28 März 2025

Henryk Keisch: Sprung in die Freiheit

Heftanfang:
Rauschen und Gurgeln um mich. Ein sanft drängendes, fließendes Etwas hüllt mich ein. Ich öffne mit Anstrengung die Augen, das Etwas ist von grüngrauer Farbe, durchsichtig und doch wieder nicht so, daß ich wirklich hindurchsähe. Ich schwimme darin. Meine Beine stoßen wohl nur träge, die Arme ziehen ohne Kraft, aber ich weiß doch, wie Schwimmen ist; wenn ich in einem Sport was leiste, dann im Schwimmen. Das Etwas um mich, ja, ist Wasser. Wie kommt es dann aber, daß mir unerträglich heiß ist, daß mir Schweiß aus den Poren bricht, da ich mich doch im Wasser befinde, sogar unter Wasser, wie ich eben bemerke? Unverständlich. Und auch unangenehm, sehr, sehr unangenehm. Die Brust tut mir weh, ekelhaft, was ist das? Ich kann nur schwer atmen. Und die Schulter, die tut auch weh, verdammt. Mir ist gar nicht gut. Ich muß hier raus. Ich muß an die Oberfläche, ganz schnell, kein Mensch hält es so lange unter Wasser aus. Ich muß auftauchen.
Es geht, ich tauche hoch. Das Etwas wird heller, durchsichtiger, ich selbst werde leichter. Jetzt bin ich an der Oberfläche, na also. Das Etwas gibt mir den Kopf frei. Luft ist um mich. Es rauscht und gurgelt nicht mehr, die plötzliche Stille ist wie eine Explosion. Vor den Augen flutet Licht, anders als bisher, sanfter, ein gelbweißer Schleier. Ich sehe den Schleier und sehe zugleich, was er verhüllt. Zuerst einen großen Rahmen, darin ein sauber ausgeschnittenes Stück Bläue und, seitlich hereinragend, dunkles Gewirr. Aha, ein Baum. Es befriedigt mich, daß ich an Gezweig und Laubwerk einen Baum erkenne. Ein Baum ist etwas Vertrautes, fast Menschliches, er rauscht und gurgelt nicht. Doch, Idiot, hast wohl nie hingehört, ein Baum rauscht, und wie! Schon, aber nicht so, sondern ganz anders.
Kurzum, der Rahmen ist ein offenes Fenster, der blaue Ausschnitt ist ein Stück Himmel, ich befinde mich in einem Zimmer. Ich liege in einem Bett. Das Bett ist ganz weiß. Soweit stimmt alles. Aber was habe ich da am Arm, angeschnürt und irgendwie in mich hineinführend? Was ist das für ein Gummischlauch, der aus mir herauskommt und in einem Glasballon über mir endet?
„Sehr schön, er ist wieder da“, sagt eine Stimme von weither. „Das ist die Hauptsache. In Ruhe lassen, Schwester. Weiter Kochsalzlösung.“ Die Hauptsache ist Kochsalzlösung, wieso das? Ich habe Durst. „Durst!“ – „Er hat Durst“, sagt eine zweite Stimme. „Trinken darf er nicht“, sagt die Stimme von vorhin, „höchstens ein paar Tropfen.“ Etwas Feuchtes schiebt sich mir zwischen die Lippen. Ah, das ist gut.

Umschlag und Illustrationen: Wolfgang Przibilla

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr.300
1. Auflage 1970

Hans Siebe: Funktaxi 1734

Heftanfang:
Das Taxi hielt neben dem Gehweg, die Türen standen offen, innen brannte das Licht, der Fahrer war über das Lenkrad hingesunken und stöhnte leise.
Die Nacht war klar, nur einzelne Wolkenfetzen zogen über den Sternenhimmel hin, die Luft war angenehm kühl nach der Tageshitze, es roch nach geschnittenem Rasen.
Wir waren gleichzeitig mit dem Rettungswagen eingetroffen, er stand hinter dem Taxi, einem schwarzen Wolga. Der Fahrer hatte vergessen, die blaue Rundleuchte abzuschalten, das Blinklicht flackerte rhythmisch.
Hauptmann Herbert Kühn und ich versahen den Kriminaldauerdienst. Gegen zwei Uhr war die Meldung eingetroffen, daß der Schichtarbeiter Klaus Beutel vom RAW Revaler Straße auf dem Nachhauseweg, nahe einem Laubengelände in Nordend, ein überfallenes Taxi aufgefunden hatte. Der Fahrer schien ernstlich verletzt zu sein.
Wir hatten die Meldung skeptisch aufgenommen. Taxiraub? Der letzte Fall lag schon lange zurück. Nun stand aber fest, daß Klaus Beutel recht gehabt hatte.
Für die Tatortaufnahmen benutzte ich die Importkamera, die in wenigen Sekunden fertige Bilder liefert. Die Krankenfahrer warteten geduldig darauf, daß ich fertig wurde. Sie hoben danach den bewußtlosen Taxifahrer vom Sitz, legten ihn behutsam auf die Trage und schoben diese in den Wagen. Der Begleiter setzte sich neben den Verletzten, der Fahrer rannte um das Fahrzeug herum, schob sich hinter das Lenkrad, der Motor startete, und das Rettungsfahrzeug fuhr ab. Das Martinshorn zerriß die Nachtstille.
Unser Techniker sicherte im Wageninnern Fingerspuren, Hauptmann Kühn sprach mit dem Führer der Funkstreife, die vor uns eingetroffen war und die den Tatort sicherte.
Ich beugte mich in das Taxi hinein, Alkoholdunst schlug mir entgegen. Zwischen den Vordersitzen lag eine volle Weinflasche Marke NATALIE. Regina und ich tranken diese Sorte gelegentlich.
Auf dem Etikett entdeckte ich Schmierblut, die Flasche war das Tatwerkzeug, der Taxifahrer war damit niedergeschlagen worden.
Herbert trat an die Tür zum Beifahrersitz und sah mir zu. Der Tatablauf ließ sich ziemlich sicher rekonstruieren, ich berichtete:
„Der Fahrer hat kassiert und sich nach rechts umgedreht. .......“

Umschlag und Illustrationen: Jürgen Pansow

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr.332
1. Auflage 1974  

27 März 2025

Kurt David: Bärenjagd im Chentei

Heftanfang:
Dem Leser wird es hoffentlich jetzt wie mir ergehen, als ich in Ulan-Bator auf das Flugzeug wartete, mit dem ich in den Nordosten der Mongolei fliegen sollte: Er ist gespannt, neugierig und von abenteuerlichen Gedanken erfüllt, wie die Bärenjagd verlaufen wird. Hier noch das genaue Datum: Der 4. August 1965. Das steht in meinem Tagebuch wie alles, was diesem Morgen folgte.
Das Flugzeug war eine AN-2, ein Doppeldecker, auch „Posthummel“ genannt; außer Passagieren bringt es noch Briefe, Päckchen und Pakete in die entlegensten Steppen und Wüsten.
Der zweite Pilot hängte die kleine eiserne Leiter aus der Einstiegluke, und als ich hochkletterte, sagte mein Dolmetscher lustig: „Also dann auf zur Bärenjagd!“ Mir kam sein Humor ein bißchen verdächtig vor. Es hatte geklungen wie: Na ja, was tut man nicht alles für seine Gäste.
In der Maschine war es sehr kalt, und wir hockten mit hochgeschlagenen Kragen auf Kisten mit uigurischen Schriftzeichen, die neben den grauen Postsäcken an der Außenwand standen. Ein Stück ab von uns saßen eine Frau und ein Mädchen mit ängstlichen Gesichtern. Als der Propeller zu rotieren begann und der Motor die kleine Maschine kräftig durchschüttelte, hielten sich die Frau und das Mädchen fest die Ohren zu. Sie wagten nicht aus den runden Fenstern zu blicken, auch nicht, als wir schon tausend Meter hoch waren und das Flugzeug etwas ruhiger flog.
Zunächst schwebten wir über ein Gebirge mit dunklen Schluchten und schmalen Felsspalten. Auf der einen Seite der Berge wuchs Wald dünn und mager, auf der anderen ragten Felsen zu uns herauf. Über den Gipfeln kreisten Raubvögel. Die Hauptstadt war schon nicht mehr zu sehen, und unter uns dehnte sich die gelbe Steppe. Auf ihr lag der schwarze Schatten unseres Flugzeuges und glitt tief neben uns her. Die Maschine blieb immer so tausend Meter hoch, und wir konnten alles gut sehen. Aber es war noch nichts weiter zu sehen: nur Gras, sanfte Hügel, ausgetrocknete Salztümpel, die wie weiße Teller auf der Steppe leuchteten. Als die AN-2 nach Nordosten einschwenkte, schien die Sonne uns ins Gesicht.

Umschlag und Illustrationen: Hans Räde

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr. 298
1. Auflage 1970 

Helmut Meyer: Der Kurier

Heftanfang:
Fast zwei Kilometer lang war der Weg durch das Werftgelände, und tausend Gefahren barg er in der Nacht. Heute morgen noch hatte Kasper Bogunde überlegt: Soll er zu Paul Riemann gehen? Soll er Riemann sagen: Ich habe zuviel versprochen? Ich wage den Weg nicht in die fremde Kaserne? Aber an Elli hat er dann gedacht, an Ellis Brief. Sie hat längst begriffen, daß man handeln muß ... Auch er wird handeln. Er wird den Weg wagen, auch wenn er dafür vors Kriegsgericht kommt.
Kurz nach eins zeigte das Leuchtzifferblatt der Uhr.
Mit den acht Flugblättern, die gefaltet im Latz auf der Brust verborgen waren, sprang Kasper aus dem schmalen Fenster seiner Каserne. Die leichten Bordschuhe trug er, die Bänder der Mütze hatte er festgesteckt. Feine Regentropfen fielen. Der Mond lag grauschwarz und verschwommen. Wie verwaschene gelbe Kugeln standen am Wasser die Lichter der Werft.
Im Schatten lehnte er sich an die Front des Hauses, huschte dann bis zum Zaun, schlüpfte durch die Öffnung.
Seitwärts von ihm, an dem großen Kran, dessen riesige Kette rasselte, schwebte das Licht wie ein feuriges Auge. Sie arbeiteten drüben. Unruhig wandte sich das Auge hin und her. Der Schein drang dicht an den Zaun heran, an dem er geduckt und atemlos stand, dann schwenkte das Licht wieder langsam zurück.
Kasper lief los. Stets den Weg im Schatten suchend, verharrend, dann wieder in schnellem, leichtem Lauf, eilte er, geräuschlos, katzenhaft, weiter hinein in das Werftgelände, in dem sich kaum sichtbar Leben bewegte. Er jagte immer weiter, an Gebäuden, Schuppen und Kränen vorbei.
Alles ging gut. Er hatte das Loch vor der Rampe erreicht, in dem ihn der Kamerad erwarten sollte. Er sprang hinein. Das Loch war leer. Er hockte geduckt. Seine Sinne waren gespannt. Jede Bewegung, jeden Laut suchten sie zu erfassen.
Minuten vergingen. Wie endlos lang ist eine Minute. Drüben rasselte immer wieder die Kette. Tutend gab in der Ferne ein Dampfer Signale. Da! Kurz vor ihm ein schleichender Schritt. Ein Mensch stieg in die schwarze Grube. „Gerda!“ sagte der Fremde halblaut. „Gerda!“ flüsterte Kasper erleichtert zurück. Es war das vereinbarte Erkennungszeichen. Der andere hatte die Grube zuerst nicht finden können. Zehn Minuten der kostbaren Zeit waren verloren. Mit wenigen Schritten eilten sie zur Mauer.
Kasper kletterte auf die Schultern des Kameraden. Die Mauerkrone war feucht und glitschig, doch er zog sich hoch. Rittlings auf der Mauer hockend, hakte er sein ledernes Koppel los und half dem Kameraden mit dem Koppel herauf. Sie sprangen in der finsteren Hof. Nur der leichte Regen war zu hören.
Hell, groß, rechteckig und schneeweiß, leuchtete es plötzlich vor ihnen auf. Sie hörten Schritte, lautes Husten, Wasserlaufen.

Diese Erzählung ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Roman „Herz des Spartakus“
Umschlag und Illustrationen: Erhard Schreier

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr.277
1. Auflage 1968

26 März 2025

Wladyslaw St. Reymond: Die Komödiantin

Klappentext:
Ein Mädchen von 20 Jahren, von der Natur mit allen Reizen ihrer Jugend ausgestattet, stolz und selbstbewußt. wie dazu geschaffen, Glück und Schönheit auf ihre Umgebung auszustrahlen – so schildert der Autor seine Heldin Janka Orlowska. Dem Nobelpreisträger W. St. Reymont (1868-1925) ist hier eine der anmutigsten und liebenswertesten Frauengestalten der polnischen Literatur gelungen. Ihr tragischer Untergang ist eine erschütternde Anklage gegen die gesellschaftlichen Zustände am Ende des 19. Jahrhunderts. Als das Mädchen von ihrem jähzornigen Vater gezwungen werden soll, einen reichen Bauern der Umgebung zu heiraten, lehnt sie sich gegen die Fesseln ihrer patriarchalischen Umgebung auf und reist nach Warschau, um dort an einem Wandertheater Schauspielerin zu werden. Aber statt des erträumten Reiches großer, leidenschaftlicher Gefühle und selbstloser Hingabe an die Kunst erlebt sie den ermüdenden Kulissenklatsch und die ewigen Intrigen unter den Schauspielern, den zermürbenden Kleinkrieg um die Erhaltung der nackten Existenz, die Betrügereien des Direktors und ein Publikum von sensationshungrigen Spießern, deren Launen sich die Theatertruppe willig unterwirft. Stück um Stück zerbrechen Jankas Illusionen. Von Hunger gepeinigt, zu stolz, ihre Karriere durch die Gunst eines der reichen „Mäzene“ zu erkaufen, die wie die Schmeißfliegen von ihrer Erscheinung angezogen werden. sucht sie selbst den Tod. Über diesem tragischen Geschehen liegt der Zauber einer Natur, deren immer wieder neu sich verwandelnde Schönheit der Dichter in einer wundervollen Sprache bannt.

Originaltitel: Komediantka
Aus dem Polnischen übertragen von Albert Klöckner
Illustrationen und Einband: Heinz Handschick

Verlag der Nation, Berlin
1. Auflage 1963
2. Auflage 1964
3. Auflage 1967
4. Auflage 1970
5. Auflage 1973

Michail Scholochow: Die Knechte

Heftanfang:
An m Fuße des steil abfallenden braunen Berges schlängelt sich ein Flüßchen hin. Zwischen den dichtgewachsenen Weiden zu beiden Seiten stehen die kleinen Häuser der Siedlung Danilowka, umgeben von alten, bemoosten Flechtzäunen und geduckt, wie um sich dem zudringlichen Blick der zu Fuß und zu Wagen Daherkommenden zu entziehen. Zu Danilowka gehören gut hundert Höfe. Die Höfe der wohlhabenden Bauern liegen behäbig und in großen Abständen an der breiten Straße am Fluß. Geht ein Fremder sie entlang, sieht er sogleich, hier wohnen tüchtige Landwirte. Die Häuser sind mit Blech- oder Ziegelschindeln gedeckt, mit Schnitzwerk ist das Gesims reich verziert, und die blaugestrichenen Fensterläden knarren so behaglich im Winde, als würden sie vom satten, gesicherten Leben der Hausherren erzählen. Aus Bohlen sind die Tore vor den Höfen gezimmert, und neu sind die Flechtzäune. Dahinter liegen Speicher, und wohlgenährte Hunde klirren mit den Ketten und knurren wütend, wenn ein Fremder vorübergeht.
Die andere Straße, dicht am Abhang, krumm und schmal, läuft zwischen breitkronigen Weiden dahin, es sieht aus, als fließe sie unter einem grünen Dach. Darüber hin treibt der Wind Staub und Lämmerwolken von Asche, die neben den Zäunen aufgeschüttet ist. Hier stehen keine Häuser, nur Katen. Nackte Not blickt aus jedem Fenster und aus den Höfen mit den dünnen, wackligen Staketenzäunen darum. Fünf Jahre zuvor hat ein Brand die Bauten der zweiten Straße weggeleckt. Für die verkohlten Holzhäuser haben die Bauern Lehmhütten hingesetzt. Sie haben sie schlecht und recht gebaut, doch seit dieser Zeit ist das Elend bei ihnen ein ständiger Gast, tiefer als tief hat es seine Wurzeln geschlagen.
Dem Brand war sämtliches landwirtschaftliches Gerät zum Opfer gefallen. Trotzdem hatten die Bauern im Jahr darauf das Land aufs neue bestellt. Doch eine Mißernte hatte alle ihre Hoffnungen zerstört, ihre Rücken gekrümmt und ihren Glauben daran erschüttert, wieder zu Kräften zu kommen und der Not zu entrinnen. Da zogen die Brandgeschädigten los, ins Elend der Fremde. Bettelnd streiften sie durchs Land zum Kuban hinunter auf der Suche nach leichterem Brot, doch die Heimaterde rief sie unwiderstehlich zurück. Sie kehrten heim nach Danilowka und klopften, die Mütze in der Hand, an die Tür der wohlhabenden Bauern: „Nimm mich zum Knecht, Herr. Für ein Stück Brot laß mich dir dienen.“

Kurz nach Tagesanbruch kam der Knecht des Popen Alexander zu Naum Boizow. Naum spannte gerade das vom Nachbarn entiiehene Pferd vor den Wagen und hatte die Schritte des Hinzutretenden nicht gehört. In seine Gedanken vertieft, fuhr er zusammen, als er plötzlich laut gegrüßt wurde: „Guten Morgen, Väterchen Naum!“
Naum sah sich um, zog den Kummetriemen an und tippte mit der freien Hand an die Mütze: „Guten Morgen! Was ist dein Begehr?“

Titel des russischen Originals: Батраки
Ins Deutsche übertragen von Lieselotte Remané
Umschlag und Illustrationen: Karl Fischer

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr.276
1. Auflage 1968

Alfred Könner: Fertig macht sich Nikolaus

Buchanfang:
Fertig macht sich Nikolaus, um die Kinder zu besuchen, hat in seinem langen Bart schon den Duft von Pfefferkuchen.
Paul und Hanne putzen eifrig, und sie wienern, und sie schwitzen, spucken kräftig auf das Leder, daß die Schuhe prächtig blitzen.
Stellen sie dann vor die Tür:
Der von Paul ist ziemlich klein, der von Hannchen dafür groß. Da soll allerhand hinein.
Hanne aber kann nicht schlafen, wälzt im Bett sich hin und her. Was nun, wenn der Schuh zu winzig, wenn der Sack nicht würde leer?

Bilder von Ralf-Jürgen Lehmann 

Altberliner Verlag Lucie Groszer, Berlin
1. Auflage 1967 [1. - 15. Tsd.]
2. Auflage 1968 [16. - 30. Tsd.]

25 März 2025

Igor W. Moshejko: 7 und 37 Wunder der Welt

Buchanfang:
EINFÜHRUNG
Als Weltwunder galten in der Antike sieben Bau- und Kunstwerke: die ägyptischen Pyramiden, das Mausoleum von Halikarnassos, der Koloß von Rhodos, der Leuchtturm bei Alexandria, der Artemistempel von Ephesos, die Zeusstatue in Olympia und die Hängenden Gärten Babylons.
Ihre Auswahl war durch die magische Zahl Sieben begrenzt, sie hing auch mit den Schranken des menschlichen Gedächtnisses und mit der Enge der antiken Welt, vor allem aber mit der Beharrlichkeit der Tradition zusammen. Nachdem irgendein Mächtiger oder Weiser die Liste der Wunder etwa im 3. Jahrhundert v. u. Z. festgelegt hatte, wurde sie von den Bewohnern der Mittelmeerregion so akzeptiert und beibehalten, und nur einige Lokalpatrioten versuchten zuzeiten, Korrekturen anzubringen, ohne jedoch das Prinzip selbst in Frage zu stellen. So betrachtete zum Beispiel der römische Schriftsteller Martialis das Kolosseum als ein Weltwunder, andere rechneten die Alexandrinische Bibliothek, noch andere den Pergamonaltar zu den Wundern.
Als tausend Jahre nach dem Untergang des Römischen Reiches vorüber waren und die Menschen begannen, sich für Ereignisse und Dinge außerhalb ihrer eigenen kleinen Welt zu interessieren, erinnerte man sich auch jener sieben Weltwunder. Der Respekt vor der Antike war so groß, daß die sieben Bau- und Kunstdenkmale nunmehr als ein unteilbares Ganzes aufgefaßt wurden, obwohl einige der Weltwunder längst vom Erdboden verschwunden und nur noch aus alten Schriften oder durch mündliche Überlieferung bekannt waren. Seither sprach man gelegentlich von einem »achten Weltwunder«. Als achtes Wunder wurden Palmyra, Petersburg, Venedig und sogar der Eiffelturm bezeichnet. Niemals war die Rede von einem neunten Weltwunder, ein neuntes Wunder konnte es nicht geben. Die Anzahl der Weltwunder wurde stets nur um eines erhöht und damit die Einzigartigkeit eines Bau- oder Kunstwerkes ausgedrückt, das später als jene kanonisierten sieben entstanden war.
Die Griechen unternahmen zwar bemerkenswerte Reisen, doch über das Mittelmeer kamen sie selten hinaus, wußten deshalb nicht viel über Zentralindien, Südostasien, noch weniger über China, hatten wohl kaum eine Vorstellung von dem Teil Afrikas, der südlich der Sahara lag. Bau- und Kunstwerke, die außerhalb ihrer engen Welt entstanden und zur Zeit der großen griechischen Seefahrten vielleicht bereits vernichtet oder vergessen waren, und solche, die erst nach der strengen und doch subjektiven Auswahl der sieben Weltwunder bekannt wurden, blieben unberücksichtigt. So kam eine historische Ungerechtigkeit zustande, derer man sich offenbar stets bewußt war. Das drückt sich in den späteren Versuchen aus, manche Wunder durch andere zu ersetzen oder ein achtes Wunder hinzuzufügen. Jede historische Ungerechtigkeit kann wiedergutgemacht werden, sofern sie nicht bereits große materielle Verluste zur Folge hatte; sie kann zumal dann korrigiert werden, wenn sie nur auf einer Vereinbarung beruht. Ohne die Auswahl der Alten antasten zu wollen, gehe ich im vorliegenden Buch von jenen bekannten sieben Weltwundern aus, versuche dann jedoch, das Wunderensemble der Antike zu erweitern und eine Reihe von Wundern zu beschreiben, mit denen die alten Griechen nicht in Berührung gekommen waren.
In den letzten fünf Jahrtausenden sind von den Menschen viele außergewöhnliche Kunstwerke geschaffen und viele großartige Bauwerke errichtet worden. Welche von ihnen soll man als »Wunder« betrachten? Offenbar solche, die aufgrund ihrer Idee oder Ausführung im Rahmen der Kulturgeschichte des betreffenden Volkes etwas außerordentlich Bedeutendes, vielleicht Einmaliges, Unwiederholbares darstellen und zugleich die Geschichte und Kultur der gesamten Menschheit bereicherten.
Doch selbst derart hoch angesetzte Kriterien gestatten nicht die vollständige Erfassung all der großartigen Kulturdenkmale, die die Menschheit hervorbrachte. Es sind ihrer so viele, daß man sie nicht in einem oder in zwei Büchern, ja nicht einmal in zehn Bänden beschreiben könnte.
Im Jahre 1969 erschien im Verlag Nauka mein Buch »Weitere 27 Weltwunder«, das die Beschreibung von 27 Kunst- und Bauwerken Asiens enthält. In Asien bildeten sich die ältesten und verschiedenartigsten Kulturen heraus, die später die Entwicklung der Weltkultur stark beeinflußt haben. Die Wunder der ganzen Welt sind ein nahezu unerschöpfliches Thema, während die Wunder Asiens (deren es freilich mehr als 27 gibt) doch überschaut und in einem Buchband in knapper Form beschrieben werden können. Viele geschichtliche Faktoren trugen dazu bei, daß uns die asiatische Kultur weniger bekannt ist als beispielsweise die Kultur der Antike. Andererseits stellen wir ein ständig wachsendes Interesse am Osten fest, da die Rolle der östlichen Länder heute weit größer ist als noch vor hundert Jahren. Zudem hatte der Verfasser selbst Gelegenheit, viele Länder und Regionen des Ostens kennenzulernen und eine Reihe der beschriebenen Denkmale zu besichtigen.
In vielen Fällen habe ich mich der traditionellen Wertschätzung von Denkmalen angeschlossen. So wurden in das genannte Buch zum Beispiel Beschreibungen von Tadsch Mahal, Borobudur und Angkor aufgenommen. Daneben sind jedoch auch Kulturdenkmale berücksichtigt, die manchen Lesern weniger bekannt sein dürften, obwohl sie unbestritten zu den bedeutendsten der Welt gehören, wie Pagan, Baalbek, Konaraka und andere. Bisweilen mußte zwischen zwei oder mehreren einander sehr ähnlichen Denkmalen gewählt werden. In solchen Fällen entschied ich mich mit Hinblick auf seine Entstehung und spätere Geschichte für das meiner Ansicht nach interessantere Bau- oder Kunstwerk. Doch wer wollte darüber streiten, ob die Schönheitskrone den Fresken von Sigirija oder den Wandgemälden von Adschanta gebührt, ob der Tempel von Kantschipuram oder der von Konaraka, der Todai-ji-Tempel von Nara oder die Buddhastatue von Kamakura das jeweils großartigere Kunstwerk ist. Sie alle stellen unschätzbare Kulturwerte dar. Dennoch mußten einige Denkmale unberücksichtigt bleiben; denn das Buch sollte kein Nachschlagewerk sein, sondern anregende Lektüre bieten. Sicherlich stimmten nicht alle Leser der zum Teil subjektiven Auswahl zu. Damit mußte sich der Autor abfinden.

Inhalt:
EINFÜHRUNG
I. DIE ERSTEN SIEBEN WUNDER
Das erste Weltwunder. Die Pyramiden Ägyptens .. .. .. 14
Das zweite Weltwunder. Die Gärten von Babylon .. .. .. 18
Das dritte Weltwunder. Der Artemistempel von Ephesos .. .. .. 23
Das vierte Weltwunder. Das Mausoleum von Halikarnassos .. .. .. 30
Das fünfte Weltwunder. Der Koloß von Rhodos .. .. .. 35
Das sechste Weltwunder. Der Leuchtturm von Alexandria .. .. .. 38
Das siebente Weltwunder. Die Zeusstatue von Olympia .. .. .. 41
II. DER NAHE OSTEN UND MITTELASIEN
Die babylonische Zikkurat. Gab es den Turm zu Babel? .. .. .. 47
Die Inschrift von Behistun. Ein König sorgte vor .. .. .. 55
Persepolis. Ein Säulenwald .. .. .. 63
Baalbek. Die phantastischen Steinplatten .. .. .. 70
Palmyra. Die Erhebung einer Oase .. .. .. 80
Nemrud-Dagh. Vier Götter und Antiochos .. .. .. 89
Petra. Hat Mose die rosarote Felsenstadt erbaut? .. .. .. 99
Hadramaut. Städte mit Wolkenkratzern .. .. .. 107
Das Göremetal. Die Höhlen von Kappadokien .. .. .. 115
Schah-i-Sindeh. »Wahrlich, unsere Werke weisen auf uns« .. .. .. 121
Die Sternwarte Ulug Begs. Von Henkern und Gelehrten .. .. .. 128
Chiwa. Straßen und Türme eines Museums .. .. .. 140
III. AFRIKA
Die Felsbilder von Tassili. Ein Sieg der Wüste .. .. .. 150
Karnak. Die tausendjährige Zwiebel .. .. .. 159
Abu Simbel. Ein zweifaches Wunder .. .. .. 168
Timgad. Eine römische Musterstadt .. .. .. 178
Meroë. Die Schlacke der Schmelzöfen .. .. .. 184
Aksum. Türme der Toten .. .. .. 192
Lalibela und Kailasanatha. Getrennte Zwillinge .. .. .. 199
Simbabwe. König Salomos Bergwerke? .. .. .. 208
Ife und Benin. Bronze und Terrakotta .. .. .. 216
IV. INDIEN UND SRI LANKA
Die Tschandraguptasäule. Wiederum Außerirdische? .. .. .. 227
Der Tempel von Konaraka. Die Schwarze Pagode .. .. .. 234
Fatehpur-Sikri. Die Stadt des Außenseiters .. .. .. 244
Tadsch Mahal. Das weiße Wunder .. .. .. 252
Anuradhapura. Sonnenaufgang auf dem Gipfel des heiligen Berges .. .. .. 261
Sigirija. Galerie der einundzwanzig Schönen .. .. .. 270
Pagan. Fünftausend Tempel .. .. .. 278
V. SÜDOSTASIEN UND FERNER OSTEN
Schwe-Dagon. Die goldene Pagode .. .. .. 286
Die Mingunpagode. Eine Prophezeiung und ihre Folgen .. .. .. 294
Vorhaben .. .. .. 300
Der Königspalast von Mandalay. König Mindons letztes Angkor. Hier lebten Giganten .. .. .. 310
Borobudur. Für Gottes Augen .. .. .. 321
Dunhuang. Die Höhlen der tausend Buddhas .. .. .. 329
Die Chinesische Mauer. Das größte Wunder .. .. .. 340
Todai-ji. Holz, Bronze und Steine .. .. .. 347

Originalausgabe: Игорь Можейко: 7 и 37 чудес, издательство «Наука», Москва 1983
Aus dem Russischen von Emilia Crome
Einband und Illustrationen: Werner Ruhner

Gemeinschaftsausgabe
Verlag MIR, Moskau
Urania-Verlag, Leipzig, Jena, Berlin

1. Auflage 1988

24 März 2025

Herbert Bruna: Wenn die Sehnsucht kommt

Buchanfang:
An einem verschneiten Februarabend, an dem eingemummte Gestalten durch das Dorf huschten, schritt auch ein Mann, namens Robert Uetzkühl, in Pelzjacke und blanken Stiefeln die Straße entlang, dem Gasthof Zur Scharfen Ecke entgegen, hinein in den Maskenball, in das Fest der tausend schönen Mädchen. Er klopfte Schnee von der Jacke, stampfte mit den Stiefeln, daß Schneelauge spritzte, blinzelte hinauf zum Saal, wo Musik und Masken tobten, und riß die Tür der Gaststube auf. Er hob den Kopf, wie um sich größer zu machen, und durchmaß den Gastraum, Rauch und Maskenrummel. Sein Gesicht, das braune und rechtwinklige, verkündete Spannung und Mut. Er fühlte, daß man die Köpfe nach ihm drehte, daß Redewirrnis und Gläserklirren schwankten, weil er auftauchte wie ein gefährlicher Brand, der aus allen Weiten und Winkeln beobachtet wird.
Er warf die schneefeuchte Pelzjacke ab, zog mit dem Stiefel einen Stuhl heran und setzte sich, exakt in Beinstellung und Kopfbewegung, als wollte er augenblicks mit einer geschliffenen Rede hineinschlagen in dieses Fest der tausend schönen Mädchen, das am trefflichsten für ihn selber zurechtgemacht schien. In die Runde schielend, stellte er fest: Alles ist da, was ich brauche, Polizist und Bürgermeister – und hauptsächlich der alte Baltrich Baudersee!
Er bestellte Wein, legte dabei der fiebernden, sich ihm zuneigenden Bedienungsfrau, der Kranzbinderin Ada Kummer, die Hand auf die Schulter und redete leise.
Wie in eine Tiefe hineinspähend, betrachtete er die dunkle Weinflasche und das zerbrechliche Glas. Noch rührte er beides nicht an. Er bot ein Bild erzwungener Ruhe und lauernden Zorns. Viele Gäste verließen die Gaststube nicht, ahnten einen brillanten Auftritt.
Robert Uetzkühl aber lächelte beim Wein und dachte plötzlich: Man sollte das Glas zerdrücken und sich die Hand aufschneiden dabei, um den alten Baudersee mit ein paar frischen Blutstropfen daran zu erinnern, daß auf diesem Maskenball ein Mädchen fehlt!
Er war nicht gekommen, um sich in den Saal zu stellen oder sich vom bunten Gedränge umherstoßen zu lassen. Zwei Mädchen hatten sich beteiligen wollen, in kurzen Strohröcken, mit schwarzem Brusttuch und weißen Blumen im Haar.
Aber – ein Mädchen fehlt!
Wo ist es?
Das werde ich euch genau offenbaren! dachte Robert Uetzkühl und goß neuen Wein in das Glas. Er betrachtete seine Hand, bevor er zum Glase langte. Er hörte ein Trinkwort. Er blickte auf und nickte einigemal, als begrüßte er jetzt erst die bäuerliche Tischgesellschaft.
„Ja“, sagte er, „gut gemeint! Aber ob man Lust hat zum Trinken, das ist hier die Frage!“
Er nahm einen Schluck, umschloß das Glas mit derber Hand, betrachtete es lange, neue Gedanken suchend, und setzte es behutsam auf den Tisch zurück.
„Seltsam“, meinte er, „gerade heute zu unserem Fest der tausend schönen Mädchen, wo jeder seine Freude sucht, muß ich immer wieder an diesen alten Mann denken, den man Brandrüpel nannte, der seine Frau und deren Schwester mit dem Beil erschlug und den man dann, auf einen Pferdewagen gekettet, durch das Dorf zum Gericht gefahren hat!“
Wieder umschloß er das Weinglas mit derber Hand. Er trank, setzte das Glas abermals behutsam, behutsam auf den Tisch zurück und sagte: „So ein Mann, der Brandrüpel! Er legt sich mit den beiden Frauen, die ihn unbarmherzig gepeinigt haben sollen, in die Kammer, wie jeden Abend, wartet, bis sie eingeschlafen sind, erschlägt sie mit dem Beil und brennt seine Lehmbude an, wonach er zur Täuschung wie wahnsinnig und halbnackt um den Brand herumtorkelt. Jeder von euch hat diese Geschichte gehört. Meine Mutter hat sie mir erzählt, in allen Einzelheiten: wie er das Beil, ein Kinderbeil, geschärft und daß er es in der Kammer, in seinem Stiefel, versteckt hat. Das wird erzählt, als hätte Brandrüpel ein Geständnis abgelegt. Aber nichts hat er vor Gericht gestanden, nichts, obgleich man ihn an die Gräber geführt hat, und so ist er wieder freigelassen worden, der Brandrüpel, ein Doppelmörder und Brandstifter!“
Zur Antwort erhielt Robert Uetzkühl einiges Kopfnicken, und er fügte hinzu: „Welcher Mörder legt überhaupt ein Geständnis ab?“
Und nach einer Weile sagte er: „Ach, mir schmeckt der Wein heute nicht! Warum bloß nicht? Kann man sich das denken?“
Und unbeirrt, mit genauem Ziel, redete er weiter: „Das ist die Frage, ob einem der Wein schmeckt, wenn man von solchen Mordgeschichten heimgesucht wird! Da muß ich auch an diesen Mann mit dem schrecklichen Namen denken, an diesen Wolfsgefährt, der im Jahre neunzehnhundertfünfundvierzig seine zarte Frau und seine drei erwachsenen Töchter mit einem Revolver erschossen hat und hinterher .......

Illustrationen und Einbandvignetten: Horst Bartsch
Sonderausgabe für die Kleine Hausbibliothek

Verlag Das Neue Berlin, Berlin
Reihe:
Kleine Hausbibliothek
1. Auflage 1961

Gábor Thurzó: Attentat im Morgengrauen

Verlagstext:
„Attentat im Morgengrauen" berichtet von dem Unglück der Nacht zum 13. September 1931, in der durch ein Verbrechen die Talbrücke von Biatorbágy unweit von Budapest mit dem Wiener Expreß in die Luft gesprengt wurde. Zufälliger Zeuge ist der ungarische Privatdetektiv Hável, der aus Interesse an diesem Fall die Spuren aufnimmt, die zu dem „Unglück“ führten, und dabei zu einem überraschenden Ergebnis gelangt, das aber völlig von dem abweicht, zu dem die ungarische Polizei kommt. Diese gibt ein an Ort und Stelle aufgefundenes kommunistisches Flugblatt als Beweis dafür an, daß es sich bei dem Zugunglück um eine kommunistische Provokation handelte, und lenkt ihre Untersuchungen in diese Richtung. Hável dagegen ist einem seltsamen Menschen auf der Spur. Er verfolgt ihn vom Moment der ersten Begegnung an mit einer Hartnäckigkeit, die ihn selber beinahe das Leben kostet und doch Schritt für Schritt der Wahrheit näher bringt. Aber die Polizei weist die Ergebnisse seiner Untersuchungen wie überhaupt seine Mitarbeit spöttisch zurück und stellt ihn als einen Phantasten hin. Hável ist machtlos dagegen, und wenngleich die Wahrheit, der er auf der Spur ist, sich bald nicht mehr verleugnen läßt, zögert man die Entdeckung des wahren Täters lange hinaus und gibt erst klein bei, nachdem Hunderte von Kommunisten vor das Standgericht gebracht sind.


Originaltitel: Biatorbágy
Aus dem Ungarischen übertragen von Georg Harmat
Einband und Titelvignette: Heinz Handschick

Verlag der Nation, Berlin
Reihe:
Roman für alle Nr. 122
1. Auflage 1962
2. Auflage 1963 

Reinhard Gelbhaar: Der Bundesgrenzschutz der BRD – Zwischen Polizei und Bundeswehr

Heftanfang:
Der Bundesgrenzschutz: Truppenverband, Grenzpolizei oder Bundesbereitschaftspolizei?

Ostern 1986. In Wackersdorf, im BRD-Land Bayern, versammelten sich Tausende Demonstranten, um gegen den Bau einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in einem großen Wald- und Naturschutzgebiet zu demonstrieren.
Zugleich fand bei Wackersdorf eine Aktion der BRD-Friedensbewegung statt. In einer BGS-Zeitschrift las man dazu folgendes: „Zahlreiche Friedensinitiativen und andere wie DGB, SPD, Grüne und kirchliche Gruppen hatten wie in den vergangenen Jahren bundesweit zur Teilnahme an dezentralen Osteraktionen zu den Themen
– Schluß mit dem Rüstungswahnsinn
– Keine Beteiligung an der Weltraumrüstung
– Keine Wiederaufarbeitungsanlagen in Wackersdorf oder anderswo aufgerufen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltungen lag im unmittelbaren Bereich der künftigen WAA Wackersdorf.
Aufklärungsergebnisse ließen erkennen, daß extremistische Gruppen unter Ausnutzung der friedlichen Aktionen Angriffstaktiken geplant hatten ... Mit erheblichen Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten mußte daher in diesem Zusammenhang gerechnet werden.“ 1
Die Vorbereitungen seitens der Polizei des BRD-Bundeslandes Bayern waren so getroffen worden, daß mittels eines gewaltigen Polizeiaufgebotes – unter Einbeziehung von etwa 1500 BGS-Beamten – die staatliche Macht massiv „vorgezeigt“ werden sollte. Anvisiert war eine Einschüchterung aller Teilnehmer der Demonstrationen und nicht nur der – im Verhältnis sehr wenigen – Demonstranten, die aus ihrem Unvermögen heraus, gegen bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen in der BRD mit politischen Mitteln anzukämpfen, zum – untauglichen – Mittel der Gewalt gegen polizeiliche Sicherungsmaßnahmen greifen. Dabei war und ist Polizeigewalt nicht selten Ausgangspunkt weitergehender Auseinandersetzungen.
Wie diese „Machtdemonstration“ vollzogen wurde, zeigt der nachfolgende Bericht eines eingesetzten BGS-Beamten: „Der Ostersamstag verlief, wie der Vortag, mehr oder weniger ruhig. Ein sicher eindrucksvolles Bild sowohl für die Störerseite als auch für die bereits vor Ort eingesetzten Polizeikräfte war es, als am Abend die Armada der Wasserwerfer in das Objekt einfuhr und dort für den Einsatz bereitgestellt wurde: insgesamt 42 Fahrzeuge aus dem gesamten Bundesgebiet.“ 2
Die bereitgestellten Wasserwerfer kamen dann auch zum Einsatz, ebenso – erstmals in einem solchen Umfang –  die verharmlosend als „Reizmittel“ bezeichneten CN- und CS-Gase, die weitaus gefährlicher als das bisher eingesetzte Tränengas sind. In großem Maße wurden Kundgebungsteilnehmer von dieser „Demonstration der staatlichen Macht“ betroffen.

Pfingsten 1986. Diesmal versammelten sich Zehntausende in Wackersdorf. Der überwiegende Teil der Demonstranten wollte seinen Protest friedlich zum Ausdruck bringen, nur ein kleiner Teil versuchte, mit Gewalt gegen die Absperrungen vorzugehen. In einem Bericht, in dem von einer „Pfingstschlacht“ gesprochen wird, hieß es später: „In Wackersdorf hat sich die Lage in der Nacht zu Dienstag beruhigt ... Erstmals waren am späten Montagnachmittag Ordnungskräfte – neben starken Polizeiverbänden war auch Bundesgrenzschutz eingesetzt – auch gegen Demonstranten vorgegangen, die nicht an den Auseinandersetzungen am Bauzaun beteiligt waren. Bundesgrenzschutzhubschrauber flogen nach Berichten von Augenzeugen wenige Meter über die weit vom WAA-Zaun entfernten Demonstranten und Schaulustigen hinweg, unter ihnen Familien mit Kindern, und warfen Granaten mit CN- und CS-Gas ab. Wie Augenzeugen weiter berichten, kam es zu Panik, Frauen und Kinder schrien und rannten beim Versuch zu fliehen durcheinander. Diese neue Polizeitaktik, die von dem für die Polizei zuständigen Ministerialdirigenten im bayerischen Innenministerium, Joachim Schweinoch, damit begründet wurde, daß die friedlichen Demonstranten die Gewalttäter geschützt hätten, wurde von der SPD ... verurteilt.“ 3
Neben großen Aufgeboten der BRD-Länderpolizeien waren in Wackersdorf zu Pfingsten 1986 wiederum 1500 Bundesgrenzschutzbeamte im Einsatz, ausgerüstet mit Hubschraubern, 10 Wasserwerfern, mehreren tausend Reizstoffkörpern und mehreren zehntausend Liter Reizstoffschaumlösung zur Beimischung in Wasserwerfer sowie mit der „Einsatzausrüstung“ (Helm, Schild und Schlagstock).
Fast überall, wo in der BRD in den letzten Jahren Großdemonstrationen demokratischer und fortschrittlicher Kräfte stattfanden, waren BGS-Formationen präsent.

Ein weiteres Beispiel: „Für den 11. Oktober 1986 war von Friedensgruppen und -initiativen der Aufruf zur Großkundgebung gegen die Aufstellung weiterer ,Cruise missiles' im Hunsrück ergangen. Man erwartete ca. 100 000 Demonstrationsteilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet. Eine Demonstration dieser Größenordnung gab es bislang im Land Rheinland-Pfalz nicht. Deshalb wurden Kräfte des BGS zur Unterstützung bei der Bewältigung dieses Anlasses angefordert.“ 4 Wenn es auch bei dieser Demonstration zu keinen Auseinandersetzungen kam die anwesenden BGS-Einheiten waren darauf vorbereitet.
Hierzu werden vielfältige Übungen genutzt. Bei einem Besuch des BRD-Bundeskanzlers Kohl im BGS-Standort Gifhorn im Juli 1986 wurde die „Einsatzfähigkeit“ des BGS in solchen „Lagen“ wie folgt demonstriert: „Bei der Übung stürmten ,Chaoten' – verkleidete Polizisten – mit Geschrei, Weg mit der Polizei oder ,Hau den Bullen die Schädeldecke ein' auf die Polizeisperren. Schließlich, klärten' Wasserwerfer die Lage. Als Verstärkungen per Hubschrauber angeflogen wurden, gaben die ,Demonstranten' auf.“ 5
Der Bundesgrenzschutz übt aber den „Kampf im Innern“ nicht nur, sondern es ist übliche Praxis, daß er seit den 70er Jahren kontinuierlich zur „Bewältigung“ solcher „Lagen“ herangezogen wird. Die Palette reicht dabei von BGS-Einsätzen anläßlich der Demonstrationen der Friedenskräfte in der BRD 1982 und 1983 bis hin zur Unterstützung der Polizeien der BRD-Länder. Eine ähnliche Situation, wie eingangs im Fall Wackersdorf skizziert, war zum Beispiel in der Zeit vom 3. bis 6. September 1982 im Raum Gorleben „bewältigt“ worden, wo eine BGS-Formation „zur Räumung“ des Demonstrationsplatzes antrat und „unter Einsatz gezielter Wasserstöße ... zügig voran“ kam. In dem Bericht hieß es dann weiter: „In kurzer Zeit hatte sie sich bis an die militante Störerszene herangekämpft. Damit waren im Südabschnitt drei Hundertschaften der Abteilung im Einsatz gegen ... Gewalttäter und eine offensichtlich Gewalt bejahende Demonstrantenkulisse ...“6 Damit ist auch der Feind klar „erkannt“. Wer sich an einer Demonstration gegen die Politik des Monopolkapitals beteiligt, „bejaht offensichtlich Gewalt“.
Das Tätigwerden des BGS hat in diesen Fällen wohl nichts mit „Grenzschutz" zu tun!
Werfen wir also einen Blick in die Geschichte des BGS.

1 BGS Zeitschrift des Bundesgrenzschutzes, Melsungen, H. 5/1986, S. 17.
2
Ebenda, Nr. 6/1986, S. 15.
3 Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt a. Main, 21. Mai 1986.
4 BGS Zeitschrift des Bundesgrenzschutzes, Nr, 1/1987, S. 19.
5 Volksblatt, Berlin (West), 15. Juni 1987.
6 BGS - Zeitschrift des Bundesgrenzschutzes, H. 4/1977, S. 17.


Inhalt:
Der Bundesgrenzschutz: Truppenverband, Grenzpolizei oder Bundesbereitschaftspolizei? .. .. .. 3
Stationen einer Entwicklung .. .. .. 9
Von der ersten zentralen Truppenformation zur Bundeswehr .. .. .. 9
Entwicklung zur „Sonderpolizei“ der BRD .. .. .. 15
Der Bundesgrenzschutz in der Gegenwart .. .. .. 22
Führung, Struktur, Dislozierung, Bewaffnung und Ausrüstung der BGS-Verbände .. .. .. 24
Zum Einsatz an den Staatsgrenzen der BRD .. .. .. 32
Im „Spannungs“- und „Ernstfall“ .. .. .. 44
„Polizei des Bundes“? .. .. .. 47
Rechtsstellung und Ausbildung der BGS-Beamten .. .. .. 52
Zur Feindbildprägung im Bundesgrenzschutz .. .. .. 57
Machtinstrument des Monopolkapitals .. .. .. 64

Umschlaggestaltung: Günter Hennersdorf
Kartenzeichnung: Marina Bartsch

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
Reihe:
MILITÄRPOLITIK aktuel
1. Auflage 1984
2. überarb. Auflage 1988

23 März 2025

Ehm Welk: Mutafo das ist das Ding, das durch den Wind geht

Klappentext:
In den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg hatte Ehm Welk als einfacher Seemann und später als Nachtmann die Meere befahren. So fanden sich bei ihm alle Voraussetzungen, eine Form des mündlichen Erzählens, die im Reich des Klabautermanns gewachsen war, literarisch zu gestalten – das Seemannsgarn.
Augenzwinkernd und ohne Bedenken spult er es ab, der fingierte Erzähler Toby Swagger – Ausgeburt der Phantasie eines geschäftstüchtigen Hamburger Verlegers, der in den Slums von New York nach einem neuen Jack London suchte und die „rühmlichen christlichen Seefahrer“ Thomas Trimm und Bill Stone, alias William Steinert, fand. Vergnügliche Seefahrergeschichten in bunter Fülle reihen sich aneinander, diese kaum glaubwürdiger als jene: Gold- und Schatzgräberstories, phantastische Abenteuer in Eis und Schnee und unter südlichem Himmel, erstaunliche Begebenheiten auf Entdeckungsreisen durch Salzwüste und Schwungel, Begegnungen mit Faultieren, wiederbelebten spanischen Piraten aus dem 18. Jahrhundert, Malermodellen, Teufelsfischen und einer Spreezille voll saurer Gurken – mitten in der Südsee.

Mehr noch als in seinen anderen Büchern lässt Welk hier seiner Lust zum Fabulieren, seiner Freude an der Komik, am witzigen Wort und an der grotesken Situation freien Lauf. Doch in diesem zünftigen Seemannsgarn überwiegen die satirischen Töne, denn der Autor bleibt seiner Zeit dicht auf den Fersen.

Mit 18 Bildern, festgehalten von William Steinert.

VEB Hinstorff-Verlag, Rostock
1. Auflage 1953 *
2. Auflage 19?? *
3. Auflage 1960 *
4. Auflage 1963
[4. Auflage 1964 **
5. Auflage 1970
6. Auflage 1976
7. Auflage 1979
8. Auflage 1985
9. Auflage 1995
* erschienen im Eulenspiegel Verlag [??]
** Dekorativer Originalhalblederband mit goldgeprägtem Titel auf braunem Rückenschild. Im einfachen Klarsicht-Schutzumschlag. Lesebändchen

weitere Ausgaben

Einbandtext:
Die unglaublichen Geschichten der rühmlichen christlichen Seefahrer Thomas Trimm und William Steinert; aufgezeichnet von Toby Swagger; aus dem Slangamischen übertragen, bearbeitet und neu an den Tag gebracht von Ehm Welk

Verlagstext:
Ehm Welk, der selbst einst als einfacher Seemann die Meere befuhr, lädt hier seine Leser augen- zwinkernd und mit herzerfrischendem Humor in das Reich des Klabautermanns ein. Der fingierte Erzähler Toby Swagger, Ausgeburt der Phantasie eines geschäftstüchtigen Hamburger Verlegers, der in den Slums von New York nach einem neuen Jack London sucht, serviert in bunter Fülle ebenso vergnügliche wie „wahre“ Geschichten aus allen Winkeln dieser Erde: Goldgräberstorys, phantastische Abenteuer in Nacht und Eis und unter südlicher Sonne, erstaunliche Begebenheiten auf Entdeckungsreisen durch Salzwüste und Dschungel, Begegnungen mit Faultieren, wiederbelebten spanischen Piraten aus dem achtzehnten Jahrhundert, Malermodellen, Spreezillen in Gegenden, wo sie gar nicht hingehören, und ausgekochten Spitzbuben aller Kontinente. Dieser Toby Swagger ist schon ein wahrer Teufel, und die beiden „rühmlichen christlichen“ Seefahrer Bill Stone und Thomas Trimm ergeben eine ganze Schwefelbande. Aber ein humoriger Teufel ist immer noch angenehmer als ein langweiliger Engel, vor allem wenn er so unterhaltsames Seemannsgarn zu spinnen vermag. Dazu wünschen wir viel Vergnügen.

Einband und Titelvignette: Axel Bertram, Gruppe 4

Verlag der Nation, 1965
Reihe:
Roman für alle Nr. 160/161
1. Auflage 1965 

weitere Ausgaben

Die unglaublichen Geschichten der rühmlichen christlichen Seefahrer Thomas Trimm und William Steinert. Aufgezeichnet von Toby Swagger, aus dem Slangamischen übertragen, bearbeitet und neu an den Tag gebracht von Ehm Welk.
In 116 Bildern festgehalten von William Steinert.

Mit Beiheft: Kleine Mutafo-Enzyklopädie: Was ist was?

Eulenspiegel Verlag, Berlin
1. Auflage 1955  1.-20. Tausend
2. Auflage 19??  21.-30. Tausend
3. Auflage 1960 31-37. Tausend




zur Ausstattung:

Einband: Halbleder, Einbanddeckel: bordeauxroter Velourbezug, Lederecken und Lederrücken mit Goldbordüren; interessant gestalteter Band: beginnend beim Einband und den handschriftlichen Kapitelüberschriften und Beschreibungen der 116 Illustrationen bis zu den ebenfalls handschriftlich verfaßten bibliographischen Angaben zum Buch








22 März 2025

Wie Porzellan zerbricht – 40 Liebesgeschichten aus Erkundungen und Erlesenes

Einbandtext:
Das Thema Liebe – jeder kennt es, und doch ist nichts so sehr mit Illusionen und mit Klischees behaftet wie gerade dieses Thema. 40 Erzählungen von Autoren aus aller Welt, ausgewählt aus dem Fundus der Volk-und-Welt-Reihen »Erlesenes« und »Erkundungen«, gehen auf sehr eigenwillige Weise diesem Phänomen nach: Das schönste aller menschlichen Gefühle sprengt jedes Klischee, wenn es einmal erlebt wird, es ist immer einzigartig und unverwechselbar, zusammengesetzt aus Glück und Leid, individuell durchlebt und durchlitten.
Das ist so in Spanien, in Polen, in Australien und überall auf der Welt, selbst wenn sich die Liebe nur noch in einer winzigen Blume verkörpert, die eine junge Frau resignierend auf eine Mülltonne gelegt hat: in der Hoffnung, den geliebten Mann möge dieses Zeichen ihrer Liebe erreichen.

Buchanfang:
Eszter Anóka
Abschied von den Frauen

In letzter Zeit esse ich ungeheuer viel – nur aus Taktgefühl mir selbst gegenüber sage ich nicht: ich fresse; denn eine Frau sollte doch wohl nicht fressen, nicht wahr? Das Ergebnis ist auch nicht mehr zu übersehen: Ich bin ganz schön mollig geworden, wie mein Geliebter zu sagen pflegt, wenn er die Augen an mir weidet und mich dann überwältigt, weil er mich begehrt, was mich glücklich und stolz macht, so daß ich hinterher mindestens noch fünf Minuten in Höschen vor ihm flaniere und den Anschein erwecke, als hätte ich zu tun und als merkte ich gar nicht, wie er mich betrachtet.
Ich nehme nicht nur vom Essen zu. In meinem bisherigen Leben ist es oft vorgekommen, daß ich noch mehr Nahrung, und vor allem solche von besserer Qualität, zu mir nehmen konnte ... Die Frage ist allerdings, um welchen Preis; das heißt, eine Frage ist das überhaupt nicht, und gerade darüber möchte ich sprechen. Denn ich habe trotzdem nicht zugenommen, obwohl der gute Vorsatz damals nicht fehlte. Ich war wohl nicht ausgeglichen genug, wie dies die Ausgeglichenen über andere zu sagen pflegen und dabei nicht merken, daß sie über sich selbst ein Urteil fällen, daß sie nämlich nicht sie sind, sondern irgendeine mit Gewichten belastete Variante ihrer selbst. Nur Freud mit seinen sämtlichen Heiligen weiß, welch ein wankendes Gleichgewicht sie mit ihren Gegengewichten in sich schaffen und was für Ferkeleien sie kompensieren müssen. Das könnte auch die Beatles-Generation sagen, die zu meinem größten Vergnügen heranwächst. Vor lauter Gewichten bleibt sie am Boden kleben, anstatt zu schweben; denn der entsprechende Passus in der Bibel ist kein Blödsinn.

Inhalt:
5 .. Eszter Anóka - Abschied von den Frauen / Aus dem Ungarischen von Georg Harmat
18 .. Jorge Asís - Die Geschichte von Corina Mujica und dem Pinkel / Aus dem Spanischen von Andreas Klotsch
38 .. Eugen Barbu - Die Bräute / Aus dem Rumänischen von Veronika Riedel
42 .. Stan Barstow - Erstens kommt es anders / Aus dem Englischen von Gisela Petersen
55 .. Vizma Belševica - Nur wegen der verrückten Pauline / Aus dem Lettischen von Welta Ehlert
68 .. Fernanda Botelho - Heißes Bett, kühler Rasen ...
        oder die Unkeuschheit / Aus dem Portugiesischen von Curt Meyer-Clason
80 .. Suzanne Brøgger - Die Blume / Aus dem Dänischen von A.O. Schwede
92 .. Maurice Chappaz - Die schönste Liebesgeschichte / Aus dem Französischen von Pierre Imhasly
94 .. Maria-Luiza Cristescu - Das Denkmal des Komturs / Aus dem Rumänischen von Gerhard Csejka
118 .. Ghanim ad-Dabbagh - Süßwasser / Aus dem Arabischen von Regina Karachouli
127 .. Ita Daly - Aimez-vous Colette? / Aus dem Englischen von Erika Gröger
139 .. Thelma Forshaw - Die große Leidenschaft / Aus dem Englischen von Frank Auerbach
149 .. Pavel Francouz - Der jugendliche Trunkenbold im Park / Aus dem Tschechischen von Hildegund Ruge
154 .. Max Frisch - Glück
161 .. Geneviève Gennari - Der letzte Zug / Aus dem Französischen von Ewald Czapski
176 .. Natalia Ginzburg - Die Mutter / Aus dem Italienischen von Joachim Meinert
189 .. Espen Haavardsholm - Zink / Aus dem Norwegischen von Werner Hennig
218 .. Lillian Jacobsen - Gravid anno Domini / Aus dem Dänischen von Gisela Perlet
234 .. Andris Jakubāns - Tbilissi, Tbilissi / Aus dem Lettischen von Olga Rosneek
254 .. Henri Lopes - Ach, Apolline! / Aus dem Französischen von Karl Heinrich
280 .. Guillermo Meneses - Die Hand neben der Mauer / Aus dem Spanischen von Jochen Martin
295 .. Frank Moorhouse - Ein vollkommener Mann / Aus dem Englischen von Gisela Petersen
310 .. J.M. Mucheru- Ngurouku - Die Überlebenden / Aus dem Englischen von Eva Hoffmann
320 .. Adolf Muschg - Der Zusenn oder das Heimat
336 .. Carlos Olivarez - Travelling / Aus dem Spanischen von Andreas Klotsch
345 .. Lisandro Otero - In schöne Felsen beißen / Aus dem Spanischen von Kristina Hering
380 .. Kazimierz Orłoś - Józeks Hochzeit / Aus dem Polnischen von Jutta Janke
408 .. Ouyang Shan - Die Trauer der Erfolgreichen / Aus dem Chinesischen von Ulrich Kautz
419 .. Regina Pagoulatou-Loverdou - Weiße Nacht / Aus dem Neugriechischen von Panajotis Ghegas
431 .. Klaus Rifbjerg - All ihr Gerede über die Schönheit / Aus dem Dänischen von Rudolf Kähler
441 .. Luise Rinser - Eine dunkle Geschichte
462 .. Ahmed Ruschdi Saleh - Die zweite Frau / Aus dem Arabischen von Dagmar Börnert
481 .. Luigi Santucci - Casanova ho / Aus dem Italienischen von Andreas Klotsch
485 .. Wladimir Sarew - Die Ikone / Aus dem Bulgarischen von Barbara Sparing
493 .. Arvo Valton - Liebe in Mustamäe / Aus dem Estnischen von Alexander Baer
507 .. Vu Thi Thuong - Das Unvermeidliche trat ein / Aus dem Russischen von Erwin Engelbrecht
526 .. Jan Walravens - Wie Porzellan zerbricht / Aus dem Flämischen von Hans-Joachim Schädlich
546 .. Gernot Wolfgruber - Absichtserklärung
551 .. Bekir Yıldız - Bedrana / Aus dem Türkischen von Swoboda Petrowa und Ronald Lötzsch
560 .. Zhang Xian - Ein von der Liebe vergessener Winkel / Aus dem Chinesischen von Irmtraud Fessen-Henjes
585 .. Autoren- und Quellenverzeichnis

Ausgewählt von Anne Hussel
Einbandentwurf: Jens Prockat

Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1987  

21 März 2025

Wolfgang Breu: Die Buchstabenkiste

Buchanfang:
Es war längst still geworden im Spielzeugschrank. Der Mond stand ruhig inmitten seiner Schäfchenwolken am Himmel und blinzelte in das Kinderzimmer. Als er Ralf und Petra artig schlafen sah, wollte er gerade schmunzelnd weiterziehen, da blieb einer seiner Strahlen an der Schranktür hängen.
Hatte da nicht etwas geraschelt?
Der Mond kam so nahe wie möglich an das Fenster und lauschte; die Puppen und Teddybären waren ruhig, und selbst die Bausteine rückten und rührten sich nicht.
Nur hinten in der Ecke in einem Karton, da rumorte es noch. Da klappte auch schon der Deckel hoch, und ein kleiner Gummibuchstabe sprang heraus. „Geschafft!“ atmete er auf und wollte gerade den Deckel leise schließen, als es noch einmal plumpste.
„Hi, hi“, kicherte es aus der Ecke. „Dachtest du etwa, wir haben nichts bemerkt?“
„Man läuft doch nicht einfach weg“, kam es von der anderen Seite, „und dann noch mitten in der Nacht!“
Es war nicht genau zu sehen, ob das kleine ‚a’ rot wurde, weil man es entdeckt hatte, aber nun war es einmal passiert, und da gab es kein Zurück. Es mußte wohl oder übel erzählen, was es vorhatte, wenn es nicht in den Verdacht geraten wollte, sich heimlich aus dem Druckkasten wegzustehlen.
Der hängengebliebene Mondstrahl malte einen hellen Punkt in das Schrankfach. Dort setzten sie sich zusammen, und das kleine ‚a' gestand seinen Brüdern: „Ihr wißt doch alle, daß Ralf und Petra gern Bücher lesen. Und weil sie uns immer so lieb behandelt haben, wollte ich ihnen eins drucken...“ Die anderen Buchstaben sahen sich verblüfft an.
„Sieh mal einer an!“ Das war alles, was das ‚e’ herausbrachte.
„Und ganz allein?“
„Ohne uns etwas zu sagen?“
„Wie hast du dir das gedacht?“
Alles redete plötzlich durcheinander.
Da schlug es elfmal von der Rathausuhr, und der Mond bekam einen mächtigen Schreck. Beinahe hätte er vergessen weiterzuziehen. mit einem kurzen Ruck riß er seinen in der Schranktür eingeklemmten Strahl los und schwebte davon.
Er war wohl dabei ein bißchen laut gewesen, denn plötzlich hob sich der Deckel des Druckkastens wieder und ein ‚O’ sprang heraus.
„Hier seid ihr also“, rief es böse den erschrockenen Buchstaben zu.
„Wollt ihr wohl sofort zurück in die Kiste!“
„Aber das ‚a’ wollte ein Buch drucken“, entschuldigten sich die kleinen Ausreißer.
„Ein Buch?“ fragte das ‚O’ und ließ sich die Geschichte erzählen. Hin und wieder schüttelte es mit dem Kopf.
„Ich habe schon eine ganze Menge erlebt, aber daß ein einzelner Buchstabe ein ganzes Buch druckt? Nein, das hat es noch nicht gegeben.“
„Wenn ich aber Ralf und Petra eine Freude machen will?“ entschuldigte sich das ,a'.
„Ja, das ist schon etwas Schönes“, meinte das ‚O’, „doch dann müssen wir schon alle mitmachen.“
„Hurra!“ freute sich das ‚a’ und die anderen stimmten in das Geschrei mit ein. „Gleich morgen fangen wir an!“

Illustrationen und Umschlagentwurf von Dagmar Schwintowsky
Für Leser von 8 Jahren an

Gebrüder Knabe Verlag, Weimar
Reihe:
Knabes Jugendbücherei
1. Auflage 1973
2. Auflage 1975
3. Auflage 1978
4. Auflage 1981
5. Auflage 1984

Friedenskampf und sozialistische Landesverteidigung

Heftanfang:
35 Jahre Deutsche Demokratische Republik - Sozialistische Militärpolitik im Interesse des Friedens
Generalleutnant Prof. Hans Wiesner

35 Jahre Deutsche Demokratische Republik bedeuten zugleich 35 Jahre staatliche Friedenspolitik auf deutschem Boden. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte wurde der gerechte Frieden zur Staatsdoktrin. Und im deutlichen Gegensatz zu den imperialistischen Kreisen der BRD verwirklicht die in der DDR herrschende Arbeiterklasse in der Tat die Verpflichtung, daß von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgeht. Unter den komplizierten Bedingungen des Klassenkampfes an der Scheidelinie zwischen Sozialismus und Imperialismus, zwischen Warschauer Vertrag und NATO bewährte sich in all diesen Jahren die Militärpolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und unseres sozialistischen Staates als organischer Bestandteil seiner Friedenspolitik. Im unverbrüchlichen Bündnis mit der Sowjetunion, Schulter an Schulter mit den ruhmreichen sowjetischen Streitkräften und den anderen Bruderarmeen der Warschauer Vertragsstaaten haben auch die Angehörigen der Nationalen Volksarmee, der Grenztruppen der DDR und der anderen bewaffneten Organe unseres Staates dazu beigetragen, die sozialistische Militärmacht zu festigen, die das sozialistische Vaterland zuverlässig schützt und die jederzeit sichert, daß ein imperialistischer Aggressor keine Chancen erhält und daß der Frieden in Europa erhalten bleibt.
Wenn wir im Jubiläumsjahr unserer Republik die Erfolgsbilanz der 35jährigen Geschichte des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates auf deutschem Boden ziehen, dann steht an vorderster Stelle, daß in ihm ein für allemal die Wurzeln des Krieges beseitigt sind, eine dauerhafte Friedensordnung geschaffen wurde und er eine konsequente Friedenspolitik betreibt. Die sozialistische Gesellschaft hat auch ihrer Militärmacht eine völlig neue soziale Qualität, eine qualitativ neue politische Zielsetzung gegeben: Durchsetzung einer stabilen friedlichen Koexistenz von Staaten unterschiedlicher sozialer Ordnung, Abwendung der Kriegsgefahr, Gewährleistung des friedlichen Lebens des Volkes. Somit dient die militärische Macht des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates auf deutschem Boden folgerichtig dem Schutz des Sozialismus und des Friedens, der Verteidigung des gesellschaftlichen Fortschritts gegen all die aggressiven Anschläge des Imperialismus.

Inhalt:
• Generalleutnant Prof. Hans Wiesner
35 Jahre Deutsche Demokratische Republik - Sozialistische Militärpolitik im Interesse des Friedens .. .. .. 3
Kapitän zur See Prof. Dr. sc. Wolfgang Scheler
Der ideologische Kampf zum Problem Krieg und Frieden und die Rolle der sozialistischen Militärmacht unter den neuen Bedingungen des Friedenskampfes .. .. .. 9
Oberst Dr. Dieter Hillebrenner
Die schöpferische Leistung der SED bei der Gestaltung der Landesverteidigung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR .. .. .. 29
Oberst Prof. Dr. sc. Horst Fiedler
Sozialökonomische Wurzeln der Verschärfung imperialistischer Aggressivität unter den Bedingungen des neuen Entwicklungsabschnitts der allgemeinen Krise des Kapitalismus .. .. .. 35
Oberst Prof. Dr. sc. Erich Hocke
Die „pax americana“ Konzeption gegen Sozialismus und Weltfrieden .. .. .. 43
Oberst Dr. Siegfried Keil
Die Rolle der militärischen Gewalt im gegenwärtigen imperialistischen Konfrontationskurs .. .. .. 51
Oberst Doz. Dr. sc. Gottfried Kießling
Über die Gerechtigkeit der Verteidigung des Sozialismus gegen eine imperialistische Kernwaffenaggression .. .. .. 57
Oberst Dr. Lothar Glaß
Zu einigen ideologischen Problemen bei der Entwicklung des Kampf- und Siegeswillens unter den neuen Bedingungen des Friedenskampfes .. .. .. 63
Prof. Dr. sc. Hans Steußloff
Frieden, Freiheit und Vernunft .. .. .. 69
Doz. Dr. sc. Frank Rupprecht
„Jetzt erst recht“ fest im Bewußtsein verankern! .. .. .. 75
Oberstleutnant Dr. Werner Thiel
Die Festigung der Waffenbrüderschaft ein grundlegender Charakterzug in der Entwicklung der Truppenteile und Verbände der NVA 81
Generalmajor Prof. Dr. Horst Syrbe
Konfrontationskurs und Bundeswehr .. .. .. 87

Umschlaggestaltung: Günter Hennersdorf

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
Reihe:
Militärpolitik aktuell
1. Auflage 1984

20 März 2025

Julius Mader: CIA in Europa – Wesen und verbrecherisches Wirken des Geheimdienstes der USA

Heftanfang:
Das Weiße Haus und sein Schattenreich
Seit ihrer Gründung im Jahre 1947, seit nunmehr 35 Jahren, gehört die Central Intelligence Agency (CIA) der USA zu den gefährlichsten Störenfrieden der Welt. Seit dreieinhalb Jahrzehnten berät die CIA den jeweiligen Präsidenten der USA und führt in dessen Auftrag oder zumindest mit dessen Wissen und Duldung geheimste Aufträge durch, die generell außenpolitisch gerichtet sind gegen
– die sozialistischen Staaten,
– die internationale Arbeiterbewegung,
– die nationale Befreiungsbewegung und
– die nationalen Interessen der Verbündeten der USA.
Im Auftrag der herrschenden Klasse der USA nimmt die CIA reaktionären Einfluß auf andere Staaten und Persönlichkeiten und wird auch dazu benutzt, kapitalistische Vertragspartner der USA zu kontrollieren und zu disziplinieren.
Innenpolitisch dient die CIA den Imperialisten der USA mit dazu, ihre Macht abzusichern.
Die CIA hat in der Strategie und Taktik der herrschenden Klasse der USA also einen bedeutenden Platz.
Die Rolle, die die CIA im mächtigen Militär-Industrie-Komplex der USA bisher spielen konnte und spielt, ergibt sich nicht zuletzt aus der Machtfülle, die sich beim Präsidenten der USA konzentriert, und der stark bei der CIA monopolisierten Geheimdienstberichterstattung sowie -beratung mit den sich bietenden folgenschweren Manipulierungsmöglichkeiten der Staatsspitze der USA.
Der jeweilige Präsident der USA ist gleichzeitig Regierungschef, Vorsitzender des „Nationalen Sicherheitsrates (NSC)“ und Oberster Befehlshaber der Land-, Luft- und Seestreitkräfte. Die ihm zugeordnete CIA nimmt direkt wie über den NSC bedeutenden Einfluß auf alle die Sicherheits-, Außen- und Militärpolitik betreffenden persönlichen Entschlüsse des Präsidenten.
Bisher ließen sich acht Präsidenten der USA von der CIA beraten und bedienten sich ihrer: darunter je vier Repräsentanten der Demokratischen Partei (der Gründer der CIA Harry S. Truman 1945 bis 1952; John F. Kennedy 1960 bis 1963; Lyndon B. Johnson 1964 bis 1968 und James E. Carter 1976 bis 1980) beziehungsweise der Republikanischen Partei (Dwight D. Eisenhower 1953 bis 1960; Richard M. Nixon 1968 bis 1974; Gerald Ford 1974 bis 1976 und Ronald Reagan seit 1981).
Die Gunst der Wählermassen wechselte häufig zwischen den sich einander beim Regieren ablösenden Parteien des Monopolkapitals der USA. Doch die CIA als von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmtes Exekutivorgan der maßgeblichen staatsmonopolistischen Interessengruppen wuchs amtlich gefördert ununterbrochen.
Im Interesse der aggressivsten Kreise des Monopolkapitals bestärkte beispielsweise die CIA Präsident Truman 1947, mit dem „Marshall- Plan“ die politische und wirtschaftliche Expansion des amerikanischen Imperialismus in Europa zu unterstützen, förderte sie 1949 die Gründung des gegen die Sowjetunion und die europäischen Volksdemokratien gerichteten NATO-Paktes und veranlaßte ihn schließlich 1950 zur bewaffneten Intervention gegen die Koreanische Demokratische Volksrepublik und auf der chinesischen Insel Taiwan.
1961 wurde die von der CIA organisierte und vom Präsidenten akzeptierte konterrevolutionäre Intervention gegen das sozialistische Kuba bei Playa Girón zerschlagen. Die Blockade Kubas im Herbst 1962 führte an den Rand eines Kernwaffenkrieges. Als Präsident Kennedy aus dieser Niederlage organisatorische Konsequenzen androhte, mußte er bald darauf in Dallas sterben.
1964 drängte die CIA mit ihrer Provokation in der Bucht von Tongking Präsident Johnson zur Bombardierung der Demokratischen Republik Vietnam, 1972 eskalierte Präsident Nixon die Indochinaaggression der USA, die letztlich 1975 dem Volk der USA in der Amtsperiode Präsident Fords die verlustreiche Niederlage im Vietnamkrieg einbrachte.
Die CIA war es, die Präsident Carter riet, sich mit ihrer Hilfe 1976 interventionistisch in die inneren Angelegenheiten der afrikanischen Volksrepublik Angola und seit 1980 noch stärker in die der mittelasiatischen Demokratischen Republik Afghanistan einzumischen.
Lang ist die Liste der in den USA bekanntgewordenen und international festgestellten CIA-Aktionen, die seit 1947 vor allem auch die Teilnahme an
– Verbrechen gegen den Frieden,
– Kriegsverbrechen und
– Verbrechen gegen die Menschlichkeit
enthält.
Allein von 1961 bis Ende der siebziger Jahre hat die CIA der USA sogar nach Washingtoner Berechnungen und Angaben nahezu 900 „größere verdeckte Aktionen“ und „mehrere tausende kleinere Projekte“1 gegen den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft zu verantworten.
Die Zeitgeschichte lehrt, daß sich die Aktionen der militanten und aggressivsten Kreise des USA-Imperialismus und die Tätigkeit der CIA stets friedensgefährdend und unmittelbar gegen die Interessen der Völker richteten. ......
1 Behind The Purge at CIA. In: U.S. News and World Report, Washington, 21. November 1977, S. 37.

Inhalt:
Das weiße Haus und sein Schattenreich .. .. .. 2
Europäischer Aufmarsch überseeischer „Kreuzzügler“ .. .. .. 15
USA-Geheimdienste in der BRD .. .. .. 25
Washingtoner Agenten auf dem Westberliner Teufelsberg .. .. .. 34
DDR stoppt aggressive Vorhut .. .. .. 38
Aus dem CIA-Szenarium für Polen .. .. .. 43
Nicht nur „Cobra Ace“ scheiterte in der UdSSR .. .. .. 55
Anführer der Subversion auf der Verliererstraße .. .. .. 60

Umschlaggestaltung: Günter Hennersdorf

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
Reihe:
Militärpolitik aktuell
1. Auflage 1982

Charles Darwin: Reise um die Welt 1831 - 36

Einbandtext:
Unter den Bildern, welche sich tief in meine Erinnerung eingeprägt haben, übertreffen keine an Großartigkeit die von den Händen des Menschen noch nicht berührten Wälder, mögen es nun die von Brasilien sein, 100 die Kraft des Lebens vorherrschend ist, oder diejenigen des Feuerlandes, wo Tod und Auflösung herrscht. Beide sind Tempel, die mit den großartigen Erzeugnissen des Gottes der Natur erfüllt sind: – Niemand kann in diesen Einsamkeiten stehen, ohne dabei zu fühlen, daß im Menschen noch etwas mehr existiert als der bloße Atem seines Körpers.

Klappentext:
Die Aufzeichnungen von Charles Darwin (1809-1882) über seine Weltumsegelung mit der Beagle gehören zu den klassischen Reisewerken des 19. Jahrhunderts. Auf dieser Expedition lassen sich seine epochemachenden Ideen und Theorien, die später die viktorianische Gesellschaft in ihren Grundfesten erbeben ließen, gleichsam im Augenblick des Entstehens beobachten.
Doch nicht nur die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern vor allem die Schilderung der ethnischen, sozialen und politischen Zustände und Ereignisse in den Ländern der südlichen Hemisphäre machen die Einzigartigkeit seines Berichts aus.
Nicht ohne Anteilnahme beschreibt er z. B. das Treiben der Soldateska des späteren argentinischen Diktators Rosas und die schrecklichen Gemetzel, die die gefürchteten Indianer unter der weißen Bevölkerung anrichten, berichtet von den barbarischen Bräuchen der kannibalischen Feuerländer, von denen man kaum glauben könne, daß sie »unsere Mitgeschöpfe und Bewohner derselben Welt« seien, beklagt die schnell fortschreitende Ausrottung der Ureinwohner Australiens durch die Europäer und fügt die Vielzahl seiner Beobachtungen zu einem Resümee zusammen, das Geschichte machte und seinen Zeitgenossen mit einem Schlag absolut neue Welten erschloß.
Aus den umfangreichen Aufzeichnungen des jungen Forschers sind für diese Ausgabe – dem Charakter der Reihe entsprechend – die für den heutigen Leser besonders interessanten Teile seines Journals zusammengefaßt, die Darwin vor allem als Entdeckungsreisenden zeigen und seine abenteuerlichen Erkundungen in zwei Kontinenten und der Inselwelt des Stillen Ozeans beinhalten. Daneben treten seine naturwissenschaftlichen Detailuntersuchungen zwangsläufig ein wenig zurück. Gewonnen wurde dadurch ein Lese-Abenteuer, dessen unmittelbare Frische und Spannung ihresgleichen suchen.

Der Herausgeber
Dr. phil. Gernot Giertz, 1940 in Stuttgart geboren, ist Verlagslektor und hat nach umfassender Beschäftigung mit der Geschichte der Entdeckungsreisen in der Reihe »Alte abenteuerliche Reiseberichte« bereits den Band »Vasco da Gama – Die Entdeckung des Seewegs nach Indien« herausgegeben.

Buchanfang:
Vorbemerkung des Herausgebers
Die Vielzahl der Publikationen über Südamerika und den Pazifik aus den letzten zweihundert Jahren ist beinahe unüberschaubar geworden. Reiseberichte und Forschungsergebnisse füllen ganze Bibliotheken. Abenteuerlust, Entdeckungsdrang und wirtschaftliche Interessen hatten schon früh die Erschließung dieser neuen Hemisphäre mit rasanter Geschwindigkeit vorangetrieben. Die ältesten Aufzeichnungen reichen bis zur Conquista, bis zu den ersten Eroberern Lateinamerikas zurück. Als Höhepunkte dieser oft blutigen Entdeckerliteratur ragen die Berichte von Cortés (1520-24) und anderen Conquistadoren, von Magellans Erdumseglung oder die Aufzeichnungen der deutschen Söldner Staden und Schmidel hervor. Diesen schloß sich später die Wissenschaft an. Die Veröffentlichungen eines Alexander von Humboldt z. B. sind – wie Darwins Aufzeichnungen – zu Klassikern geworden.
Ähnliches gilt für die Südsee, die in paradiesischer Abgeschiedenheit einem großen Garten Eden zu gleichen schien. Die Reisebeschreibungen von Tasman, Cook, Forster, Bougainville sind Meilensteine dieser Literaturgattung und zu Recht noch heute lebendig.
Der besondere Wert von Darwins Reisejournal liegt nicht allein in den wissenschaftlichen Beobachtungen, so folgenschwer sich diese auch erweisen sollten, sondern ebenso in der fast enzyklopädischen Vielfalt der darin behandelten Themen: Darwin erfaßt die Vorgänge und Begegnungen mit demselben scharfen Blick wie seine naturwissenschaftlichen Funde. Er betreibt Ethnologie mit gleichem Eifer wie Geologie, Botanik, Zoologie oder Klimatologie und erörtert die sozialen und humanitären Aspekte der Sklaverei in Brasilien mit der gleichen Anteilnahme, mit der er die Auswirkungen der Zivilisation auf die Eingeborenen von Feuerland, Tahiti oder Australien notiert.
Und schließlich geben die Aufzeichnungen dem Leser noch den Schlüssel zu Darwins Evolutionstheorie. Sie stellen in vieler Hinsicht die Präludien zu jenen Veröffentlichungen dar, die zu beispiellosen Kontroversen in Kirche und Wissenschaft führten. Ein großer Teil der Fakten und Erkenntnisse, die er Jahrzehnte später zu seiner Theorie über die »Entstehung der Arten« (1859) und die »Abstammung des Menschen« (1871) zusammentrug, ist hier ......

Inhalt:
Vorbemerkung des Herausgebers .. .. Seite 7
St. Jago-Inseln des grünen Vorgebirges .. .. Seite 11
Rio de Janeiro .. .. Seite 16
Maldonado .. .. Seite 32
Vom Rio Negro nach Bahía Blanca .. .. Seite 44
Bahía Blanca .. .. Seite 64
Von Bahía Blanca nach Buenos Aires .. .. Seite 79
Von Buenos Aires nach Santa Fé .. .. Seite 90
Banda Oriental und Patagonien .. .. Seite 107
Santa Cruz, Patagonien und die Falkland-Inseln .. .. Seite 127
Feuerland .. .. Seite 136
Magellan-Straße - Klima der südlichen Küsten .. .. Seite 164
Zentrales Chile .. .. Seite 172
Chiloé und Chonos-Inseln .. .. Seite 187
Chiloé und Concepción: Großes Erdbeben .. .. Seite 197
Übergang über die Cordillera .. .. Seite 216
Nördliches Chile und Peru .. .. Seite 231
Der Galapagos-Archipel .. .. Seite 259
Tahiti und Neu-Seeland .. .. Seite 281
Australien .. .. Seite 318
Die Keeling- oder Kokos-Inseln .. .. Seite 340
Von Mauritius nach England .. .. Seite 351
Die »Beagle« im Querschnitt .. .. Seite 376
Karte: Die Fahrt der »Beagle« 1831-36 .. .. Seite 377
Maße und Gewichte .. .. Seite 379
Bildnachweis .. .. Seite 380

Originaltitel: Voyage of a naturalist round the world
Mit 89 Abbildungen und Karten
Herausgegeben von Gernot Giertz
Schutzumschlag und Einband: Olaf Rethfeldt

Verlag Neues Leben, Berlin
Lizenzausgabe der Edition Erdmann in K.-Thienemanns-Verlag, Stuttgart
1. Auflage 1986

Rudolf Hirsch: Wofür ein Hirsch seine Haut zu Markte tragen muß und andere Gerichtsreportagen

Buchanfang:
Gebrauchsanweisung
Gerichtsfälle aus fünf Jahren sind in diesem Buch gesammelt, aus den Jahren 1965 bis 1969, ausgewählte Strafprozesse von DDR-Gerichten, veröffentlicht in der „Wochenpost“ und in den beiden Sammlungen „Gehört – Unerhört“ und „Rechtsbrecher – Rechtsprecher“, erschienen im Greifenverlag. Es sind also schon historische Fälle mit den sozialen Bezügen und Bedingungen dieser Jahre.
Es ist die damalige Wirklichkeit, gesehen mit zwei sehr unvollkommenen Augen, aber all diese Schicksale haben mich bewegt, oft auch erschüttert. Zu all diesen Verstößen, Vergehen und Verbrechen habe ich versucht, die mitwirkenden Ursachen aufzuhellen, zu der Verhandlungsführung habe ich oft meine unbequeme Meinung gesagt, und deshalb habe ich für dieses Buch einen ungewöhnlichen Titel gewählt:
„Wofür ein Hirsch seine Haut zu Markte tragen muß.“
Ich habe diesen Titel aus diesem Buch entnommen, er schildert einen Prozeß, in dem es gar nicht um mich, sondern um Wildleder geht.
Mit Herzblut und Wehmut habe ich berichtet. Es sind Geschichten, die viel von Liebe und manchmal vom Tode handeln. Aber auch von Richtern und Staatsanwälten habe ich berichtet und sie auch beurteilt. Nicht gerichtet. Aber was ist richten? Jedes Wort, das lehren uns die Sprachforscher, ist ein Symbol, abgeleitet von einer menschlichen Tätigkeit; denn im Anfang war das Tun, war die Tat, danach kam das Sprechen. Richten, das war ursprünglich das Lenken, das Hinlenken, das Gerademachen, Richtung auf ein Ziel geben; erst viel später in der Sprach- und Menschheitsentwicklung bekam es die juristische Bedeutung. .......

Einbandtext:
Rudolf Hirsch, geboren 1907, hat zahlreiche Bücher unter dem Greifensignet veröffentlicht. Dieser Aus- wahlband Gerichtsberichte schöpft aus den beiden Büchern „Gehört unerhört" (1968) und „Rechts- brecher - Rechtsprecher" (1971). Die Berichte des Gerichtsreporters Rudolf Hirsch aus jenen Jahren sind noch heute wirksam. Sie haben nichts von ihrer Spannung, nichts von ihrem Wortwitz verlo- ren, ja der zeitliche Abstand läßt manches, worauf es dem feinfühlig-kritischen Schilderer Rudolf Hirsch ankam, nur um so deutlicher hervortreten. Das neue Vorwort des Autors zeigt Veränderungen, die in unseren Rechtsauffassungen stattgefunden haben.

5 .. .. .. Gebrauchsanweisung
Lust auf'nen kleinen Wind
10 .. .. .. Lust aufnen kleinen Wind
13 .. .. .. Brief an Manuela
16 .. .. .. Heiratsdieb
20 .. .. .. Regina zieht die Männer an
24 .. .. .. Eines Lehrers Herz und Hand
Was aber ist Liebe?
28 .. .. .. Was aber ist Liebe?
31 .. .. .. Das frohe Leben von Köpenick
35 .. .. .. Der Unentsetzliche
38 .. .. .. Eine wenig moralische, aber tragikomische Geschichte
42 .. .. .. Bianka und die zwei Schäfer
45 .. .. .. Matratzengeld
Kleindarsteller
50 .. .. .. Kleindarsteller
53 .. .. .. Die Geräusche beim Graswachsen
57 .. .. .. Der fast hilflose Jurist
60 .. .. .. Der Diebstahl, der nicht wahr sein sollte
64 .. .. .. Sechs junge Damen stahlen
69 .. .. .. Von der Torheit des Alters
Elternhaus - Jugendhaus
73 .. .. .. Elternhaus - Jugendhaus
76 .. .. .. Der Mörder, der sich selbst verriet
80 .. .. .. Kinder aus drei Himmelsrichtungen
83 .. .. .. Das Findelkind
89 .. .. .. Magdalenenheim 68
100 .. .. .. Der Leipziger Kreidekreis
104 .. .. .. Das Kind wurde ausgesetzt
110 .. .. .. Blutende Nase und Brause
Fehlentwicklung und Tod
114 .. .. .. Fehlentwicklung und Tod
118 .. .. .. Der Gitarrespieler
122 .. .. .. Mord durch Unterlassung
126 .. .. .. „Es“ passiert nicht
130 .. .. .. „Den schlag ich tot“
133 .. .. .. Blumen statt Müll
137 .. .. .. Der Tod auf dem Pflaster
Mensch und Technik
141 .. .. .. Mensch und Technik
144 .. .. .. Auto-Suggestion
148 .. .. .. Eine Decke stürzte ein
153 .. .. .. Wofür ein Hirsch seine Haut zu Markte tragen muß
157 .. .. .. Gefährliche Jagd
Alleine schaukeln?
161 .. .. .. Alleine schaukeln?
168 .. .. .. Angst vorm bösen Wolf
172 .. .. .. Käse nach Aussehen
176 .. .. .. Über das Fallenstellen
180 .. .. .. Gefahr der Einsamkeit
Rechtsbrecher Rechtsprecher
185 .. .. .. Rechtsbrecher Rechtsprecher
188 .. .. .. Drei Mann und ein Pony
192 .. .. .. Wenn das jeder machen würde
197 .. .. .. Kameraderie
200 .. .. .. Die gefährdete Sittlichkeit
Geheimnis zwischen Mann und Frau
205 .. .. .. Geheimnis zwischen Mann und Frau
208 .. .. .. Das Bild des anderen
212 .. .. .. Wohlstand um den Preis des Glücks
215 .. .. .. Eine äußerlich sehr glückliche Familie
Das bittersüße Leben
220 .. .. .. Das bittersüße Leben
223 .. .. .. Tragik des deutschen Geisteslebens
227 .. .. .. Das Spiel des großen Herrn
231 .. .. .. Der findige Fahnder
235 .. .. .. Phantast ohne Phantasie
239 .. .. .. Herrn Roberts umwälzendes neues System zur Kreditschöpfung und Prämienverteilung
242 .. .. .. Die Tasse der schönen Helena
246 .. .. .. Der Unheilbutt
249 .. .. .. Hanna mit der Rosenknospe

Greifenverlag zu Rudolstadt
1. Auflage 1988
2. Auflage 1989