Klappentext:
Der junge Lehrer Achim Groh kommt nach dem Studium ins Dorf, selbstbewußt, anspruchsvoll, ehrlich. Die Umwelt wird aus der Sicherheit gültiger Normen und Beziehungen aufgeschreckt. Geschichten erzählt man ihm, als Warnung, als Angebot: über den Bürgermeister Lukowski, den Schuldirektor Kuntze, und Geschichte erlebt er mit: den renitenten Großbauern Grunert als vorbildlichsten Wähler, die Grabrede des Pfarrers unter der roten Fahne, die Bedeutung seines öffentlichen Bekenntnisses zu dem Mädchen Helga...
Lebendig werden die Ereignisse zu Beginn der sechziger Jahre in unserem Lande, da nicht selten zeitweilig Verbündete zu Kontrahenten und Gegner zu Partnern geworden sind. Die vergangene Gegenwart befragt die heutige nach Unerledigtem.
Buchanfang:
Lukowski sitzt an diesem Nachmittag an seinem eichenen, breit ausladenden Schreibtisch, als Achim bei ihm eintritt. Doch er blickt nicht auf, und Achim kann sein Gesicht nicht erkennen. Er sieht nur eine massige, wie aus einem Block herausgehauene Gestalt und eine Mähne dichten, schlohweißen Haares, die auf dem Hintergrund der dunkel getönten Wand wie eine Fackel leuchtet. Dabei hat er den Eindruck, als werde der Schreibtisch, sobald sich der Mann dahinter aufrichtet, jäh nach vorn kippen.
Erst als er geräuschvoll den Koffer absetzt, hebt Lukowski den Kopf. Er sieht jedoch nicht auf Achim, sondern auf den Koffer und kneift die Augen zusammen.
»Bist du der neue Lehrer?«
»Der bin ich.«
Lukowski nickt. »Aber eine Wohnung hab' ich nicht für dich.«
Da zieht Achim das Schreiben, das ihm vor wenigen Tagen Kuntze, sein künftiger Direktor, geschickt hat, aus der Tasche, faltet es auseinander und hält es Lukowski wie einen Fetzen vors Gesicht. In dem Schreiben steht, Achim solle sich nach seiner Ankunft zuerst im Gemeindeamt melden. Hier werde ihm seine Wohnung zugewiesen.
»Ja, ich weiß«, sagt Lukowski unwillig. Aber ich kann mir auch keine aus den Rippen schneiden.«
Achim weiß, daß er das nicht kann. Aber die abweisend-unzugängliche Art, in der Lukowski spricht, macht ihn wütend.
»Wenn das so ist, kann ich ja gleich wieder abhaun.«
»Abhaun? Na, dann mal los! Wenn du schon jetzt ans Abhaun denkst, hast du sowieso nicht vor, lange hier zu bleiben.«
Illustrationen, Einband, Schutzumschlag: Peter Nagengast
Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig
1. Auflage 1981
2. Auflage 1982
Berechtigte Ausgabe für buchclub 65
Lizenz des Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig
1. Auflage 1982
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