08 Januar 2025

Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau. Jahre-Tage-Stunden

Klappentext:
Es war kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag, da lernte Marta Löffler auf einem Hausball den jungen Münchner Theaterkritiker und Doktor der Philosophie Lion Feuchtwanger kennen. In diesem Moment habe ihr Leben eigentlich erst begonnen, äußerte sie später in einem Interview und bekennt sich zu dieser Ansicht heute noch. Die ersten Ehejahre vagabundieren beide durch Südeuropa, mit wenig Geld, berauscht vom Erleben fremder Kulturen und Landschaften. Als mit dem literarischen Ruhm Feuchtwangers auch finanzielle Unabhängigkeit kommt, erwerben sie im Berliner Grunewald ein Haus. Aber nur knapp zwei Jahre bleibt es ihr Heim. Um den mit Sicherheit tödlichen Verfolgungen der Nazis zu entgehen, suchen sie Zuflucht in Südfrankreich, für sieben gute Jahre. 1940, beim Einmarsch deutscher Truppen in das westliche Nachbarland, werden die Emigranten interniert. Marta Feuchtwanger, im Lager Hyère, entfaltet erstaunliche Tat- und Entschlußkraft, um Erleichterungen für ihre Mitgefangenen durchzusetzen. Es gelingt ihr, aus dem Lager zu entkommen, sie arrangiert die Befreiung ihres Mannes und schließlich die gemeinsame Flucht über die Pyrenäen nach den USA. Mit dieser zweiten Emigration beendet sie ihre Erinnerungen an Jahre, Tage, Stunden, an große Reisen und kleine Abenteuer, an Begegnungen mit Brecht, Heinrich und Thomas Mann, Werfel, Zweig - an die Großen ihrer Zeit aus Literatur und Kunst, von Bühne und Film. Heute lebt sie, dreiundneunzigjährig, in Kalifornien, in jenem Haus, das für Lion Feuchtwanger und sie vom Asyl zum Zuhause geworden war.

Buchanfang:
Wenn ich mit Freunden zusammensitze und sie mich über mein Leben mit Lion ausfragen, erzähle ich von unseren kleinen und manchmal auch nicht so kleinen Erlebnissen oder von turbulenten Ereignissen, die über uns zusammenbrachen und wie wir sie dann durchgestanden haben. Jedesmal bestürmten mich die Freunde, ich solle das alles niederschreiben. Schließlich tat ich es, aber nur für mich. Ich hatte nicht die Absicht, etwas zu veröffentlichen, schon gar nicht, als ich beim Schreiben zu der Überzeugung kam, daß ich viel zuviel weiß, zu viel tat, zu viel sah, was ich lieber für mich behalten hätte. Entweder die Wahrheit oder gar nichts.
Ich schloß eine Übereinkunft mit mir: Ich verschweige nichts über mich, wenn es auch manchmal gewagt erscheinen mag, und das Sensationelle, sagen wir den Klatsch über andere, beschränke ich auf das Notwendigste. Da bleibt immer noch ein kleiner Spielraum.
Neulich wurde ich daran erinnert, daß ich bei einem Interview gesagt habe, mein Leben begann mit dem Tag, an dem ich Lion das erste Mal traf. Das stimmt immer noch.
Als ich jung war, habe ich leidenschaftlich gern Kopfsprünge vom Sprungbrett gemacht. Tief atmen, und dann springen. Und nun will ich erzählen, was mir so im Lauf der Zeit durch den Sinn gegangen ist.

Einbandgestaltung Heinz Hellmis
Ausgabe für die sozialistischen Länder mit Genehmigung des Verlages Albert Langen Georg Müller, München Wien

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1984
 

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