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Steffen muß eine Beobachtung überprüfen
Schwungvoll flog die Haustür auf und prallte gegen die Wand des Treppeneingangs. Steffen erschien im Vorgarten und knallte die Tür des hölzernen Zaunes ebenso schwungvoll zu. Dann blickte er hinauf zum zweiten Stockwerk und winkte. Der Großvater, der am geöffneten Fenster stand und Rauchwolken in den sonnigen Sommertag blies, nahm seine Tabakspfeife aus dem Mund und rief gutmütig schmunzelnd: „Das nächste Mal schlägst du hoffentlich die Türen noch ein bißchen lauter zu, alter Freund!“
Steffen lachte schuldbewußt, er hatte seinen Oop – so nannte er den Großvater – wie immer genau verstanden. Da rief dieser ihm nach: „Und vergiß auf dem Heimweg ja die Besorgungen nicht!“ Steffen schwenkte als Antwort den Einkaufsbeutel und faßte dann in seine Hosentasche. Ja, auch den Merkzettel hatte er bei sich. Rasch fragte er noch hinauf: „Aber vor 17 Uhr brauche ich doch heute nicht zurück zu sein?“
Der Großvater gab seinem Enkel mit einem freundschaftlichen Wink das Startzeichen und blickte dem Davonstürmenden nach. Dreizehn Jahre ist er nun schon, dachte er und lächelte über Steffens lange Beine, die bei jedem Schritt weit ausholten und verrieten, daß sie auf der Aschenbahn gut trainiert waren.
Steffen rannte zum Zoologischen Garten. Nach einer Viertelstunde hatte er die Sperre am Eingang zum Zoo erreicht. Die Frau an der Kasse – überhaupt die meisten Angestellten im Zoo – kannten den hochaufgeschossenen Jungen mit dem widerspenstigen Blondhaar, dem blaßwangigen Gesicht und den himmelblauen, meist angriffslustig blickenden Augen. Steffen brauchte also seine Dauereintrittskarte gar nicht erst vorzuzeigen.
„Na, du scheinst es ja heute besonders eilig zu haben?“ fragte die Kassiererin, verwundert über Steffens Aufregung.
„Nein, heut hab' ich sogar mehr Zeit als sonst, aber ich muß etwas Wichtiges überprüfen ...“ Steffen wollte noch Näheres berichten, doch die Frau erwiderte: „Na, dann mal los!“ und wandte sich einigen neuankommenden Besuchern zu.
Illustrationen und Umschlagentwurf von Reiner Zieger
Für Leser von 12 Jahren an
Gebrüder Knabe Verlag, Weimar
Reihe: Knabes Jugendbücherei
1. Auflage 1974
2. Auflage 1977
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