24 August 2021

Hans-Jürgen Momberg: Gefährten der Wildmark


 Ein lauer und föhniger Wind strich vom Südwesten herauf und fing sich in den Tälern unter dem Felsmeer des Tunturi.

Weich wie Seide glänzte der Himmel.

In den Wäldern zwischen Ukkovaara und Tapiovaara lag noch eine dünne, porige Schneekruste. Aber Tag um Tag wurde sie durchlässiger. Von den Felsen und Blöcken tropfte das trübe Schmelzwasser und sickerte zwischen das dürre Moos. Auf einem sandigen Heidestreifen zwischen der Wildnis duckten sich Gruppen krüppeliger Wacholderbüsche.

Ein Stück unberührter, ursprünglicher Natur war dieser Fleck in der finnischen Wildmark. Düster dreinschauende Kiefern und flechtenbehangene Fichten wechselten mit bizarren Espen, von denen schon einige vor Altersschwäche umgebrochen waren. Dichte Moospolster wucherten über das morsche Holz, das auf dem Waldboden verstreut war und zahllose Hindernisse bildete.

Eine hohe Fichte mit geknickter Spitze begann zu schwanken, als schüttele sie der Wind. Doch plötzlich tauchte genau an der Bruchstelle ein riesengroßer Vogel auf und versuchte, flügelklatschend ins Gleichgewicht zu kommen. Erschreckt waren die Kleinvögel verstummt, deren Lied noch eben durch den erwachenden Wald tönte.

Der prächtige Auerhahn machte einen langen Hals und prüfte offenbar unruhig und mißtrauisch die Umgebung.

Alfred Holz Verlag, 1. Aufl., 1971
Einband und Illustrationen: Heinz Rammelt

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