18 September 2023

Karel Capek: Leben und Werk des Komponisten Foltýn

Karel Capek begann seine schriftstellerische Laufbahn als Student: Er veröffentlichte kleine Prosastücke in Zeitschriften. Durch seine Mitarbeit in der Presse hatte er großen Anteil an der Entwicklung des tschechischen Geisteslebens. Seine Erzählungen und Romane machten ihn zu einem der populärsten Autoren, und mit seinem Drama RUR (Rossum's Universum Robots), in dem er den Begriff des Roboters prägte, erlangte er Weltruf.
In jungen Jahren vom Pragmatismus und Relativismus beeinflußt, löste er sich allmählich von diesen philosophischen Strömungen. Er wandte sich mehr und mehr der Wirklichkeit und Fragen seiner Zeit zu. Für ihre Gestaltung wählte er weiterhin häufig die Form der Utopie. Karel Capek war ein Schriftsteller, der das Ausgefallene, das Originelle liebte; er zeichnete sich durch eine reiche Phantasie und einen Humor aus, der sich bis zur Satire steigerte, die in seinem Spätschaffen gegen den Kapitalismus und den Faschismus gerichtet war.

Scheinbar fern jeder gesellschaftlichen Problematik steht das als Fragment hinterlassene "Leben und Werk des Komponisten Foltýn". Doch zeigt Karel Capek hierin zum ersten Mal, daß er seinen Zweifel an der Erkennbarkeit der Wahrheit überwunden hat. Wie schon in früheren Romanen läßt der Autor einen Menschen von verschiedenen Gestalten unter verschiedenen Aspekten betrachten, aber hier bezieht er Stellung und entlarvt seinen Helden, einen selbstgefälligen Betrüger. Karl Capek, der bis dahin nur liebenswerte Charaktere geschaffen hat, gibt einem Menschen mit den Auffassungen, wie sie ein Foltýn hat, keine Chance.
Diese Wandlung ist durch die Verhältnisse in den dreißiger Jahren zu erklären, die Capeks Blick für die Wirklichkeit geschärft haben. Nicht zufällig sagte der große Schriftsteller zwei Jahre vor seinem Tod: "Ich kann mir nicht helfen, aber eine Literatur, die die Realität nicht beachtet, die sich nicht darum kümmert und darauf nicht so reagiert, wie es Wort und Gedanken vermögen - eine solche Literatur ist nicht mein Fall."

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1967


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