19 Juli 2023

Wladimir Makanin: Der Ausreißer

»Bürger Ausreißer« nennen den 50jährigen Kostjukow die Hubschrauberpiloten, die ihn seit Jahren in die entlegensten Winkel des Landes bringen. Auf der Flucht vor zu intensiven Bindungen stürzte sich Kostjukow in immer neue Abenteuer. Keiner Arbeit verschrieb er sich je mit Haut und Haaren, keine Frau konnte ihn halten. Wenn es zu heiß wurde, machte er sich aus dem Staub. Nur seine unehelichen Söhne sind ihm ständig auf den Fersen, verlangen Geld oder wollen einfach in der Nähe ihres romantischen Idols sein. Erst kurz vor seinem Tod findet Kostjukow die Kraft, sich einzugestehen, daß seine Berührungsängste stets alles zerstört haben. Nun quält ihn der Gedanke, nicht einmal zu elementaren menschlichen Kontakten fähig gewesen zu sein.

Wladimir Makanin (geb. 1937) lebt in Moskau und hat sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten sowjetischen Gegenwartsautoren profiliert. Seine Werke lösen bei Lesern und Literaturkritik oft heftige Debatten aus. In der DDR sind bisher seine Romane »Alte Bücher oder Das Porträt einer jungen Frau«, 1979, »Der Wunderdoktor«, 1984, und »Der Mann mit den zwei Gesichtern«, 1986, sowie die Erzählungen »Der Mann aus der ›Suite‹«, 1985, und »Wo der Himmel die Hügel berührt«, 1986, erschienen. Ursprünglich ein Schüler Juri Trifonows, sieht Makanin die Problematik des Großstadtalltags aus dem Blickwinkel der nachrückenden Generation. Er bringt seine Figuren meist in ungewöhnliche Situationen, die sie aus ihrem eingefahrenen Trott herausreißen und über ihr bisheriges Leben nachdenken lassen. Makanin erzählt mit ironischer Distanz, ohne dabei seine innerlich zerrissenen Helden zu denunzieren.

Inhalt
Der Ausreißer • Deutsch von Ingeborg Kolinko
Kljutscharjow und Alimuschkin  • Deutsch von Ingeborg Kolinko
Der Fluß mit der reißenden Strömung  • Deutsch von Harry Burck
Der Antileader  • Deutsch von Ingeborg Kolinko

Aus dem Russischen von Harry Burck und Ingeborg Kolinko

Verlag Volk und Welt, Berlin
Spektrum Nr. 221

1. Auflage 1987  

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