Klappentext:
Beim Namen Alfred Brehm fällt fast jedem zunächst sein weltbekanntes „Tierleben“ ein. Dieses Werk, Belehrung und Vermittler von Freude an der Natur zugleich, ist durch seine lebendige und eindringliche Darstellungsweise zum wahren Volksbuch geworden, fand aber wegen seiner umfassenden wissenschaftlichen Beschreibung ebenso Anerkennung in Fachkreisen.
Ein Ornithologenkollege charakterisierte Alfred Edmund Brehm folgendermaßen: „... Ein Mann mit ausgezeichnetem Können, ausgestattet mit Geistesgesundheit, voll Ursprünglichkeit, wie sie dem Volk eigen sein kann, und mit dem sachlich umfassenden Wissen und der sachlich kritischen Begabung des Gelehrten – diese Mischung, die so einzig ist, war in Brehm zu völligem Ausgleich gelangt. Und auf dieser Mischung beruhte es allein, daß er oft so schwierige Probleme des Tierlebens mit vollendeter Klarheit und überdies lebensvoll fesselnd darzustellen vermochte.“
Vor Brehms Zeiten hatte die Zoologie sich im wesentlichen auf die Berichte von Reisenden gestützt. Er aber ging selbst auf Reisen. Auf entbehrungsreichen Expeditionen durch Wüsten, Tropen, Polargebiete und die Gebirge Zentralasiens erwarb er sein Wissen. Diese Pioniertat Brehms und die Ergebnisse seiner Expeditionen veranlaßten Wolfgang Genschorek, zum 100. Todestag 1984 eine Biographie dieses Gelehrten vorzulegen, der weltweit anerkannt und zugleich in der Bevölkerung allgemein beliebt war.
Die Leistungen Brehms als geographischer Forscher wurden bis jetzt weitgehend ignoriert. Brehm schildert in seinen Reiseberichten ebenso die Pflanzenwelt, Landschaften, die, Bevölkerung der jeweiligen Gebiete, ihre Wirtschaft, Kultur und Geschichte.
Es ist Genschoreks Verdienst, diese Seite in Brehms Wirken mit der vorliegenden Brockhaus-Biographie einem breiten Leserkreis zugänglich zu machen. Er läßt den Leser miterleben, wie der junge Brehm, der eigentlich Architekt werden. sollte, eher zufällig auf seine erste große Expedition nach Nordostafrika geht und dann fast sein ganzes Leben lang „auf Reisen“ ist. Nach seiner Rückkehr von der Afrikareise studierte Brehm Naturwissenschaften in Jena und promovierte mit einem Teil seines Reiseberichts zum Dr. phil. Eine Reise quer durch Norwegen, über das Nordkap hinaus bis an den Varangerfjord sollte ihm Überblick über die nordische Vogelwelt verschaffen. Das Angebot Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg Gotha, ihn auf einer Jagdexpedition zu begleiten, brachte Brehm ein zweites Mal nach Afrika, wo ihn die reiche Tier- und Pflanzenwelt Eritreas sehr beeindruckte, und er wohl auch den Plan zu seinem „Tierleben“ faßte. Als Begleiter Otto Finschs reiste Brehm nach Westsibirien, gelangte bis zum Altai und den Ob abwärts bis ans Nördliche Eismeer. Er führte aufs genaueste Tagebuch, dem wir vor allem auch ethnologisch wertvolle Beschreibungen verdanken.
Buchanfang:
Geleitwort
Wenn 100 Jahre nach dem Tode eines Menschen seiner noch unentwegt gedacht wird und sein Name noch Klang hat, dann muß es sich um eine bedeutende Persönlichkeit handeln mit nachhaltiger Wirkung. Dr. Alfred Edmund Brehm ist eine solche. Zufällig Forschungsreisender geworden, der nur durch seine Zähigkeit und Energie die selbstgestellten Ziele erreichte, schriftstellerisch hochbegabt, gewann er seine höchste Wirksamkeit durch sein »Tierleben«, das ebenso im Palast wie in der Hütte alsbald gelesen, ja verschlungen wurde. Zahlreiche Auflagen und Bearbeitungen, auch Kurzfassungen überstand dieses einmalige Werk, ohne daß Ergänzungen und Abstriche letztlich dem Charme dieser Schilderungen völlig Abbruch tun konnten. Brehm hat die Tierwelt dem deutschen Volk nahegebracht, so daß jeder, der nur halbwegs an Tieren Interesse hegt, auch »Brehms Tierleben« kennt. Kein anderes mit gleichem Ziele angelegtes Werk konnte Brehms Leistung verdrängen.
Brehms Persönlichkeit schwankte in der Beurteilung sowohl seiner Zeitgenossen wie der Nachwelt speziell deswegen, weil er sowohl als Direktor des Hamburger Zoologischen Gartens wie auch als Gründer und Direktor des Berliner Aquariums in Unfrieden aus seinem Amte schied. Man muß das selbst erlebt haben, wie alle Welt glaubt, über Tierhaltung mitreden zu können, wenn sie nur eine Katze daheim haben oder eine populärwissenschaftliche Zeitschrift halten, um zu begreifen, daß ein Kenner und Könner wie Alfred Brehm, der solchem Halbwissen in seinen Vorständen ausgeliefert war, sich nicht derartigem Ansinnen beugen konnte und wollte. Er zog sich in sein idyllisches Heimatdorf zurück und widmete sich im Schoße seiner Familie der zoologischen Schriftstellerei. Nur zu Vortragszwecken verließ er schließlich sein Tusculum. Sein Ruhm folgte ihm auch nach Renthendorf.
Einer der Vorwürfe, die man Brehm machte und bisweilen noch macht, bezieht sich auf seine Formulierungen, mit denen er das Wesen der Tiere schildert. Man sagt, er vermenschliche das Tier. Es ist sicher, daß Brehm aus den Tieren nicht kleine Menschen machen wollte, er brachte aber mit seinen Darstellungen das Leben der Tiere den Lesern nahe und löste damit die sterile morphologische und anatomische Beschreibung ab. Man muß Brehm aus seiner Zeit heraus verstehen. Mit anderen Worten, Alfred Brehm ist auch 100 Jahre nach seinem Tode noch aktuell und alles andere als veraltet. Er hat ja erst vielen Forschern Lust gemacht, sich den Lebensregungen der Tiere zuzuwenden. Es lohnt auch heute noch, bei auftauchenden Fragen den »Brehm« zur Hand zu nehmen. Er schöpfte als Forschungsreisender und als Tiergärtner eben aus frischen Quellen. Er beobachtete manches, etwa die Symbiose zwischen Nilkrokodil und Krokodilwächter, die oft bezweifelt, aber nach Jahrzehnten von prominenter Seite doch bestätigt wurde. Wie sehr Brehms Werk bei den Tierfreunden ankam, mag auch daraus hervorgehen, daß es in viele Sprachen übersetzt wurde und damit Eingang in andere Kulturkreise fand. Alfred Brehm hat für zahllose Menschen, denen die Beschäftigung mit Tieren Lebensinhalt ist, den Zugang zum Tierreich geschaffen, eine Tat, die ihn für immer unter die Großen unseres Volkes einreihte. Das vorliegende Buch aber wird allen, die mehr über den Menschen Brehm wissen wollen, hochwillkommen sein.
Tierpark Berlin
Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe
Inhalt:
Geleitwort .. .. .. 7
Das Vorbild des Vaters
»Vogelpastor« Brehm .. .. .. 9
Schulzeit, Lehre, Studium .. .. .. 17
Reise ins Herz Afrikas
Neue Eindrücke .. .. .. 21
In Begleitung von Missionaren .. .. .. 27
Ausflug zu den Pyramiden .. .. .. 28
Beginn der Nilfahrt .. .. .. 29
Auf den Spuren Napoleons .. .. .. 32
Muhammad Ali - Vizekönig von Ägypten .. .. .. 36
Wüstenreise .. .. .. 41
Khartum Zentrum des Sudan .. .. .. 44
Reise nach Kordofan .. .. .. 48
Rückkehr nach Kairo .. .. .. 54
Zweite Sudanexpedition
Ein verwegener Plan .. .. .. 58
Last der Verantwortung .. .. .. 61
Erneut durch die Wüste .. .. .. 66
Vergebliches Warten .. .. .. 67
Zauber tropischer Urwälder .. .. .. 72
Verraten und vergessen .. .. .. 75
Abschied .. .. .. 78
Auf der Sinai-Halbinsel .. .. .. 80
Jahre des Suchens
Studium in Jena .. .. .. 84
Vereine und Gesellschaften .. .. .. 90
Spanienreise .. .. .. 96
Freund und Berater Roßmäßler .. .. .. 97
Im hohen Norden .. .. .. 104
Lehrer für »höhere Töchter« .. .. .. 111
Mit Herzog Ernst in Eritrea .. .. .. 113
Direktor des Zoologischen Gartens Hamburg und des Berliner Aquariums
Neue Vorhaben .. .. .. 122
Menagerien und Zoologische Gärten .. .. .. 126
Der Abschluß des »Contracts« .. .. .. 129
Tiergärtner mit Leib und Seele .. .. .. 130
Konflikte mit dem Verwaltungsrat .. .. .. 134
Kündigung .. .. .. 137
Aquarium von Weltruf .. .. .. 140
Wegbereiter der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft .. .. .. 145
Vom Altai ins Land der Chanten
Die Erkundung Sibiriens .. .. .. 149
Durch das »steinerne Tor« .. .. .. 157
In der Steppe .. .. .. 160
Zum »Land der gelben Erde« .. .. .. 164
Der Altai und seine Bewohner .. .. .. 173
Schiffsreise auf dem Ob .. .. .. 182
Mühsal der Tundra .. .. .. 186
Heimkehr .. .. .. 192
»Tiervater« Brehm
Brehms Tierleben .. .. .. 197
Im Dienste des Entwicklungsgedankens .. .. .. 209
Sprache der Tierbilder .. .. .. 211
Freundschaft mit Kronprinz Rudolf .. .. .. 213
Vortragsreisen .. .. .. 222
Ein schwerer Verlust .. .. .. 224
Anhang
Literatur .. .. .. 228
Personen- und Ortsregister .. .. .. 229
Auf der Innenseite des Schutzumschlags zwei Übersichtskarten der Reisen Brehms
Kartenzeichnung: Gerhard Pippig
VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig
Reihe: Pioniere der Menschheit; Brockhaus-Biographien
1. Auflage 1984
2. Auflage 1988
weitere Ausgaben
auch erschienen bei
Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft, Leipzig
1. Auflage 1984
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