03 Juli 2023

A. S. Makarenko: Flaggen auf den Türmen

Wiederum erzählt Makarenko die Geschichte eines sozialistischen Jugendkollektivs, der Erziehungskolonie „Erster Mai“. In dem berühmten Roman „Der Weg ins Leben“ ging es um die harten Kämpfe, die der Aufbau einer solchen Kolonie aus dem Nichts erforderte. Nun ist das Fundament geschaffen, und es stehen jetzt innere Kämpfe mehr im Vordergrund. Es geht um die feinen Beziehungen der Jugendlichen untereinander und um ihre Einstellung zur Gemeinschaft, um die Einordnung des Einzelnen in das Ganze.
Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit findet seinen beredten Ausdruck im Bau einer neuen Fabrik, den die Kolonisten nahezu aus eigener Kraft und mit Mitteln errichten, die sie durch ihre Arbeit der Kolonie erworben haben. Ein großes Schaubild zeigt laufend die Erfolge der Jugendlichen im Kampf mit den auftretenden Schwierigkeiten und um die Planerfüllung an. Noch vor der gesteckten Frist können auf den Türmen des Diagramms, die das Ziel eines harten und doch freudig durchgeführten Aufbauwerkes versinnbildlichen, die roten Siegesflaggen aufgezogen werden.

VORBEMERKUNG
Im Jahre 1927 rief die GPU der Ukrainischen SSR die Dsershinskij-Kommune ins Leben. Sie war gedacht als ein lebendiges Denkmal für den unbeugsamen Tschekisten F. E. Dsershinskij, der so viel für den Schutz und die Rettung der Kinder in den Jahren des Bürgerkrieges und der Intervention getan hat.
Der Name Dsershinskij bedeutete von Anfang an die Verpflichtung, vorbildliche erzieherische Arbeit zu leisten, ein Kollektiv von musterhafter Einheitlichkeit zu schaffen und die pädagogische Qualifikation aufs höchste zu steigern. Das war eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe. Damals leitete A. S. Makarenko die Gorki-Kolonie. Wie immer mit intensiver pädagogischer Arbeit beschäftigt, erwartete er den Besuch des Freundes und Paten der Kolonie, des großen sowjetischen Schriftstellers Alexej Maximowitsch Gorki. Die Verwaltung der Dsershinskij-Kommune machte Makarenko den Vorschlag, auch die Leitung ihrer Kommune zu übernehmen, noch bevor die Bauarbeiten abgeschlossen waren. Mit größter Begeisterung machte Makarenko sich ans Werk und leitete ein Jahr lang beide Institutionen, die Gorki-Kolonie und die Dsershinskij-Kommune. Im Sommer 1928 stattete Gorki der Dsershinskij-Kommune einen Besuch ab, und nach der Besichtigung sagte er zu den Kommunarden:
„Ihr führt hier ein wunderbares Leben, Jungens, und eure Kommune ist ein Ausblick in den Kommunismus.“
Die Arbeit in der Dsershinskij-Kommune war für Makarenko eine höhere Etappe in der praktischen Erprobung der von ihm entwickelten theoretischen Thesen, die Krönung seiner pädagogischen Bemühungen um eine geschlossene, wissenschaftlich fundierte Theorie der kommunistischen Erziehung.
Schon in den ersten Jahren seiner leitenden Tätigkeit in der Kommune greift Makarenko zur Feder, um Leben und Wachstum dieses hervorragenden sowjetischen Erziehungsinstituts zu schildern. Sein „Marsch des Jahres 1930“ und dann die im Jahre 1931 entstandene Erzählung „FD 1“ waren der Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit, die sich das Ziel setzte, die wertvollen pädagogischen Erfahrungen der Kommune der gesamten Sowjetöffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Jahre 1936 erläutert er in dem „Versuch einer Methodik zur Organisation des Erziehungsprozesses“ in konzentrierter, wissenschaftlich-theoretischer Form die Methode und die pädagogische Technik der Arbeit in der Kommune. In dem gleichen Jahre beginnt er die Arbeit an einem Buche, das in seiner endgültigen Fassung 1938 den Titel „Flaggen auf den Türmen“ erhält.
In diesem Werke handelt es sich um eine künstlerische Darstellung tatsächlicher Ereignisse und der an diesen Ereignissen beteiligten Menschen. Hier haben wir keine erdichteten Personen und Situationen vor uns, sondern die künstlerisch gestaltete Wahrheit über die Dsershinskij-Kommune, über die Angehörigen der Kommune und ihr Werk. Das gesamte Tatsachenmaterial ist also authentisch. Dagegen ändert Makarenko die Namen der Beteiligten und erzählt in der dritten Person. Dies hat ihm die Durchführung seiner Hauptaufgabe erleichtert: nämlich den erfolgreichen Verlauf und die glänzenden Ergebnisse seiner neuartigen Erziehungsarbeit sowie den komplizierten Prozeß der Formung von Charakteren zu zeigen. Außerdem gewann er so freie Hand bei der Darstellung des Kolonieleiters Alexej Stepanowitsch Sacharow, der er selbst ist. Das Selbstporträt, das er hier zeichnet, ist ein wahrhaft künstlerisches Selbstbildnis von größter Lebensechtheit und Ausdruckskraft. Der Leser sieht Makarenko so, wie er wirklich war, als den Vertreter eines neuen Typus der Sowjetpädagogen.
In „Flaggen auf den Türmen“ erleben wir die erzieherische Kraft eines organisierten kommunistischen Kollektivs von „unüberwindlicher Stärke“. Wir sehen, zu welchen außerordentlichen Leistungen die große Wissenschaft Lenins und Stalins die Pädagogen – ob sie der Partei der Bolschewiki angehören oder nicht – befähigt.
Der vorliegende Band enthält außer „Flaggen auf den Türmen“ das Stenogramm von Makarenkos Ausführungen über sein Buch im Leningrader Kirow-Kulturpalast, einen offenen Brief Makarenkos an den „Kritiker“ F. Lewin und ein Schreiben der Zöglinge der Gorki-Kolonie und der Dsershinskij-Kommune an die „Literaturnaja Caseta“.
I. A. Kairow
G. S. Makarenko

Originaltitel: FLAGI NA BASCHNJACH
Übersetzung aus dem Russischen von Erich Salewski
Schutzumschlag: Ernst Jazdzewski

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

1. Auflage 1952
2. Auflage 1953
3. Auflage 1953
4. Auflage 1954
5. Auflage 1959
6. Auflage 1961
7. Auflage 1973 | Berecht. Ausg. im Buchclub 65, Berlin
8. Auflage 1973
9. Auflage 1975
10. Auflage 1977

auch erschienen bei:
• Verlag Kultur und Fortschritt –
  1. Auflage 1957
• Verlag Volk und Wissen; A. S. Makarenko: Werke Bd. 3
  1. Auflage 1958
  2. durchges. Neuauflage 1962
  3. Auflage 1971
  4. Auflage 1975
  5. Auflage 1981

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