18 November 2021

Heinrich Fink (Hg): Stärker als die Angst

„Stärker als die Angst um sich selbst“ war der Gewissensentscheid jener, die sich gegen das faschistische Terrorregime wandten, Solidarität mit den Opfern seiner Vernichtungspolitik übten und sie zu retten suchten. Nur wenige aus dem deutschen Bürgertum und unter den katholischen und protestantischen Christen Deutschlands waren es, die sich der planmäßigen Ausrottung der Juden durch die Nazimachthaber entgegensetzten. Die meisten schwiegen, tolerierten oder akzeptierten die „Lösung der Judenfrage“.

Den wenigen Christen, die handelten (wenn sie auch nicht die Todesmaschinerie aufhalten konnten), während die offizielle Kirche – sowohl die katholische wie die protestantische – viel zu lange schwieg oder sogar die faschistische Judenverfolgung sanktionierte, will dieser Sammelband ein Denkmal setzen, nicht um das Verhalten des überwiegenden Teils der Christen in Deutschland zu bagatellisieren oder zu beschönigen, sondern um Zeugnis von beidem zu geben: von der Menschlichkeit weniger und vom schuldhaften Versagen vieler.

Die Darstellung der faschistischen Judenverfolgung aus der Sicht der Verfolgten und der Retter, die stellvertretend steht für die Ausrottungspolitik der Nazimachthaber gegenüber ihren politischen Gegnern, den Antifaschisten, und den von ihnen als „rassisch minderwertig“ Bezeichneten, soll den Lebenden Mahnung sein, jeden Rassismus zu bekämpfen, indem seine Voraussetzungen in überholten unsozialen ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnissen beseitigt werden. Die Erinnerung an den 30. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ vom 9. zum 10. Novembver 1938 soll die Augenzeugen dieser Zeit und die Nachgeborenen auch in der Erkenntnis bestärken, daß die Mörder von damals keine Verhandlungspartner für die Politik von heute sein können.

Die Beiträge von Prof. Emil Fuchs, Berlin, Heinz David Leuner, London, Karl Kleinschmidt, Schwerin, Wolfgang Gaffier, Dresden, Georg Heilbrunn, Berlin, Dr. Rudolf Iltis, Prag, u.a. lassen ein mosaikartiges Bild jener Zeit entstehen: ständig wachsender Terror, Vernichtung der materiellen Existenz, zunehmende Isolierung und Ghettoisierung, Gefahr der Deportation in ein Vernichtungslager, zermürbender Druck der Zwangsarbeit oder des illegalen Lebens – und das Erlebnis der Mitmenschlichkeit, der Solidarität.

Union Verlag Berlin 1968
Mit einem Geleitwort von Emil Fuchs
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Heinrich Fink

 

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