23 Juli 2023

Irina Guro: Das Tor zur Kleinen Erde

Irina Guro wurde 1909 in Kiew geboren. Hier beendete sie auch ihre Schulzeit. Nach Abschluß der Universität – sie studierte Philologie und Jura – legte sie bereits kleinere literarische Arbeiten der Öffentlichkeit vor.
Während des Großen Vaterländischen Krieges kämpfte sie als Offizier der Roten Armee an der Front und im Hinterland des Feindes. Heute lebt sie als freischaffende Schriftstellerin in Moskau. Dem sowjetischen Leser ist Irina Guro durch viele Romane und Erzählungen bekannt geworden.
„Am rauhen Abhang“, „Du bist schon erwachsen“, „Draußen tobt Sturm“, „Allem Tod zum Trotz“, „Moskauer Boulevards“ sind einige der bedeutendsten Werke.
1966 erschien im Verlag Junge Garde in Moskau die vorliegende große Erzählung „Das Tor zur Kleinen Erde“. Als Beitrag zum Jahrestag des Komsomol gab der Verlag dieses Buch 1968 in einer Sonderausgabe zum zweitenmal heraus.
Augenblicklich schreibt die Autorin an einem neuen Roman, der das Schicksal einer jungen sowjetischen Journalistin zum Inhalt hat, die 1926 nach Berlin kommt, ihre erste Begegnung mit deutschen Kommunisten hat, in der sowjetischen Botschaft als Mitarbeiterin tätig ist und schließlich als Diplomatin nach Kopenhagen geht.

Buchanfang
Der deutsche Begriff „wandern“ schien mir immer umfassender, als es das Wörterbuch angibt. Den entsprechenden russischen Ausdrücken fehlt die Hauptsache: der Zauber der Landstraße, das Geheimnis hinter der Wegbiegung, die Vorfreude auf die Aussicht.
Zudem bedeutet „wandern“ in meiner Vorstellung zu Fuß gehen, ja auch ziellos umherstreifen.
Bei Sonnenaufgang verließ ich ein kleines Gebirgsdorf, das jetzt vor Beginn des Kurbetriebes, sauber, still und malerisch war wie auf einer Abbildung im Reiseprospekt. Der Weg wand sich spiralförmig um den Berg, knirschend gab der Kies unter meinen Schritten nach. Bald links, bald rechts von mir floß gemächlich ein geschwätziger Bach.
Ich vergewisserte mich auf der Landkarte, daß ich Schöneberg am Nachmittag erreichen würde. Als ob es nicht einerlei wäre! Und überhaupt: Warum ging mir dieses verdammte Gasthaus am östlichen Dorfrand von Schöneberg nicht aus dem Kopf? Höchstwahrscheinlich war sie längst verschwunden, diese ländliche Wirtschaft mit dem idyllischen Namen „Zur Linde“, dieses gepflegte Häuschen unterm Schindeldach, das ich noch nie gesehen hatte.

Titel der russischen Ausgabe: „Дорога на Рюбецаль“
Ins Deutsche übertragen von Lia Pirskawetz
Schutzumschlag und Einband: Ronald Paris

Verlag Neues Leben Berlin

1. Auflage 1968
2. Auflage 1969 Berechtigte Ausgabe für den buchclub 65

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