Klappentext:
Ephraim Kishon ist einer der erfolgreichsten Humoristen und Satiriker der Gegenwart, dessen Bücher – bislang etwa fünfunddreißig – in zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Sein in ostjüdischer Tradition wurzelnder Witz und der ungarische Charme, in den er die nicht immer angenehmen Wahrheiten verpackt, seine Attacken auf Dummheit, Intoleranz und Gleichgültigkeit, aber auch sein Verständnis für die Schwächen der menschlichen Natur eroberten ihm eine internationale Lesergemeinde. Wenn ihm einst ein Rezensent im Überschwang prophezeite, daß er in der Gunst des Publikums bald den Rang eines Mark Twain oder Scholem Alejchem einnehmen werde, so ist doch unübersehbar, daß es ihm am sozialkritischen Engagement gebricht, das jene beiden Autoren so auszeichnet. Er nimmt weder die innerpolitischen Konflikte in Israel zur Kenntnis, die soziale Benachteiligung der orientalischen Juden gegenüber den aus Europa Immigrierten zum Beispiel, noch äußert er sich kritisch zu den Problemen, die das Thema Israel für die übrige Welt so brisant macht: die ungelöste Nahostfrage, den israelischen Anspruch auf die okkupierten Gebiete. Diese und andere heiklen Themen meidet er, er schreibt an ihnen vorbei, oder aber er nimmt in seinen für die israelische Tagespresse verfaßten Feuilletons undifferenziert und einseitig Stellung für die Politik seiner Regierung, wobei er mit Seitenhieben gegen die sozialistischen Länder nicht immer spart. Kein Wunder also, daß ihm der Vorwurf nicht erspart blieb, er verniedliche die Dinge, indem er sie allzu oft auf Familien-, Steuer-, Bürokraten und Reisegeschichten reduziere. Wie dem auch sei: Unübertroffen ist Ephraim Kishons Kunst, mit baiserhafter Leichtigkeit beim Leser befreiendes Gelächter auszulösen.
Ephraim Kishon, laut Standesamtsregister seiner Vaterstadt Budapest eigentlich Ferenc Hoffmann, wurde am 23. August 1924 geboren. Schon als Halbwüchsiger bekam er die antisemitischen Schikanen des faschistischen Horthyregimes zu spüren: Er mußte das Gymnasium verlassen und ging bei einem Goldschmied in die Lehre. Den Krieg überlebte er in einem Arbeitslager. Nach Kriegsende versuchte er sich als Feuilletonist und legte sich das Pseudonym Kishont zu; das kam ihm später abhanden: Es wurde ihm von einem Beamten der israelischen Einwanderungsbehörde gestrichen. Seit 1949 in Israel, arbeitete Kishon als Elektriker und Automechaniker, er lernte täglich hundert Wörter Hebräisch und wurde schließlich Journalist bei Israels größter Abendzeitung Maariw, für die er Feuilletons schrieb. Zu Kishons bekanntesten Bänden, aus denen unsere Ausgabe eine repräsentative Auswahl bietet, gehören: »Drehen Sie sich um, Frau Lot«, »Arche Noah Touristenklasse«, »Der seekranke Walfischs«, »Salomos Urteil zweite Instanz« und »In Sachen Kain und Abel«. Kishon hat außerdem mehrere Stücke und Filmszenarien sowie Randbemerkungen zur modernen Kunst in »Picasso war kein Scharlatan« (1986) verfaßt. Sein Satirisches Geständnis »... und die beste Ehefrau von allen« erschien 1983 in ›Volk und Welt Spektrum‹ 173.
Buchanfang:
Unternehmen Babel
Neben seiner spezifisch jüdischen Mentalität besitzt Israel noch weitere Gemeinsamkeiten: das allumfassende Durcheinander seiner Umgangssprachen. Die Heimführung der Zerstreuten aus sämtlichen Winkeln der Welt mag eine noch so großartige, ja epochale Leistung darstellen in sprachlicher Hinsicht hat sie ein Chaos erzeugt, gegen das sich der Turmbau von Babel wie die Konstruktion einer bescheidenen Lehmhütte ausnimmt. In Israel werden mehr Sprachen gesprochen, als der menschlichen Rasse bisher bekannt waren. Zwar kann sich auch ein Waliser mit einem Schotten und ein Schotte mit einem Texaner nur schwer verständigen. Aber es besteht zwischen ihnen immer noch eine ungleich größere linguistische Verwandtschaft als zwischen einem Juden aus Afghanistan und einem Juden aus Kroatien.
Die offizielle Sprache unseres Landes ist das Hebräische. Es ist auch die Muttersprache unserer Kinder übrigens die einzige Muttersprache, welche die Mütter von ihren Kindern lernen. Amtliche Formulare müssen hebräisch ausgefüllt werden. Die meistgelesene Sprache ist Englisch, die meistgesprochene Jiddisch. Hebräisch läßt sich verhältnismäßig leicht erlernen, fast so leicht wie Chinesisch, Schon nach drei oder vier Jahren ist der Neueinwanderer in der Lage, einen Straßenpassanten in fließendem Hebräisch anzusprechen: »Bitte sagen Sie mir, wie spät es ist, aber womöglich auf englisch.«
Im Umgang mit den Behörden wird der Bürger gut daran tun, sich der offiziellen Landessprache zu bedienen, damit man ihn versteht. Noch besser ist es allerdings, sich der offiziellen Landessprache nicht zu bedienen und nicht verstanden zu werden.
Als Beweis für diese These diene das folgende Erlebnis.
Es begann damit, daß ich zwecks Einfuhr eines Röntgenapparates bestimmte Schritte unternehmen mußte. Ich rief im Ministerium für Heilmittelinstrumente an und erkundigte mich, ob man für die Einfuhr eines Röntgenapparates eine Lizenz benötige, auch wenn man den Apparat von Verwandten geschenkt bekommen hat und selbst kein Arzt ist, ........
Ausgewählt von Jutta Janke
Deutsch von Friedrich Torberg
Einbandentwurf: Klaus Rähm
Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1986
2. Auflage 1988
3. Auflage 1990
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