23 Februar 2024

Dang Thanh: Lansdales Rechnung geht nicht auf

Klappentext:
Ein junger Mann, Dr. jur. Phan Thuc Dinh, trifft im Flugzeug von Saigon nach Hue ein junges Mädchen wieder, mit dem ihn gemeinsame Studentenerinnerungen an Paris verbinden. Schräg hinter ihm haben ein Vater und seine etwa zwölfjährige Tochter Platz genommen, angeregt plaudert die Kleine über alles mögliche. Wer vermutet schon schicksalhafte Zusammenhänge zwischen diesen vier Personen. Sie offenbaren sich dem Leser auch erst Schritt für Schritt und führen im Verlauf der Handlung dieses Kundschafterromans zu Aufschlüssen über ein von langer Hand geplantes und mit Raffinesse inszeniertes zielgerichtetes Zusammenspiel und mißtrauisches Gegeneinander von CIA und dem Familienclan des südvietnamesischen Diktators Ngo Dinh Diem. Über knapp zehn Jahre, von 1953 bis 1961, verfolgt der Autor die Bemühungen dieser reaktionären und machtgierigen Clique, mit Hilfe der neuen amerikanischen «Schutzpatrone» nach Vertreibung der französischen Kolonialherren in Vietnam wieder Fuß zu fassen, ein volksfeindliches Regime zu installieren und auf dem Wege dorthin jeglichen Widerstand zu zerschlagen. Dabei richtet sich der Terror in erster Linie gegen die vietnamesischen Kommunisten, die in den befreiten Gebieten die Volksmacht errichteten und den Widerstand in den anderen Landesteilen förderten. Daß es gelingt, einen Kundschafter auf einem exponierten Posten in der Ngo-Regierung unterzubringen, ist ein wesentliches Detail dieses Kampfes um die Unabhängigkeit und eine sozialistische Entwicklung in ganz Vietnam. So manchen hinterhältigen Plan und so manche verbrecherische Aktion kann X-30 durch sein Wirken zunichte machen, bevor er auf die richtige Seite der Barrikade zurückkehrt. Authentisches und Fiktives verschmelzen in dem Roman zu einer fesselnden Handlung mit einem vielschichtigen. Figurenensemble und bringen uns gleichzeitig ein Stück jüngster vietnamesischer Geschichte näher.

Buchanfang:
Phan Thục Dinh
Ngo Dinh Diem schaute sich die Brieftasche, die ihm Lansdale und Fishiel gegeben hatten, näher an.
«Wir haben das gute Stück unter die Lupe genommen», hatte Lansdale gesagt. «Tun Sie es bitte auch. In ein paar Tagen wird die New-Yorker Polizei den Eigentümer anrufen und ihm mitteilen, daß seine Brieftasche gefunden wurde.»
Die Saffianledermappe stammte aus Frankreich. Im Geldscheinfach steckten neben US-Dollars und französischen Francs Visitenkarten, auf denen in prägegedruckter Schönschrift Dr. jur. Phan Thuc Dinh stand. «Sieh da», murmelte Diem. «Er hat schon promoviert, der junge Mann.»
Dinhs Paß enthielt ein in Paris ausgestelltes Einreisevisum für die USA; im Paß lag ein Foto, das Dinh vor dem Eiffelturm zeigte.
Nachdem Ngo Dinh Diem den Inhalt der Brieftasche flüchtig überprüft hatte, verweilte sein Blick bei zwei Dingen: bei einem Bild der Heiligen Jungfrau, meisterhaft im Fotoatelier des Vatikans nach einer Skulptur angefertigt, und bei einer Aufnahme von Seiner Hochwürden, dem Vorsteher des Herz-Jesu-Seminars. Schlichter Glanz lag auf den vornehmen Gesichtszügen des Abtes. Seine Augen waren traurig und bekundeten Demut. Der matte Schein eines Lichtkreises umgab seinen Kopf. Diem kamen unwillkürlich die Kunstwerke des großen Leonardo da Vinci in den Sinn, so fesselte ihn das Porträt. Außerdem war es keine gewöhnliche Fotografie, denn er hatte natürlich, als er sie genau betrachtete, seinen Bruder Ngo Dinh Thuc erkannt. Nur die Brüder der Familie Ngo wußten, daß der Besitzer solch eines Fotos Thucs Kontrolle durchlaufen hatte und sein Vertrauen genoß. Ngo Dinh Diem vertraute zwar der amerikanischen CIA, aber noch mehr vertraute er seinen Brüdern und in dem Falle Thuc. Dieser unterhielt in Vietnam ein verzweigtes Informationsnetz, ......

Originaltitel: Dang Thanh, X. 30 Pha Luoi
Der deutschen Ausgabe liegt die 1979 in Moskau erschienene russische Übersetzung zugrunde.
Sie wurde von Jochen Martin ins Deutsche übertragen und nach dem Original bearbeitet.
Schutzumschlag und Einband: Erhard Schreier

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
1. Auflage 1984  

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