26 August 2021

Heinz Entner: Paul Fleming


Ich war an Kunst/und Gut/und Stande groß und reich.

Deß Glückes lieber Sohn. Von Eltern guter Ehren.

Frey; Meine. Kunte mich aus meinen Mitteln nehren.

Mein Schall floh überweit. Kein Landsmann sang mir gleich.

Von reisen hochgepreist; für keiner Mühe bleich.

Jung/wachsam/unbesorgt. Man wird mich nennen hören/

Bis daß die letzte Glut diß alles wird verstören.

Diß/Deütsche Klarien/diß gantze dankck‘ ich Euch.

Verzeiht mir/bin ichs werth/Gott/Vater/Liebste/Freunde.

Ich sag‘ Euch gute Nacht/und trette willig ab.

Sonst alles ist gethan/biß an das schwartze Grab.

Was frey dem Tode steht/das thu er seinem Feinde.

Was bin ich viel besorgt/den Othem auffzugeben?

An mir ist minder nichts/das lebet/als mein Leben.


So hat Paul Fleming (1609-1640) kurz vor seinem allzu frühen Tode das eigene Leben zusammengefaßt, das eines Menschen, der sich zur Dichtkunst berufen fühlte und der deshalb sein ganzes Dasein in seine Dichtung hineinnahm. Dadurch schuf er für die lesende Nachwelt etwas in seinem Jahrhundert fast Einmaliges: die Möglichkeit, dieses Leben mit seinen Freuden und Leiden, Wünschen und Widersprüchen aus dem überlieferten Text und aus den wenigen erhalten gebliebenen authentischen Dokumenten wiederzugewinnen.

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1989

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