Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
10 April 2025
Brüder Grimm: Der süße Brei
Wohl jeder kennt das Märchen von dem kleinen Mädchen, das sehr arm war und von einer alten Frau ein Wundertöpfchen geschenkt bekam. Wenn man einen Spruch aufsagte, kochte es süßen Hirsebrei. Nun mussten das Mädchen und seine Mutter keinen Hunger mehr leiden.
Allerdings passierte dann ein Missgeschick...
Volksmärchen der Brüder Grimm illustriert von Konrad Golz
Der Kinderbuchverlag, Berlin
Reihe: Minibuch Nr. 3
1. Auflage 1979
2. Auflage 1985
09 April 2025
Wolfgang Genschorek: Fremde Länder - Wilde Tiere – Das Leben des "Tiervaters" Brehm
Klappentext:
Beim Namen Alfred Brehm fällt fast jedem zunächst sein weltbekanntes „Tierleben“ ein. Dieses Werk, Belehrung und Vermittler von Freude an der Natur zugleich, ist durch seine lebendige und eindringliche Darstellungsweise zum wahren Volksbuch geworden, fand aber wegen seiner umfassenden wissenschaftlichen Beschreibung ebenso Anerkennung in Fachkreisen.
Ein Ornithologenkollege charakterisierte Alfred Edmund Brehm folgendermaßen: „... Ein Mann mit ausgezeichnetem Können, ausgestattet mit Geistesgesundheit, voll Ursprünglichkeit, wie sie dem Volk eigen sein kann, und mit dem sachlich umfassenden Wissen und der sachlich kritischen Begabung des Gelehrten – diese Mischung, die so einzig ist, war in Brehm zu völligem Ausgleich gelangt. Und auf dieser Mischung beruhte es allein, daß er oft so schwierige Probleme des Tierlebens mit vollendeter Klarheit und überdies lebensvoll fesselnd darzustellen vermochte.“
Vor Brehms Zeiten hatte die Zoologie sich im wesentlichen auf die Berichte von Reisenden gestützt. Er aber ging selbst auf Reisen. Auf entbehrungsreichen Expeditionen durch Wüsten, Tropen, Polargebiete und die Gebirge Zentralasiens erwarb er sein Wissen. Diese Pioniertat Brehms und die Ergebnisse seiner Expeditionen veranlaßten Wolfgang Genschorek, zum 100. Todestag 1984 eine Biographie dieses Gelehrten vorzulegen, der weltweit anerkannt und zugleich in der Bevölkerung allgemein beliebt war.
Die Leistungen Brehms als geographischer Forscher wurden bis jetzt weitgehend ignoriert. Brehm schildert in seinen Reiseberichten ebenso die Pflanzenwelt, Landschaften, die, Bevölkerung der jeweiligen Gebiete, ihre Wirtschaft, Kultur und Geschichte.
Es ist Genschoreks Verdienst, diese Seite in Brehms Wirken mit der vorliegenden Brockhaus-Biographie einem breiten Leserkreis zugänglich zu machen. Er läßt den Leser miterleben, wie der junge Brehm, der eigentlich Architekt werden. sollte, eher zufällig auf seine erste große Expedition nach Nordostafrika geht und dann fast sein ganzes Leben lang „auf Reisen“ ist. Nach seiner Rückkehr von der Afrikareise studierte Brehm Naturwissenschaften in Jena und promovierte mit einem Teil seines Reiseberichts zum Dr. phil. Eine Reise quer durch Norwegen, über das Nordkap hinaus bis an den Varangerfjord sollte ihm Überblick über die nordische Vogelwelt verschaffen. Das Angebot Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg Gotha, ihn auf einer Jagdexpedition zu begleiten, brachte Brehm ein zweites Mal nach Afrika, wo ihn die reiche Tier- und Pflanzenwelt Eritreas sehr beeindruckte, und er wohl auch den Plan zu seinem „Tierleben“ faßte. Als Begleiter Otto Finschs reiste Brehm nach Westsibirien, gelangte bis zum Altai und den Ob abwärts bis ans Nördliche Eismeer. Er führte aufs genaueste Tagebuch, dem wir vor allem auch ethnologisch wertvolle Beschreibungen verdanken.
Buchanfang:
Geleitwort
Wenn 100 Jahre nach dem Tode eines Menschen seiner noch unentwegt gedacht wird und sein Name noch Klang hat, dann muß es sich um eine bedeutende Persönlichkeit handeln mit nachhaltiger Wirkung. Dr. Alfred Edmund Brehm ist eine solche. Zufällig Forschungsreisender geworden, der nur durch seine Zähigkeit und Energie die selbstgestellten Ziele erreichte, schriftstellerisch hochbegabt, gewann er seine höchste Wirksamkeit durch sein »Tierleben«, das ebenso im Palast wie in der Hütte alsbald gelesen, ja verschlungen wurde. Zahlreiche Auflagen und Bearbeitungen, auch Kurzfassungen überstand dieses einmalige Werk, ohne daß Ergänzungen und Abstriche letztlich dem Charme dieser Schilderungen völlig Abbruch tun konnten. Brehm hat die Tierwelt dem deutschen Volk nahegebracht, so daß jeder, der nur halbwegs an Tieren Interesse hegt, auch »Brehms Tierleben« kennt. Kein anderes mit gleichem Ziele angelegtes Werk konnte Brehms Leistung verdrängen.
Brehms Persönlichkeit schwankte in der Beurteilung sowohl seiner Zeitgenossen wie der Nachwelt speziell deswegen, weil er sowohl als Direktor des Hamburger Zoologischen Gartens wie auch als Gründer und Direktor des Berliner Aquariums in Unfrieden aus seinem Amte schied. Man muß das selbst erlebt haben, wie alle Welt glaubt, über Tierhaltung mitreden zu können, wenn sie nur eine Katze daheim haben oder eine populärwissenschaftliche Zeitschrift halten, um zu begreifen, daß ein Kenner und Könner wie Alfred Brehm, der solchem Halbwissen in seinen Vorständen ausgeliefert war, sich nicht derartigem Ansinnen beugen konnte und wollte. Er zog sich in sein idyllisches Heimatdorf zurück und widmete sich im Schoße seiner Familie der zoologischen Schriftstellerei. Nur zu Vortragszwecken verließ er schließlich sein Tusculum. Sein Ruhm folgte ihm auch nach Renthendorf.
Einer der Vorwürfe, die man Brehm machte und bisweilen noch macht, bezieht sich auf seine Formulierungen, mit denen er das Wesen der Tiere schildert. Man sagt, er vermenschliche das Tier. Es ist sicher, daß Brehm aus den Tieren nicht kleine Menschen machen wollte, er brachte aber mit seinen Darstellungen das Leben der Tiere den Lesern nahe und löste damit die sterile morphologische und anatomische Beschreibung ab. Man muß Brehm aus seiner Zeit heraus verstehen. Mit anderen Worten, Alfred Brehm ist auch 100 Jahre nach seinem Tode noch aktuell und alles andere als veraltet. Er hat ja erst vielen Forschern Lust gemacht, sich den Lebensregungen der Tiere zuzuwenden. Es lohnt auch heute noch, bei auftauchenden Fragen den »Brehm« zur Hand zu nehmen. Er schöpfte als Forschungsreisender und als Tiergärtner eben aus frischen Quellen. Er beobachtete manches, etwa die Symbiose zwischen Nilkrokodil und Krokodilwächter, die oft bezweifelt, aber nach Jahrzehnten von prominenter Seite doch bestätigt wurde. Wie sehr Brehms Werk bei den Tierfreunden ankam, mag auch daraus hervorgehen, daß es in viele Sprachen übersetzt wurde und damit Eingang in andere Kulturkreise fand. Alfred Brehm hat für zahllose Menschen, denen die Beschäftigung mit Tieren Lebensinhalt ist, den Zugang zum Tierreich geschaffen, eine Tat, die ihn für immer unter die Großen unseres Volkes einreihte. Das vorliegende Buch aber wird allen, die mehr über den Menschen Brehm wissen wollen, hochwillkommen sein.
Tierpark Berlin
Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe
Inhalt:
Geleitwort .. .. .. 7
Das Vorbild des Vaters
»Vogelpastor« Brehm .. .. .. 9
Schulzeit, Lehre, Studium .. .. .. 17
Reise ins Herz Afrikas
Neue Eindrücke .. .. .. 21
In Begleitung von Missionaren .. .. .. 27
Ausflug zu den Pyramiden .. .. .. 28
Beginn der Nilfahrt .. .. .. 29
Auf den Spuren Napoleons .. .. .. 32
Muhammad Ali - Vizekönig von Ägypten .. .. .. 36
Wüstenreise .. .. .. 41
Khartum Zentrum des Sudan .. .. .. 44
Reise nach Kordofan .. .. .. 48
Rückkehr nach Kairo .. .. .. 54
Zweite Sudanexpedition
Ein verwegener Plan .. .. .. 58
Last der Verantwortung .. .. .. 61
Erneut durch die Wüste .. .. .. 66
Vergebliches Warten .. .. .. 67
Zauber tropischer Urwälder .. .. .. 72
Verraten und vergessen .. .. .. 75
Abschied .. .. .. 78
Auf der Sinai-Halbinsel .. .. .. 80
Jahre des Suchens
Studium in Jena .. .. .. 84
Vereine und Gesellschaften .. .. .. 90
Spanienreise .. .. .. 96
Freund und Berater Roßmäßler .. .. .. 97
Im hohen Norden .. .. .. 104
Lehrer für »höhere Töchter« .. .. .. 111
Mit Herzog Ernst in Eritrea .. .. .. 113
Direktor des Zoologischen Gartens Hamburg und des Berliner Aquariums
Neue Vorhaben .. .. .. 122
Menagerien und Zoologische Gärten .. .. .. 126
Der Abschluß des »Contracts« .. .. .. 129
Tiergärtner mit Leib und Seele .. .. .. 130
Konflikte mit dem Verwaltungsrat .. .. .. 134
Kündigung .. .. .. 137
Aquarium von Weltruf .. .. .. 140
Wegbereiter der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft .. .. .. 145
Vom Altai ins Land der Chanten
Die Erkundung Sibiriens .. .. .. 149
Durch das »steinerne Tor« .. .. .. 157
In der Steppe .. .. .. 160
Zum »Land der gelben Erde« .. .. .. 164
Der Altai und seine Bewohner .. .. .. 173
Schiffsreise auf dem Ob .. .. .. 182
Mühsal der Tundra .. .. .. 186
Heimkehr .. .. .. 192
»Tiervater« Brehm
Brehms Tierleben .. .. .. 197
Im Dienste des Entwicklungsgedankens .. .. .. 209
Sprache der Tierbilder .. .. .. 211
Freundschaft mit Kronprinz Rudolf .. .. .. 213
Vortragsreisen .. .. .. 222
Ein schwerer Verlust .. .. .. 224
Anhang
Literatur .. .. .. 228
Personen- und Ortsregister .. .. .. 229
Auf der Innenseite des Schutzumschlags zwei Übersichtskarten der Reisen Brehms
Kartenzeichnung: Gerhard Pippig
VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig
Reihe: Pioniere der Menschheit; Brockhaus-Biographien
1. Auflage 1984
2. Auflage 1988
weitere Ausgaben
auch erschienen bei
Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft, Leipzig
1. Auflage 1984
08 April 2025
Irma Truupõld: Das Land der grünen Sonne
Buchanfang:
Die vergessenen Puppen
Am nachtblauen Himmel wanderte der runde und frohe Mond zusammen mit Millionen funkelnden Sternen.
Der Mond war sehr neugierig, und er schaute in die Fenster, um zu sehen, wie die kleinen Kinder schliefen. Manchmal zeigte er den Kindern schöne Träume, und er freute sich, wenn sie im Traum lächelten.
Durch ein Fenster sah der Mond, wie Mari mit ihrer kleinen Tochter Helve ruhig schlief. Einst war auch Mari ein kleines Kind gewesen, nun aber war sie erwachsen und spielte nicht mehr mit Puppen. Mari hatte ihre kleinen Puppen, Malle und Peedu, längst schon vergessen. Die Puppen waren aus Gummi und so klein wie Maris Finger. An den Händen und Füßen der Puppen waren deutlich Schrammen und Kratzer zu sehen, die noch aus der Zeit stammten, als Mari klein war.
Die Puppen waren nicht mehr bei Mari. Ihre kleine Puppenstube aus Pappe war in die halbdunkle Rumpel- kammer gebracht worden und stand auf der alten Kom- mode der Großmutter beim Fenster. Dort saßen Malle und Peedu nun und hofften sehnsüchtig, einst wieder Maris Puppen zu sein.
»Malle, du sprichst noch immer von Mari. Sie hat uns längst schon vergessen«, sagte Peedu.
Aus dem Estnischen von GiselaTeeäär
Gezeichnet von Roman Kivit
Verlag Perioodika, Tallinn
1. Auflage 1985
P. Werner Lange: Ich war am Rande des Paradieses ... – Das Leben des Christoph Kolumbus
Klappentext:
Don Cristóbal Colón wähnte, den Rand des Paradieses erreicht zu haben, als er während seiner dritten. Reise 1498 die Insel Trinidad gefunden hatte und eine im Golf von Paria auf Erkundung ausgesandte Karavelle ihm die Nachricht brachte, daß ein gewaltiger Fluß (der Orinoco) mit vier Mündungen sich in den Golf ergieße. Hieß es nicht im 1. Buch Mose: »Und es ging aus von Eden ein Strom, zu wässern den Garten, und teilte sich von da in vier Hauptwasser. Das erste heißt Pison, das fließt um das ganze Land Hevila; und daselbst findet man Gold. Und das Gold des Landes ist köstlich...«? Kolumbus, von seinem Sendungsglauben erfüllt, davon überzeugt, die göttliche Vorsehung habe ihn auserwählt, Gold und Silber von fernen Inseln herbeizuschaffen, das irdische Paradies zu finden, hielt dies auch für die Bestätigung seiner These, im äußersten Osten angekommen zu sein. Hatten doch die Kirchenväter gerade dort das Paradies angenommen. Kolumbus ahnte nicht, daß an Backbord die Küste des südamerikanischen Kontinents lag, als seine Karavellen den Südosten Trinidads umrundeten.
P. Werner Lange bezieht in seine Darstellung des Lebens Kolumbus' auch ein allgemein-historisches Bild des Entdeckungszeitalters mit ein. Es ist dies die Zeit der »Katholischen Majestäten« Ferdinand und Isabella, Kaiser Friedrich III. und seines Sohnes Maximilian I., die Zeit der Inquisition und der Judenverfolgung. Die »Neue Welt« wird entdeckt, der Seeweg nach Indien gefunden. Es ist die Zeit Kolumbus', des Entdeckers schlechthin, dessen Name sprichwörtlich geworden ist. Seine Unternehmungen gehören zu den wichtigsten und folgenreichsten Taten der menschlichen Geschichte, wenn auch der »Großadmiral des Weltmeeres« nicht erkannte – oder nicht erkennen wollte –, daß er nicht den West weg nach Indien, nach Ostasien, sondern einen neuen Erdteil gefunden hatte. (In der Bezeichnung Westindische Inseln für die Inselwelt im amerikanischen Mittelmeer und Indios (Indianer) für deren Bewohner ist der historische Irrtum des Entdeckers heute noch lebendig.) Seine seemännischen Fähigkeiten indessen werden heute nicht mehr bestritten.
Kolumbus' Auftraggebern war vor allem um den Zugang zu neuen Reichtümern und um die Ausbreitung des Christentums zu tun. Der Autor gibt eine realistische Einschätzung vom Vorgehen der Spanier gegen die Bewohner der entdeckten Inseln und versucht auch, die Haltung des Kolumbus bei diesen Vorgängen zu werten, die rigorose Ausbeutung, schließlich grausame Verfolgung und Vernichtung zeitigten.
Buchanfang:
Vorwort
Es wird die Rede sein vom Leben eines Mannes, dessen Fähigkeiten, Handlungen und Charakter schon häufig und in sehr kontrastreicher Weise beschrieben wurden. Von seinen Biographen entworfene Persönlichkeitsbilder zeigten ihn einmal als genialen, strahlenden Renaissancehelden, einmal als gemütskranken Dilettanten, der 1492 nicht in Amerika, sondern auf den Kanarischen Inseln landete und diese für Indien hielt, oder gar als mittels Diebstahl oder Mord in den Besitz geheimer Vorkenntnis vom westwärtigen Kontinent gelangten Finsterling. Acht Nationen stritten um die Ehre, Kolumbus habe die ersten Schritte auf ihrem Boden getan; noch heute vermeinen die einen, er sei sephardischer Jude gewesen, andere wollen sichere Kunde besitzen, daß seine Wiege im festländischen Refugium französischer Seeräuber stand. Indes: Das vorgebliche Dunkel um Cristóbal Colóns Lebensweg ist eine vom zweifelhaften Originalitätsstreben mancher Biographen genährte Mär.
Die folgende knappe Schilderung bleibt beschränkt auf nachweisbare Fakten. Sofern Zitate verwendet werden – der Autor fühlte sich nicht berechtigt, diese oftmals bewegenden und nahezu poetischen Zeitdokumente dem Bemühen um geschlossene Darstellung zu opfern – geschieht es mit dem Hinweis auf ihren Urheber; Zitate ohne Namensnennung stammen von Colón. Benutzte Literatur wird in der Bibliographie aufgeführt, doch wäre es unredlich, wenn hier nicht auf den bestimmenden und hilfreichen Einfluß hingewiesen würde, den die Werke hervorragender Gelehrter wie Henri Harisse, Richard Hennig, Samuel Eliot Morison und Oscar Peschel auf alle um Wahrhaftigkeit bemühte Kolumbusliteratur ausüben.
Zur Handlung: Cristóbal Colón war nicht der erste Entdecker Amerikas. Außer den im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert manchen Teil der amerikanischen Küste kurzzeitig betretenden und besiedelnden Seeleuten aus Nordeuropa mögen andere ihm zuvorgekommen sein – für Colóns Fahrten blieb das belanglos. Sein Verdienst besteht nicht nur in der kühnen Durchquerung unerschlossener Breitenbereiche, vielmehr in der historischen Konsequenz seiner Unternehmungen. Wir lernen ihn kennen als beharrlichen Autodidakten, entschlossenen Entdecker und genialen Navigator, der den amerikanischen Ureinwohnern menschlich zu begegnen sucht und die privaten Bereicherungsabsichten seiner Gefährten gesellschaftlich bedeutsamen Prozessen unterordnen möchte, als hervorragenden Vertreter einer großartigen Epoche, die treffend als eine Zeit charakterisiert wurde, in der man vermeinte, der Geschwänzte gehe hökernd um und biete für eine Seele das irdische Himmelreich.
Doch offenbart er zudem zwiespältige Züge: wie alle von ihrer Mission Überzeugten ist er ungerecht gegen Andersdenkende, vermag er vorgefaßte Meinungen nicht aufzugeben, seine Überredungskunst ist das Produkt von Selbsttäuschungen. Religiosität und Sendungsbewußtsein hindern ihn häufig an der richtigen Deutung geographischer Realitäten, seine Frömmigkeit ist nicht frei von Spekulativem, Krankheit und Enttäuschung bewegen ihn schließlich sogar zur geistigen Flucht in den Bereich des Mystischen. Bedingungsloser Glaube an kirchliche und weltliche Autoritäten überschattet nicht selten die während der ersten Entdeckerjahre offenbarten Fähigkeiten wissenschaftlicher Gründlichkeit und empirischer Beobachtungsgabe.
Kein sinnenfroher, strahlender Renaissanceheroe – doch was für ein Gigant an Wagemut und Energie! Er beeinflußt vieles: die Fahrten da Gamas und Magalhães', die Ideen Mores, die Geschicke ganzer Kontinente. Dem ungestümen Drängen des anbrechenden Zeitalters erschließt er eine ganze Welt, verfolgt die von der Geschichte vorgezeichnete Aufgabe bis zum – nicht nur für ihn – bitteren Ende. Die Bedeutung seines Handelns kann gar nicht überschätzt werden, schon deshalb, weil, wie Oscar Peschel es einmal nannte, »Tat an Tat sich entzündet«.
Im Verlauf der Schilderung werden Wertungen wie »Goldgier« und »Grausamkeit« sich dem Leser aufdrängen sie wurzeln in heutigen sittlichen Normen, die dem Menschen nicht von vornherein angeboren sind. Es wird hier deshalb der Versuch unternommen, ein in der Literatur häufiger anzutreffendes verzerrtes Colónbild von solchen Klischees zu befreien und auf den jene Motivationen antreibenden Mechanismus hinzudeuten, denn was damals aus dem Schoß der Zeit kroch, ist noch immer Bestandteil der Gegenwart.
Darüber hinaus bleibt nicht mehr zu sagen, als es Alexander von Humboldt vor nunmehr anderthalb Jahrhunderten tat: »Der Ruhm des Columbus beruht gleich dem sämtlicher außerordentlichen Männer, welche durch Schriften oder Handlungen den Kreis des Wissens erweitert haben, eben so sehr auf den Fähigkeiten des Geistes und der Stärke des Charakters, deren Antrieb den Erfolg ins Werk stellt, als auf dem mächtigen Einfluß, welchen sie, fast immer ohne es zu wollen, auf die Bestimmungen des Menschengeschlechtes ausgeübt haben ... Der Erfolg, welchen er erlangte, war eine Eroberung durch Nachdenken. Schon aus diesem einzigen Gesichtspunkt betrachtet erhebt sich Columbus bei weitem über die Seefahrer, welche es unternommen hatten, die Südspitze von Afrika zu umschiffen...«
Dieses Buch möchte derlei Erkenntnis fördern. Ich widme es dem Andenken meines Vaters.
P. Werner Lange
Inhalt:
Vorwort .. .. .. 7
Genova la Superba .. .. .. 10
Portugal .. .. .. 16
Westwärts nach Osten? .. .. .. 29
Spanien .. .. .. 37
Der Fall Granadas .. .. .. 52
Am Kai zur Neuen Welt .. .. .. 57
Morgendämmerung: Europa 1492 .. .. .. 74
Palos, 3. August .. .. .. 77
Oeste, oeste! .. .. .. 82
San Salvador, Fernandina, Juana .. .. .. 91
La Isla Española .. .. .. 105
Schrecken der Rückkehr .. .. .. 116
Triumph .. .. .. 125
Alexander teilt die Welt .. .. .. 133
Exodus .. .. .. 137
Auf der Suche nach Indien .. .. .. 158
Inferno .. .. .. 167
»Nur Widerstand und Klage...« .. .. .. 173
Zum Rande des Paradieses .. .. .. 178
Erniedrigung .. .. .. 187
Neue Hoffnung, neue Pläne .. .. .. 201
El alto viaje .. .. .. 218
Veragua .. .. .. 221
Die »Hölle von Jamaika« .. .. .. 228
Konquista .. .. .. 236
Agonie .. .. .. 244
Epilog .. .. .. 250
Zeittafel .. .. .. 257
Bibliographie .. .. .. 261
Bildquellen .. .. .. 264
Register .. .. .. 264
Auf der Innenseite des Schutzumschlags eine Übersichtskarte von Kolumbus' erster Reise
Pioniere der Menschheit.
Hervorragende Forscher und Entdecker
Herausgegeben von Dr. Wolfgang Genschorek (Leipzig) und Doz. Dr. habil. Max Linke (Weißenfels)
Kartenzeichnung: Helga Paditz
VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig
Reihe: Pioniere der Menschheit; Brockhaus-Biographien
1. Auflage 1980
2. Auflage 1982
07 April 2025
A. Schachow: Auf Rentierpfaden – Eine Expedition in die Tundra
Auszug aus dem Buch:
... Einige Jahre später Bis zum Krieg war ich auf Reisen. Erst im Winter des Jahres 1946 traf ich Jewgeni Nikolajewitsch in Moskau am Iljinsker Tor wieder. Ich erkannte den großen Mann in dem kurzen Rentierpelz nicht gleich. Unter der Kalbfellmütze hervor sah er mich mit seinem einen Auge aufmerksam an, über dem anderen Auge trug er eine schwarze Binde. „Erkennen Sie mich wirklich nicht mehr ?“ fragte er mich erstaunt. „Ich kann mich nicht so recht erinnern.“ „Das ist schlecht... Dann bin ich also gealtert und sehe anders aus. Ja, sehen Sie, einen Bart habe ich mir wachsen lassen, und ein Auge habe ich im Krieg verloren. Die Jahre vergehen und verändern die Menschen, aber selbst gewöhnt man sich so daran, daß man nichts davon merkt. Sie erkennen mich also nicht? Dabei haben wir doch gemeinsam die Tundra durchstreift.“ „Jewgeni Nikolajewitsch?“ „Jawohl. In höchsteigener Person.“ Wir drückten uns gegenseitig kräftig die Hände. Nach den ersten oberflächlichen gegenseitigen Fragen gingen wir die Kirowstraße entlang. Jewgeni Nikolajewitsch erzählte, daß er ebenfalls kein Sitzfleisch habe und nach wie vor in den Norden verliebt sei. Nach unserer gemeinsamen Reise war er noch auf Nowaja Semlja, in den Niederungen des Jenissei, meldete sich dann freiwillig zur Front, wo er zweimal verwundet wurde. Hier unterbrach ich ihn: „Ja, wie haben Sie es denn fertiggebracht, sich von unseren nördlichen Weiten zu trennen?“ „Ich mußte sie doch verteidigen“, antwortete Jewgeni Nikolajewitsch einfach. „Deshalb mußte ich eine ungewöhnliche Reise machen. Mit der Kampftruppe kam ich von Murmansk bis Berlin.“ „Leben Sie jetzt in Moskau?“ fragte ich ihn. „Ich bin erst vor zwei Tagen aus Salechard zurückgekehrt.“ „Sie waren wieder in Salechard?“ Ich staunte. „Wie schaut es denn dort aus? Wahrscheinlich hat sich die Stadt sehr verändert? Da geht es hoch her?“ „Haha! Das kann man wohl von Moskau sagen, aber nicht von Salechard. Hier fährt ein Auto hinter dem anderen, ununterbrochen. Ein ewiger Lärm! Und ein ewiger Benzingeruch! Und wie sich die Menschen drängen! Jeder beeilt sich und hastet. Ich liebe es, wenn in den Menschen das Blut brodelt. Wie ungewöhnlich ist das alles nach Salechard. Sie wissen doch selbst: Wenn man in der Tundra einem Menschen begegnet, dann ist das ein großes Ereignis, an das man sich das ganze Leben lang erinnert. Aber hier bemerken die Menschen einander nicht, wie man in der Tundra die Schneehühner nicht bemerkt, weil es so viele gibt. Aber schön ist Moskau doch I Es beschwingt den Menschen, treibt ihn an. Es ist nicht wie in Salechard, wo jeder sich gehen läßt. Und doch entwickelt sich das Leben im Kreise Jamalo-Nenezk, allerdings im stillen, ohne Lärm. Das liegt dort an der Art der Arbeit? Fischfang, Rentierzucht, Jagd ? das sind doch ruhige Gewerbe, keine Industrien. Sobald irgendwo eine Fabrik steht, dann verkündet sie das sofort über die ganze Gegend durch Sirenengeheul. In Salechard gibt es nur das Fischkonserven-Kombinat, da ist auch richtiger Lärm. Tatsächlich, da geht es hoch her. Das Kombinat ist noch größer geworden. Heute liefert es bereits mehrere Millionen Büchsen Fischkonserven im Jahr.“ Ich lief neben ihm her und hatte ganz vergessen, daß ich nach einer anderen Richtung gehen wollte. Ich glaube, Jewgeni Nikolajewitsch ging ebenfalls ohne bestimmtes Ziel über die Kirowstraße. Dieser „schweigsame“ Mensch erzählte auf einmal ohne aufzuhören. „Übrigens lärmt auch noch das Sägewerk. Es liefert nach wie vor den Bedarf für den Fischereibetrieb und das Konserven-Kombinat. Eine Sirene gibt es auch in der Schiffswerft, die damals noch eine Schiffsreparaturwerkstatt war. Der Kreis besitzt zwölf Fabriken, die Fisch verarbeiten. Besonders bekannt ist die in Aksarka. Natürlich sind die Fischfänge auch ertragreicher geworden. Im letzten Jahr hatte man hundertfünfzigtausend Zentner aus dem Wasser geholt. Der Ob ist sehr fischreich! In der Hauptsache werden Maränen gefangen, seltener sind die Zarten, Störe und Lachsforellen. Wundern Sie sich nicht darüber, daß ich so gut über das Leben des Kreises orientiert bin! Vor kurzem wurde in Salechard das fünfzehnjährige Bestehen des Kreises Jamalo-Nenezk gefeiert, und ich hörte mir die Vorträge der Organisationen des Kreises an.“ .......
Zeichnungen von Erich Gürtzig
Übersetzung aus dem Russischen von Franz Schüler
Titel der Originalausgabe: „По оленьим тропам"
Für Leser von 13 Jahren an
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1953 (1.- 15. Tsd.)
2. Auflage 1953 (16.-25. Tsd.)
3. Auflage 1954 (26.-35. Tsd.)
Alexandre Dumas: Die Kameliendame
Klappentext:
Der kurz nach seinem Erscheinen als Theaterstück berühmt gewordene Roman des jüngeren Dumas stellt mit erstaunlicher Kenntnis und fesselnder Wirklichkeitskunst die tragische Geschichte der Kokotte Marguerite Gautier dar, die an der bürgerlichen Moral zerbricht, als ihre selbstlose Liebe zu Armand Duval erwacht und sie ein neues Leben beginnen will. Sie geht zugrunde, nachdem sie das Schwerste, den Verzicht auf den Geliebten um seiner Zukunft willen und dessen Vorwurf der Untreue, auf sich genommen hat. Das ist mit allen feinen Nebenzügen, zart und ungemein sicher, mitfühlend, doch ohne Sentimentalität, als ein erlebter Sonderfall aus der Pariser Halbwelt dargestellt. Dadurch wirkt der kleine Roman auch heute noch ergreifend und echt, denn alles in ihm ist gestaltet, Kunst geworden.
Buchanfang:
Gestalten erschaffen kann meiner Meinung nach nur, wer die Menschen lange Zeit erforscht hat, wie ja auch niemand eine Sprache beherrscht, der sie nicht gründlich erlernt hat.
Ich selber habe freilich das Alter noch nicht erreicht, in dem man dichtet, und darum will ich mich begnügen, hier nur zu berichten. Das heißt, der Leser darf von der Wahrheit der Geschichte überzeugt sein, deren Personen mit Ausnahme der Heldin alle noch leben. Überdies gibt es in Paris für viele der Geschehnisse, die ich hier vorbringe, genügend Zeugen, die sie bestätigen können, wenn man mir etwa nicht glaubt. Den Bericht niederzuschreiben aber ermöglicht mir ein seltsamer Zufall, denn mir allein sind die besonderen Zusammenhänge mitgeteilt worden, ohne welche er weder vollständig sein würde noch Anteilnahme zu erregen vermöchte.
Die Sache kam folgendermaßen zu meiner Kenntnis. Am 12. März 1847 las ich in der Rue Laffitte auf einem großen gelben Maueranschlag die Anzeige einer Versteigerung von Möbeln und zahlreichen Luxusgegenständen, und zwar einer Versteigerung wegen Todesfall. Der Anschlag nannte den Verstorbenen nicht, der Verkauf aber sollte am Sechzehnten in der Rue d'Antin Nr. 9 von zwölf bis fünf Uhr vor sich gehen.
Ferner war unter anderem angegeben, daß man Wohnung und Möbel am Dreizehnten und am Vierzehnten besichtigen könne.
Ich war immer ein Liebhaber von Kunstdingen und nahm mir vor, diese Gelegenheit nicht zu versäumen und mir, sollte ich nichts kaufen, wenigstens etwas anzusehen. So begab ich mich des andern Tages in die Nr. 9 der Rue d'Antin.
Originaltitel: La Dame aux camélias (1848)
Aus dem Französischen übertragen und mit einem Nachwort von Walter Hoyer
Gesamtgestaltung: Dietmar Kunz
Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig
Reihe: Sammlung Dieterich Bd. 218
1. Auflage 1959
2. Auflage 1959
3. Auflage 1962
4. Auflage 1968
5. Auflage 1986
weitere Ausgaben
Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe: Roman-Zeitung Heft 189
1. Auflage 1965
06 April 2025
Regine Süßkow: Im Garten
Einbandtext:
In diesem anschaulich illustrierten Beschäftigungsbuch erfährt der junge Gartenfreund alles Wissenswerte über den Gemüse-, Obst-, Ziergehölz-, Sommerblumen-, Stauden-, Wild-, Wasser- und den Spielgarten sowie über die Pflege von Pflanzen auf dem Balkon und im Zimmer.
Die zahlreichen Anleitungen zu gärtnerischen Arbeiten sind leicht nachvollziehbar und berücksichtigen auch, daß viele Familien keinen Garten haben.
Buchanfang:
DER GEMÜSEGARTEN
Schon die Jäger und Sammler der Steinzeit hatten unter den vielen Kräutern der Steppen und Wälder wohlschmeckende Wildgemüse gefunden. Doch die Suche danach war recht mühevoll. Daher lernten es die Menschen bald, geeignete Pflanzen auszugraben, sie neben ihren Hütten auf ein Stück Land zu pflanzen und zu pflegen.
Die Anzahl der Gemüsesorten war zunächst gering. Noch im Mittelalter wurden nur Kohl, Lattich (ein Vorläufer unseres heutigen Salates), Möhren und Rettich angebaut. Heute sind etwa 50 Gemüsearten bekannt. Wer sein Gartenland gut einteilt und bearbeitet, kann vom Frühjahr bis zum Winter frisches Gemüse essen. Aber auch ein Blumentopf am Fenster, ein Kasten auf dem Balkon, ein Randstreifen am Neubaublock oder ein Beet auf dem Hinterhof eignen sich zur Gemüseanzucht.
Auf diese Weise erntet man jedoch nur kleine Mengen. Den größten Teil des Gemüses erzeugen Gärtnereien und landwirtschaftliche Betriebe auf Feldern, in Frühbeeten, Folienzelten und Gewächshäusern.
Vor dem Säen und Pflanzen muß der Boden gut bearbeitet werden. Im Herbst graben wir ihn um, große Flächen pflügt man. Über Winter bleibt der grobschollig gelockerte Boden liegen, damit Wasser und Luft auf ihn einwirken können.
Inhalt:
Unsere Gartengeräte vor .. .. .. Seite 1
Der Gemüsegarten .. .. .. Seite 2 bis 7
Der Obstgarten .. .. .. Seite 8 bis 13
Der Ziergehölzgarten .. .. .. Seite 14 bis 19
Der Balkongarten .. .. .. Seite 20 bis 25
Der Sommerblumengarten .. .. .. Seite 26 bis 29
Der Staudengarten .. .. .. Seite 30 bis 34
Der Kompost .. .. .. Seite 35
Der Zimmerpflanzengarten .. .. .. Seite 36 bis 39
Tiere im Garten .. .. .. Seite 40 und 41
Der Wassergarten .. .. .. Seite 42 und 43
Der Wildpflanzengarten .. .. .. Seite 44 und 45
Der Spielgarten Seite .. .. .. 46 und 47
Das Gartenfest .. .. .. Seite 47 bis 49
Pflanzen und Tiere von A bis Z .. .. .. Seite 50 und 61
Für Leser von 9 Jahren an
Illustrationen Christiane Gottschlich
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1987
2. Auflage 1989
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