19 Juni 2025

Franz Loeser: Wie groß ist der Mensch?

Buchanfang:
Vorwort
Als der Verlag Neues Leben mit dem Vorschlag an mich herantrat, ein populärwissenschaftliches Buch für junge Menschen zu schreiben, das einige Fragen kommender Generationen von Automaten, ihre Auswirkungen auf die zukünftige Stellung des Menschen, seine Moral und sein Schöpfertum sowie die geistigen Anforderungen, die auf dem Weg zum Kommunismus gestellt werden, behandelt, war mir noch nicht das ganze Ausmaß der Kompliziertheit eines solchen Vorhabens bewußt. Heute, nachdem ich das Buch geschrieben habe, bin ich etwas klüger. Mir ist klar geworden, wie relativ gering unsere Kenntnisse über die Gesetze und die Technik des Schreibens marxistisch-leninistischer Literatur, die sich populärwissenschaftlich mit gesellschaftlichen Fragen unserer Zukunft beschäftigt, eigentlich sind. Der Autor ist gezwungen, sich im Dickicht eines noch größtenteils unerforschten Neulandes zurechtzufinden, ohne immer die Tücken und Gefahren seines Handwerks, die ihn zu überlisten drohen, voll zu erkennen. Eine dieser Gefahren, auf die ich dabei gestoßen bin, läuft, in der Tendenz etwas überspitzt, auf folgendes hinaus: Man versucht die Popularität der Veröffentlichung dadurch zu erreichen, daß man das wissenschaftliche Niveau reduziert, um einen möglichst breiten Leserkreis anzusprechen. Die Wissenschaftlichkeit wird dadurch zu wahren gesucht, indem der übliche Stil fachwissenschaftlicher Veröffentlichungen beibehalten wird. So beschränkt man sich auf die unpersönliche Darstellung fast ausschließlich wissenschaftlicher Fakten, die den Leser die eigentliche Persönlichkeit des Autors und die tiefe Menschlichkeit der Wissenschaft, ihr Ringen um Wahrheit …….

Inhalt:
Vorwort .. .. .. 5
Zwerge und Riesen .. .. .. 10
    Von der Kristallnacht bis zu Peekskill, USA .. .. .. 10
    Der Mensch wird nicht als Riese geboren. .. .. .. 15
Ein Gespenst geht um: New York funktioniert nicht mehr! .. .. .. 22
Wer hat Angst vor dem Automaten? .. .. .. 26
Können Automaten geistig-schöpferische Arbeit verrichten? .. .. .. 33
    Er ist und bleibt ein Fachidiot .. .. .. 33
    Das Problem des Problems .. .. .. 39
    Die Lösung des „Unlösbaren“ .. .. .. 44
    Die Schönheit der Programmiererin kann ihn nicht beirren .. .. .. 49
Automaten mit Phantasie .. .. .. 52
    Was ist Phantasie? .. .. .. 52
    Die Phantasie von der Phantasie.. .. ..  55
Die phänomenale Hebamme .. .. .. 61
Der Kreativitätsautomat als Gesetzgeber.. .. ..  65
Das Automatengewissen .. .. .. 70
Eheglück per Automat .. .. .. 77
    Prüfe, wer sich ewig bindet! .. .. .. 77
    Automatisierte Liebe? .. .. .. 82
Wie der Automat den Menschen verändert .. .. .. 87
    Hört der Mensch auf zu arbeiten? .. .. .. 87
    Neue Formen des schöpferischen Denkens .. .. .. 93
Höhere geistige Leistungen, aber wie? .. .. .. 96
Die industriemäßige Produktion von Ideen .. .. .. 100
    Eine tolle Idee .. .. .. 100
    Was sind Synektik, Heuristik und Ideenlogik? .. .. .. 103
    Kann man die „Sitzungskrankheit" abschaffen? .. .. .. 107
    Von der Handwerkelei zum Ideenbetrieb .. .. .. 110
Zeitmoral .. .. .. 114
    Zeit ist Schöpfertum .. .. .. 114
    Es ist später, als man denkt .. .. .. 117
    Mach doch endlich Schluß! .. .. .. 120
    Morgenstunde hat Gold im Munde .. .. .. 123
Das moderne Babel .. .. .. 126
    Der erste Turm von Babel .. .. .. 126
    Der zweite Turm von Babel .. .. .. 131
Hat das Buch ausgespielt? .. .. .. 133
    Haben Sie schon einmal ein Buch geschrieben? .. .. .. 133
    Boustrophedon .. .. .. 138
Wie lerne ich schneller und gründlicher lesen? .. .. .. 140
    Jeder dritte ein Analphabet .. .. .. 140
    Kann die Leseleistung gesteigert werden? .. .. .. 143
    Was für ein Lesertyp sind Sie? .. .. .. 145
    Einige Tips .. .. .. 149
Mnemotechnik .. .. .. 157
    Was ist das Gedächtnis? .. .. .. 157
    Wie gut ist Ihr Gedächtnis? .. .. .. 162
Die Eroberung der neuen Welt .. .. .. 172
    Aus der moralischen Welt eines amerikanischen Studenten 172
    Wird die Liebe verschwinden? .. .. .. 177
    Hat die Ehe eine Zukunft? .. .. .. 181
Wie groß bist du? .. .. .. 184
Zum Größerwerden 1.. .. .. 89

Umschlag und Illustrationen: Roger Servais

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1973  | Reihe: Wissenswertes für junge Leute ; Bd. 9
2. durchges. Auflage 1975  | Reihe: nl konkret ; Bd. 9 

18 Juni 2025

Jules Verne: Reise zum Mittelpunkt der Erde

Zum Inhalt (Quelle: Wikipedia)
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre) ist einer der bekanntesten Romane des französischen Schriftstellers Jules Verne. Der Roman ist eine fantastische Erzählung über eine zweimonatige Reise, in der unter der Erdoberfläche die Distanz von 5000 Kilometern zwischen einem isländischen und einem italienischen Vulkan zurückgelegt wird. Da diese fiktive Reise als wissenschaftliche Expedition begonnen und immer wieder durch die Diskussion wissenschaftlicher Hypothesen geprägt wird, lässt sich dieser Roman als einer der ersten dem Genre der Science-Fiction zuordnen.

Nach einer im Jahre 1901 erschienenen Ausgabe neu bearbeitet
Nachwort von Herbert Pfaffe und Heinz Schulz

Schutzumschlag, Einband, Zeichnungen von Alfred Will
Für Leser von 13 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1954 [1.-21. Tsd.]
2. Auflage 1955 [22.-41. Tsd.]
3. Auflage 1957

Gabriele Wohmann: Paarlauf - Erzählungen

Klappentext:
Ich glaube, daß ich es früher zu einseitig gemacht habe, indem ich bloß das Schäbige und Miese beschrieben habe, weil da etwas gefehlt hat, weil das Schreckliche mehr Dimensionen, mehr Schrecken bekommt, wenn man auch das Schöne, das mögliche Schöne, wenn auch vergängliche Schöne, nicht unterschlägt. Das will ich nicht mehr tun. Das Schreckliche und Schöne haben eine Art Immanenz; sie gehören zusammen. Wenn ich nur das Schreckliche beschreibe, verfahre ich zu karg damit. Sein Gewicht bekommt es erst, wenn man weiß, daß es auch sein Gegenteil gibt. Wenn Trost vorkommt, dann bedeutet das einfach, daß ich selber sehr trostversessen bin. Vielleicht war ich früher noch nicht so darauf angewiesen, vielleicht ging es mir einfach besser, um das alles wegzulassen. Um das Schöne, um Glücksgefühle, Trostgefühle wegzulassen, muß es einem vielleicht ziemlich gut gehen.   Gabriele Wohmann

 

Autorin
Gabriele Wohmann, geboren 1932. Studierte Germanistik und Musikwissenschaft. Ein Jahr Internatslehrerin auf einer Nordseeinsel. Seit 1960 Mitglied des PEN-Clubs. Lebt als freie Schriftstellerin in Darmstadt.

Im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschienen: "Alles für die Galerie/Erzählungen" (1972), "Nachrichtensperre/Ausgewählte Erzählungen 1957-1977" (1978), "Frühherbst in Badenweiler" (1979).

Inhalt:
Nachsicht mit Kitty .. .. .. 5
Clematis .. .. .. 11
Liebesdienste .. .. .. 19
Violas Vorbilder .. .. .. 41
Knoblauch am Kamin .. .. .. 58
Rühreier mit Senf .. .. .. 86
Der kleine Guntram .. .. .. 114
Eine souveräne Frau .. .. .. 145
Scherben .. .. .. 157
Abschied von Lukas Belwanger .. .. .. 186
Paarlauf .. .. .. 195
Rudolph und Aline .. .. .. 227
Guilty .. .. .. 239
Gertruds Interessen .. .. .. 266
Deutschlandlied .. .. .. 279

Schutzumschlagentwurf Heinz Ebel

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Ausgabe für die Deutsche Demokratische Republik mit Genehmigung des Hermann Luchterhand Verlages
1. Auflage 1981

Joachim Walther: Das Verführerbüchlein

Klappentext:
Erzählt wird die Geschichte der jungen Taxifahrerin Leonore, genannt Leo, und des Kellners Hotta. Beide leben im Berlin unserer Tage, und so unterschiedlichen beruflichen Pflichten sie nachgehen so haben sie doch einen Nebenberuf gemeinsam: den des Verführers. Hotta verbringt seine dienstfreien Nächte in einschlägigen Lokalen, und Leonore holt sich trotz ihres männlichen Berufs im Dienst mit überlegenem Charme ihre Opfer. Eines davon soll Hotta heißen. Denn er war es, der nach einer Fahrt zu einem amourösen Abenteuer seine Brieftasche im Taxi liegenließ. Als sie ihm Leonore zu nächtlicher Stunde wiederbringt, in verführerischer Absicht, beschließt er, sie zu verführen. Verführer trifft so auf Verführer, und will auch jeder seiner Rolle gerecht werden, so muß doch einer unterliegen und zum Verführten werden. Wer wird es sein, Hotta oder Leonore? Joachim Walther versteht es, die Ereignisse jener Nacht hinhaltend zu erzählen, er räumt seinen Helden genug Platz ein für die Geschichten ihrer Verführungen, die notwendigerweise Geschichten ihrer Siege sind, und er erhöht so geschickt die Spannung des Lesers, der am Schluß zu durchaus beherzigenswerten Einsichten gebracht wird.

Illustrationen von Peter Nagengast

Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1974
2. Auflage 1975
3. Auflage 1976
4. Auflage 1980
5. Auflage 1984
6. Auflage 1987
 

17 Juni 2025

Siegfried Maaß: Keine Flügel für Reggi

Einbandtext:
Ich will kein Mitleid, sagt Reggi, den die Folgen eines Motorradunfalls an den Rollstuhl fesseln. Und als er Karen kennenlernt, glaubt er nicht daran, daß sie einen wie ihn lieben kann.

Buchanfang:
Morgen muß ich die „Burg“ verlassen. Morgen, das ist am Ende dieser letzten Nacht hier drinnen. Ich habe Angst davor. Was erwartet mich draußen?
Ich sollte längst im Bett sein, mich ausruhen, Kraft sammeln für das, was morgen beginnt. Aber ich bin ans Fenster gefahren, habe den Vorhang zur Seite gezogen und blicke auf den „Burghof“ hinunter, wo im Ententeich der Mond badet, und wo ich die Eingänge zu den Werkstätten erkennen kann. Im dicken, von Efeu überwucherten Mauerwerk der Hauswand wirken sie wie Schlupflöcher, in denen man sich verbergen kann.
Die Burg ist ein Schlupfwinkel für mich gewesen, zwei Jahre konnte ich mich hier verkriechen. Jetzt muß ich hinaus. Begebe ich mich in Gefahr?
Ich habe Angst, besonders vor Brückstedt, wo mir alles seit meiner Kindheit vertraut ist. Als Gesunder habe ich unsere Siedlung damals verlassen; als Krüppel kehre ich zurück. Was erwartet mich dort? Fremdheit? Mitleid?
Ich will kein Mitleid!
Eine gewisse Gabi macht sich in unserem Brückstedt ein schönes Leben; wenn ich die Augen schließe, sehe ich deutlich, was sie tut: Sie reitet. Fährt nicht mehr Motorrad wie einst mit mir, sondern reitet. So habe ich es im Traum erlebt, und so erscheint sie mir seitdem, wenn ich die Augen schließe. Oder sie tanzt. Wirbelt in einem weiten weißen Rock auf grünen Wiesen umher, läuft einem, der in engen Jeans steckt und kein Hemd trägt, direkt in die Arme. Die Köpfe ganz aneinander, flüstern dann beide: Armer Reggi, armer Reggi.
Ich reiße die Augen auf und möchte die Finger in die Ohren stopfen. Hört auf, will ich am liebsten rufen, hört auf mit eurem Mitleid.
Der Traum verfolgt mich überallhin.
Von mir, dem Krüppel, hat sie sich losgesagt, mich gibt es einfach nicht mehr, für sie bin ich so gut wie tot. Manchmal frage ich mich, warum ich damals nicht tatsächlich .... Wieviel wäre mir dann erspart geblieben.
Ich will Gabi nicht wieder begegnen, würde sie mit meinem Rollstuhl einfach umfahren. Es sei denn, sie kommt wie in meinen Angstträumen wirklich auf einem Pferd. Oder sie flüchtet auf eine Treppe. Wahrscheinlich würde ich jedoch im letzten Augenblick davor zurückschrecken, weil ich zu feige bin. Wie ich zu feige war, mir etwas anzutun.
Unten im Saal feiern die anderen Abschied. Weil sich der Saal im Seitenflügel befindet und hell erleuchtet ist, kann ich von meinem Platz am Fenster die Schatten sehen; gespenstisch sieht es aus, was sie tanzen nennen. Die einen stelzen auf ihren Prothesen, andere drehen steif den ganzen Körper, weil sie ihre Wirbelsäule nicht verrenken dürfen. Aber sie stehen auf Füßen. Ich werde mein Leben lang im Rollstuhl sitzen. Leben... Ist es wert, so genannt zu werden, was mir geblieben ist?
Ich stoße die Tür zum Balkon auf. Die Schwelle ist längst entfernt worden, so daß ich mit meinem Rollstuhl ohne Schwierigkeit hinauskomme. Draußen werden jedoch Hunderte Schwellen sein, die meinen Weg versperren.
Die Nacht ist warm. Ich kenne solche Nächte; und wenn Gabi jetzt draußen ist oder am Fenster steht, müßte sie an unsere Sommernächte am Kiesschacht denken. Oder hat sie sich mit diesem Brief auch von ihren Erinnerungen losgesagt, sich selbst verstümmelt, indem sie einfach ein Stück aus sich herausriß, weil es ihr unbequem geworden war?
Lieber Reggi, es fällt mir nicht leicht, Dir diesen Brief zu schreiben, glaub mir bitte. In Gedanken hab ich ihn schon oft formuliert, aber erst heute kann ich mich aufraffen, Dir endlich zu sagen, was mich schon längere Zeit beschäftigt: Du und ich, Reggi, das geht nicht zusammen. Versteh mich. Ich habe mir selbst vorgetäuscht, Dich zu lieben, jetzt weiß ich es besser. Das hat mit Deinem Unfall nichts zu tun. Du bist stark, Reggi, und wirst es überstehen. Alles Gute für Dich. Gabi
Ich habe diesen Brief zerrissen. Dann wollte ich ihn wieder zusammensetzen und auf ein Stück Papier kleben, weil ich plötzlich glaubte, irgend etwas, ein Postskriptum vielleicht, übersehen zu haben. ......

Illustrationen von Gudrun Olthoff

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Neue Edition für junge Leute
1. Auflage 1984
2. Auflage 1986
3. Auflage 1989

13 Juni 2025

Maxie Wander: Tagebücher und Briefe [Herausgegeben von Fred Wander ]

Klappentext:
»Meine Eltern sagten immer: Du darfst nichts tun und nichts sagen, was du nicht ehrlich meinst. Sie haben mich gegen die Heuchelei erzogen«, sagt die Rosi in Maxie Wanders erstem Buch »Guten Morgen, du Schöne«. Es sind Maxie Wanders eigene Gedanken, die hier zum Ausdruck kommen. Sie war eine unbequeme Zeitgenossin, »unbequem«, weil unbestechlich und von Zorn erfüllt über die Korruptheit, das Konsumdenken, das blinde Sichfügen und Resignieren vieler Menschen in unseren Reihen. Daß sie auch bei kleinen Anlässen gern auf die Barrikaden ging und offen ihre Meinung sagte, brachte sie häufig in Konflikte, ließ sie auch unsachlich werden, was die meisten Freunde und Genossen, die sie kannten, an ihr mochten und tolerierten, denn sie war uneigennützig in ihrer Kampfbereitschaft bis zur Selbstverleugnung.
Maxie Wander ist 1933 in Wien geboren, Kind einer Arbeiterfamilie, und aufgewachsen in Hernals, einem der »roten« Vorstadtbezirke Wiens. Ihr Denken und Handeln wurde geprägt von der Solidarität der Bewohner der »Gemeindehäuser« unter dem Terror der Nazizeit. Die entscheidenden Erlebnisse ihrer Kindheit spiegeln sich auch im Buch wider. Ihre Eltern wie auch andere Mitglieder der Familie arbeiteten illegal für die kommunistische Partei Österreichs, ein Fakt, der den Kindern bis 1945 verborgen bleiben mußte, sie jedoch fürs Leben vorbereitet hat. Der kämpferische Geist der dreißiger Jahre (aus der Zeit der Illegalität) hat Maxie Wander nie verlassen, ihre »Tagebücher und Briefe« bezeugen es.

Buchanfang:
VORBEMERKUNG

Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, daß die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet, jede Minute geboren zu werden. Der Tod tritt ein, wenn die Geburt aufhört.
Erich Fromm

Maxie Wander hat uns mehrere tausend Briefe und Tagebuchseiten hinterlassen, die ich selbst noch nicht alle kenne. Keine literarischen Sensationen erwarten uns – sie hat das alles nicht für die Öffentlichkeit geschrieben – und keine Offenbarungen, sondern der merkwürdige Werdegang eines einfachen Mädchens, der erfüllt ist von der Leidenschaft zu erkennen, was das Leben ist und was es sein könnte. – Wenn wir von dem obenstehenden Motto ausgehen, das Maxie Wander für einen Briefroman, den sie irgend einmal beginnen wollte, gewählt hat, dann ist sie nicht gestorben, mehr noch, ihre »Geburt« war nicht nur ein dauernder Vorgang zeit ihres Lebens, er hält weiter an, wir wissen nicht, wo er enden wird.
Das ist ein Buch, das keinerlei Kommentars bedarf, wer es liest, mag lange dran zu denken und zu arbeiten haben, mit dem Kopf, mit dem Herzen, mit allen fünf Sinnen und auch mit dem sechsten Sinn, jenem Stück Irrationalen, Märchenhaften, Phantastischen, dem sie nachspürt in den kleinen Dingen des Alltags und in dem engen Dasein kleiner Leute, die sie liebte. Ihr Leben war oft sehr glücklich, aber auch zerrissen von Irrtum und Traurigkeit. In vielen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen klagt sie sich selbst an und ist verzweifelt über ihr Versagen. Noch habe ich es nicht gewagt, diese Briefe zu zeigen, in welchen sie sich bis zur Selbstzerfleischung zu ergründen sucht. Für dieses Buch mußte ich eine Auswahl treffen. Und ich habe gekürzt und umgestellt, wo es mir notwendig erschien, ohne es im einzelnen für den Leser anzumerken.
Maxie Wander hat den Widerhall ihres ersten Buches »Guten Morgen, du Schöne« noch erlebt und war verblüfft davon. Tausende hatten es in kurzer Zeit gelesen, von einigen Hundert erhielt sie Nachricht über die Erregung, die sie bei ihnen erzeugt hatte. Ich möchte mit einem Satz schließen, den ich vor vielen Jahren für sie geschrieben habe: »Wenn Du einem Menschen begegnest, soll er mit einem Lächeln weiter-gehen, und sein Puls soll um drei Grade stärker schlagen, weil Du ihm eine Ahnung von seinen verborgenen Kräften und den in ihm schlummernden Ideen verschafft hast!«
Wir alle werden mit einem Lächeln weitergehen und mit jenem Pochen in den Adern, das sie uns bereitet hat.
Fred Wander
Mai 1978


Herausgegeben von Fred Wander
Schutzumschlag: Marina Lachermund

Buchverlag Der Morgen Berlin
1. Auflage 1979
2. Auflage (1979)
3. Auflage 1980
4. Auflage 1981
5. Auflage 1982
6. Auflage 1983
7. Auflage 1984
8. Auflage 1987
9. Auflage 1988
10. Auflage 1990

weitere Ausgaben

Maxie Wander hat sich, auch über die Grenzen unseres Landes hinaus, einen Namen gemacht mit ihren Frauenporträts "Guten Morgen, du Schöne". Ihre seltene Begabung bestand darin, andere zu bewegen, bisher Ungewußtes und Unausgesprochenes, Verdrängtes und Tabuisiertes zur Sprache zu bringen. Mit welcher Konsequenz sie selbst dazu fähig war, zeigen ihre "Tagebücher und Briefe": intimste Äußerungen, die in ihrer menschlichen Ausstrahlung deshalb besonders berühren, weil sie nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Maxie Wander starb vierundvierzigjährig an Krebs. Mit den aus dem Nachlaß zusammengestellten Aufzeichnungen wird dem Leser nach den Frauenprotokollen das Selbstprotokoll der Autorin in die Hand gegeben. Die Auskünfte der Maxi Wander, so persönlich sie sein mögen, sind mehr als die Geschichte einer Kranken, die nicht kapitulieren wollte. Ihre Fragen nach menschlicher Verantwortung und Moral treffen zentrale Momente unserer Existenz. Zwischen Selbstzweifel und Hoffnung äußern sich ein ungebrochenes Interesse an der Welt und den Menschen, Trauer über gezähmte Ansprüche, Empörung über freiwillige Unmündigkeit, eine starke ursprüngliche Lebensbejahung. Dieses Buch, in dem Krankheit und Tod den Maßstab zur Bewertung des Lebens setzen, ist eine Herausforderung an uns.

Einbandgestaltung: Gerhard Kruschel

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Lizenz des Buchverlag Der Morgen, Berlin
Reihe: bb; 471
1. Auflage 1981
2. Auflage 1982
3. Auflage 1990


12 Juni 2025

Joachim Nowotny: Abschiedsdisco

Klappentext:
Angenommen, dieser Henning Marko wachte eines Tages mitten im Urwald auf und könnte sich einen Menschen herbeiwünschen. Mit wem möchte er das Abenteuer bestehen? „Mit Mutter. Sie ließe sich von der Schlange beißen, nur damit sie mich nicht beißt. Mit Vater? Er würde immer vorangehen, immer die Richtung bestimmen wollen. Lutz? Sobald die Batterien des Recorders leer wären, hätte er alle Lust am Abenteuer verloren. Und Gundula Fischer? Das ließe sich denken, wenngleich ich nicht wüßte, wie sie sich angesichts eines ausgewachsenen Ochsenfrosches aufführt. Der junge Polizist fällt mir ein. Mit dem könnte man, falls vorhanden, möglicherweise Pferde stehlen. Der schnauzbärtige MZ-Mann würde vermutlich seiner Maschine nachtrauern, sich aber bei einer überraschenden Begegnung mit dem weiblichen Teil der Ureinwohner als sehr nützlich und umgänglich erweisen. Oder Magda, von der sich lernen ließe, wie man mit der Einsamkeit fertig wird. Und der Mann mit dem Ortsschild? Er würde eine Siedlung gründen, ihr Gesetze und einen Namen geben, sich dann in den Schatten setzen, rauchen und darüber nachdenken, woher er gekommen ist, mehr noch: Wer er eigentlich ist. Mit seiner Art, das Mögliche zu tun, ohne sich aus lauter Ehrfurcht vor dem Geschaffenen selbst auf die Hosenbeine zu treten, müßte sich eigentlich ganz gut leben lassen.“ Das ist das vorläufige Ergebnis der Überlegungen Hennings nach einem Tag voller Eindrücke in dem fast schon toten Dorf Wussina, das der Braunkohle weichen muß. Im Lichte dieses Abschieds verlaufen die Begegnungen mit den wenigen Leuten, die er trifft, überraschend und rätselhaft. Henning muß all seine Kräfte zusammennehmen, um dem Ansturm der Ereignisse und Gefühle standhalten zu können. Er beginnt zu ahnen, wie schwer die Prüfungen des Lebens mitunter sind, und fühlt die Kraft in sich wachsen, sie zu bestehen. Dabei denkt er natürlich auch an Dixie, die hinter ihm läuft, schon Busen hat, immer ein wenig nach Windeln riecht, weil sie kleine Geschwister zu versorgen hat. „Sie wäre der ideale Kumpel; sie müßte nur etwas hübscher sein.“

Schutzumschlag, Illustration: Werner Ruhner
Für Leser ab 13 Jahre

Der Kinderbuchverlag, Berlin
Reihe:
Edition Holz im Kinderbuchverlag
1. Auflage 1981
2. Auflage 1982
3. Auflage 1983

Werner Gilde: Dienstreisen mit Augenzwinkern – Erlebnisse auf 4 Kontinenten

 

Klappentext:
»... In handgroßen Porzellanschalen servierte die Bedienung eine herrliche Fischsuppe. Ich griff zum Löffel, auch aus Porzellan, und schlürfte (das darf man in China!) den ersten Schluck herunter. Nun begann das Unheil. Weil an unserem Tisch Europäer saßen, wurde zusätzlich zum chinesischen Essen noch eine echte deutsche Buttercremetorte aufgetragen. Der Minister sah sich das unbekannte Gericht an. Dann kombinierte er blitzschnell: was zur Fischsuppe aufgetragen wird, gehört auch in die Fischsuppe. Er nahm sein Stäbchen, ein geschickter Griff, und schon lag ein Buttercremetortenstück in meiner Suppe... Zum Glück für meine Geschmacksnerven griff hier die Bedienung ein... Ein Zwischenfall war vermieden...« – Werner Gilde erinnert sich an ein Bankett im Haus des Volkes im Jahre 1960. In seinen Erlebnissen auf vier Kontinenten erzählt der bekannte Wissenschaftler auf ebenso vergnügliche wie originelle Weise von Begebenheiten am Rande seiner Reisen in die ČSSR, die UdSSR, nach England, Polen, durch die VR China, die USA, nach Japan, Australien, Kuba und Italien. Die »Dienstreisen mit Augenzwinkern« fanden zwischen 1953 und 1982 statt.

Buchanfang:
Reisen ist heute nichts Besonderes. Die Düsenmaschinen bringen uns in 60 Minuten 950 Kilometer in irgendeiner Richtung über den Erdball. Die Zeit reicht gerade für einen eiligen Imbiß auf Kosten der Fluggesellschaft. Wenn die Reisenden eine Turboprop-Maschine benutzen müssen, fühlen sie sich deklassiert, weil diese Flugzeuge nur 650 Kilometer in einer Stunde zurücklegen.
Es ist aber erst 25 Jahre her, da galten 350 Kilometer in der Stunde als schnell, und ein großes Flugzeug hatte 25 oder 30 Sitze und nicht wie heute 300 oder gar 700.
Wenn der Reisende heute im Ausland ankommt, zeigt er seinen Reisepaß vor, und jeder Staat erkennt den Paß der DDR an. Ich machte viele Reisen in Länder, für deren Regierungen unser Staat damals juristisch nicht bestand. Inzwischen hat sich die Welt nicht nur in diesem Punkt geändert.
Bei den ersten Reisen in das Ausland ist noch zu bedenken, daß in den fünfziger Jahren der Weltkrieg mit seinen Folgen noch unmittelbar wirkte. Damals waren die Männer, die direkt am Krieg teilgenommen hatten, dreißig bis vierzig Jahre alt. Heute sind Generationen herangewachsen, die das Kriegsgeschehen nur aus Büchern und Filmen kennen.
Für die meisten Leser wäre es sicher sehr langweilig, wenn ich erzählen würde, was ich im Ausland fachlich zu tun hatte. Ich fühle mich auch nicht berufen, über die Kultur und Politik der besuchten Länder ein Urteil abzugeben. Dazu waren meine Aufenthalte viel zu kurz.

Buchende:
Zum Schluß
Wer 30 Jahre lang in jedem Jahr einige Monate reist, legt nicht nur viele Kilometer zurück, er erlebt auch viel. Einiges von diesen Erlebnissen steht in den offiziellen Reiseberichten, über einiges kann aus verschiedenen Gründen auch heute noch nicht gesprochen werden, doch der Rest war immer noch so umfangreich, daß ich eine Auswahl treffen mußte.
Dem aufmerksamen Leser ist sicher nicht entgangen, daß dieser Auswahl bestimmte Tendenzen zugrunde liegen.
Ich dachte, es sei für junge Leute ganz interessant, wie vor 25 oder 30 Jahren die Verkehrsverhältnisse waren und welche Probleme sich daraus ergaben, daß wir an den verschiedenen Landesgrenzen einen Staat vertraten, den es nach Meinung der dortigen Grenzbehörden nicht gab.
Nachträglich scheint es mir, als hätte ich zu oft von Colts und Maschinenpistolen gesprochen. Doch wenn ich überlege, wie angenehm es ist, daß vor meiner Sparkasse und meiner Post keine bewaffnete Wache steht und daß mein Abschnittsbevollmächtigter der VP ohne Handschellen am Hosenbund und ohne dicken Knüppel herumläuft, dann ist es vielleicht gut, über die Sicherheitsbegriffe anderer Völker ausgiebig zu berichten.
Schließlich hoffe ich, daß der Leser merkt, wie ich mit jeder Reise bescheidener und toleranter gegenüber anderen Sitten und Gebräuchen geworden bin.
Dieses Buch ist mit Dankbarkeit meinen Freunden in aller Welt gewidmet.

Illustrationen und Einband: Rolf Felix Müller
    
Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig
1. Auflage 1984
2. Auflage 1986
3. Auflage 19??
4. Auflage 1988

Auch erschienen im:
Buchclub 65, Berlin
Lizenz des Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig
1. Auflage 1986

11 Juni 2025

Marianne Bruns: Veit Stoß. Jörg Ratgeb

Klappentext:
Zwei Romane, in deren Mittelpunkt Künstler stehen: der Bildschnitzer Veit Stoß und der Maler Jörg Ratgeb. Beide, verehrt der eine und verfolgt der andere, leben in der Zeit der Bauernkriege und der geistigen Auseinandersetzung mit Renaissance und Reformation. Marianne Bruns spürt die inneren Zwänge und äußeren Bedrängnisse dieser beiden großen Meister auf und erhellt mit großer Einfühlungskraft die psychische Situation der Künstler.

Inhalt:
Der neunte Sohn des Veit Stoß .. .. .. 5
Die Spur des namenlosen Malers .. .. .. 383
Nachwort .. .. .. 571



MARIANNE BRUNS – Ausgewählte Werke
Herausgeber Gerd Noglik

Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig
1. Auflage 1981
2. Auflage 1984
3. Auflage 1986
4. Auflage 1988

Einzelausgaben der zwei Romane

Marianne Bruns
Der neunte Sohn des Veit Stoß
Roman

Klappentext:
Mit Veit Stoß, dem Schöpfer des berühmten Krakauer Marienaltars, wählte die Autorin einen der Hauptmeister der spätgotischen Bildnerei zur zentralen Gestalt ihres Romans. Das Leben dieses großen Künstlers (1445-1533) fällt in die Zeit gesellschaftlicher Spannungen und gärender Unruhe. Es ist die Zeit der Bauernkriege und der Reformation, des Humanismus und der Renaissance – eine Epoche, angefüllt mit dramatischen Geschehnissen, die sich im Schaffen der großen Künstler, zu denen Veit Stoß gehört, widerspiegeln.
Sein Leben und Wirken steht im Mittelpunkt der Darstellung, wenngleich er selbst nicht die Hauptfigur des Romans ist: Sein Schicksal und seine beherrschende Persönlichkeit bestimmen vielmehr den Lebensweg des jungen Mediziners Bastian, seines „neunten Sohnes“. Marianne Bruns gelingt es, mit feinem psychologischem Empfinden die Charaktere zu zeichnen und vor dem Leser zugleich ein glaubwürdiges und höchst lebendiges Bild der Zeit und ihrer Menschen zu entrollen.

Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Günter Junge
mit schwarz/weiß Abbildungen kirchlicher Bildhauerkunst

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin
1. Auflage 1967
2. Auflage 1969
3. Auflage 1971
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Marianne Bruns
Die Spur des namenlosen Malers
Roman

Klappentext:
Marianne Bruns erzählt in ihrem neuen Roman von Werk und Schicksal des lange vergessenen, ja bewußt in die Vergessenheit gestoßenen Malers Jörg Ratgeb. Ratgeb, Geboren um 1480, der revolutionär entflammte Zeitgenosse von Matthias Grünewald, wurde nach der blutigen Niederlage der Bauern als aktiver Sympathisant, vielleicht sogar Mitstreiter im Bauernkrieg von 1525 grausam hingerichtet, sein Name getilgt oder verschwiegen. Gestalt und Bedeutung Jörg Ratgebs, wissenschaftlich neu entdeckt und profiliert durch die unlängst vorgelegte Monographie Wilhelm Fraengers, wird von Marianne Bruns einem interessierten, breiten Leserkreis erstmals anschaulich ins Bewußtsein gehoben. Die bekannte Autorin erzählt von der nachhaltigen Wirkung des Malers in seiner Zeit, indem sie mehrere Persönlichkeiten, Angehörige unterschiedlicher Schichten und konträrer Klassen, mit dem hinterlassenen Werk des Malers Konfrontiert: Ein wurtembergischer Prinz. Ein Haushofmeister und ein Schreiber machen sich im Jahr 1534 auf die Suche nach dem „verschollenen“ Maler, ihre Reise in die Vergangenheit Jörg Ratgebs führt über manche Begebenheiten zur Entdeckung eines auch heute noch weithin unbekannten, dennoch hochbedeutsamen und im Kern seine revolutionären Tendenz erregend aktuellen Meisters seiner Epoche, der Zeit des Deutschen Bauernkrieges.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin
1. Auflage 1975

 

06 Juni 2025

George Eliot: Silas Marner – Der Weber von Raveloe

Klappentext:
Seit fünfzehn Jahren haust der Leineweber Silas Marner einsiedlerisch und schicksalslos in einer Hütte am Rande des Dorfes Raveloe, und längst haben die Dorfbewohner aufgehört, über sein sonderbares Wesen, seinen fanatischen Arbeitsfleiß, seine ersparten Goldfüchse, seine Vertrautheit mit seltenen Kräutern die Zungen zu wetzen. Da rückt ein für Raveloe unerhörtes Ereignis Silas wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses: In einer Winternacht findet er eine junge Frau erfroren im Schnee und in seiner Hütte ihr Kind, ein blondes kleines Mädchen. Niemand ahnt, welche Gefühle den jungen Herrn Godfrey Cass bewegen, als er die Tote und das Kind erblickt; niemand weiß, wie froh er über den Entschluß des Webers ist, die Kleine wie eine Tochter aufzuziehen. Eppie erlöst Silas aus quälender Einsamkeit, bringt Wärme und Freude in sein Leben und dankt ihm achtzehn Jahre später all seine Liebe und Fürsorge, als sie sich für ihn und gegen ihren leiblichen Vater entscheidet, der zu spät versucht, die alte Schuld zu sühnen.
George Eliots berühmter Roman, der in hundert Jahren nichts von seinem Reiz verloren hat, ist eine poetische Legende vom Sieg des Guten über das Böse, von der moralischen Kraft des menschlichen Herzens.

Originaltitel: Silas Marner –The Weaver of Raveloe
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Schumann
Mit einem Nachwort von Günther Klotz
Einbandgestaltung Wolfgang Spuler

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage / 1968
2. Auflage / 1979

weitere Ausgaben

Klappentext:
Als Mary Ann Evans, die Tochter eines Farmers aus Warwickshire, mit achtunddreißig Jahren unter dem Pseudonym George Eliot ihre ersten Erzählungen schrieb, begann eine der erfolgreichsten literarischen Karrieren im viktorianischen England. Die emanzipierte, intellektuelle Frau entzückte mit ihren liebevollen Darstellungen des englischen Landlebens, das von den Stürmen der industriellen Revolution noch unberührt war, mit ihren psychologischen Porträts einfacher Menschen in Situationen, die eine moralische Entscheidung fordern, ihr Publikum. Die Geschichte vom Leineweber Silas Marner, den ein Unrecht aus seiner Heimatstadt nach Raveloe verschlug, der Goldmünzen hortet, seinen Schatz verliert und in verwandelter Form wiedergewinnt und die Geschichte seines Gegenparts, des Junkers Godfrey Cass, ist mehr als nur eine Legende von bestraftem Frevel und belohnter Herzensgüte. Es ist ein Roman von der sittlichen Überlegenheit der Geringen und Armen über die Mächtigen und Reichen, das wahre Bild einer vergangenen Epoche, die vielen Zeitgenossen George Eliots im hektischen Getriebe der neuen technischen Ära als eine friedliche Idylle erschien.

Umschlagentwurf: Meinke / Reber

Berechtigte Ausgabe für den buchclub 65
Alle Rechte vorbehalten Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1968

04 Juni 2025

Gerhard Wolf: Beschreibung eines Zimmers – 15 Kapitel über Johannes Bobrowski

Klappentext:
»In Anlehnung an Bobrowskis ›Betrachtung eines Bildes‹ baut Gerhard Wolf seine essayistische Darstellung von Bobrowskis Leben und Werk als Beschreibung eines Zimmers auf. Die Grundidee Wolfs, Bobrowskis Methode in jenem Prosastück für seinen Versuch zu übernehmen und, vom Arbeitszimmer des Dichters in dessen Wohnung in Berlin-Friedrichshagen ausgehend, von Gegenständen her – Büchern, Bildern, Möbeln, Manuskripten – ein Bild des Menschen und Dichters zu entwickeln, ist ein äußerst glücklicher Einfall, der es erlaubt, alle Vorteile einer mitgehenden Interpretation zu nutzen (bis hin zur Anlehnung an den Stil und die Einschmelzung von Zitaten) und gleichzeitig doch die Subjektivität des Beobachters, der Kritiker und Bewunderer zugleich ist, überzeugend ins Spiel zu bringen. Es entsteht auf diese Weise eine reizvolle Mischform von künstlerischer Reportage und literarischer Darstellung und Wertung, die alle Züge eines echten Essays aufweist. ...
Das Rühmlichste, was sich über Wolfs Essay sagen läßt, ist: Hier liegt tatsächlich eine Einführung in das Werk Bobrowskis vor. Anhand dieser Beschreibung lernt der Leser Bobrowski verstehen, ohne daß er irgendwie gegängelt wird, weil Gerhard Wolfs Versuch Dichtung als Dichtung vermittelt und sie nicht nur zum Objekt der Analyse macht.«
Aus einem Urteil von Prof. Dr. Siegfried Streller, Humboldt-Universität Berlin

Johannes Bobrowski wurde am 9. April 1917 in Tilsit geboren und starb am 2. September 1965 in Berlin. Sein Gesamtwerk wird vom Union Verlag betreut.

Inhalt:
1 Eintreten .. .. .. 5
2 Vorstellung eines Namens .. .. .. 10
3 Einblick in eine Stadt .. .. .. 15
4 Eine Insel, in ihr eine Welt .. .. .. 28
5 Fortgeführte Kindheit .. .. .. 49
6 Genesis einer Elegie .. .. .. 58
7 Ikone - Erfahrung, Zeichen, Kreuz und Fisch .. .. .. 79
8 Verfolgung eines Bildes 9.. .. .. 2
9 ...dieser brennende Hörnerschall .. .. .. 101
10 Ein altes Clavichord .. .. .. 105
11 Ecke für den Maler Ebert .. .. .. 124
12 Spiritus rector sanctus .. .. .. 134
13 De homine publico .. .. .. 146
14 Rede, daß wir dich sehen .. .. .. 153
15 Fortgehn .. .. .. 162

Fotos von Roger Melis
Buchgestaltung Joachim Kölbel

Union Verlag, Berlin
1. Auflage 1971
2. Auflage 1973
3. Auflage 1975
4. durchges. u. erw. Auflage 1981