10 Januar 2022

Michail Scholochow: Neuland unterm Pflug, 2. Teil

 Buchbeginn
Die Erde quoll in der Regenfeuchte, und wenn der Wind die Wolken  auseinanderschob, streckte sie sich wohlig in der hellen Sommersonne und dampfte. Bläuliche Schleier legten sich über die Flur. In den Morgenstunden stiegen Nebel aus dem Fluß und den sumpfigen Niederungen. In brodelnden Schwaden schwammen sie über Gremjatschi Log hinweg, zogen zu den Steppenhügeln, lösten sich dort auf, verrauchten unmerklich als flüchtig-zarter türkisblauer Hauch; und auf dem Gras, den Blättern der Bäume, den Schilfdächern der Häuser und Ställe, überall lag in verschwenderischer Fülle bis in den Mittag hinein der bleischwere Tau, wie verschüttetes glühendes Schrot.
In der Steppe waren die Quecken kniehoch aufgeschossen. Hinter dem Anger blühte der Steinklee. An den Abenden strömte sein Honigduft durch den ganzen Chutor und goß bange Sehnsucht in die Mädchenherzen. Wie eine dichte dunkelgrüne Mauer stand die Wintersaat, soweit der Blick reichte, und das Sommergetreide erfreute das Auge durch sein treffliches Gedeihen. Aus dem grauen sandigen Boden stachen die Spitzen der dichtstehenden Maistriebe...

Verlag Volk und Welt Berlin 1960
Roman-Zeitung 3. Sonderheft 1960
Die Übersetzung besorgte Juri Elperin

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