31 Oktober 2024

Friedemann Behr: Mein Jahr 1945

Klappentext:
Aus der Sicht eines vierzehnjährigen Jungen beschreibt der Autor das Ende der Naziherrschaft und den Neuanfang im Jahre 1945. Die Zitate aus Büchern und Zeitungen, die jedem Kapitel vorangehen, stellen das, was Friedemann Behr als Schüler in einer thüringischen Kleinstadt selber erlebte, in einen größeren Zusammenhang. So versteht sich dieses Erinnerungsbuch als eine eindeutige Absage an Krieg und jede Art von Gewalt.
„Mein Jahr 1945" wird bei denen, die diese Zeit bewußt miterlebt haben, Interesse, aber auch Betroffenheit auslösen.
Der jüngeren Generation vermittelt es einen Einblick in die Erlebnis- und Gefühlswelt von Kindern – heute sind es die Eltern und Großeltern – deren Spiele, Gedanken und Träume vom harten Geschehen des Krieges und seiner Folgen geprägt wurden.

Buchanfang:
„In der Zeit des Hitlerregimes bezeichnete man Hirngeschädigte, Krüppel und andere Kranke als lebensunwertes Leben und tötete viele von ihnen. In einem Mathematischen Lehrbuch zum Gebrauch für deutsche Kinder aus dieser Zeit (1935) finden sich folgende Rechenaufgaben:
Aufgabe 95: Der Bau einer Irrenanstalt erfordert 6 Millionen Reichsmark,
                   wie viele Siedlungshäuser zu je 15 000 RM hätte man dafür bauen können?
Aufgabe 97: Ein Geisteskranker kostet täglich 4 RM. ein Krüppel 5,50; ein Verbrecher 3,50.
                   Nach vorsichtiger Schätzung sind in Deutschland 300 000 Geisteskranke, Epileptiker usw.
                   in Anstaltspflege. Wieviel Ehestandsdarlehen zu je 1 000 RM könnten unter Verzicht auf
                   spätere Rückzahlung von diesem Geld jährlich ausgegeben werden?"
Mit einem Armbruch kam ich ins Krankenhaus, das heißt, im Krankenhaus selbst lagen verwundete Soldaten, alle anderen Patienten waren in Nebengebäuden untergebracht. Unser Zimmer befand sich im dritten Stock. Mein Arm hing im Streckverband an einem Gestänge, das am Eisenbett festgeschraubt war. So konnte ich meine Lagerstatt nicht verlassen und mußte bei Fliegeralarm oben bleiben, weil es keinen Fahrstuhl gab, der mich samt dem Bett zu den anderen in den Keller hätte befördern können. Ängstlich horchte ich auf alle Geräusche, besonders in der Nacht. An der Lautstärke der dröhnenden Flugzeugmotoren ließ sich erkennen, ob die Bomberverbände tief oder hoch flogen. .......

Schrifttum der Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen
Teil von: Anne-Frank-Shoah-Bibliothek
Schutzumschlag, Einband: Cornelia Liebig

Evangelische Verlagsanstalt Berlin
1. Auflage 1988

30 Oktober 2024

Der große Sieg – Die welthistorische Bedeutung des Sieges der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg


Anschauungsmaterial zum 35. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus


Buchanfang:
Der Imperialismus - stete Quelle der Kriegsgefahr

Um die Jahrhundertwende war der Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium eingetreten. Ökonomisch ist der Imperialismus, wie Lenin nachwies, Monopolkapitalismus. Die wirtschaftliche und politische Macht konzentrierte sich immer stärker in den Händen einer kleinen finanzkapitalistischen Oberschicht der Bourgeoisie. Die großen Monopole teilten den Weltmarkt unter sich auf. Die Aufteilung der Erde durch die imperialistischen Staaten war vollendet. Mit dem Eintritt des Kapitalismus in das imperialistische Stadium verschärften sich alle Widersprüche dieser Gesellschaftsordnung. Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der kapitalistischen Mächte nahm zu, es verschob sich das Kräfteverhältnis zwischen ihnen, und sie begannen, um die Neuaufteilung der Welt zu kämpfen. Durch den Kurs auf imperialistische Eroberung kam es zur Militarisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens. Der Aggressivität nach außen entsprach die Feindschaft gegen die Demokratie im Innern. So brachte die Herrschaft des Monopolkapitals und des Militarismus, des Hauptinstruments zur Expansion und zur Unterdrückung der Werktätigen, die Tendenz zur „Reaktion auf der ganzen Linie“ (W. I. Lenin) her vor.
Die Herrschaft der Monopolbourgeoisie verschärfte den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit aufs äußerste und geriet in immer schärferen Gegensatz zu den Lebensinteressen der werktätigen Massen. Die antihumanen Züge, die jeder Ausbeuterordnung eigen sind, erfuhren im letzten Stadium des Kapitalismus ihre schärfste Zuspitzung. In maßloser Profit- und Machtgier trat das Monopolkapital alle Menschenrechte mit Füßen, überzog die ganze Erde mit blutigen Raubkriegen und plünderte die Völker erbarmungslos aus. Der Imperialismus wurde zum Hemmnis für die ungehinderte Entfaltung der Produktivkräfte. Das kapitalistische Gesellschaftssystem hatte seine historische Funktion erfüllt; die Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus war herangereift. Auf die Tagesordnung der Geschichte traten der Sturz der Monopolherrschaft und die Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse, die Beseitigung der kapitalistischen und die Schaffung sozialistischer Produktionsverhältnisse. Der Imperialismus ist der Vorabend der proletarischen Revolution.
Geschichte der SED. Abriß

Anfang August 1914 begann der erste Weltkrieg. Er erwuchs aus den Widersprüchen des Imperialismus. Er ergab sich unvermeidlich aus dem einander entgegengesetzten Drang imperialistischer Mächte nach Expansion, nach Raub fremder Gebiete und Naturschätze, nach einer Neuverteilung der Macht- und Einflußsphären. Seit langen Jahren hatte sich der Krieg angekündigt: im Rüstungswettlauf der imperialistischen Großmächte, in politischen Zusammenstößen, in lokalen militärischen Konflikten, in der Bildung imperialistischer Mächtegruppen. Am entschiedensten hatten die deutschen Monopolherren und Militaristen zum Kriege getrieben. Vom Anfang des 20. Jahrhunderts an hatte das imperialistische Deutschland ökonomisch erst den französischen und dann den britischen Imperialismus überflügelt. Bei der Aufteilung der Welt zu spät gekommen, drängte es besonders aggressiv und rücksichtslos nach einer Neuaufteilung der Erde, die seiner gewachsenen ökonomischen Kraft entsprechen sollte.
Der Weltkrieg war von allen Seiten ein ungerechter, imperialistischer Eroberungskrieg. Als Hauptkräfte standen sich Deutschland und Österreich-Ungarn einerseits, England, Frankreich und Rußland, Japan und später Italien und die USA andererseits gegenüber. Die weltweite militärische Auseinandersetzung der imperialistischen Mächte bürdete den Volksmassen in den am Krieg beteiligten Ländern große Opfer und Entbehrungen auf, während sie die Macht des Rüstungskapitals stärkte und dessen Profite ins unermeßliche emporschnellen ließ. Damit brachte der Krieg das zutiefst menschenfeindliche Wesen des Imperialismus kraß zum Ausdruck.
Geschichte der SED. Abriß

Vordere Umschlagseite: unter Verwendung eines Ausschnittes aus dem Gemälde „Sieg. Der Reichstag ist eingenommen" von P. A. Kriwonogow
Hintere Umschlagseite: unter Verwendung eines Plakates von 1950
Bild- und Textredaktion: Peter Bachmann, Karl-Heinz Pech und Renate Weber

Dietz Verlag, Berlin
1. Auflage 1980

29 Oktober 2024

Otto Emersleben: Der Ketzer aus Nola

Heftanfang:
Den schmalen Grat zwischen immerwährendem Vergessen und Aufnahme in die Geschichte vermag nur solches Geschehen zu überwinden, das zur rechten Zeit seinen Chronisten findet. Was aber, wenn in dessen Bericht unübersehbare Lücken klaffen wie weiße Flecken auf einer Landkarte? Dann muß unsere Phantasie die leer gebliebenen Blätter mit Leben füllen, Leben, das einer einzigen Forderung genügen muß: So hätte es sein können ...
An diesem Novembernachmittag lag über der Stadt Rom ein wolkenlos blauer Himmel. Die wärmenden Strahlen der Herbstsonne spielten in den Zweigen kahl gewordener Bäume, verloren sich im Gerank immergrüner Zypressen und Pinien und glitzerten erneut auf über dem Kuppeldach der Basilika von Sankt Peter. Aber hinab bis zu dem Gewirr aus Höfen und Gängen zwischen den vatikanischen Palästen reichten sie nicht.
In einer der steinernen Schluchten lief Kardinal Sanseverina mit weit ausholenden Schritten zum Inquisitionsgericht ein alltäglicher Weg, seit er kürzlich das Amt des Anklägers vor dem Tribunal übertragen bekommen hatte. Der Saum seines langen purpurroten Gewandes streifte die Erde.
Nur noch wenige Wochen, und der endlose Winterregen würde sich über Rom ausschütten, der ewige Regen über der Ewigen Stadt. Tief atmete der Kardinal die milde Luft ein, trat dann durch die breite Tür in das schmucklose Gebäude, nickte im Vorbeigehen flüchtig dem Hellebardier der Schweizergarde zu, der hier, bekleidet mit Pluderhosen, Streifenwams und Brustpanzer, Dienst tat. Der Posten stand stramm, bis das Dunkel des Korridors Sanseverina aufgenommen hatte.
Im Sitzungssaal hob sich der Purpur der bereits anwesenden Kardinäle kräftig leuchtend ab von den schwarzen, grauen und braunen Kutten der Patres. Als hätten alle nur auf sein Kommen gewartet, verstummte beim Eintreten Sanseverinas das Rascheln von Buchseiten und Dokumenten. Grußlos setzte er sich.
Nur der Schreiber tauchte noch einmal den Federkiel in das Tintenfaß, schob dann die Protokollbögen vor sich zurecht und überschrieb umständlich kratzend die erste Seite: Sitzung des Heiligen Amtes der Inquisition in Sachen des Ketzerprozesses gegen den früheren Dominikanermönch Giordano Bruno aus Nola. Im Vatikan, Rom, am 10. November des Jahres 1599.

Mit Illustrationen von Karl Fischer

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Das neue Abenteuer Nr. 406
1. Auflage 1980  

28 Oktober 2024

Rut und Rudolf Brock (Hrsg.): Wunderweiße Nacht – Erzählungen, Gedichte und Lieder für das Weihnachtsfest

 

Die schönsten Weihnachtslieder, Gedichte und Geschichten wurden in dieser sorgfältig vorgenommenen Auswahl zusammengetragen. Die Herausgeber berücksichtigten ebenso das christlich-humanistische Schrifttum wie die realistische Literatur aus neuerer Zeit. Werke von Goethe, Heine, Eichendorff, Rilke, Storm und Gorki stehen neben Gedichten und Geschichten von Fallada, Böll, Andersen Nexö, Becher, Borchert, Fürnberg und Brecht. So erfährt der Leser Wesentliches über die Geschichte des einst nur christlichen Weihnachtsfestes, erlebt die sich vollziehende Wandlung in ein weltliches Fest und lernt dabei sein stets humanistisches Anliegen verstehen.
In den ausgewählten literarischen Beiträgen der Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart drückt sich ihr Empfinden und Denken zur Weihnachtszeit als ein Suchen und Finden zum Menschen, als Bekenntnis zum Frieden und zur aufrichtigen Nächstenliebe aus.
Diese Anthologie will aussagen, was Martin Andersen Nexö in „Pelle erlebt Weihnachten“ seinen Titelhelden aussprechen läßt: „Christus wurde wohl eigentlich geboren, um die Armen an ihr Recht zu erinnern.“
Überall in Stadt und Land, in den Betrieben und daheim im Kreise der Familie wird das Buch bei der Ausgestaltung von weihnachtlichen Feierlichkeiten ein wertvoller und kluger Ratgeber sein und darüber hinaus dem Leser unterhaltsame Lektüre zur Weihnachtszeit bieten.

Umschlag und Illustrationen: Eberhard Binder

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin
1. Auflage 1964
2. Auflage 1965
3. Auflage 1966
4. Auflage 1967
5. Auflage 1970
6. Auflage 1970
7. Auflage 1971
8. Auflage 1973
9. Auflage 1975
10. Auflage 1977

Gekürzte Fassung der 10. Auflage

Zuvor

Auf das uralte Weihnachtsfest bereitet sich jeder dort vor, wo er sich heimisch fühlt, wo er zu Haus ist. Doch der Kreis der Menschen, die in der vorweihnachtlichen Zeit zusammenkommen, um sich zu erfreuen und zu beschenken, geht bei uns immer weiter über den der Familie hinaus.
Nach zehn Auflagen haben sich Verlag und Herausgeber entschlossen, eine gekürzte Taschenbuch-Ausgabe ihrer Anthologie herauszubringen. Sie hoffen damit einer immer stärker werdenden Nachfrage besonders von Kulturgruppen und gesellschaftlichen Organisationen durch eine erhöhte Auflage gerecht zu werden.
Selbstverständlich durften wir auch hier bei den unterschiedlichsten Ansprüchen an ein Weihnachtsbuch nicht einseitig in der Auswahl bleiben. Die altbekannten Lieder, Gedichte und Geschichten mußten darin ihren Platz behalten, aber auch neuere Literatur wollte berücksichtigt werden. Und weil Weihnachten vornehmlich ein Fest der Kinder ist, konnte ihr Anteil nicht gering sein.
Auch in der gekürzten Fassung hat sich das Buch zur Aufgabe gestellt, ein weihnachtliches Handbuch für jedes Haus zu sein und unseren Volkskunstgruppen möglichst viele Anregungen zu geben, um zum Fest des Friedens auf ihre Weise beizutragen.
Weihnachten 1979
Rut und Rudolf Brock


Inhalt:
Zuvor • Rut und Rudolf Brock .......... 5
Der Winter ist gekommen • Volksweise .......... 7
Es ist ein Ros entsprungen • Vorreformatorische Volksweise .......... 8
Im gelobten Lande • Walther v. d. Vogelweide .......... 10
Vom Himmel hoch da komm ich her • Martin Luther .......... 11
Aus einem Brief an Kestner • Johann Wolfgang v. Goethe .......... 12
Knecht Ruprecht • Theodor Storm .......... 14
Morgen, Kinder, wird's was geben • Alte Volksweise - Worte von C. G. Hering .......... 16
Die heil'gen drei Kön'ge • Heinrich Heine .......... 18
Als ich Christtagsfreude holen ging • Peter Rosegger .......... 19
Weihnachtslied • Theodor Storm .......... 29
O du fröhliche, o du selige • Sizilianische Volksweise - Worte von Johannes Daniel Falk .......... 30
Der Tannenbaum • Hans Christian Andersen .......... 32
Weihnachten • Joseph v. Eichendorff .......... 43
Morgen kommt der Weihnachtsmann • Alte Volksweise - Worte von Hoffmann v. Fallersleben .......... 44
Stille Nacht, heilige Nacht • Worte von Joseph Mohr .......... 46
Der Traum • Hoffmann v. Fallersleben .......... 48
Alte Kinderverse .......... 49
Knecht Ruprecht • Volksgut .......... 50
Lüttenweihnachten • Hans Fallada .......... 51
Der Stern • Wilhelm Busch .......... 54
Geschichte eines Pfefferkuchenmannes • Paul Richter .......... 55
Lieber Hoppelpoppel, wo bist du? • Hans Fallada .......... 57
Vom Christkind • Anna Ritter .......... 61
Entdeckung des Weihnachtssterns • Manfred Hausmann .......... 62
Es gibt so wunderweiße Nächte • Rainer Maria Rilke .......... 65
Drei kleine Sterne • Georg W. Pijet .......... 66
Knecht Ruprecht • Martin Boelitz .......... 69
Sind die Lichter angezündet • Erika Engel .......... 70
Pelle erlebt Weihnachten • Martin Andersen Nexö .......... 72
Vogelweihnacht • Peter Hacks .......... 88
Weihnachten in der Erziehungsanstalt • Herbert Jobst .......... 89
Vom Schenken • Joachim Ringelnatz .......... 97
Von der Kunst des Schenkens • Otto Ernst .......... 98
Mein Weihnachtswunsch • Mia Klinkhardt .......... 103
Die Weihnachtsgans • Oskar Maria Graf .......... 104
Dezember • Georg Maurer .......... 112
Die Weihnachtsgans Auguste • Friedrich Wolf .......... 113
Lieblich leuchten tausend Sterne • Weise aus Portugal - Worte von Marianne Graefe .......... 122
Weihnachtslied • Lori Ludwig .......... 124
Die Gabe der Weisen • O. Henry .......... 125
O Tannenbaum, o Tannenbaum • Alte Volksweise - Worte von Ernst Anschütz .......... 132
Der strenge Petrus • Otto Bernhard Wendler .......... 134
Glockenstimme • Friedrich Wolf .......... 137
Weihnachten im Arbeiterbezirk • Otto Nagel .......... 139
Ein Brief aus dem Gefängnis • Rosa Luxemburg .......... 142
Dezember 1942 • Peter Huchel .......... 147
Lichter überm Graben • Friedrich Wolf .......... 148
Stille Nacht, heilige Nacht • Wolfgang Langhoff .......... 153
Bewacht den Tag! • Worte von Günter Deicke .......... 158
Weiß ist der Schnee • Worte von Hans Lorbeer .......... 160
Die Hirtenstrophe • Peter Huchel .......... 162
Eine Weihnachtslegende • Werner Ilberg .......... 164
Krippe und Christkind am Fenster • Egon Günther .......... 166
Weihnachtslegende • Bertolt Brecht .......... 167
Die Botschaft des Friedens • Peter Nell .......... 168
Maria • Bertolt Brecht .......... 171
mary • Stefan Heym .......... 172
Weihnachten der Pechvögel • Hans Fallada .......... 177
Das Kind am Mast • Götz R. Richter .......... 183
Guten Abend, schön Abend • Volkslied, 2. und 3. Strophe von Ilse Naumilkat .......... 188
Der kleine Schlauberger • Lena Foellbach .......... 190
Weihnacht • Johannes R. Becher .......... 192
Schicksal einer henkellosen Tasse • Heinrich Böll .......... 193
Weihnachten • Edith Bergner .......... 201
Die große Fuge • Johannes R. Becher .......... 202

Umschlag und Illustrationen: Eberhard und Elfriede Binder

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin
1. brosch. Auflage 1980
2. brosch. Auflage 1982
3. brosch. Auflage 1982
4. brosch. Auflage 1984
5. brosch. Auflage 1985
6. brosch. Auflage 1986
7. brosch. Auflage 1987
8. brosch. Auflage 1990

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VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig
1. Auflage 1955
2. Auflage 1956
3. Auflage 1958
4. überarb. Auflage 1960
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Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB), Leipzig
1. Auflage 1983

27 Oktober 2024

Herbert Friedrich: Der Vogel Eeme – Die Ostindienreise des Holländers Cornelis de Houtman 1595-1597

Buchanfang:
Das Buch der Commis
Am 2. September 1595, dem Tag, da wir endlich Madagaskar sahen, starb Pieter Claessen, Waffenmeister, und wurde zur gleichen Stunde über Bord geworfen. Item da starb noch unser jüngster Segelmacher zur selben Zeit und wurde über Bord geworfen, Gott sei allen Seelen gnädig. Item den 4., immer vor Madagaskar, starb unser Feuerwerker, genannt Hans van Staaten, und hatte lange gelegen im großen Elend, so daß er krank am Geist geworden war und den ganzen Tag gelacht und geflucht hatte. Und einen Tag bevor er starb, wollte er eine kleine Kanone haben, um damit die Hölle zu stürmen. Item denselben Tag starb unser Küfer Hendrijk van Deuenter und wurde über Bord geworfen vor Madagaskar. Am 13. aber starb Wouter, genannt der Gekappte Aff, und wurde dieselbe Nacht über Bord geworfen. Und am 18. dito starb Jost Worstraeten und ging den Weg in das Wasser. Jan Dittmers starb am 20., und den Tag danach starb Claes Heck, der immer unsere Takelung ausgebessert hatte, und wurde auf einem EILAND vor Madagaskar begraben ...
So hatte nach der Entdeckung dieser winzigen madagassischen Insel als Begräbnisplatz mancher den Vorteil, statt in Wasser in Erde zu gelangen, und man nannte sie schon nach der ersten Bestattung den HOLLÄNDISCHEN FRIEDHOF. Die Toten aber kamen von allen vier Schiffen, die sich da zwischen Insel und dem festen Land von Madagaskar bargen, der MAURITIUS, dem Prinzenschiff, und der HOLLANDIA, dem Staatenschiff, der AMSTERDAM, dem Schiff der Stadt, und auch der kleinen Pinasse, dem TÄUBCHEN. Der Skorbut hatte sie hier zusammengefegt zwischen Steinriffen und Klippen, in einer schwülen Feuchte, von der Weite des Ozeans heruntergeholt, auf der sie bestrebt gewesen waren, Indien anzugehen. In der Nacht zum 21. September starb Issbrant Jacobsen, der Oberzimmermann ......

Einband, Illustrationen von Gerhard Preuß

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1980
2. Auflage 1982
3. Auflage 1986
4. Auflage 1989

Auch erschienen im
Buchclub 65
Lizenz d. Verl. Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1982

26 Oktober 2024

Dieter Mucke: Die Sorgen des Teufels

Klappentext:
Der Teufel ist alt geworden und schafft es nicht mehr, moralische Fäulnis zu selektieren, so daß sich Gottvater bequemen muß, den Menschen die Regie für ihre eignen Geschicke zu übertragen.
Der Autor (Jahrgang 1936), der poetische Dichte mit satirischem Anliegen vereint, faßt seinen literarischen Auftrag als Möglichkeit auf, die Welt, in der er lebt, und ihre Sitten zu bessern. So gesehen sind die 12 Märchen und Parabeln Gleichnisse für Unzulänglichkeiten im gesellschaftlichen Gefüge wie Borniertheit und Skrupellosigkeit, das Leben auf Kosten anderer, Bosheit und Unehrlichkeit, aber auch Genußsucht und Faulheit, Dummheit und Brutalität. Das Prinzip des Guten trägt letztlich – wie könnte es anders sein im Märchen – den Sieg davon, das Böse endet in der Katastrophe.
Dieter Muckes Satire artikuliert sich weniger im Komischen als im bitterernst Moralisierenden. Sein literarischer Gestus ist lehrhaft, sein Humor hintergründig versponnen, und sein Grundthema ist das uralte Verhältnis von Gut und Böse überhaupt.

Buchanfang:
Die Sorgen des Teufels
Pferdefuß, der alte Teufel, hatte verpaßt, sich beizeiten um einen Nachfolger zu kümmern. Das ihm gegebene Jahrtausend lief ab, und ihm machte eine beträchtliche Menge Kalk im Kopf zu schaffen. Er war in jeder Hinsicht steril.
Die Hexen kicherten über den Alten, wenn er sich ihnen näherte, aber sie hüteten sich, ihm nicht zu Willen zu sein; denn er hatte schon manche in greisenhaften Zornesausbrüchen krumm geschlagen. Wollten sie sich ihm entziehen, konnte es passieren, daß er ihnen den Besen auf ihrem Kreuz zerbrach und sie zwang, nächtelang mit ihm auf seinem welken Besen zu reiten. Er wollte einfach nicht glauben, daß nichts mehr dabei herauskam. Früher hatte er eifersüchtig seinen Hexenharem gepflegt, aufgefüllt und bewacht, indem er allen jungen Teufeln, sobald sie das Licht der Unterwelt erblickten, den Garaus machte und nur die jungen Hexen zur vollen Reife gedeihen ließ. Nun, im hohen Alter, sah er die Bescherung. Umgeben von einem Haufen geiler Hexen, die sich mit ihm nur noch zum Schein einließen und lieber mit einem handfesten Besenstiel vorliebnahmen, gruben ihm die Sorgen um den fehlenden Nachfolger eine Kummerfalte nach der anderen in die Stirn. Doch der Kalk machte ihm die meisten Kopfschmerzen. Es dürfte nicht mehr lange dauern, und er könnte keinen Gedanken mehr zu Ende denken. ......

Inhalt:
Die Sorgen des Eeufels .......... 5
Die  Wahl des Tümpel-Vorsitzenden im Walde .......... 23
Der Sänger im Schnee .......... 40
Der Kuckuck und die Katze .......... 49
Dir kriegerischen Ameisen .......... 62
Professor Faustus .......... 78
Grünes Licht .......... 87
Der Hexenbaum .......... 97
Wolf und Willi .......... 117
Die Hausmaus und der Hauskater .......... 129
König Nussknacker .......... 145
Der rote Hahn .......... 154

Illustrationen von Regine Grube-Heinecke

Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1979
2. Auflage 1981
3. Auflage 1984
4. Auflage 1987

Roland Neumann: Märzregen

Einbandtext:
„‚Komiker’ hatte sie zu mir gesagt, und ziemlich abfällig. Und von oben herab, von diesem stinkenden ‚Enduro’ herunter. Sie bildete sich vielleicht ein, mit diesem Haufen Blech unterm Hintern wäre sie was Besseres. Nee, Donna Wasserblau, nicht mit mir! Nicht mit Wolf Krautzig. Sollte sie einen Freund haben in der Zehnten oder Elften oder auf den Fidschiinseln, meinetwegen, sollte sie!“ – Aber so leicht geht Wolf die hübsche Nina nicht aus dem Sinn. Mit ihr machten die Frühjahrsarbeiten im Garten richtig Spaß, zu denen Vater ihn während seiner Abwesenheit vergattert hatte. Und Nina gefiel doch auch die Selbständigkeit, die sie an Wolfs Seite auskosten konnte. Ein Telegramm vom Vater an Wolf – und an Nina! – bringt Wolf wieder auf die Beine, genauer: aufs Fahrrad.

Buchanfang:
Ich ließ mich auf den Teppich sinken. Meine Beine wollten allerdings nicht in diesen verdrehten Schneidersitz. Ich sah noch einmal auf das Foto: Der Jüngling saß entspannt und sah mich wie gelangweilt an. Der halbe Knoten in den Beinen konnte ihm keine Mühe gemacht haben.
Wenn ich da an Otto dachte ... Nein, das würde er nie schaffen. Mein Vater Otto Krautzig brachte nicht mal einen ordentlichen Knoten in seine einzige Krawatte. Aber die Gesundheitszeitung kam wohl auch mehr zu seiner Beruhigung monatlich einmal ins Haus geflattert. Diesmal mit Joga.
Der Knabe auf der Titelseite hatte mich dazu gebracht, so ungewöhnlich auf den eigenen Beinen zu sitzen.
Ich wollte mit der zweiten Übung beginnen: »Warten Sie nach normaler Ausatmung im Stehen, Sitzen oder Liegen, ohne weiter zu atmen, ab, was geschieht.«
Erst geschah nichts, dann klingelte es Sturm.
Ich hatte Mühe, mich wieder auf die Füße zu bringen. Ich schnappte nach Luft und konnte mir kaum vorstellen, daß ich jemals ein Joga-Fan wurde. Es klingelte noch einmal.
Ich hörte unten die Haustür klappen und rief: »Ist da wer?« Keine Antwort.
Bis zur Haustür waren es drei Stockwerke. Ich wählte den kleinen Rhythmus: nur bei jedem zweiten Schritt eine Stufe überspringen.  Die Wechselsprechanlage kam mir wieder in den Sinn. Otto wollte sich die Sache überlegen, das dauerte schon ein Jahr.
Unten fiel mir der Aufkleber sofort ins Auge »Telegramm im Briefkasten«. Den Briefkastenschlüssel holte ich im großen Rhythmus: bei jedem Schritt zwei Stufen auslassen.
Natürlich ein Telegramm für Gerlinde. Wer es mit mir eilig hatte, kam persönlich per Fahrrad oder Moped. Diesmal war es anders. »Wolf Krautzig« stand auf der Depesche, und das war in diesem Haus kein anderer als ich selbst. Trotzdem fummelte ich das Telegramm nur zögernd aus dem Umschlag.
»Danke. Dein Vater.«
Ich las es dreimal und suchte, ob auf dem Papier noch an anderer Stelle ein Satz versteckt war. Ich fand keinen – aber mir dämmerte langsam, was Otto alles in dieses eine Wort hineingeschrieben hatte. .....

Illustrationen Hans Ticha
Für Leser von 12 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1986
2. Auflage 1989

23 Oktober 2024

Alexander Jakowlew: Ein Chefkonstrukteur erzählt

Buchanfang:
VOM MODELL ZUM SEGELFLUGZEUG
Das Chodynkafeld
Zum erstenmal sah ich ein Flugzeug, als ich etwa sieben Jahre alt war. Es war an einem Feiertag. Meine Eltern gingen aus, und ich blieb mit Großmutter allein, die mich gern verwöhnte. Sie beschloß, mir diesmal ein ganz besonderes Vergnügen zu bereiten, und sagte: „Wir fahren zum Chodynkafeld, wo die Ballons fliegen“ Großmutter meinte die Luftballons.
Wir mußten lange mit der Straßenbahn fahren. Als wir schließlich das Chodynkafeld erreichten – einfach ein großes, uneingezäuntes Feld –, hatten sich auf dem Flugplatz schon viele Schaulustige eingefunden.
Ich suchte aufmerksam den Himmel ab – keine Ballons. Wie langweilig! Da knatterte und ratterte es plötzlich. Ich drängte mich vor und erblickte einen kleinen seltsamen Apparat, der keinem Ballon, sondern eher einem Regal glich. Es war ein französisches Flugzeug. Vielleicht eine Farman, vielleicht auch eine Blériot. Das Flugzeug holperte mit gespreizten Flügeln unbeholfen über das Feld und krachte, daß es die Zuschauer in panischen Schrecken versetzte.
„Gleich fliegt es!“ schrien sie. Aber das Flugzeug machte eine Kehrtwendung, rollte an das andere Ende des Platzes und blieb dort stehen. So ging es mehrere Male, aber es konnte sich aus irgendeinem Grunde nicht von der Erde lösen.

Inhalt:
ERSTES KAPITEL
Vom Modell zum Segelflugzeug
          Das Chodynkafeld ………. 5
          Die Schule ………. 8
          Die Schulkameraden ………. 11
          Die Lehrer ………. 14
          Moskau gestern ………. 18
          Gute Bücher ………. 23
          Die Freunde der Luftflotte ………. 25
          Die ersten Schritte ………. 29
          Der Wettbewerb in Koktebel ………. 33
          Das Segelflugzeug der Schüler ………. 37
          Der Weg ins Leben ………. 41
          Der Zentralflughafen ………. 44
ZWEITES KAPITEL
Vom Segelflugzeug zum Flugzeug
          Das erste Flugzeug ………. 49
          Die Akademie ………. 54
          Der Fehler ………. 56
          Der Protest ………. 62
          Die Bettenwerkstatt ………. 68
          Begegnung mit Gorki ………. 73
          Unser Werk ………. 75
          Die Geburt eines Flugzeuges ………. 80
          Der Jäger ………. 85
DRITTES KAPITEL
Wir reisen ins Ausland
          Ein Flug nach Italien ………. 91
          Mit den Augen des Touristen ………. 96
          In Frankreich ………. 102
          Luftparade in England ………. 107
          In Hitlerdeutschland ………. 113
          Die deutschen Konstrukteure ………. 116
VIERTES KAPITEL
Der Krieg begann...
          Die Evakuierung ………. 122
          Moskau im Oktober 1941 ………. 128
          Andrej Tupolew ………. 174
          Michail Gromow ………. 178
          Sergej Anochin ………. 181
          Pawel Fedrowi ………. 183
          Valeri Tschkalow ………. 186
          Die Kampfflieger ………. 190
SECHSTES KAPITEL
Vorwärts und höher!
          Der Anfang ………. 195
          Der Düsenjäger Jak-15 ………. 201
          Eine denkwürdige Parade ………. 206
          Beinahe ein Wunder ………. 209
          Eine neue Aufgabe ………. 213
          Die Schwingungen ………. 218
          Jak-26 – der „Fliegende Waggon" ………. 226
          Die Schaffensfreude ………. 231

Illustrationen von Hans Mau
Übersetzung aus dem Russischen von Traute u. Günther Stein
Titel der Originalausgabe: Рассказы Авиаконструктора
Für Leser von 12 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1960
2. Auflage 1961
3. Auflage 1964

22 Oktober 2024

Eva Kacirková: Männer sterben nicht für Liebe

Klappentext:
Daß nicht immer ein Kriminalistenteam im Mittelpunkt stehen muß, wenn es um die Aufklärung eines Verbrechens geht, daß fiktive Fälle der Realität nahe sind und daß es auch in einem sozialistischen Land Möglichkeiten gibt für dunkle Geschäfte, beweist die tschechische Autorin Eva Kačírková in ihren Kriminalerzählungen. Mit Sympathie für ihre Landsleute, jedoch nicht ohne ironischen Unterton, deckt sie Spießertum, Karrieresucht oder Besitzgier auf, die jene in extremen Situationen nicht verbergen können.
Ihre Figuren sind Bürger, die mehr oder minder freiwillig in Affären geraten, aus denen sie sich nur befreien können, indem sie Federn lassen und auch Lehren ziehen müssen.
Kaltblütig wird vor den Augen seines Freundes ein Mann in der Prager Florentina-Bar erschossen; während des Urlaubs einer tschechischen Touristengruppe an der jugoslawischen Adriaküste findet man die Leiche einer jungen Frau am Strand; ein Star des Prager Showgeschäfts wird in seiner Wohnung ermordet und ein Student im Schwimmbecken des Universitätsgeländes erstochen.
Eva Kačírková erzählt fesselnd und hintergründig und versteht es, schillernde Gestalten ins Spiel zu bringen, die in einem ungewöhnlichen Milieu agieren.

Buchanfang:
Tod in der Nachsaison
Der Himmel über dem Meer war noch blau, aber an der linken Seite der Bucht, hinter den grünen Hügeln, näherte sich bereits ein Geschwader schwertonnagiger Wolken. Die Gebirgskette des Lovčen, die den mehrere Kilometer breiten Uferstreifen vom Inland trennte, streckte sich achtzehnhundert Meter steil in die Höhe. Die kahlen, dunklen Felsen wollten offenbar bekräftigen, daß dieses reizvolle Stück Adriaufer zu Recht Montenegro heißt.
An dem halbkreisförmigen Sandstrand sonnte sich eine Handvoll Optimisten, und im seichten Meer planschten einige besessene Wasserfreunde. Der milchige Dunst, der sich vor der Kampfflotte wie ein Rauchvorhang der Sonne näherte, trübte das kobaltblaue Wasser stahlgrau. Vom Meer erhob sich eine frische Brise, kitzelte die Wellen und scherzte mit einigen Badetüchern. Es folgte die Bora. Sie formierte die Wellen zu geordneten Reihen und trieb sie gegen das Ufer. Ein paar verschlafene Schönheiten entzogen schnell ihre Decken dem Zugriff der salzigen Zungen. Einige Wellensüchtige stürzten sich ins Wasser und blickten hoffnungsvoll ins offene Meer. Es erfüllte ihre Erwartungen. Von der Mündung der Bucht wälzten sich schwere Wellen heran, sie bekamen auf dem Uferstreifen spitze Kämme, strauchelten, setzten weiße Schaumkronen auf und attackierten unter Kriegsgebrüll den Strand. ......

Inhalt:
Tod in der Nachsaison - Po sezóně se nevraždí .......... 5
Todeswechsel - Směnka na život .......... 154
Männer sterben nicht für Liebe - Muži neumírají pro lásku .......... 229
Ende des Semesters - Konec semestru .......... 360

Schutzumschlagentwurf: Feliks Büttner
Aus dem Tschechischen von Reinhard Fischer

Verlag Das Neue Berlin, Berlin
1. Auflage 1982
2. Auflage 1983  

Gerhard Branstner: Die Reise zum Stern der Beschwingten

Schilderung der galaktischen Erfahrungen etlicher Erdenmenschen  die versehentlich in die Milchstraße geraten sind, nach mancherlei erlittenen Ungemach glücklich wieder daheim anlangten

Klappentext:
Ein utopischer Roman? - Hier verliert sich keine Photonenrakete majestätisch in der Melancholie des Unendlichen, und kein beklommenes Leserfernweh folgt den vagen Spuren perfektionierter Zukunftstechnik. Hier wird im Gegenteil die These praktiziert, daß mangelhafter Sinn für Vergnügen die Logik verdirbt. Und indem dieser schöne Satz umgekehrt und geschüttelt wird, erleben Branstners Leute auf den verschiedensten Sternen in der Tat Abenteuer, die es in sich haben mit zwingender Komik und umwerfender Logik. Die Rückkehr auf die Erde erfolgt mit einer Träne im Auge.
Was aber wurde im Stadium der Menschwerdung aus jenen Säugern auf dem Planeten Aquavox, dessen große Anziehungskraft kein aufrechtes Gehen gestattet? Wie werden jene Vögel auf dem Dritten Stern, die dieses Stadium unter einer unglücklichen Disposition erreichten und dabei ein schwaches Gedächtnis davontrugen, mit den Kannibalen fertig? Wie fährt man bei den freundlichen Bilbomanen ein repräsentatives Radrennen? Wie erlangen die höchstentwickelten Menschen auf dem Stern der Beschwingten, wo Kunst und Literatur blühen, das Glück? - Ein heiterer utopischer Roman.

Schutzumschlag und Einband: Eberhard Binder-Staßfurt

VEB Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1968
2. Auflage 1969
3. Auflage 1970
4. Auflage 1972
5. Auflage 1975
6. Auflage 1977
7. Auflage 1979
8. Auflage 1983
9. Auflage 1990

21 Oktober 2024

Martin Viertel: Bollerbock – Sein fünffacher Aufstieg und sein merkwürdiges Verschwinden

Klappentext:
Der Bergmann Hannes Moltentau ist einem Mädchen begegnet, der angehenden Journalistin Katrin Braunschweig. Es passiert die uralte, ewig neue Geschichte, aber daß sie auf Bollerbock aufbaut, macht sie ungewöhnlich.
Wer war Bollerbock, von dem ein Bericht aus den fünfziger Jahren hinterläßt, er sei fünffach aufgestiegen aus dem Schacht ein Held oder eine Legende?
Mit kriminalistischem Gespür versucht Katrin hinter sein Geheimnis zu kommen, und sie gerät dabei dicht an die heute Lebenden. Aber wo sie auch anklopft, sie begegnet undurchsichtigen Mienen und sonderbaren Reaktionen. Recht merkwürdig benimmt sich Hannes Moltentau, als ob er etwas zu verbergen hätte.

Buchanfang:
Nicht jeder Maimorgen schmeckt nach Salzbrezeln, aber wenn es schon Gebackenes sein muß, dann sollen frische Brötchen auf den Tisch. Sagte sich Hannes Moltentau und trank auf nüchternen Magen einen halben Liter kalte Buttermilch. Er trank ihn wie jeden Morgen im Stehen, in wenigen Zügen und mit vollem Genuß. Dazu schluckte er eine Summavit, tat dies alles in der Absicht, daß sich seine Gedanken entfilzten und rascher in Bewegung gerieten. Was der Nachtschlaf an dumpfen Gefühlen hinterlassen hatte, sollte sich so schnell wie möglich aus seinem Kopf und seinen Gliedern verflüchtigen. Hannes Moltentau streckte sich genüßlich zur Decke und beugte sich zum Boden hinab. Dann holte er tief und geräuschvoll Atem, betrachtete sich im Spiegel und belächelte dabei die selbsterdachte Buttermilch-Summavit-Prozedur. Er hatte sich aber so an sie gewöhnt, daß er nie und nimmer davon gelassen hätte. Er kreiste nochmals seine Arme, und dann, so schien ihm, war er endgültig munter geworden. Er fühlte sich ausgeruht und frisch und ganz auf den Tag eingestimmt.
Hannes Moltentau wickelte sein Stullenpaket ein und steckte es mit ein paar Flaschen Selters in seine lederne Tragetasche. Sieben Uhr fünfunddreißig! vermeldete mit glockenreiner Stimme die Ansagerin im Rundfunk, doch bevor sich der nächste Schlager in Moltentaus Gefühle einmischen konnte, schaltete er das Radio ab.
Aus der Speisekammer holte er einen mittelgroßen Präsentkorb hervor. Er betrachtete den Korb von allen Seiten, die Ananasbüchse darin und die Dose mit den portugiesischen Ölsardinen, die Butterkekse aus Wurzen und den ostthüringischen Möhrensaft, die Zigarillos unter Glanzpapier ........

Schutzumschlag: Michael de Maiziére

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1986
2. Auflage 1987

erschienen auch im
Buchclub 65
Lizenz d. Verl. Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1987

20 Oktober 2024

Graue Reihe oder Ensikat-Reihe

Die Graue Reihe oder Ensikat-Reihe war eine Buchreihe im Taschenbuch-Format für Kriminalromane. Die Reihe wurde in der DDR im Verlag Das Neue Berlin verlegt, der nach der Wende durch die Eulenspiegel Verlagsgruppe übernommen wurde. Bis 1990 lagen 39 Titel vor, der letzte erschien kurz nach der Übernahme. Im Wesentlichen wurden klassische Kriminalromane und -erzählungen veröffentlicht. Die Einbandgestaltung der ersten 35 Bände wurde von Klaus Ensikat übernommen, die der letzten vier von Klaus Müller. Beide benutzten eine naturalistische Schwarz-Weiß-Zeichnung als Einband, deshalb die jeweiligen unter Sammlern gebräuchlichen Reihenbezeichnungen. Schwerpunkt der Reihe waren klassische deutschsprachige Kriminalromane und -erzählungen, daneben aber auch Kriminalliteratur aus Frankreich, England und anderen Ländern.

Die Reihe erschien von 1971 bis 1990 in Pappbänden ohne Umschlag. Trotz des Wechsels des Einbandkünstlers wurde die Einbandgestaltung nie gewechselt, deshalb haben die Bände einen hohen Wiedererkennungswert. In der Regel war den Ausgaben ein Nachwort beigefügt, so von Barbara Neuhaus oder Herbert Greiner-Mai.

Literatur
•    Dieter Spiller: Katalog der DDR-Unterhaltungsliteratur. Eigenverlag, Cottbus 1995; 2012 überarbeitete Auflage (mit Tilo Opitz)
•    Waltraud Woeller: Illustrierte Geschichte der Kriminalliteratur. Edition, Leipzig 1984

Format:
17 X 11 cm

Quelle: Wikipedia

Die komplette Reihe im Überblick :





 

Peter Hacks: Der Schuhu und die fliegende Prinzessin

Buchanfang:
Es war ein armer Schneider, der lebte mit seiner Frau und seinen neun Kindern vom Kleidermachen; er wurde ständig schmaler, doch sein Beutel nicht dicker, und wie er sich auch plagte, er blieb immer auf der Hefe sitzen. Eines Morgens, als er wieder mit krummem Rücken auf dem Tisch hockte, trat die Nachbarin, es war die Frau des Barbiers, aus der Kammer und sagte zu ihm: «Dein Weib liegt im Bett, sie wird wieder ein Kind zur Welt bringen».
«Das soll sie», sagte der Schneider; «ich will indessen gehen und alle Vettern und Freunde einladen, denn es wird erwartet, daß wir einen Taufschmaus geben. Weil es aber das zehnte Kind sein wird, will ich den Bürgermeister zum Paten bitten». Er nahm eine Menge Windelehen, Deckchen und Lätzchen aus dem Kasten; derlei Zeugs hatte er, von den anderen Kindern, genug übrig; dann lief er gaßauf und gaßab, klopfte bei denen, die er kannte, und sprach: «In meinem Haus ist was Kleines fällig, ihr seid eingeladen».
Alle kamen, auch der Bürgermeister, der gern Bier trank.
Sie saßen Hintern an Hintern, tranken ein Faß Bier leer und warteten auf das Kind. Endlich steckte die Frau des Barbiers den Kopf durch die Tür und machte dem Schneider Zeichen mit der Hand. «Nun», sagte der Schneider, «ist es da?» – «Ich glaube», sagte die Frau des Barbiers. – «Du liebe Torheit», sagte der Schneider, «ja oder nein?» – «Es ist da», sagte die Frau des Barbiers, «aber ich frage mich, ob wir mit es beide die gleiche Sache meinen». – «Was soll ich denn meinen?» rief der Schneider, «mein Kind natürlich». – «Ach Gott», sagte die Frau des Barbiers, «es ist mir unmöglich, hierauf eine vernünftige Antwort zu geben».

Mit Zeichnungen von Heidrun Hegewald

Eulenspiegel Verlag, Berlin
1. Auflage 1966  

19 Oktober 2024

Alexander Eliasberg: Ostjüdische Legenden

Klappentext:
Geboren aus Phantasie, frommem Wunschdenken und dem Glauben armer, rechtschaffener Menschen an göttliche Weisheit und Gerechtigkeit, spiegeln diese Legenden in einer naiven, volkstümlichen Erzählweise das Leben der jüdischen Bevölkerung Osteuropas im ausgehenden 18. Jahrhundert wider. Sie entstanden zu einer Zeit, als sich hier die religiöse Bewegung des Chassidismus (Chassid, Chassidim – ›Fromme‹) ausbreitete, die – ausgehend von einem verständlich dargebotenen fast pantheistischen Weltbild – eine Abkehr von den strengen Regeln des Talmudismus und statt dessen eine schlichte, lebensnahe Frömmigkeit predigte. Im Mittelpunkt der nicht selten tragisch-komischen Geschichten stehen die Wundertaten, die das Volk dem geliebten und verehrten Begründer der chassidischen Lehre, Rabbi Israel ben Elieser (um 1698 bis 1760), genannt Baal-Schem-Tow (›Meister des guten Namens‹) und seinen Schülern, den populären Zaddikim, zuschrieb. Dem verdienstvollen Übersetzer russischer und jiddischer Literatur, Alexander Eliasberg (1877-1924), ist es zu verdanken, daß diese schönen, volkstümlichen Legenden gesammelt und ins Deutsche übertragen wurden.
Anatoli L. Kaplan (1902-1980) hat es wie kaum ein anderer Künstler unserer Zeit verstanden, das Leben der jüdischen Bevölkerung, ihren von religiösen Bräuchen geprägten Alltag und ihre rituellen Feste darzustellen, wie er es selbst noch in seiner belorussischen Heimatstadt Rogatschow erlebt hatte. So bilden seine Pastelle, die im letzten Jahrfünft seines Lebens entstanden, ein bildkünstlerisches Pendant zu den Legenden, indem sie wie diese ein poetisch überhöhtes Bild von der Welt der Juden Osteuropas zeichnen.

Inhalt:
Seelenwanderung .......... 7
Auferweckung der toten Braut .......... 11
Wie Baal-Schem ins Heilige Land reisen wollte .......... 15
Seelen der Märtyrer .......... 19
Vom Disputieren .......... 22
Der gefährliche Geburtstag .......... 25
Eine Märtyrerin .......... 28
Blutschande .......... 32
Der vergessene Brief .......... 42
Baal-Schem als Ehestifter .......... 46
Der gottgefällige Tanz .......... 54
Von der Macht des Arztes .......... 60
Starkes Gottvertrauen .......... 63
Die verschmähte Braut .......... 69
Das Gleichnis vom Ofenheizer .......... 75
Das Gebet um Speise .......... 80
Der Prozeß gegen Gott .......... 82
Das Verdienst des Buchbinders .......... 87
Brot für Seelenheil .......... 88
Vom Selbstlob .......... 91
Die wunderbare Lichtanzündung .......... 95
Schwur gegen Schwur .......... 97
»Sollst leben!« .......... 101
Die verkaufte Sünde .......... 103
Die Fürbitte des Trunkenbolds .......... 109
Rabbi Mojsche-Lejb und das verlassene Kind .......... 114
Rabbi Mojsche-Lejbs Trauermusik .......... 116
Von der wahren Gastfreundschaft .......... 117
Die gestohlenen Brautkleider .......... 119
Die drei Geschichten des Rabbi Levi Jizchok .......... 122
Der Gast aus dem Heiligen Lande .......... 129
Verzeichnis der Abbildungen .......... 134

Mit 52 Bildern von Anatoli L. Kaplan
Aus dem Jiddischen übertragen von Alexander Eliasberg

Die Texte wurden der Ausgabe Sagen polnischer Juden, gesammelt und übertragen von Alexander Eliasberg, Verlag Georg Müller München 1916, entnommen.
Die Reproduktion der Pastelle von Anatoli L. Kaplan erfolgte mit freundlicher Genehmigung von Jewgenia Kaplan, Leningrad.

Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar
1. Auflage 1984 [1. - 22. Tsd.]

18 Oktober 2024

Günter Schade: Berliner Porzellan – Zur Kunst- und Kulturgeschichte der Berliner Porzellanmanufakturen im 18. und 19. Jahrhundert

Buchanfang:
Vorwort
Als im Jahre 1709 der berühmte Alchimist Johann Friedrich Böttger in einem Laboratorium auf der Dresdener Jungfernbastei nach langen und systematisch durchgeführten Versuchen einen neuen keramischen Werkstoff gefunden hatte, der dem chinesischen Porzellan in allen seinen Eigenschaften ähnlich war, begann in der Geschichte der jahrtausendealten europäischen Keramik ein neuer Albschnitt der Entwicklung. Mit der 1710 erfolgten Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg in Meilßen waren auch bald schon alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen, diese Entdeckung technisch und künstlerisch so zu vervollkommnen, daß bereits 1713 die ersten Porzellane auf der Leipziger Ostermesse angeboten wer den konnten.
Durch die Mitarbeit so hervorragender Künstler wie Johann Gregor Höroldt und Johann Joachim Kändler erhielten die anfangs ausschließlich an ostasiatischen Vorbildern orientierten Porzellane der Meißener Manufaktur schon bald ihren eigenen künstlerischen Stil, der für das deutsche Porzellan insgesamt von großem Einfluß und weitreichender Bedeutung werden sollte.
Vom Erfolg der Meißener Manufaktur angeregt, entstanden bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern gleiche Unternehmen, die das begehrte Porzellan zur Erhöhung des »Glanzes und der Würde« ihrer meist fürstlichen Besitzer, aber auch zu rein merkantilen Zwecken produzierten.
In Berlin, der Residenz der brandenburg-preußischen Könige, entstand jedoch erst relativ spät auf Initiative des Kaufmanns Wilhelm Kaspar Wegely im Jahre 1731 die erste Manufaktur, obwohl schon 1713 mit Hilfe eines aus Meißen entflohenen Mitarbeiters in Plaue an der Havel der Versuch unternommen wurde, dem Geheimnis des weißen, echten Meißener Porzellans auf die Spur zu kommen. Auch der damals bekannte Berliner Chemiker Johann Heinrich Pott hatte zwischen 1740 und 1746 ernst haft an der Entdeckung des Porzellans gearbeitet, jedoch seine Versuche mangels finanzieller Unterstützung durch den Landesherrn wieder einstellen müssen.
In der vorliegenden Darstellung der Geschichte des »Berliner Porzellans« sollen diese nicht uninteressanten Vorstufen der Entwicklung, ihre historische Bedeutung und auch die Ursachen ihres Scheiterns im Zusammenhang mit den allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnissen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erläutert werden. Insofern schließt der Begriff Berliner Porzellans diese Phasen der Entwicklung ebenso mit ein wie die der privaten Manufakturen von Wilhelm Kaspar Wegely und Johann Ernst Gotzkowski zwischen 1751 und 1763. Der künstlerisch und kunstgeschichtlich bedeutendste Abschnitt beginnt jedoch erst mit der Übernahme der Manufaktur Johann Ernst Gotzkowskis durch König Friedrich II. im Jahre 1763; von da an entwickelte sich die Manufaktur zu einem der führenden Unternehmen dieses Industriezweiges. Ganz im Sinne des in der barocken Kunst des 18. Jahrhunderts angestrebten Gesamtkunstwerkes, jener Synthese zwischen Architektur, bildender und angewandter Kunst, sind die großen Service der Berliner Manufaktur vom gleichen geistigen und gestalterischen Ideengehalt geprägt wie die Innenausstattung der preußischen Schlösser in Berlin und Potsdam. Hier liegt nicht zuletzt auch ihre weit über die künstlerische Stellung der Porzellane anderer Manufakturen dieser Zeit hinausgehende Bedeutung.
Aber auch die für auswärtige Besteller und den Verkauf bestimmten Service, Figuren, Gruppen und Einzelstücke sind von einer so hohen künstlerischen und technischen Qualität, daß sie zu dem Besten gehören, das in dieser Zeit überhaupt aus Porzellan hergestellt wurde. Die Vielfalt künstlerischer Formen, die Schönheit der plastischen Gestaltung und nicht zuletzt die hohe Qualität der Malerei trugen zu dem guten Ruf des Porzellans mit den Marken der Berliner Manufakturen bei.
Das ständig wachsende Interesse der Öffentlichkeit an den Kunstschätzen der Vergangenheit – allein die hohen Besucherzahlen in den Museen legen davon ein eindrucksvolles Zeugnis ab – ruft gleichzeitig ein großes Bedürfnis nach weitergehenden Informationen über kunstgeschichtliche Zusammenhänge, historische Hintergründe und Interpretation der Kunstwerke selbst hervor. Diesem Bedürfnis Rechnung tragend, soll der vorliegende Band allen Freunden der Porzellankunst in einer auf das Wesentliche beschränkten Zusammenfassung den geschichtlichen und künstlerischen Werdegang des Berliner Porzellans anhand der historischen Überlieferungen und der Kunstwerke aus einem nahezu 250 Jahre umfassenden Zeitraum selbst erläutern. Dabei konnte sich der Verfasser auf die Bestände in den Museen Berlin, Potsdam, Dresden, Weimar, Schwerin, Köln, Frankfurt am Main und Leningrad stützen sowie auf die umfangreiche, zu diesem Thema vorliegende Literatur, die in den Anmerkungen und im Anhang in ihren wichtigsten Teilen genannt ist.
Allen Kollegen und Freunden, die dem Verfasser bei der Vorbereitung der Arbeit hilfreich zur Seite standen, sei an dieser Stelle noch einmal recht herzlich gedankt.

Inhalt:
1 .......... Vorwort
9 .......... 1. Zur Geschichte des Porzellans
              Die Herkunft des Porzellans aus China (9), Die Chinamode in Europa zur Zeit des Barocks (9),
              Die Erfindung des europäischen Porzellans in Dresden (10),
              Die Bedeutung des Porzellans im 18. Jahrhundert (12)
13 ........ 2. Zur Technologie der Porzellanherstellung
              Die Ausgangsstoffe Kaolin. Feldspat, Quarz (13), Die Aufbereitung der Rohstoffe (15), Die
              Formgebung des Porzellans (16), Das Brennen des Porzellans Die Brennöfen (18),
              Die Bemalung des Porzellans (20)
23 ........ 3. Erste Versuche der Porzellanherstellung in Brandenburg-Preußen am Anfang des 18. Jahrhunderts
              Die wirtschaftliche Bedeutung der Porzellanmanufakturen im 18. Jahrhundert (23), Die
              Steinzeugmanufaktur in Plaue (Havel) 1713-1730 (23). Versuche Johann Heinrich Potts zur Erfindung
              des Porzellans in Berlin (1740-1746) (45)
57 ........ 4. Die erste Berliner Porzellanmanufaktur Wilhelm Kaspar Wegelys (1751-1757)
              Die Gründung der Manufaktur (57), Die Erzeugnisse der Wegely-Manufaktur (19), Die Auflösung der
              Wegelyschen Manufaktur (62)
82 ........ 5. Die Porzellanmanufaktur Jobann Ernst Gotzkowskis (1761-1763)
              Gründung, Aufbau und Niedergang (82), Die Porzellane der Manufaktur (86)
106 ...... 6. Die wirtschaftliche und technische Entwicklung der Königlichen Porzellanmanufaktur im
                  18. und 19. Jahrhundert
              Der Ausbau der Manufaktur nach 1763 (106), Zur Lage der Arbeiter in der Königlichen
              Porzellanmanufaktur im 18. Jahrhundert (107), Absatz und Preise des Porzellans (111),
              Die Entwicklung der Manufaktur von 1787 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (122)
133 ...... 7. Die Entwicklung der Geschirrformen im 18. Jahrhundert
              Die Tafelservice für Friedrich II. (135), Die Geschenkporzellane Friedrichs II. Das Dessertservice für
              Katharina II. (138), Weitere Erzeugnisse aus dem Fertigungsprogramm Tee, Kaffee- und
              Toilettenservice, Vasen, Uhren (141)
165 ...... 8. Die Entwicklung der Porzellangeschirre vom Klassizismus bis zum Biedermeier
              Die klassizistischen Service (161), Klassizistische Tassen und Ansichtsporzellane (167), Der
              Befreiungskrieg im Spiegel des Berliner Porzellans (169). Die Vasen der ersten Hälfte des
              19. Jahrhunderts (171), Die Porzellaneier (172), Die Tischplatten (189)
190 ...... 9. Die Entwicklung des figürlichen Porzellans bis zum Klassizismus
198 ...... 10. Historismus und Jugendstil
210 ...... Anhang
              Anmerkungen (210), Erläuterung der Fachausdrücke (214), Literaturauswahl (211), Verzeichnis der
              Porzellanmarken (217), Verzeichnis der Tafeln (218)

Fotos: Walter Danz

Koehler & Amelang Leipzig
1. Auflage 1978
2. erw. Auflage 1986

Howard Fast: In Freiheit gezeugt – Ein Roman von Valley Forge

Buchanfang:
Inschrift auf dem Gedenkbogen in Valley Forge

UND HIER
AN DIESER STÄTTE
DES OPFERS
IN DIESEM TAL DER ERNIEDRIGUNG
IN DIESEM TAL DES SCHATTENS
JENES TODES AUS DEM
WIEDERGEBOREN UND FREI
DAS LEBEN AMERIKAS ERSTAND
LASST UNS GLAUBEN
IN BEHARRLICHER TREUE
DASS IHNEN
DIE EINHEIT SO KOSTBAR
DIE FREIHEIT SO SÜSS
DER FORTSCHRITT SO HERRLICH ERSCHEINEN
WIE UNSEREN VÄTERN UND DIR UND MIR
UND DASS DIE ERRUNGENSCHAFTEN
DIE UNS GLÜCKLICH GEMACHT
ERHALTEN BLEIBEN
VERMÖGE DER KRAFT UNSERER KINDER
UND DEN FERNSTEN GESCHLECHTERN
DER KOMMENDEN ZEITEN
ZUM SEGEN GEREICHEN

                      HENRY ARMITT BROWN

ERSTES KAPITEL
Wir halten an, und von vorn wird der Befehl durchgesagt, Biwak zu machen. Es ist früh, es bleibt uns eine gute Stunde Tageslicht. Wir sind gewohnt, zu marschieren, bis das Licht schwindet, in der Dunkelheit in ein Lager zu taumeln, aufzuwachen, bevor es hell wird, und weiterzumarschieren.
Von der Spitze unserer Kolonne tönt schwach das Hornsignal zum Ablegen. Jacob Eagen wirft sein Gepäck ab. Charley Green setzt sich an den Straßenrand. Sein bärtiges rundes Gnomengesicht versucht ein Lächeln. Der kleine Leib ist ein durchlöchertes Gefäß voller Überdruß. Ich sehe die Kolonne hinauf und hinunter. Zum Abend ist der Zug vier, fünf, vielleicht sechs Meilen lang.
Ich krieche aus meinem Gepäck und sage: „Herr Jesus, bin ich müde!"
Die ganze Straße hinauf und hinunter lassen sich Männer auf die Erde fallen. Ihre Musketen poltern auf den gefrorenen Boden. Das ist der erste Gedanke: Die Muskete wegtun. Sie wiegt zwanzig Pfund. Zwanzig Pfund Hölle und ein rostiges Bajonett.
„Warum halten wir?" fragt Jacob, ohne sich an jemand zu wenden. Er allein ist nicht erschöpft. Steif und finster steht er da, die dunklen Augen blicken fragend. Er sucht in allen Gesichtern, er möchte wissen, warum es nicht weitergeht. Er ist ein großer, hagerer Mann mit Vollbart; das lange Haar fällt ihm lose auf die Schultern, die scharfe Hakennase springt hart aus dem Gesicht. Die Lippen sind ein dünner Strich, fast verborgen hinter dem Haar in seinem Gesicht. Er könnte ebensogut gar keine Lippen haben, und wenn er den Mund zum Sprechen öffnet, sehe ich seine tabakfleckigen, unregelmäßigen Zähne. Etwas Wildes, Tierhaftes haben sein Mund und seine Zähne an sich, seine scharfen, weitstehenden gelben Hauer.
„Ist doch egal; Hauptsache, wir rasten!"
„Dies ist kein Ort zum Rasten. Man braucht kein General zu sein, um das zu sehen; an so einem Ort rastet man nicht." Er schwenkt seinen mageren Arm, um unsere offene, ungeschützte Stellung zu kennzeichnen.
Wir sind auf einer großen flachen Ebene, im Norden wölben sich Berge empor. Die Berge bedeuten Schutz. Wir stellen uns vor, was aus einer sechs Meilen langen Kolonne werden muß, wenn sie in solch offenem Gelände überfallen wird. Aber es wird nicht viel darüber nachgedacht, den meisten ist es gleichgültig.
Ich setzte mich an den Straßenrand, seufzte, streckte die Beine und überlegte, wie lange ich so ruhen könnte, ohne daß mir die Füße erfrören. Es war ein kalter Tag; eine halbe Stunde, dann würden mir die Füße erfrieren.
Neben mir und um mich herum saßen meine Regimentskameraden. Acht Mann waren es, außer mir; wir waren das Regiment. Offiziere hatten wir nicht. Für neun Mann braucht man keine Offiziere. Wir hatten einen Fetzen Fahne, bis ihn sich Ely Jackson um die Füße wickelte. Wir waren das New-Yorker Vierte Regiment. Wir waren einmal dreihundert Mann gewesen, unter Major Anton aus White Plains; er fiel bei White Plains, in der Nähe seines eigenen Hauses. Eeden Sage war Hauptmann gewesen. Tot. Leutnant Ferrel starb an der Ruhr. An diesem Tag, einem Dezembertag des Jahres 1777, hatten wir also keine Offiziere. Ich weiß nicht, welcher Tag es war. Wenn man sich zurückzieht, vermischen sich die Tage miteinander. Vielleicht war es der dreizehnte Dezember oder der vierzehnte. Freitag, der dreizehnte wahrscheinlich, ein besonders schwarzer Unglückstag. Charley Green kannte ein Lied über Freitag den dreizehnten, über tanzende Hexen auf dem Gemeindeanger von Boston...
Die Armee floß von der Straße auf die Äcker, ein Biwak ohne Ordnung. Ich erinnere mich, daß ein Haus dort stand, ein steinernes Gebäude vor dem Rande eines Waldes. Die Fenster waren mit Läden verschlossen, kein Licht, kein Rauch. Wir waren in einem Lande, das die Rebellen haßte.
Von der Straße, die ein Hohlweg war, kletterten wir zu einer flachen Wiese hinauf. Ely Jackson blieb zurück, um sich die Füße zu verbinden; sie bluteten ständig. Ein munterer Offizier vom Stabe ritt daher, ein Knabe in blauer Uniform. Jacob Eagen hielt ihn an.
„Sprich, Sohn", fragte Jacob, „hier sollen wir Lager machen?"
Jacob Eagen – bärtig, schmutzig, Eiszapfen um den Mund – war kein angenehmer Anblick. Wir andern auch nicht. Der Junge ließ die Zügel locker.
„Morgen werden wir Lager beziehen. Wir geben den Soldaten Rast."
„Das ist verdammt reizend von dir und dem General", sagte Jacob bitter.
Der Junge sprengte davon, und Jacob lachte. Offiziere haßte Jacob. Keiner von uns liebte sie, weiß Gott, aber Jacobs Haß war eine Art Besessenheit. Ihm war die Revolution etwas anderes als den übrigen von uns; wir fühlten sie als Hunger und Kälte, er als etwas Lebendiges, Brennendes, etwas aus dem Volke Geborenes. Von den Offizieren behauptete er: Wenn sie für die Revolution sind, gehören sie zu uns. Es ist ein Krieg von Menschen für die Menschen.

Inhalt:
Inschrift auf dem Gedenkbogen in Valley Forge .......... 7
ERSTER TEIL Das Tal .......... 9
ZWEITER TEIL Der Winter .......... 67
DRITTER TEIL Die Schlacht. .......... 211

Amerikanischer Originaltitel: Conceived in Liberty, A Novel of Valley Forge

Dietz Verlag, Berlin
1. Auflage 1953

17 Oktober 2024

Hans Schneider: Manhã - das ist zu spät für heute

Buchanfang:
«Du willst weiterleben?»
Diara hörte die Stimme wie aus weiter Ferne. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf das trübe Wasser der tief ins Land schneidenden Bucht. Etwa hundert Meter entfernt trieb ein leeres Kanu. Zwischen Boot und Ufer bewegte sich ein rotbrauner Fleck, der sich vom grün schimmernden Wasser deutlich abhob. Er breitete sich aus, wurde von einem Piranhaschwarm durcheinandergequirlt und verblaßte zunehmend: ein Menschendasein, das sich in den Wassermassen des Stromes auflöste!
Das Indiomädchen wehrte den Gedanken ab, daß auch ihr Leben in den nächsten Minuten auf diese Weise verlöschen sollte. Der Mann neben ihr räusperte sich mahnend, weil er noch keine Antwort auf seine Frage erhalten hatte. Aber Diara vermochte jetzt nicht zu reden. Die Stimme versagte, so nickte sie nur zaghaft. «In dem Kanu dort drüben liegt dein Leben. Schwimm hin und hol es dir!»
Diara preßte die Lippen zusammen und biß die Zähne aufeinander, damit kein Laut aus ihrer Kehle kam. Sie haßte diese gleichmäßige Stimme, die ihr den Tod anbot. Sie wußte, daß das, was hier geschah, nach den ungeschriebenen Gesetzen der wilden Indianerstämme Recht war. Aber sie gehörte schon lange nicht mehr zu einem Stamm. Sie war einfach Brasilianerin. Sonst nichts. Irgendwelche Rechte besaß sie dadurch zwar auch, aber die waren für sie jetzt so unerreichbar wie die Sterne am Nachthimmel.
«Nun schwimm schon!»
Ganz ruhig klang die Stimme, als müsse einem wasserscheuen Kind Mut gemacht werden. Auch vorhin, als der dickbäuchige, weiße Händler Antonio dicht am Rand des Wassers stand und nicht hineinwollte, hatte sie so geklungen. Diaras Blick huschte verstohlen nach rechts. Zwölf Indianer, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, standen dort und warteten in stoischer Ruhe neben dem Häuptling ab. Was konnte sie gegen diese Männer unternehmen? Sie hatten die Macht, das Urteil zu vollstrecken. Ein Caboclo, der Händler Fernando, war einziger Zeuge des Geschehens. Er hatte sich ebenfalls neben den Häuptling gestellt und verfolgte mit unbewegter Miene den einseitig geführten Dialog. Diara war allein, mutterseelenallein. Wie immer in den letzten fünf Jahren.
Noch zweimal würde der Mann neben ihr in gleicher Tonart sagen: «Nun schwimm schon!» Dann würde es ihr wie Antonio ergehen, falls sie nicht selbst ins Wasser lief: Zwei Indianer würden mit ihren harten Händen nach ihr greifen und sie hineinwerfen. Ein Weilchen würden sie zuschauen, bis das Wasser den Blutflecken aufgezehrt hatte, und sich dann umdrehen  ...
Zwei Ermahnungen lang durfte sie noch leben. Ihr Blick löste sich von dem jetzt undeutlicher gewordenen rotbraunen Fleck, verließ die Bucht und trug ihre Gedanken hinaus auf den zwei bis drei Kilometer breiten Rio Araguaia, hinüber zum anderen Ufer, wo die Galeriewälder des Mato-Virgem in den blaßblauen Himmel ragten. «Nun schwimm schon!»
Diara senkte den Blick, als sie den ersten Schritt tat, doch dann schaute sie zum Kanu und redete sich wider alle Vernunft ein, daß sie es erreichen würde, daß sie auf den Strom hinauspaddeln und nach einigen Stunden drüben am anderen Ufer an irgendeiner Stelle weiter stromab landen würde. Vielleicht sogar in der Nähe eines Indiodorfes oder einer Ansiedlung der Weißen, bei Goldwäschern oder Jägern. Ohne diese Vision, die ihr plötzlich Kraft gab, hätte sie nicht den Fuß ins Wasser gesetzt.
«Parada!»
Das scharfe «Halt!» riß sie zurück, doch als sie sich umschaute, erkannte sie, daß es nicht von dem Häuptling des Indiotrupps gekommen war. Der Caboclo, der Händler Fernando, hatte es ausgerufen, dessen Befehle hier so wenig beachtet wurden wie der Schrei eines Trompetervogels. Betrübt wandte sich Diara wieder ab. Ein Verharren konnte nur vorzeitig das dritte «Nun schwimm schon!» des Häuptlings herausfordern.
«Sie ist doch noch ein Mädchen, Takon!» sagte der Händler zum Häuptling. «Nicht mal doppelt so alt, wie du Finger an den Händen hast.»
«Eben deswegen», antwortete der Indianer in der gleichen Tonlage, wie er vorher Diara aufgefordert hatte, ins Wasser zu gehen. «Eben deswegen!» wiederholte er nachdrücklich, als Fernando ihn erstaunt anblickte. «Sie hätte vor dem dicken Antonio mit seinen vielen kleinen, blutenden Wunden sicherlich heil das Kanu erreicht. Jetzt sind die Piranhas vom Blut berauscht. Sogar ein Kaiman würde einen großen Bogen um diese Stelle schwimmen. Was willst du? Der Tod kommt schneller, als der Tag die Nacht fortschiebt. Ein Indio, gleichgültig, ob Mann oder Frau, der einen anderen Indio bestiehlt oder betrügt, hat kein Recht, dieselbe Luft zu atmen wie wir.»
«Parada!» schrie Fernando noch lauter, da Diara schon mit dem linken Fuß ins knöcheltiefe Wasser trat.
Die dritte Aufforderung: «Nun schwimm schon!» ertönte nicht mehr. Wieder drehte sich Diara um.
Fernando wies auf den Haufen der Waren und Habseligkeiten des Händlers Antonio, die neben den Kanus der Indianer lagen. «Laß das Zeug ins Wasser werfen, Takon!» verlangte er.
Der Häuptling sah ihn ungläubig an, lächelte, als habe Fernando einen schönen Spaß gemacht, dessen Sinn er noch nicht durchschaute, und schüttelte sacht den Kopf. «Der Händler Antonio hat gestern sein Kanu mit Matten, Tonfiguren, Bogen, Pfeilen und Krügen vollgepackt, die wir während der Regenzeit gemacht haben. Heute wollte er alles bezahlen. Dann hat er uns Branntwein gegeben. Als wir wieder bei Sinnen waren, hatten Antonio und diese Indianerin, die du noch Mädchen nennst, das Weite gesucht. Dafür müssen beide bestraft werden. Das Eigentum des Händlers gehört uns.»
«Dann kaufe ich euch die Waren ab, Takon. Zum festgesetzten Preis.»
«Gut, Fernando, wir wissen, daß du dein Wort halten wirst.»
Der Händler starrte noch einen Moment auf das Indiomädchen, dann wandte er sich an den Häuptling. «Hör zu! Sie war auch sein Eigentum, so wie das Kanu, die Messer, der Anzug, die goldenen Ringe. Sie mußte ihm aufs Wort gehorchen, sonst hätte er sie windelweich geprügelt. Warum wollt ihr dieses, sein Eigentum, von den Piranhas auffressen lassen?»
«Was sollen wir mit ihr?»
«Auch an mich verkaufen.»
Der Häuptling musterte den Händler eine Weile. Es gelang ihm nicht, seine Verwunderung zu unterdrücken.

Schutzumschlag und Einband: Wolfgang Freitag

Militärverlag der DDR, Berlin
1. Auflage 1979
2. Auflage 1981
3. Auflage 1988

11 Oktober 2024

Winfried Löschburg: Spreegöttin mit Berliner Bär – Historische Miniaturen

Klappentext:
Wer über ein Denkmal am Pfefferberg, über Wassertor und Baumhaus, über Schadow in der Schadowstraße Näheres erfahren oder bei Stine und Leberecht Hühnchen im Feuerland einkehren möchte, der greife zu den Miniaturen des durch zahlreiche populäre Publikationen ausgewiesenen Historikers Winfried Löschburg. Unterhaltsam, witzig und dabei äußerst sachkundig schildert er denkwürdige Begebenheiten, Lebens- und Zeitverhältnisse, porträtiert Volksgestalten sowie bedeutende Persönlichkeiten, die einst in Berlin lebten und wirkten, und erzählt Wissenswertes über kulturhistorisch wertvolle Bauten und interessante technisch-industrielle Einrichtungen. Eigenständig begleiten und vertiefen die reizvollen bildhaften Impressionen von Joachim Seifert diese Streifzüge durch das Berlin von vorgestern, gestern und heute, die zugleich auch den Blick schärfen für das Begreifen nationaler Traditionen. Einprägsam und vergnüglich wird Geschichte nacherlebbar in Geschichten.

Buchanfang:
Vorspruch
Lebendig und anschaulich tritt die wechselvolle Geschichte einer Stadt in ihren Straßen und Häusern sowie in den Schicksalen ihrer Bewohner und Besucher zutage. In seiner «Chronik der Sperlingsgasse» sagt Wilhelm Raabe: «Die Geschichte eines Hauses ist die Geschichte seiner Bewohner, die Geschichte seiner Bewohner ist die Geschichte der Zeit, in welcher sie lebten und leben, die Geschichte der Zeiten ist die Geschichte der Menschheit.»
Unsere gut fünf Dutzend Geschichten wollen diesem Atem der Zeit nachspüren. Sie wurden aus alten Chroniken, Tagebüchern, Briefen und Zeitungen und anderen Quellen zusammengetragen, ebenso aber auch auf unzähligen Streifzügen durch das gegenwärtige Berlin, seine Straßen, Gassen und Höfe. Vielgestaltige Hinweise regten zur Nachforschung an.
Wie seinerzeit der Guckkästner an der Straßenecke in seinem Bilderkasten die große Welt im kleinen zeigte, so reihen sich diese Beiträge aneinander und zueinander. Sie gleichen Miniaturen, sind kleine in sich geschlossene Gebilde. Bekanntes mischt sich mit weniger Bekanntem, und manche Beispiele ermöglichen, in einen anderen Zusammenhang gestellt, neue Aussagen.
Wer das Woher kennt, kann auch Fragen nach dem Wohin beantworten. Adolf Glaßbrenner meinte einmal: «Die Berliner sind ein tüchtiges, kerniges Volk, dessen schönste weltgeschichtliche Entwicklung aber erst in freieren Zuständen vor sich gehen kann», und diese vorausschauenden Worte haben sich inzwischen bestätigt. Von jenem vielgenannten Herrn Symeon aus Colonia Anno 1237 berichten unsere Miniaturen ebenso wie vom Treffpunkt Einsame Pappel, von Denkmälern für Käthe Kollwitz und den Geschicken eines Straßenschildes, und sie wollen über das Lokale hinaus zum Zwiegespräch mit der Geschichte einladen.

Inhalt:
Vorspruch .......... 5
Herr Symeon aus Colonia
     Herr Symeon aus Colonia .......... 7
     Schöffenstuhl mit Kreuzgewölbe .......... 11
     Ein Amphitheater für Tierkämpfe .......... 16
     Neuigkeiten aus dem Posthause .......... 19
     Eselsrücken mit Bär .......... 23
     Johann Stridbeck, in Geschäften aus Augsburg .......... 27
     Wassertor mit Baumhaus .......... 33
     Berline mit vier Isabellen .......... 36
Rammpfähle im Karpfenteich
     Das Grabmal auf der Straße .......... 40
     Rammpfähle im Karpfenteich .......... 45
     Das Palais der Lichtenau und seine Schicksale .......... 50
     Ein Pferdekopf im Museum .......... 55
     Post für Schadow in der Schadowstraße .......... 60
     Krieger – mit oder ohne Schürze .......... 63
Ein Wörterbuch aus dem Grauen Kloster
     In Berlin wird niemand geschnellt .......... 66
     Befehle aus der Kommandantur .......... 70
     Die Fischer vom Frauentog .......... 74
     Ein Wörterbuch aus dem Grauen Kloster .......... 81
     «Ich lebe dort mehr als ich sagen kann ...» .......... 86
Treffpunkt Einsame Pappel
     Ein Brief vom berühmten Kósciuszko .......... 92
     Blumen für den Dichter .......... 97
     Revolutionsherd und Wespennest .......... 101
     Treffpunkt Einsame Pappel .......... 107
     Flucht und Rückkehr des Herrn Lehmann .......... 111
     Mit großen Scheren bewaffnet .......... 117
Bei Stine und Leberecht Hühnchen im «Feuerland»
     Eine Heizung für Möhrings Orangerie .......... 122
     Das Schlößchen an der Panke .......... 126
     Wo kommt der beste Tabak her...? .......... 133
     Alles seekrank außer Sachse .......... 138
     Bei Stine und Leberecht Hühnchen im «Feuerland» .......... 143
     Von Steinmetzen und Bauarbeitern .......... 149
     Tüchtige und frische Medikamente .......... 153
     Das Denkmal am Pfefferberg .......... 158
     Wachturm einer Rummelsburg? .......... 162
Geschichten um die «Goldene 150»
     Mit der «Freischütz»-Ouvertüre eröffnet .......... 167
     Das Zeitalter Lutter & Wegner .......... 172
     Abschiedstrunk in Schloß Friedrichsfelde .......... 177
     Geschichten um die «Goldene 15» .......... 180
     Vor stets ausverkauftem Haus .......... 185
     Reinhardts schönste Treppe der Welt .......... 190
Ebenso unanständig als gefährlich
     Ein großer Guckkasten, schwindelerregend und heiß .......... 195
     Ebenso unanständig als gefährlich .......... 200
     Zu Lebzeiten ein Denkmal .......... 205
     Zeitungsmeldungen von 1837 .......... 209
     Kiekebusch und Bohnsack .......... 212
     Aus alten Polizeiverordnungen .......... 214
     Ein Hauptmann, der kein Hauptmann war .......... 216
Eine Porzellanwanne mit weichem, süßem Wasser
     Die Denkmäler des Herrn Litfaß .......... 222
     Eine Porzellanwanne mit weichem, süßem Wasser .......... 228
     Blaue Grotte und Korallenschwämme .......... 234
     Mit und ohne «Ballkleider» .......... 237
     Gewölbte Brustkörbe, verdrehte Augen .......... 242
     Linden-Urlaub, auf Fontanes Spuren .......... 245
     Spreegöttin mit Berliner Bär .......... 249
Ein Straßenschild aus Berlin
     Spazierengehen mit Georg Hermann .......... 254
     Die Rechnung kam nie .......... 258
     Das möblierte Zimmer an der Brücke .......... 263
     Tuschkastenball am Akazienhof .......... 267
     Heimliche Notenstudien .......... 271
     Ein Straßenschild aus Berlin .......... 274
     Laßt uns Optimisten sein! .......... 278
     Auf Porzellan gemalt .......... 282
     Von Hofgärtnern einstmals streng bewacht .......... 288
     icke? – nee! .......... 293

Mit Illustrationen von Joachim Seifert

Verlag der Nation, Berlin
1. Auflage 1987

10 Oktober 2024

Tadeusz Breza: Das Bronzetor – Römische Notizen

Klappentext:
Jenseits des Tiber, hinter dem Bronzetor, liegt der Vatikan. In seinen „Römischen Notizen“, Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1956 bis 1958, analysiert Tadeusz Breza jene rätselhafte, scheinbar allgewaltige politische Macht und ihren Einfluß auf das gesellschaftliche Leben Italiens. In Betrachtungen, in geschliffenen essayistischen Diskursen und in Gesprächen mit Persönlichkeiten der Kurie zeichnet er ein detailliertes Bild von Gegenwart und Vergangenheit der Struktur und Praxis dieser klerikalen Welt. Veroneses Kampf mit dem Inquisitionsgericht um sein „Letztes Abendmahl“ wirft ein bezeichnendes Licht auf die seit Jahrhunderten vom Klerus geübte rückschrittliche Kulturpolitik. Immer wieder geht es der Kirche darum, aus ungewöhnlichen Ereignissen politisches Kapital zu schlagen. Selbst die Krankheit des Schriftstellers Malaparte wird dazu benutzt, um an dem „Antichristen“ das Wunder der Bekehrung zu vollziehen. Mit kritischem Blick „für die inoffiziellen Motive der offiziellen Geschichte“ durchdringt Tadeusz Breza die exakt funktionierende, konservative Welt hinter dem Bronzetor.

Tadeusz Breza, am 31. Dezember 1905 geboren, gehört zur mittleren Schriftstellergeneration Polens, deren erstes Schaffen in die Vorkriegszeit fiel, die jedoch mit ihren entscheidenden Werken nach der Befreiung hervortrat. Sein erster Roman erschien 1936, das nächste größere Werk, eine Romantrilogie, bestehend aus „Die Mauern von Jericho“ und „Himmel und Erde“ (2 Bände), folgte 1946 bis 1950. 1952 veröffentlichte Breza den auch bei uns übersetzten Roman „Balthasars Festmahl“ und erhielt den Staatspreis für Literatur. Mit dem während seines Italienaufenthaltes – er war von 1955 bis 1958 Kulturattaché an der polnischen Botschaft in Rom entstandenen Roman. „Audienz in Rom“ und den „Römischen Notizen“ wurde Tadeusz Breza einer der profiliertesten Schriftsteller Volkspolens.

Buchanfang:
Vorbemerkung
Von 1955 bis 1958 war ich als Kulturattaché der polnischen Botschaft in Rom tätig. Das erste Jahr brachte ich damit zu, mich an das Land, die Sprache, das Klima und die Büroarbeit zu gewöhnen. Dann aber wurde in mir die Sehnsucht nach dem Schreiben wieder wach. In den fünfundzwanzig Jahren, in denen ich dieses Handwerk ausübte, hatten sich bei mir starke Gewohnheiten herausgebildet. Sie waren durch die von Grund auf veränderten Lebensumstände verstummt, nun aber meldeten sie sich vernehmlich zu Wort und forderten ihr Recht. Die Tätigkeit bei der Botschaft war nicht aufreibend, doch man war den ganzen Tag über beschäftigt, auch außerhalb der Dienststunden, und so war an Schreiben, zu dem ja Konzentration gehört, nicht zu denken. Übrig blieben nur die Sonntage, die Feiertage und der Urlaub. Diese Zeit verwendete ich für das Buch.
Am liebsten schreibe ich Romane. Wer Romane geschrieben hat, der weiß, daß sie zeitlich so unregelmäßig, so sporadisch schwerlich entstehen können. Die Arbeit an einem Roman erfordert strenge Kontinuität, die in meinem Fall unmöglich war. Daher entschloß ich mich fürs erste, Material zu sammeln. Einen bestimmten Vorsatz oder thematischen Plan hatte ich nicht, so machte ich mir vorerst allgemeine Notizen. Hatte ich von der Bestimmung des Materials keine feste Vorstellung, so wurde ich mir bald darüber klar, welche Art Material von vornherein wegfiel. Italien wird alljährlich von fünfzehn Millionen Touristen bereist, und da sich die Literaten bekanntlich gern in der Welt tummeln, liegt die Vermutung nahe, daß sie unter den Touristen einen beträchtlichen Prozentsatz ausmachen. Die bloße Vermutung ist an sich ein unsicherer Faktor, daher füge ich hinzu, daß ich in italienischen Buchhandlungen, vor allem in den unzähligen fremdsprachigen Roms, alljährlich Hunderte Bücher über Italienreisen gefunden habe. Ich sagte mir also: Wenn über das sonnige Italien, seine Schönheit, seine Kunstdenkmäler, seine Kunst und seine Menschen schon so viel geschrieben worden ist und zweifellos noch geschrieben wird, so kann diese Quantität jeden Augenblick in Qualität umschlagen, ja angesichts der ungeheuren Menge vielleicht sogar in hervorragende Qualität; weshalb soll ich also das gleiche wiederholen, und womöglich nur schlechter?
Es ist auch so, daß man bei kurzem Aufenthalt in einem fremden Land am liebsten alles beschriebe; ein längerer Aufenthalt hingegen spezialisiert und schärft gewissermaßen den Blick und das Interesse für das Besondere. Eines Tages wurde ich dessen inne, daß auch ich in diesem Lande meine Spezialität gefunden habe. Wieso ich ausgerechnet auf dieses Spezialgebiet gekommen bin, darüber habe ich oft nachgedacht. Es ist jedenfalls keine bewußte Entscheidung gewesen. Allerdings zog ich von Anfang an Einzelheiten aus meinem späteren Spezialbereich den anderen vor, notierte sie mit immer größerem Vergnügen und ließ schließlich jede andere Thematik links liegen. Aber das geschah nicht mit Vorbedacht. Wie kam es also dazu? Unzweifelhaft spielten bei dieser Entscheidung meine Empfänglichkeit für das Thema und meine Neugier eine erhebliche Rolle, desgleichen der Umstand, daß sich für dieses Gebiet kaum einer der literarischen Touristen interessierte. Es war nahezu frei, unberührt, überwältigend.
Das zog mich als Schriftsteller an. Aber nicht nur das. Italien, dieses wahrhaft gelobte Land für Touristen, hat noch so manche von ihnen unberührte Thematik; die von mir aufgegriffene aber hatte einen zusätzlichen Reiz, der für mich den Ausschlag gab. Mir wurde nämlich im Laufe meines Italienaufenthaltes allmählich klar, daß das Gebiet, über das ich schrieb, das entscheidende war. Die erwähnte Spezialität begann sich in meinen Augen dermaßen auszuweiten, daß ich anzunehmen geneigt war, sie werfe ihren Schatten auf alles. Ein Autor pflegt sich mit seinem Thema anzufreunden. Oft kommt es vor, daß er es verabsolutiert. Was meinen Fall betrifft, so steht mir nicht an, darüber zu urteilen, ob hier nicht etwas Ähnliches eingetreten ist. Zu meiner Verteidigung sei jedoch angeführt, daß meine Art, die Dinge zu werten, keine Ausnahme darstellt. Ich bin vielen Leuten begegnet, Italienern und Nichtitalienern, die auch meinten, daß all das, was „jenseits des Flusses“ gesagt, gedacht und beschlossen wird, für Italien entscheidend sei.
Al di là del fiume! Fiume – das heißt der Fluß, der Tiber. Und jenseits des Tiber liegt bekanntlich der Vatikan. Seine Büros sind über ganz Rom verstreut. Einige vatikanische Ministerien, Heilige Kongregationen genannt, befinden sich in den Palästen am linken Tiberufer, weit von der Zentrale entfernt. Ebenfalls die Büros des Römischen Vikariats, das heißt der Kurie des Papstes, der ja auch Bischof von Rom ist; desgleichen alle großen Tribunale des Vatikans. Dennoch wird über die Urteile oder die Entscheidungen dieser Tribunale oder Behörden gesagt, sie seien hinter dem Fluß gefallen. Es heißt: hinter dem Fluß hat man beschlossen, hinter dem Fluß wird dies oder jenes nicht gewünscht, hinter dem Fluß hat man sich darüber bisher nicht geäußert. Es gibt übrigens noch andere Umschreibungen. So heißt es beispielsweise analog dazu auch: hinter dem Bronzetor. Gemeint ist eins der Portale, das Paradetor, der Haupteingang zu den vatikanischen Palästen. Daher „Das Bronzetor“ als Titel meines Buches.
Während ich mein Material zusammentrug, wurde ich gewahr, daß ich nie über Religion schrieb. Das klingt sonderbar, wenn man sich das von mir gewählte Gebiet vor Augen hält. Es liegt aber daran, daß dieses Gebiet wie eine Medaille zwei Seiten hat. Eine mystische Seite, die, wie es scheint, allen Religionen gemein ist. Sie spielt sich im Innern des Menschen ab, und wenn sie sich kollektiv kundtut, so stets unter dem Signum inneren Erlebens. Die andere Seite der Medaille ist absolut unmystisch. Sie ist konkret, irdisch, greifbar, der ersten Seite aufgesetzt. Mich interessiert nur dieser Überbau. Er ist kolossal. Viele Gegner der Kirche sehen in der Kirche nur ihn. Das ist ein Fehler, aber die Schuld liegt nicht bei ihnen, sondern bei denen, die den Be- langen jenes Überbaus alles andere unterordnen möchten.
Mein Material wird durch den Grundgedanken, der mir beim Sammeln vorschwebte, zusammengehalten. Äußerlich ist es sehr mannigfaltig: Gespräche, Begegnungen, Geschichten, Ereignisse, zumeist in Form von Abhandlungen oder Essays aufgezeichnet. Als ich die Notizen begann, dachte ich, sie könnten mir als Romanstoff dienen, aber ich ließ diesen Gedanken bald fallen. Viele Vorkommnisse habe ich unmittelbar festgehalten, dennoch sind sie kein Rohstoff mehr. In dem Buch findet der Leser eine Anzahl von Informationen und eine Anzahl von Urteilen. Ich möchte jedoch bemerken, daß es mir vor allem darauf ankommt, Beobachtungen und Überlegungen mitzuteilen, die – nach Maßgabe meiner Unbefangenheit – durch keinerlei im voraus fest- gelegte Gesichtspunkte oder Thesen getrübt sein sollen.
Die geschilderten Ereignisse, Gespräche und Begegnungen sind natürlich echt. Führe ich Namen der Gesprächspartner an, so sind sie grundsätzlich authentisch. Wenn ich aber weiß, daß ich einen Namen nicht nennen kann, dann ersetze ich ihn meist durch einen beliebigen Buchstaben. Zuweilen benutze ich auch fiktive Namen und Vornamen, weil der Umgang mit Personen, die in längeren Partien auftreten und nur mit dem Anfangsbuchstaben fixiert sind, den Leser zu sehr anstrengen würde. Die Aufzeichnungen sind jeweils mit dem Datum des Tages versehen, an dem sie entstanden sind. Manchmal habe ich an einer mehrere freie Tage hindurch geschrieben. Das Datum bedeutet dann den Beginn der Niederschrift.

Originaltitel: Tadeusz Breza Spiżowa brama
Aus dem Polnischen übersetzt von Henryk Bereska
Einband und Schutzumschlag Heinz Hellmis

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1965
2. Auflage 1967
3. Auflage 1976

im gleichen Verlag
in der Reihe:
Edition unsere Welt
1. Auflage 1988

Auch erschienen im
Buchclub 65
1. Auflage 1976