Klappentext:
In einer spannenden Romanhandlung erleben wir ein bäuerliches Ehepaar in direkter Konfrontation mit deutschen Besatzungssoldaten, die sich auf ihren kleinen Hof einquartiert haben. Der bedrückende Alltag offenbart die gegensätzlichen Charaktere der beiden alten Leute: Pjatrok will seine Ruhe und glaubt sie durch Dienstbereitschaft erkaufen zu können, Szepnida will Widerstand leisten – beide müssen in der Rechtlosigkeit der Okkupation scheitern. Besonders belastend sind die Quälereien der einheimischen Kollaborateure. Die unterschiedlichen Gründe, warum sich überhaupt Belorussen fanden, die den Deutschen dienten, versucht Bykau mit einem Rückblick in die jüngere Geschichte des Dörfchens Wysselki aufzuhellen. Der Roman steigert sich zum dramatischen Finale, in dem ein Bombenblindgänger eine besondere Rolle spielt und Menschen bis an die letzten Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen.
Wassil Bykau, geb. 1924, ist in der DDR einem großen Lesepublikum bekannt. Seine Werke, deren Thema immer wieder der Krieg mit seinen Auswirkungen auf Menschenschicksale ist, erschienen in hohen Auflagen und 1978 auch in einer zweibändigen Ausgabe. Hier einige der Titel: „Die dritte Leuchtkugel“, 1964; „Die Schlinge“, 1972; „Sein Bataillon“, 1977; „Der Obelisk“, 1980.
Buchanfang:
Zeit und Menschen hatten von dem großen Gehöft, das früher hier gelegen, nur wenig übriggelassen. Da und dort schauten ein paar Reste hervor: ein Eckstein des Fundaments, ein zusammengesunkener Haufen Ziegelbruch, zwei Steinstufen, wo die Haustür gewesen war. Diese Steine ruhten an derselben Stelle wie vor vielen Jahren, und die winzigen rötlichen Ameisen, die irgendwo in der Nähe ihre Heimstatt hatten, huschten geschäftig über die untere Stufe, die ins Erdreich eingesunken war. Das Erlengehölz der Schlucht war über den Acker bis an den Hof herangewachsen, und wo die Vorratshütte gestanden hatte, wuchs jetzt majestätisch ein üppigdichter Hagebuttenstrauch, umgeben von wuchernden Kletten, Brennesseln und Himbeerbüschen. Vom Brunnen war nichts übriggeblieben, der gezimmerte Kasten war vermodert, vielleicht auch von Menschen zerstört worden, das Wasser, nicht mehr benötigt, war versickert, hatte sich in die Tiefen der Erde zurückgezogen. Wo die Kate gewesen war, reckte sich jetzt aus dem Unkraut ein stachliger Holzbirnbaum ans Licht, vielleicht ein wilder Sproß der damaligen Birnbäume, vielleicht auch Selbstanpflanzung aus einem Kern, den ein Vogel vom Wald hergebracht hatte.
Von der Landstraße her gesehen, deutete kaum etwas auf das ehemalige Gehöft, allenfalls die eine der beiden Linden, die früher die Toreinfahrt geschmückt hatten. Die andere war längst verschwunden, und auch die gebliebene bot einen kläglichen Anblick: Versengt und mit dickem verunstaltetem Stamm, in den eine knorrige Höhle hineingefault war, hatte sie unbegreiflicherweise auf einer Seite ein paar dicke Äste behalten. ........
Schutzumschlag: Stephan Köhler
Titel der belorussischen Originalausgabe: Знак бяды
© Выдавецтва «Мастацкая літаратура», Минск 1984
Belorussische Konsultation: Sonja Hey
Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1984
Auch erschienen im
Buchclub 65
Lizenz des Verl. Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1984
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