Warum nur lesen sich manche neuen Romane
nicht halb so amüsant wie die alten Märchen,
obwohl sie doch
den gleichen positiven Helden haben,
der die schrecklichsten Hindernisse überwindet
und am Ende der angebeteten Prinzessin glücklich
in die Arme fällt?
In unserer Zeit würde sich
die Prinzessin auf der Erbse nicht mehr
mit Jammern begnügen.
Sie würde sich drei Wochen
krank schreiben lassen.
Die Menschen können von Glück reden,
daß ich keine Geschichten schreibe,
sagte der Wolf,
als er im Märchenbuch las.
Zur Bastelei an alten Märchen
Die in diesem Bändchen vereinigten, speziell gewürzten Märchen sind wie schon aus ihren Titeln hervorgeht keineswegs erfunden. Wer kennt nicht »Rotkäppchen«, »Frau Holle« oder »Die Prinzessin auf der Erbse«, wer hat nicht von Grimm, Andersen, Bechstein gehört, deren Sammlungen heute genauso bekannt sind wie zu ihrer Zeit vor anderthalb Jahrhunderten. Märchen sind Kulturgut, sie werden von Generation zu Generation weitergegeben, und so unwahrscheinlich die Schicksale ihrer Helden sind, sie sagen doch vieles über die Träume und Hoffnungen der Menschen aus. Märchen sind auf ihre Weise wahr, es ist, als ob der Staub der Jahrhunderte an ihnen nicht haftenbliebe. Dennoch habe ich mir angemaßt – nicht als erster übrigens –, an einigen von ihnen herumzubasteln, an sehr wenigen, denn ihre Zahl ist Legion. Zu diesem höchst eigenmächtigen Vorgehen seien mir zwei Worte gestattet.
Zunächst – die Märchen in der vorliegenden Fassung sind für Erwachsene gedacht, für schaffende Menschen gewissermaßen, die mit beiden Beinen fest im Alltag stehen. Ihnen kann natürlich nicht passieren, was den Helden jener vergangenen Zeiten widerfuhr, sie richten ihre Blicke ja auf die Gegenwart, weshalb sich denn auch das Gegenwärtige in den Geschichten wiederfinden soll. Dabei dürfen freilich die Phantasie, das Abenteuerliche und Vergnügliche der alten Märchen nicht verlorengehen. Ebensowenig wie ihr kritischer Geist, jene geheime Ironie, die sich von jeher gegen Bosheit und Schlamperei richtete. Die Klugen und Guten zu belohnen, die Niederträchtigen zu bestrafen war schon immer Sinn der Märchen. Das sollte auch heute so bleiben, wo die Könige nicht mehr bestimmen, .....
Inhalt
Zur Bastelei an alten Märchen ....... 5
Tischlein deck dich! ....... 7
Der fette und der magere Lollus ....... 11
Schlaraffenland ....... 14
Vom Fischer und syner Fru ....... 17
Der Geist in der Flasche ....... 24
Hans im Glück ....... 27
Der Riese und der Schneider ....... 33
Der Schneider im Himmel ....... 40
Der Froschkönig ....... 45
Vogel Wegerich ....... 50
Hirsedieb ....... 54
Frau Holle ....... 60
Das Bürle im Himmel ....... 65
Die Prinzessin auf der Erbse ....... 70
Rotkäppchen ....... 72
Die Bremer Stadtmusikanten ....... 76
Der alte Mann mit dem Rucksack ....... 80
Der Fuchs und die Gänse ....... 85
Sechse kommen um die ganze Welt ....... 88
Zwölf mit der Post ....... 93
Umschlag- und Textillustrationen von Ellen Willnow
Verlag Tribüne, Berlin
Reihe: ANGEBOTE
1. Auflage 1980
2. Auflage 1982
3. Auflage 1987
Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
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