18 Mai 2023

Graham Greene: Der stille Amerikaner

„Amerikanischer Beamter in Saigon ermordet.“
Der englische Journalist Fowler, Berichterstatter auf dem Schauplatz des französischen Kolonialkrieges in Vietnam, denkt bereits in Schlagzeilen, als ihn die Nachricht vom Tod Alden Pyles erreicht. Nur zu gut kannte Fowler diesen unauffälligen jungen Amerikaner, der angeblich in Sachen Wirtschaftshilfe im Land weilte. Pyle hatte ihm nicht nur das Leben gerettet, er hatte ihm auch die schöne annamitische Geliebte Phuong ausgespannt. Aber was noch wichtiger war als ihre persönlichen Beziehungen: Fowler erkannte rechtzeitig das entsetzliche Unheil, das Pyle mit seinem „Idealismus“ heraufbeschwor, und ergriff zum erstenmal Partei.

Der Autor
Graham Greene wurde 1904 in Berkhamsted als Sohn eines Schuldirektors geboren. Er studierte in Oxford, war jahrelang als Journalist, Kritiker, Herausgeber und Verlagsdirektor tätig und unternahm zahlreiche Reisen in fremde Länder. Gegenwärtig lebt er vorwiegend in Antibes, Côte d'Azur. Als Verfasser von über zwanzig Romanen, zahlreichen Kurzgeschichten, Filmszenarien, Kinderbüchern und publizistischen Schriften ist Graham Greene heute einer der bekanntesten Vertreter der englischen Gegenwartsliteratur. Aus einer Reihe literarisch weniger ausgeformter Spannungsromane sowie betont vom Katholizismus Greenes geprägter Problemromane wie „Die Kraft und die Herrlichkeit“ (1940) oder „Das Herz aller Dinge“ (1948) ragen vor allem solche Brennpunktromane heraus wie „Der stille Amerikaner“ (1955), „Unser Mann in Havanna“ (1958), „Die Stunde der Komödianten“ (1966) oder „Der Honorarkonsul“ (1973), in denen sich aktuelles, aktionsreiches Geschehen mit faszinierenden politischen, religiösen und moralischen Fragestellungen verbindet.

Buchanfang
Liebe Phuong, lieber René!
Ich habe um Erlaubnis gebeten, Euch dieses Buch widmen zu dürfen nicht nur im Gedenken an die glücklichen Abende, die ich im Laufe der letzten fünf Jahre mit Euch in Saigon verbracht habe, sondern auch aus einem anderen Grund: Ich borgte ganz schamlos die Örtlichkeit Eurer Wohnung als Behausung einer meiner Romangestalten und ebenso Deinen Namen, Phuong. Dies tat ich meinen Lesern zuliebe, weil dieser Name schlicht, schön und leicht auszusprechen ist, was man nicht von allen Frauennamen in Deinem Lande behaupten kann. Ihr werdet beide feststellen, daß ich sonst sehr wenig geborgt habe, gewiß nicht den Charakter irgendeines Menschen in Vietnam. Pyle, Granger, Fowler, Vigot, Joe – für sie findet man im Leben von Saigon oder Hanoi keine Vorbilder. Sogar die historischen Ereignisse erscheinen hier anders gereiht. So ging zum Beispiel der große Bombenanschlag in der Nähe des „Continental“ dem Zwischenfall mit den Fahrradbomben zeitlich voraus, und nicht umgekehrt. Ich habe keine Skrupel, solche Änderungen vorzunehmen. Dies ist eine Erzählung und nicht ein Stück Geschichte, und ich hoffe, daß es als Erzählung um ein paar frei erfundene Gestalten Euch beiden einen heißen Abend in Saigon vertreiben wird.
Herzlichst
Euer
Graham Greene

Titel der englischen Originalausgabe: THE QUIET AMERICAN
Übersetzt von Walther Puchwein
Schutzumschlag: Lothar Reher
Einbandentwurf: Horst Hussel

Verlag Volk und Welt, Berlin
ex libris Volk und Welt

1. Auflage 1957
2. Auflage 1964
3. Auflage 1969
4. Auflage 1978 [1. Auflage  ex libris Volk und Welt]

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