14 Juli 2023

Rudolf Daumann: Tatanka Yotanka – Ein Roman um Sitting Bull, den großen Häuptling der Sioux

Zur Einführung

Tatanka-yotanka heißt der Held dieses Buches. Die Grenzer nannten ihn Sitting Bull, und dieser Name ist von der Schundliteratur so vielfach mißbraucht worden, daß es wirklich an der Zeit ist, die von tragischer Größe umwitterte historische Gestalt des großen Kriegshäuptlings der verbündeten roten Nationen darzustellen. Hier wird der Versuch unternommen, ein Kapitel aus der Geschichte der Indianerstämme Nordamerikas aufzuzeichnen, die in dem Augenblick der Vernichtung durch den weißen Mann anheimfielen, als sie lernen wollten, von schweifenden Jägern zu fürsorglichen Hirten, von sammelnden Horden zu klugen Ackerbauern aufzusteigen. 1820 starb, 86jährig, der greise Daniel Boone, dem James Fenimore Cooper im Lederstrumpf ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat. Eine Person aus dem großen Drama der Auseinandersetzung zwischen Weiß und Rot war ausgeschieden, der Vernichtungskampf aber ging weiter. Goethe erkannte, welch ungeheurer Stoff hier noch der Bearbeitung wartete. Er schrieb 1827 in seinen Aufsätzen zur Kultur-, Theater- und Literaturgeschichte:
»Der Bearbeitende müßte den Stolz haben, mit Cooper zu wetteifern, und deshalb die klarste Einsicht in jene überseeischen Gegenstände zu gewinnen suchen. Von der frühsten Kolonisation an, von der Zeit des Kampfes an, den die Europäer erst mit den Urbewohnern, dann unter sich selbst führten, von dem Vollbesitz an des großen Reiches, das die Engländer sich gewonnen, bis zum Abfall der nachher vereinigten Staaten, bis zu dem Freiheitskriege, dessen Resultat und Folgen – diese Zustände sämtlich müßten ihm überhaupt gegenwärtig und im besonderen klar sein... Was den Personenbestand betrifft, so hat weder ein epischer noch dramatischer Dichter je zur Auswahl einen solchen Reichtum vor sich gesehen. Die Unzufriedenen beider Weltteile stehen ihm zu Gebot...«
Der Verfasser des vorliegenden Buches, des ersten Bandes seiner Dakotaschilderung, nimmt für sich nicht die Meinung in Anspruch, er sei immer diesem Ratschlage gefolgt. Was bei Cooper noch echte Wildwestromantik sein konnte, starb hin in den fünfzig Jahren, die auf Boones Tod folgten. Während die ganze Welt Tränen vergoß über den »Letzten der Mohikaner«, rüstete sich der weiße Mann, die Indianer aus den letzten eigenen Wohngebieten der USA zu vertreiben. Um 1870 etwa entbrennt der Kampf an der ganzen Westgrenze zwischen Missouri-
Mississippi und dem Felsengebirge. Das ungeheure Indianerland von der kanadischen Grenze bis zum Golf von Mexiko, rund 4 Millionen Quadratkilometer groß, die Hälfte des Gebietes der USA, wird zunächst einmal durch den Bau der Pazifik-Bahnen in riesige Teilabschnitte zerlegt. 1869 wird am Großen Salzsee in Utah der letzte Hammerschlag an der Zentral-Pazifik-Bahn getan. 1875 wird der durchgehende Verkehr auf der Nord-Pazifik-Bahn aufgenommen.
Dazwischen verwüstet seit dem Schwarzen Freitag des Jahres 1873 eine große Wirtschaftskrisis das aufblühende Leben in den USA. Der Umschlag von der Krise zum Krieg erfolgt diesmal nicht gegenüber ausländischen Konkurrenten; er gewinnt Gestalt an der Indianergrenze im Westen und führt zum großen Indianerkrieg, der im Jahre 1876 in einer schrecklichen Katastrophe gipfelt und dann weiterschwelt bis in die neunziger Jahre hinein, als die Geistertanzbewegung der schoschonischen Völker im Blut erstickt wird.
Der Machtkampf zwischen den Finanzgewaltigen New Yorks und Philadelphias ist es, der auch das Schicksal der roten Nationen entscheidet. Um die zahllosen Scharen der Betrogenen und Ausgeplünderten von ihrem Kampfe für ihr soziales Recht abzulenken, verspricht man ihnen ein halbes Europa, das Indianerland: »Nehmt, es ist frei! Mit den roten Urbewohnern wird sich die Staatsmacht befassen!«
Wie das geschieht, das hat der Verfasser versucht darzustellen.

Cover- und Einbandgestaltung der Ausgaben

Schutzumschlag, Illustrationen, Einband: Eberhard Binder-Staßfurt

Verlag Neues Leben, Berlin

1. Auflage 1955
2. Auflage 1956
3. Auflage 1958
4. Auflage 1961|Kompass-Bücherei ; Bd. 26/27
5. Auflage 1962
6. Auflage 1966
7. Auflage 1972

auch erschienen im Buchclub 65
Auflage 1966

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