13 Dezember 2023

Li Ju-Tschen: Im Land der Frauen


Die groteske Reiseschilderung ›Im Land der Frauen‹ ist ein Teil eines aus hundert Kapiteln bestehenden gewaltigen chinesischen Romanwerkes, das 1828 unter dem Titel ›Djing Hua Yuan‹ (Wundersame Beziehungen zwischen Blumen und einem Spiegel) veröffentlicht wurde. Sein Urheber, der Gelehrte und Literat Li Ju-tschen (um 1763-1830), hat an diesem gleichermaßen aufklärerischen und klassisch gelehrsamen Roman nicht weniger als ein volles Jahrzehnt geschrieben. Bei seiner Abfassung hat mit ziemlicher Sicherheit Pate gestanden die ›Pilgerfahrt nach dem Westen‹ von Wu Tschen-en (etwa 1500-1582), ein allegorischer Roman über die legendäre, von mancherlei Fährnissen und Prüfungen begleitete Reise des buddhistischen Mönchs Hüan-tsang gen Indien. Auch dort wird in einem Kapitel von den abenteuerlichen Erlebnissen des Mönchs in einem von Frauen beherrschten Land erzählt. Doch eine weitgespannte gesellschaftskritisch-aufklärerische Aussage erhält dieses Thema erst in der Romanepisode des Li Ju-tschen. Die hier vorgeführte verkehrte Welt, in der die überkommenen Beziehungen der Geschlechter in ihr Gegenteil gesetzt und die Männer in ein Knechtsdasein gezwungen sind, reflektiert in satirischer Schärfe die im feudalen Reich der Mitte bestehende Rechtlosigkeit der Frauen mit all ihren beklagenswerten Auswirkungen. Li Ju-tschens Schöpfung ist ein frühes Zeugnis des Einsatzes chinesischer Geistesschaffender im Dienste der Emanzipation.

Inhalt:
ERSTES KAPITEL: Nach erfolgreicher Prüfung wird einem alten Gelehrten große Enttäuschung zuteil. Im Traum hört er einen Vortrag über den Segen guter Werke ..... 5
ZWEITES KAPITEL: T'ang der Gelehrte entsagt der Welt des roten Staubes und nimmt an einer Seereise teil. Während eines Spazierganges lernen zwei Herren das Land der Frauen kennen ..... 20
DRITTES KAPITEL: Ein Mann mit gepudertem Gesicht und eingebundenen Füßen muß großes Ungemach erdulden. Ein langbärtiges Weib ergötzt sich an seinem Hinterteil und erspart ihm mitleidig weitere Schläge ..... 39
VIERTES KAPITEL: Nachdem der König die Schöne besichtigt hat, setzt er den Tag der Hochzeit fest. Steuermann To trifft einen alten Bekannten und erfährt von ihm eine schlimme Nachricht ... 61
FÜNFTES KAPITEL: Ein Glücksstern erscheint Lin Tschi-yang als Retter in der Not. T'ang Ao cnt- fernt ein Plakat und entfesselt einen Tumult ..... 78
SECHSTES KAPITEL: T'ang Ao reguliert den Fluß und erwirbt die Gunst des Volkes. In den Wohnturm zurückgekehrt, lernt Lin Tschi-yang den kleinen Prinzen kennen ..... 97
SIEBENTES KAPITEL: Lin Tschi-yang verwandelt sich in einen Mann zurück. Aus dem kleinen Prinzen wird ein Mädchen ..... 116
Anmerkungen ..... 135
Nachbemerkung ..... 137

Ein altchinesischer Roman
Mit acht Holzschnitten
Aus dem Chinesischen übersetzt von F. K. Engle
Originaltitel: Djing Hua Yuan

Einbandgestaltung von Hellmuth Tschörtner

Insel-Verlag Anton Kippenberg, Leipzig

1. Auflage 1977 [1. - 15. Tsd.]

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