03 Januar 2022

Renate Feyl: Bau mir eine Brücke

Sie sind jung, sie lieben sich, und sie sind seit einem halben Jahr miteinander verheiratet. Sie haben eine Wohnung, eine sehr kleine zwar, und sie haben eine Arbeit, die ihnen Spaß macht, und trotzdem gibt es dauernd Streit. Klara will sich nicht damit abfinden, daß ihr Mann so wenig Verständnis für ihre Abgeordnetentätigkeit aufbringt, und Robert, der Musiker in einem Opernorchester ist, möchte die seltenen freien Abende mit seiner Frau verbringen. In der Woche sehen sie sich kaum. Wenn Klara morgens zur Arbeit geht - sie ist Assistentin an der Universität -, schläft Robert; wenn sie nach Hause kommt, hat er gerade die Wohnung verlassen. Und wenn er dann wirklich einmal frei hat, muß Klara sich garantiert um andere Leute kümmern. Das will er nicht länger mitmachen. Nach einem besonders kränkenden Streit packt Klara ihre Sachen und zieht zu ihrem Vater zurück.




Buchbeginn
Er: Ich liebe dich.
Sie: Wie bitte?
Er: Ich liebe dich.
Sie: Wie bitte?
Er: Ich liebe dich, hörst du schwer?
"Sie: Wie bitte?
Er: Ich liebe dich, verdammt noch mal.
Sie: Ah, das tut gut.
Ich könnte es tausendmal hören.

In einem kahlen Raum steht ein mächtiger Schreibtisch. Gutes, massives Eichenholz.
Es liegt nichts weiter auf ihm als eine dicke Mappe und ein Kugelschreiber, dessen äußere Form eine rosarote Plasterose an einem grünen Stiel darstellt.
Ein schönes, kitschiges Schreibgerät.
Kein Telefon steht in diesem Dienstzimmer, dafür - aufgebaut auf einem Aktenbock - ein Plattenspieler.
Die schwarze Scheibe beginnt sich zu drehen...

Verlag Neues Leben, Berlin 1972, 5. Auflage 1987
 

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