11 August 2023

Joachim Rähmer: Die Katze Leonore

Weit draußen vor der Stadt, dort, wo der Güterbahnhof zu Ende ist und die Eisenbahngeleise in drei Richtungen aus der Stadt und in die Ferne führen, liegt der große Rangierberg. Eigentlich ist der große Rangierberg nur ein flacher Hügel und nicht einmal ein Viertel so hoch wie die drei richtigen Berge ganz in der Nähe: der Hoppberg, der Hammelberg und der Goldberg. Aber »Rangierhügel«, so nennt ihn kein Mensch und auch kein Eisenbahner, und deshalb tun wir es in unserer Geschichte auch nicht.
Dicht neben dem Rangierberg lebte die Katze Leonore. Sie wohnte nicht in einem Hause. Sie wohnte auch nicht in einer Höhle. Und erst recht nicht wohnte sie unter dem großen Holundergebüsch, das am Fuße des Rangierberges steht. Leonore wohnte unter dem dicken Rohr, durch das die Wärme in die Wohnungen der Stadt geschickt wird, in einer vergessenen, deckellosen Werkzeugkiste. Sie hatte lange gesucht, ehe sie die richtige Behausung für sich gefunden hatte. Sie war nämlich ziemlich empfindlich. Und das hatte seinen Grund.

Illustrationen von Karl-Heinz Appelmann

Altberliner Verlag, Berlin

1. Auflage 1989

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