber auf, was ein Beamter ist und wozu er bestimmt nicht nützt. Kurz und gut, Balzac gestaltet Menschen, die eine Gesellschaft verunstaltete.

Reclams Universal-Bibliothek Band 557, 2. Auflage 1977
Belletristik

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