02 Februar 2022

Maxim Gorki: Die Stadt des gelben Teufels

Buchanfang:

Die Stadt des gelben Teufels

... Nebel, dicht durchsetzt mit Rauchschwaden, hing über Ozean und Land, träger Fadenregen fiel auf die unfreundlichen Gebäude der Stadt und das trübe Wasser der Reede.

An der Reling hatten sich die Einwanderer versammelt; schweigend betrachteten sie alles ringsum mit forschenden Augen, in denen sich Hoffnungen und Befürchtungen, Angst und Freude spiegelten.

"Wer ist das?" fragte ganz leise ein Mädchen aus Polen und deutete erstaunt auf die Freiheitsstatue. Jemand antwortete:

"Der Gott Amerikas ..."

Die massive bronzene Frauengestalt ist von Kopf bis Fuß mit Patina bedeckt. Blind schaut ihr kaltes Antlitz durch den Nebel hinaus in die Öde des Meeres, als harre die Bronze des Sonnenballs, damit er ihre toten Augen zum Leben erwecke. Die Freiheit hat wenig Boden unter den Füßen, sie ist gleichsam aus dem Meer emporgestiegen, und als Sockel scheinen ihr erstarrte Wellen zu dienen. Ihr Arm, hoch emporgereckt über das Meer und die Schiffsmasten, verleiht ihrer Pose eine stolze Majestät und Schönheit. Man glaubt, gleich werde die Fackel in ihrer fest zusammengepreßten Hand hell auflodern, den grauen Rauch vertreiben und ...

Reclams Universal-Bibliothek Nr. 8334 C, 2. Auflage

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