Einbandtext:
Zu Berlins berühmtesten Kindern gehört der Schuster Wilhelm Voigt. Als Hauptmann von Köpenick stellte er 1906 den Untertanengeist wilhelminischer Prägung und vor allem die Anbetung alles Militärischen derart bloß, daß die Welt sich ins Fäustchen lachte. Dieser autobiographische Bericht ist frei von hochgestochener literarischer Ambition. Er berührt durch Unmittelbarkeit und humorvolle Verschmitztheit und zeigt, daß Voigt sich weder als Rebell noch als sozialer Ankläger verstand. Er war ein aus der bürgerlichen Bahn Geworfener, dessen Lebensweg immer wieder mit der seelenlosen Bürokratie des Preußentums kollidierte.
Buchanfang:
Meine Jugend und Heimat
Ich bin geboren am 13. Februar 1849 in Tilsit in Ostpreußen, während mein Vater unter dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I. in Baden focht. Die Gespräche zwischen meinen beiden Großvätern und meinem Vater bildeten meine ersten Kindheitseindrücke. Die Großväter hatten die Feldzüge 1813/14/15 mitgemacht. Sie blickten voll Stolz auf meinen Vater. Ist es zu verwundern, daß in dieser Umgebung der Wunsch in mir reifte und auch meine Angehörigen erfüllte, ich sollte durch Vermittlung der Armee zu einer angesehenen Beamtenstellung gelangen?
In meiner Vaterstadt, einer Garnison, fängt der Knabe an, Soldat zu spielen, sobald er laufen kann. Was ihn erfreut, anstachelt und mit Begeisterung erfüllt, sind die Waffen und die bunten Uniformen, die mit Musik hinausziehenden Krieger. Ich war immer ein besonderer Verehrer des Militärs. Zwischen mir und der jeweiligen Mannschaft des Regiments knüpfte sich ein freundschaftlicher Verkehr an, der, von den Offizieren geduldet, mir es ermöglichte, Dienstkenntnisse zu erlangen, soweit Garnison und Felddienst in Betracht kommen die sonst Leuten, die eine so freundliche Behandlung in der Kaserne nicht empfangen, unbekannt bleiben.
Da ich regen Geistes war, sind die Jugendeindrücke, welche ich bis zu meinem sechzehnten Jahre empfing, auch bis ins späte Alter haftengeblieben. Meine Eltern und Großeltern waren über diesen Umgang nicht nur sehr erfreut, sondern unterstützten denselben, .....
Inhalt:
Meine Jugend und Heimat .. .. .. 5
Der Weg zum Unglück .. .. .. 7
Bestraft und vernichtet .. .. .. 11
Für gefälschte Postanweisungen .. .. .. 12
Jahre Zuchthaus .. .. .. 14
Lebendig tot .. .. .. 19
In der »Sonne« .. .. .. 35
Die »goldene« Freiheit .. .. .. 41
Im Strom des Lebens .. .. .. 45
Wehe dem Fröhlichen! .. .. .. 48
Rückfällig .. .. .. 51
Rawitsch .. .. .. 67
Was ist Recht? .. .. .. 71
Ein gehetztes Wild .. .. .. 75
Kein Erbarmen! .. .. .. 79
Wie ich auf die Idee kam .. .. .. 93
Mein Feldzugsplan .. .. .. 96
Zur Attacke marsch, marsch!! .. .. .. 100
Der Bürgermeister von Köpenick .. .. .. 103
Der Kassensturz .. .. .. 109
Der Verräter .. .. .. 122
In Untersuchung .. .. .. 125
Am Tage des Gerichts .. .. .. 127
Wieder im Gefängnis .. .. .. 133
Freiheit! Freiheit! .. .. .. 144
Nachwort .. .. .. 153
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Reinhard Lehmann
Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1986
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