06 Dezember 2023

Wojciech Zukrowski: Tage der Niederlage

August 1939. Fähnrich Nowosad umarmt ein letztes Mal seine junge Frau. Er hat den Einberufungsbefehl bereits in der Tasche. Wird es Krieg mit Deutschland geben? Der Fähnrich will es nicht glauben, er vertraut auf die Führung und die englischen Garantien ... Dann steht er am Narew, die ersten deutschen Angriffe werden abgewehrt. Doch die polnische Heeresleitung ist nicht mehr Herr der Lage; das Chaos beginnt. Auf dem Rückzug begegnet Nowosad tapferen Soldaten und eitlen Offizieren; er sieht die Limousinen der Würdenträger und die Verwundeten am Straßenrand; er hilft oberschlesischen Kumpeln und bekämpft zusammen mit einem snobistischen Offizier und zwei Kommunisten deutsche Panzer. Aber allmählich begreift er die bittere Wahrheit: Die Regierung hat die Heimat verraten.
Im Lazarett trifft er unverhofft seine Frau. Doch das Beisammensein ist kurz. Die sowjetischen Truppen , die den östlichen Teil Polens vor dem faschistischen Zugriff sichern, ziehen sich hinter die Demarkationslinie zurück. Nowosad geht mit ihnen. Der Kampf ist noch nicht beendet.

Über den Autor:
Der bekannte polnische Schriftsteller Wojciech Żukrowski erlebte die Tage der Niederlage seines Landes im September 1939 als Frontsoldat. 1951 erschien das vorliegende Buch. Während der Okkupation gehörte er einer Widerstandsbewegung (AK) an, und in den letzten Monaten des Krieges stand er als Offizier der neuen polnischen Armee wieder an der Front. Nach dem Kriege führten ihn längere Reisen nach China und Vietnam. Zukrowski war Zeuge der Schlacht um Dien-Bien-Phu. Ein vielbeachtetes Ergebnis dieser Reise ist das literarische Tagebuch „Haus ohne Wände“. Es folgten Reisen nach Indien („Wanderungen mit meinem Guru“) und nach Laos. Hier war der Schriftsteller lange Zeit Begleiter von General Kong Le. In der literarischen Reportage „Im Reiche der Millionen Elefanten“ berichtet Zukrowski über seine interessanten Erlebnisse.

Buchanfang:
„Die siebente Kompanie wird erst aufgestellt“, sagte der Unteroffizier vertraulich, „ich denke, da wird sich noch ein Plätzchen finden. Für die paar Stunden wird es schon gehen.“ Vorsichtig, mit der Hand den Schein der Taschenlampe abblendend, leuchtete er dem Fähnrich. „Bitte hier entlang, die Treppe hinauf!“
Antoni Nowosad ging unbekümmert durch den langen, dunklen Korridor, er richtete sich nach der Petroleumlampe, die mit trübem Licht auf dem Tisch des Wachhabenden brannte. Der Korridor war in der Mitte ausgetreten von den genagelten Stiefeln, die Dunkelheit hatte etwas Bedrückendes, der vertraute Geruch von Äther, Staub und Soldatenschweiß benahm einem den Atem.
Die Türen, die zu den Schlafsälen führten, hatte man einfach ausgehoben. Erst jetzt begann er zu begreifen, welche Massen bereits eingezogen worden waren. Die Ordnung von einst war dahin: Er stieß auf zerbrochene Kisten und herumstehende Schränkchen; aus einigen Sälen quollen Stroh und Späne bis über die Schwelle.
Das hat sich aber verändert, dachte er mit boshafter Genugtuung, schade daß der Spieß nicht hier ist. Er erinnerte sich einer Nacht, da die ganze Batterie einen Zigarettenstummel, den der Hauptwachtmeister während einer unerwarteten Kontrolle gefunden hatte, auf einer Decke hatte hinaustragen müssen. O weh, unser Alter hätte hier seine helle Freude. Diese Schlafmützen würde er in Trab bringen. In der Siebenten waren Betten frei. Er ließ das Feuerzeug aufleuchten. Die Schützen schliefen auf den blanken Strohmatten, Schwer und rasselnd ging ihr Atem. Er tappte zum Fenster, hinter dem die Sterne funkelten. ......

Einband und Schutzumschlag: Heinz Ebel

Deutscher Militärverlag Berlin

1. Auflage 1962  

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