12 Mai 2021

Nikolai Gogol: Die Toten Seelen

„Ich möchte in diesem Roman ganz Russland zeigen, wenigstens von einer Seite“, schrieb Nikolai Gogol, der als Begründer des russischen kritischen Realismus gilt, 1835 an seinen Freund Puschkin. Von ihm hatte er, wie auch für den 1836 mit großem Erfolg uraufgeführten „Revisor“, die Idee für die Handlung der „Toten Seelen“ übernommen. Aber wie setzte er sie um! Das Regime der Leibeigenschaft und der Beamtenkorruption prangerte er mit beißendem Spott an. Was er sich vorgenommen hatte, gelang ihm: Der Roman hielt dem Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Spiegel vor.

Tschitschikow – Hauptgestalt des Romans und Verkörperung eines aufkommenden Kapitalistentyps – will von bankrottierenden Gutsbesitzern für wenig Geld verstorbene Leibeigene, tote Seelen, aufkaufen. Dieses makabre Geschäft ist für die adligen Herren verlockend – sind sie doch dann der Steuerverpflichtungen, die nur alle zehn Jahre revidiert werden, mit einem Schlage ledig. Tschitschikow verfolgt den Plan, sich mit Hilfe dieser Lücke im Gesetz ein Vermögen zu ergaunern.

Die Art, wie Gogol den niedergehenden Landadel mit satirischen Mitteln meisterhaft charakterisiert, macht den Doppelsinn des Titels leicht durchschaubar: Um tote Seelen handelt es sich auch und vor allem bei ihnen, diesen nutzlosen Vertretern einer untergehenden Klasse.

In unserer Ausgabe wurden der Vollständigkeit halber die Fragmente der ersten Kapitel des von Gogol geplanten zweiten Teiles des Romanwerkes aufgenommen.

Paul-List-Verlag, Leipzig, 2. Auflage, 1974
Epikon

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