12 Mai 2021

Ehm Welk: Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer – Beichte eines einfältigen Herzens

Der neunzigjährige Gottlieb Grambauer, den die Leser der Kummerow-Bücher bereits als den Heidenvater und mutigen Anwalt der Dorfarmen kennen, erzählt die Geschichte seines Lebens. Der historische Bogen dieses Buches spannt sich von der Achtundvierziger Revolution bis zum Beginn der Naziherrschaft.

Gottlieb Grambauer, den Sohn eines Kleinbauern, treibt das Fernweh aus der Enge seiner Spreewaldheimat in die Welt. Aber das kapitalistische Großstadtgetriebe lehrt ihn, dass man entweder betrügen muss oder betrogen wird. Angeekelt von den Geschäftemachern, verlässt er Berlin, ist vorübergehend als Bremser, dann als Milchkühler auf einem Gut tätig und erliegt dem Gründerfieber der siebziger Jahre; aber sein soeben eingerichtetes Geschäft wird ein Opfer der Wirtschaftskrise. Enttäuscht und beschämt kehrt er nach Kummerow zurück, wo er in einem bescheidenen Büdnerdasein einen Wirkungskreis gefunden zu haben glaubt. Sein furchtloser Zeigefinger und sein scharfwitziges Wort machen den Hütern der alten Ordnung in Ämtern und Kirchen viel zu schaffen, aber der bibelkundige Alltagsphilosoph schlägt die Gegner mit ihren eigenen Waffen. Die Hoffnung freilich, dass seine unerfüllt gebliebenen Wünsche im Schicksal seines Sohnes verwirklicht würden, erweist sich als trügerisch. Die Naziführer untersagen dem Architekten Martin Grambauer die Ausübung seines Berufes. „Kummerow“ wird ihm zur Zufluchtsstätte.

VEB Hinstorff-Verlag, Rostock (1959), 1. Auflage, 1981
Illustrationen von Eberhard Binder.


Dieses Buch erschien auch in anderem „Outfit“, ebenfalls vom Hinstorff-Verlag. 10. Auflage, 1965:


Ehm Welk entstammt einer alten Bauernfamilie. Er wurde am 29. August 1884 in der Uckermark geboren und hat dort und in Vorpommern seine Jugend zugebracht. Obgleich von den Eltern zum Pastor oder Lehrer bestimmt, entschied er sich für den Beruf des Journalisten, überquerte auch mehrmals als Seefahrer den Atlantik. Mit den Menschen und der Landschaft seiner norddeutschen Heimat blieb er verbunden, obwohl ihn ein bewegtes Leben durch viele Länder der Erde führte. 1923 verbrachte er in Nord- und Südamerika. Sein waches Gefühl für die sozialen Ungerechtigkeiten ließ ihn zum Sozialisten werden. Heimgekehrt, lebte er mehrere Jahre als Schriftsteller in Berlin und schrieb revolutionäre Theaterstücke, von denen zwei an berühmten Bühnen mit großem Erfolg gespielt wurden. Als er Anfang 1934 den Faschismus öffentlich kritisierte, wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Oranienburg gebracht. Erst der Protest ausländischer Journalisten führte zu seiner Entlassung, doch erhielt er striktes Schreibverbot. Nun entstanden die Kummerow-Bücher und "Der hohe Befehl". Sie konnten erscheinen, als man dem Autor schließlich das Schreiben belletristischer Bücher gestattete.
1945 stellte sich Ehm Welk sofort dem antifaschistisch-demokratischen Wiederaufbau zur Verfügung. Von 1959 an lebte er in Bad Doberan, wieder als freier Schriftsteller. In dieser Zeit entstanden Filmdrehbücher, Erzählungen und Romane. Dem Dichter wurden Ehrungen und Auszeichnungen zuteil, und seine Bücher erschienen in fast drei Millionen Exemplaren.
Am 19. Dezember 1966 starb der Journalist, Stückeschreiber und Erzähler Ehm Welk.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wichtiger Hinweis

Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.