12 Juni 2023

Raimondas Kasauskas: Die Augen meiner Mutter

Mit knurrendem Magen erwacht der sechzehnjährige Vacys zwischen leeren Weckgläsern und alten Kleidungsstücken im Keller seiner Schwester Jurate. Hier verkriecht er sich heimlich des Nachts, seit er die Arbeit in der Fabrik hingeschmissen hat; tagsüber streift er ziellos durch die Stadt und trifft sich mit zweifelhaften jungen Leuten. Zu verlogen erschien Vacys das Leben seiner Schwester, die ihm bisher Eltern und Zuhause ersetzte, zu sehr quälte ihn, wie geduldig sie ihre zerrüttete Ehe erträgt. Ganz für sich allein möchte er Jurate haben, deren Augen ihn an die der Mutter erinnern. Doch gewohnt, Wärme und Liebe zu fordern, nicht aber selbst zu geben, bereitet er ihr nur noch mehr Sorgen, bis seine neuen Freunde ihn schmerzlich enttäuschen und er auch die eigenen Fehler zu sehen beginnt.

Der Litauer Raimondas Kasauskas zeigt in dieser und in den anderen drei Erzählungen unserer Auswahl Menschen an Wendepunkten ihres Lebens. Auf der Suche nach den sittlich-moralischen Beweggründen des Handelns seiner Zeitgenossen erweist er sich als Meister der psychologischen Prosa.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

1. Auflage 1981

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