Als Fernão Mendes Pinto im Jahre 1537 zu seiner Reise in den Nahen und Fernen Osten aufbrach, hatte Portugal bereits große Teile seines Kolonialreiches in Asien erobert. Un- geheure Reichtümer gelangten nach Portugal – und brachten die Wirtschaft des Landes aus den Fugen. Abenteurer jeder Art machten sich auf den Weg in die Gold- und Gewürzländer. Unter ihnen war auch Fernão Mendes Pinto. Als er nach mehr als zwanzig Jahren zurückkehrte, war er ein reicher Mann. Er hatte zudem unendlich viel erlebt, gesehen und gehört: in Indien, China, Japan – in zahllosen Ländern. Mit dem Bericht seiner Reise schrieb Fernão Mendes Pinto eines der besten Prosawerke der portugiesischen Literatur des 16. Jahrhunderts..
Klappentext:
Am 11. März 1537 brach Fernão Mendes Pinto, etwa siebenundzwanzig Jahre alt, zu seiner Reise nach Indien auf. Einundzwanzig Jahre lang durchquerte er die Länder und Meere des Nahen und Fernen Ostens: in politischer Mission, als Händler, Pirat oder Prediger. In seinen Aufzeichnungen schildert Pinto, wie er im Dienst des Königs gegen die Türken kämpfte, als Pirat in Gefangenschaft geriet und als Sklave verkauft wurde; wie er an der chinesischen Küste Schiffbruch erlitt und zur Zwangsarbeit an der Großen Mauer verurteilt wurde; wie er nach Malakka, Sumatra, Burma, Java und – als einer der ersten Europäer – nach Japan gelangte; und wie er den heiligen Francisco de Xavier kennenlernte, von dem er so fasziniert war, daß er allerdings nur vorübergehend dem Jesuitenorden beitrat, dem er alle seine Güter vermachte. Es war eine chaotische Welt, in der Mendes Pinto reiste, eine Welt, in der es für die portugiesischen Abenteurer, zu denen auch er gehörte, nur den ständigen skrupellosen Kampf ums Überleben gab, um Macht und Reichtum, um Gold.
Die „Peregrinaçam“ (Pilgerreise) des Fernão Mendes Pinto, zwischen 1567 und 1578 in Portugal verfaßt, gehört zu den Meisterwerken der pikaresken Literatur der Iberischen Halbinsel. Pinto, der, wie er gesteht, „dreizehnmal in Gefangenschaft geriet und siebzehnmal als Sklave verkauft wurde“, ist ein armer Teufel, ohne Vorurteile und ohne „ Ehre“, einer, der Tag für Tag all seine Kräfte und Listen braucht, um sich durchzuschlagen. Beeindruckende Szenen – Überfälle, Diebstähle und sogar Kannibalismus – werden uns auf die erstaunlichste Weise vor Augen geführt. Der Leser erhält so Kenntnis von Geschehnissen, die in den „Lusiaden“ von Luis de Camões und in den offiziellen Chroniken verschwiegen werden. Ein historisches und geographisches Dokument, ein künstlerisches Werk, ein Memoirenbuch ersten Ranges – die „Pilgerreise“ ist auch der erste europäische Versuch nach Marco Polo, die Kulturen des Fernen Ostens zu schildern. Der Einfluß dieser Schrift auf Voltaire und Montesquieu, die vorgaben, Europa von einem fernöstlichen Blickwinkel aus zu betrachten, um es besser kritisieren zu können, scheint heute unbestreitbar: Mendes Pinto stellt häufig – und nicht etwa aus ideologischen oder literarischen Gründen – erstaunt und mit fast naiver Ehrlichkeit fest, daß die Werte der christlichen Zivilisation letztlich doch nicht so überzeugend und unumstößlich sind...
Mit 21 Illustrationen und 2 Karten
Herausgeber und Verlag danken der Württembergischen Landesbibliothek für die Bereitstellung der Bildvorlagen aus der deutschsprachigen Erstausgabe des Werkes aus dem Jahre 1671 und die Bereitstellung der deutschen Bearbeitung aus dem Jahre 1868.
Schutzumschlag und Einband: Hilda und Manfred Salemke
Verlag Neues Leben, Berlin
Lizenzausgabe der Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag, Stuttgart-Wien
1. Auflage 1986
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