24 Februar 2024

András Tasnádi Kubacska: Die kleine Ameise

EIN TAG DER KLEINEN AMEISE
Am Morgen weckten die ersten Strahlen der Sonne die kleine Ameise. Sie rieb schläfrig ihre Hinterbeine aneinander. Anscheinend – dachte sie – wird es heute ein sonniger Tag.
Ihr müßt wissen, daß sich die Ameisen jeden Morgen sorgfältig putzen. Dazu haben sie an den Vorderbeinen zwei prächtige Werkzeuge: einen Kamm und eine Bürste aus Chitinhärchen. Damit säubern sie ihren Körper gründlich von Schmutz. Tagsüber kämmen sie sich mehrmals die Fühler.
Die Ameisen sind nämlich sehr reinliche Insekten, und ihr Chitinpanzer glänzt nur so in der Morgensonne.
Im Ameisenhaufen begann die morgendliche Geschäftigkeit. Jedes Tier kannte seine Arbeit, Faulenzer und Tagediebe wurden im Haufen nicht geduldet.


DIE KLEINE AMEISE MACHT EINE ENTDECKUNGSREISE
„Guten Morgen!“ grüßte die eine Wächterameise. „Wohin so früh? Unter den Sträuchern und Bäumen liegt ja noch der kalte Morgennebel. Du wirst dich erkälten.“
Die kleine Ameise winkte fröhlich der mächtigen Wächterameise zu:
„Keine Angst. Vorhin habe ich den Kopf durch eine Lüftungsöffnung hinausgesteckt und gespürt, daß draußen ein warmer Wind weht.“
Und sie ging durch das offene Tor ins Freie. Immer höher stieg die Sonne am Himmel. Die kleine Ameise hatte noch nicht den Rand des Waldes erreicht, als sie schon fühlte, daß es immer heißer wurde. In der Nähe wuchs ein Löwenzahn mit einer weißen Haube. Der Wind trug einige Samen der Haube davon. Von jedem Samen winkte eine weiße Fahne der kleinen Ameise zu.
„Komm mit uns! Die Welt ist schön! Überall nur Sonnenschein.“
Die kleine Ameise lachte:
„Ja, wenn auch ich fliegen könnte! Aber es ist besser, ich bleibe hier auf der sicheren Erde. Eine Ameise kann sich leicht den Hals brechen, auch wenn sie auf dem Rücken des Windes, auf einem Blumenblatt reist. Leider können wir Ameisen nicht nach Belieben fliegen.“
Plötzlich ertönte eine dröhnende Stimme über ihrem Kopf.
„Hoho! Wohin so eilig?“
Die kleine Ameise sah sich um. Auf langen Beinen wippte eine mächtige Heuschrecke auf einem Grasbüschel am Straßenrand.
Mit ihrem steifen Panzerkragen, den gezückten Fühlern und stacheligen Beinen erinnerte sie an einen kriegerischen Ritter. .......

Titel des Originals: Hangyácska, Móra Könyvkiadó, 1977
Aus dem Ungarischen übertragen von Valér Nagy
Illustrationen: Péter Szecskó

Corvina Verlag, Budapest
1. Auflage 1981  

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