28 Januar 2024

Erzsébet Galgóczi: Der Krieg ist lange vorbei | Minenfeld – Zwei Fernsehspiele

Der Krieg ist lange vorbei, und doch liegt sein Schatten über dem Leben zweier Frauen. Die 25jährige Annus lebt einsam auf dem Dorf, kein Bursche wagt es, sich mit dem hübschen Mädchen in der Öffentlichkeit zu zeigen, denn ihre Mutter ist eine Zuchthäuslerin. Vor zwanzig Jahren, im ersten Weltkrieg, soll sie gemeinsam mit ihrem Liebhaber, einem italienischen Kriegsgefangenen, ihren Mann umgebracht haben, als er von der Front auf Urlaub kam.
Auch Frau Töröks Mann mußte in den Krieg ziehen, in den zweiten Weltkrieg. Er ist nicht wiedergekommen, wie viele Männer des Dorfes, aber Frau Török lebt 15 Jahre hindurch nur in der Hoffnung auf seine Rückkehr. Als ihr Sohn Jani den Boden in die LPG einbringen will, kommt es zum Konflikt. Frau Török, für die ein Verzicht auf das Land den Verlust jeder Hoffnung bedeuten würde, hebt die Axt gegen Jani.
Die Entscheidung des Mädchens Annus, die nach 20 Jahren – in einem Augenblick, da sie die Möglichkeit für ein eigenes bescheidenes Glück sieht – ihrer Mutter gegenübersteht, sowie die Gerichtsverhandlung gegen Frau Török sind der Inhalt der beiden Fernsehspiele, die mehr zeigen als das durch den Krieg zerstörte Leben zweier Frauen. Denn Erzsébet Galgóczi veranschaulicht auch die Wandlung des ungarischen Dorfes und der zwischenmenschlichen Beziehungen, der gesellschaftlichen Verhältnisse also, die sich u. a. in der sozialistischen Rechtssprechung spiegeln.
Erzsébet Galgóczi, Erzählerin und Dramatikerin, 1930 in einem nordungarischen Dorf geboren, studierte Dramaturgie und arbeitete dann für Presse und Film. Sie debütierte mit Novellen. Für ihre Werke u. a. den Erzählungsband „Fünf Stiegen aufwärts“ (1965), die vor allem Probleme des neuen sozialistischen Dorfes behandeln, erhielt sie den Attila-József-Preis.

Originaltitel: Aknamező
entnommen dem Band Inkább fájjon,
Régen volt a háború erschienen im Verlag Szépirodalmi Könyvkiadó, Budapest 1969

Aus dem Ungarischen von Ita Szent-Iványi
Einbandentwurf: Lothar Reher

Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe: Volk-und-Welt-Spektrum Nr. 38 

1. Auflage 1971 

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