28 Februar 2025

Herbert Nachbar: Der Mond hat einen Hof

Klappentext:
Ein Fischerdorf an der Ostseeküste. Man schreibt das Jahr 1892. Das Leben dort ist wie eingefroren, ein ewiger Kreis – Geburt, Arbeit, Tod. Manch einer hat nicht Zeit, unter dem niedrigen Strohdach seiner Kate zu sterben, weil die See ihn vorher holt. Für die Frau bleibt die Arbeit mit den Kindern und das endlose Warten, wenn draußen der Sturm heult, die bange Frage, ob der Mann heimkehrt. Unter den Männern besteht eine Kameradschaft, über die niemand spricht, die aber ihre ungeschriebenen Gesetze hat. Für den, der die Gesetze übertritt, kommen trübe Tage, für den hat der Mond einen Hof.
In spannungsreicher Handlung, mit Wärme und feinem Humor führt Herbert Nachbar in diese Landschaft. In den Herzen der Menschen leben Leidenschaften und Begierden wie überall, und wie überall lebt die Liebe, wie überall gibt es Tage voller Frohsinn und Glück. Der Autor führt in Höhen und Niederungen des menschlichen Daseins und spürt eindringlich nach den verborgenen Bezirken hinter den Dingen darin liegt der besondere Wert des Romans.

Buchanfang:
ERSTER TEIL
Der Fluß durchzieht mooriges Land. Die Dämme, die ihn halten bei hohem Wasser, sind stellenweise mit Birken bewachsen, mit weißfleckig schimmernden Birken. Das Astwerk ist kahl und braun, grau ist das Gras über den Wurzeln. Der Fluß gurgelt dem Meer zu, dem Bodden. Wasser glitzert im Mond, ist gezeichnet von silbernen Spuren. Der Fluß, der von den Fischern bündig Tümpel genannt wird und eigentlich die Riecka heißt, stinkt. Er kommt von der Stadt und bringt viel Unrat mit, und der moorige Grund wirft Blasen nach oben.
Aber dann passiert er die holländische Holzbrücke, schleicht müde und träge am Dorf vorbei, geht ein in den großen Bodden, verliert so seine Selbständigkeit und ist nichts mehr, ist alles bat mit einemmal die Weite gewonnen, ist stark geworden und mörderisch. Der Mond macht ihn ganz zu Silber und Ebenholz, kein Damm setzt ihm mehr Schranken.
Die Sonne liegt noch weit unter dem Horizont. Im Dorf glänzen frühe Lichter aus den Katen. Die Boote im kleinen Hafen reiben sich manchmal knarrend an den Pollern, an denen sie vertaut liegen. Wasser saugt schmatzend an Planken.
Und im Dorf ist kein Laut. Die Eichen, die vor Martin Bischs Krug seit undenklichen Zeiten stehen, scheinen Geheimnisse zu verbergen, die hölzernen Grabkreuze auf dem alten Friedhof unter der Kirche erzählen von all den vielen, die da waren und gegangen sind, von denen, die gingen und noch da sind. Die Fischer spucken dreimal gegen den Mond, wenn sie unabsichtlich so ein Kreuz oder gar den ganzen Friedhof zu sehen bekommen.

Einbandgestaltung Brigitte N. Kröning

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1956
2. Auflage 1959
3. Auflage 1960
4. Auflage 1962
5. Auflage 1965
6. Auflage 1967
7. Auflage 1968
8. Auflage 1969
9. Auflage 1972
10. Auflage 1974
11. Auflage 1975
12. Auflage 1977
13. Auflage 1980
14. Auflage 1982
15. Auflage 1986
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Verlagstext:

Wilhelm Stresow, der „Bootsmann“, ahnt noch nicht, welche Verwirrungen auf ihn warten, wie eng sein Schicksal sich mit Stines Schicksal verknüpfen wird. Und selbst wenn er etwas ahnte, selbst dann würde er nicht ausweichen. Und so ist er bald mitschuldig an dem Komplott, das Inspektor Bünning und Pastor Winkelmann gegen des Bootsmanns Freunde schmieden. Nichts weltbewegend Böses wollen die beiden, sie sind Menschen wie viele andere auch, und der Bootsmann fügt sich ihnen nicht ungern, als sie ihm Stine Wendland ins Haus geben wollen. Des Bootsmanns Frau ist krank. Inspektor Bünning kann ihm eine Vergünstigung beschaffen, die alle Sorgen für den Bootsmann auslöscht.  Ein neues Haus will er bauen, Gemeindevorsteher will er werden – das  Leben wird leichter für ihn sein. Aber er hat seine Freunde vergessen; er hat aufgehört, mit ihnen zu rechnen. Stine und alle Vergünstigungen bringen Verwirrung in sein Herz und sein Haus.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Reihe:
bb-Reihe Bd. 31
1. Auflage 1959 
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Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe:
Roman-Zeitung Nr. 97 [Heft 08/1957]
1. Auflage 1957
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Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin

Lizenz d. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Reihe: Lesergemeinschaft Buch des Monats
1. Auflage 1958 
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Verlag Tribüne, Berlin
Reihe:
Edition Horizonte
1. Auflage 1990

27 Februar 2025

Katrin Pieper: Schuleule Paula

Buchanfang:
Großmutter sagt, wenn der erste Zahn heraus ist, dann kommt das Kind zur Schule, nicht früher und nicht später.
Bei Tom ist das anders. Kein Zahn ist heraus, keiner ist wackelig, und in acht Wochen kommt der Junge zur Schule.
„In acht Wochen“, sagt die Großmutter, „da ist mancher schon wackelig geworden.“
„Bei mir nicht“, sagt Tom, „du wirst es sehen. Vielleicht krieg ich gar keine neuen, die alten sind doch noch gut.“
Großmutter und Toms ältere Schwester Nico lächeln sich zu. Beide wissen es besser. „Der ist dumm“, sagt Nico, „und so was will zur Schule.“
„Gar nicht dumm bin ich“, sagt Tom laut und gleich etwas böse, „in der Vorschule war ich auch nicht dumm!“
Nun möchte die Großmutter etwas sagen. Sie sieht Nicos Augen blitzen und kennt Toms kräftige Fäuste.
Die Großmutter fürchtet Tränen und Unruhe. Doch da springt die Schwester schon auf, läuft zur Tür, dreht sich noch einmal um und sagt lachend: „Vorschule – Babyschule. Hab erst mal richtig Schule, da wirst du dich noch wundern, na!“
Tom blickt ihr nach, blickt zur Großmutter hin, die am Tisch hinter vielen Büchern sitzt. Großmutter ist eine kluge Frau. Nicht nur weil sie viele Bücher liest, sondern weil sie auch Kummer lesen kann. Und den liest sie jetzt in Tom.
„Das meint sie nicht so“, sagt sie. „Ich glaube nicht, daß du vor der Schule Angst zu haben brauchst. Weißt du noch, wie gut alles in der Vorschule geklappt hat?“
Tom nickt, aber sein Herz ist mutlos. „Weißt du noch, wie du in einer einzigen Stunde ein ganzes Gedicht gelernt hast?“ fragt die Großmutter. „Und ich kann es heute noch“, antwortet Tom schnell.
„Weißt du noch, wie fix du der Lehrerin sagen konntest, ob fünf oder acht Hühnerchen im Häuschen saßen?“ fragt die Großmutter.

Illustrationen von Konrad Golz
 
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1973
2. Auflage 1974
3. Auflage 1975
4. Auflage 1979
5. Auflage 1979
6. Auflage 1980
7. Auflage 1982
8. Auflage 1985
9. Auflage 1986
10. Auflage 1989

Neuaflage im Verlag Leiv, Leipzig
1. Auflage 2010

Lew Nikulin: Tote Dünung – Eine Romanchronik

Klappentext:
Schwere Jahre liegen hinter der jungen Sowjetrepublik. Noch blutet das Land aus vielen Wunden, da kriechen erneut die Konterrevolutionäre aus ihren Schlupflöchern und beginnen ihr gefährliches Netz zu spinnen. Auf russischem Boden entsteht die illegale „Monarchistische Organisation Zentralrusslands“, die Verbindung mit den kapitalistischen Mächten aufnimmt. Ihr Ziel ist die Restaurierung der alten Ordnung.
Agenten und Saboteure wie Sidney George Reilly und Boris Wiktorowitsch Sawinkow kommen bei Nacht und Nebel ins Land, einflußreiche Persönlichkeiten werden ermordet, Verschwörungen angezettelt, Überfälle inszeniert. Jedes Mittel ist recht, um die Errungenschaften der Revolution rückgängig zu machen.
Vor den Mitarbeitern des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes steht eine schwere Aufgabe. Aber es gelingt ihnen, in die einflußreiche und gefährliche Organisation einzudringen und sie von innen her zu zersetzen. Nikulins Buch lebt von Tatsachen, die keines Kommentars bedürfen. Der Autor hat eine Vielzahl von Fakten zu einem interessanten, eindrucksvollen Bild der Jahre 1922 bis 1927 zusammengestellt und erzählt gleichzeitig ein Stück Tschekageschichte.

Originaltitel: Мёртвая зыбь
Aus dem Russischen übersetzt von Heinz Kübart
Schutzumschlag und Einband: Karl-Georg Hirsch

Deutscher Militärverlag Berlin
1. Auflage 1968 [1.-10. Tsd.]

Heinz Kahlau: Das Eiszapfenherz – ein Märchen

Der König mit dem Eiszapfenherz hat Sonne, Licht und Wärme aus seinem Reich verbannt.
Die Angst um sein Eiszapfenherz ist so groß, dass er beim leisesten Lächeln der Menschen fürchtet, sein Herz könne schmelzen. Darum müssen die Menschen ewig in Kälte und Einsamkeit leben. Doch eines Tages fasst das Mädchen Heilo den Mut, den König und seine kaltherzigen Helfer herauszufordern ...

Buchanfang:
Irgendwo gab es einmal ein Land, in dem nie die Sonne schien. Dort herrschte ein Zauberkönig, der hatte ein Eiszapfenherz. Von diesem Eisherzen kam seine Zauberkraft, und die Wärme war sein einziger Feind. Deshalb verbot er das Licht und das Feuer. Seine Soldaten nahmen jeden gefangen, der dieses Verbot nicht befolgte. Wer ein Lied sang, das die Kälte nicht lobte, wurde in das finstere Eisgefängnis geworfen, aus dem niemand zurückkam. Bald hatten die Menschen durch die Grausamkeit ihres eisherzigen Königs jeden Mut verloren und lebten weit voneinander in Kälte und Einsamkeit.
Mitten im Walde wohnte das Mädchen Heilo mit seinem Großvater. Ihre Hütte war klein und alt, aber sie hatten sich lieb und waren immer beisammen.
Manchmal träumte das kleine Mädchen von Wärme und Licht. Es erinnerte sich dabei an ein altes Lied, das schon lange niemand mehr zu singen wagte. ........

......... Als Heilo eines Tages allein blieb, begann sie es zu singen:

„Ich geh mit nackten Füßen
über die grünen Wiesen,
wo Butterblumen blühn.
Im Busche sitzt ein Hase,
es glitzert Tau im Grase
und weiße Wolken ziehn.

Der Sommer, der Sommer
ist eine schöne Zeit.

Der Bach fließt hell und reine,
ich wasche meine Beine
und lege mich ins Gras.
Die Sonne hoch am Himmel,
das Schmetterlingsgewimmel
macht mir so großen Spaß.

Der Sommer, der Sommer
ist gar nicht mehr so weit.“

Illustrationen von Erdmut Oelschläger

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1975
2. Auflage 1976
3. Auflage 1978
4. Auflage 1980
5. Auflage 1985
6. Auflage 1988

26 Februar 2025

John Stave: Jetzt kommt Onkel Ferdinand

Irgend jemand, ich weiß nicht, wer, hat den Menschen zum Heile ibrer Seelen geraten, jeden Tag zwei Dinge zu tun, die ihnen zuwider sind: Das war ein weiser Mann, und es handelt sich um eine Regel, die ich gewissenhaft befolgt babe; denn jeden Tag bin ich aufgestanden und zu Bett gegangen.
William Somerset Maugham

Buchanfang:
Eisblumen
Benno Falke stampft vergnatzt durch die Wälder in der Umgebung Berlins. Er hält die Arme auf dem Rücken und in den Händen einen Strick. Benno hält den Strick so, als sollte ihn niemand bemerken, als sollte der Eindruck entstehen, Benno habe mit dem Strick nicht das geringste zu tun.
Wenn ihm Leute begegnen, sieht Benno Falke ganz woandershin. Zum Beispiel in die Baumwipfel, in denen er kaum einen Hauch spürt. Benno befindet sich in einer unangenehmen Lage. Mit dem Strick hat es nämlich eine besondere Bewandtnis. Seine Familie hängt daran.
Auf einem Schlitten, der an dem Strick befestigt ist, sitzt Anita Falke, Bennos Ehegespons, und vor ihr hockt zähneklappernd Bennos Sproß Etzel, ein mittelmäßiger Schulgänger, der sich aber durch große private Wißbegierde auszeichnet.
Anita hatte Benno am Silvesterabend diesen guten Vorsatz abgelockt: sonntags nicht nur immer auf den Fußballplatz zu pilgern, sondern auch einmal der Familie zur Verfügung zu stehen. Zum Beispiel zum Zwecke einer Schlittenpartie.
„Ja, wenn Schnee liegt“, hatte Benno leichtfertig zugestimmt.
Und dann fiel plötzlich Schnee. Es war zum Auswachsen. In der Stadt fing es zwar gleich wieder zu tauen an, aber in den Außenbezirken lag die sogenannte weiße Pracht wie ein Brett.
Es war glücklicherweise ein punktspielfreier Sonntag, und Benno löste drei Fahrkarten nach Friedrichshagen. Etzel hauchte Löcher in die Eisblumenpracht an den S-Bahn-Fenstern. Anita hielt den Schlitten.
„Wie kommt es eigentlich, Papi, daß solche Muster an den Scheiben sind?“ fragt Etzel interessiert.
Die Leute im Abteil sehen gespannt auf den Vater. Der räuspert sich.
„Nun, mein Junge“, sagt er, „das ist eine Frage der Innen- und Außentemperatur. Warum wohl, überlege einmal, mein Sohn, findet man diese Erscheinung nicht im Sommer an den S-Bahn-Fenstern? Nun, dieselben sind meist heruntergelassen, und außerdem fehlt es an den gewissen Minusgraden. Es ist nicht kalt.“
„Deshalb kann man ja auch im Sommer nicht Schlittschuh laufen“, ergänzt Etzel.
„Und man trinkt lieber kaltes Bier als heißen Grog“, mischt sich Anita Falke ein und klingelt mit dem Schlittenglöckchen.
„Zur Sache“, gemahnt Benno. „Der sogenannte Aggregatzustand des Wassers, mein Junge, spielt auch keine unwesentliche Rolle in dieser – hm – Hinsicht. Sieh einmal, mein Sohn, wenn die Mutti Kaffee kocht – Herrgott, ist das eine Hitze hier drin! – Also, beim Kaffeekochen, nicht wahr, da verdampft es einfach. Wenn du nicht aufpaßt, hat es sich in Luft aufgelöst, als Gas sozusagen.“
„Deshalb sind ja auch immer Pfeifen an den Kesseln“, sagt Etzel.
„Richtig. Nun, es verdampft, wird Gas – die Luft ist ja bekanntlich ein Gasgemenge in der Atmosphäre – – – "
Dreiundzwanzig waagerecht“, wirft Anita ein.
„– – – ein Gemenge – ä –, und wenn es Eis wird, ist es genau umgekehrt. Ein anderer Aggregatzustand eben. Ist doch logisch. Nicht wahr? Einleuchtend.“
„Aber die Blumenmuster, Papi?“
Die Leute im Abteil genießen mit sichtlichem Vergnügen die interessanten väterlichen Deklarationen. Benno wagt nicht, um sich zu blicken.
„Ja – die Muster. Richtig. Also, das setzt sich ja ab. Innen ist es bekanntlich warm, wenn geheizt ist, natürlich, aber draußen, da ist es kalt. Nun muß man sich vorstellen, daß die grimmige Kälte – ist dir auch so warm, Anni? –, daß diese Kälte von der einen Seite an die Scheibe randrückt, nicht wahr. Und nun kommt plötzlich die Wärme von innen, und dann friert es eben zu. Das sieht man ja.“
„So einfach ist das“, sagt Anita Falke mit ironischem Beigeschmack.
„Und wenn es drin und draußen egal kalt ist?“ bohrt Etzel.
Benno schabt mit seinem Lederhandschuh an den Blumenmustern. „Das ist aber auch zugefroren! Man kann ja nicht mal sehen, wo man ist.“
„Köpenick war schon“, sagt ein Mann mit Bierbaß und Rucksack bedächtig.
„Dann müssen wir raus“, sagt Benno erleichtert. Er erhebt sich.
„Du wolltest mir noch die Eisblumen erklären, Papi!“
„Ach. Laß mich jetzt mit diesen dußligen Blumen zufrieden“, sagt Benno unlustig. Und als er in die Runde der Mitfahrenden blickt, ist seine Sonntagslaune ganz im Eimer. Alles feixt sich eins. Benno entreißt Anita den Schlitten und springt aus dem noch fahrenden Zug.

Inhalt:
Eisblumen .. .. .. 7
Jetzt kommt Onkel Ferdinand .. .. .. 14
Ein schöner Tag .. .. .. 20
Der erste Weg zur Besserung .. .. .. 27
Das Bankgeheimnis .. .. .. 30
Haustiere einmal anders .. .. .. 36
Manuel & Manuela .. .. .. 39
Leute mit und ohne .. .. .. 42
Scherben .. .. .. 49
Häschen am Morgen .. .. .. 55
Das fünfte Rad .. .. .. 57
Anderthalb Stunden Tanz .. .. .. 60
Nachmittagsvorstellung .. .. .. 64
Einundzwanzig Bäume .. .. .. 70
Topflappenhenkel .. .. .. 75
Im Zeichen des Großen Hundes .. .. .. 79
Der märchenhafte Klempner .. .. .. 82
Die Phonetiker .. .. .. 86
Konsumdenken .. .. .. 91
Shakespeare .. .. .. 96
Ich entkleide mich nur in Gegenwart meines Anwalts! .. .. .. 97
Die Explosion .. .. .. 103
Sprechen mit Waldemar .. .. .. 106
Die Gehwege bleiben vorerst! .. .. .. 112
Der Ehrenbürger .. .. .. 115
Wie sieht ein Berliner aus? .. .. .. 122
Der Winter kann kommen! .. .. .. 126
Ich war der letzte Fußgänger! .. .. .. 129
Erziehungsmaßnahmen .. .. .. 133
Das vergeßliche Christkind .. .. .. 140

Einbandgestaltung und Illustrationen von Louis Rauwolf
   
Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1982
2. Auflage 1985

Jimmie Durham

Das Schlimmste an unserer heutigen Situation ist, daß keiner von uns sich für echt hält. Wir halten uns nicht für echte Indianer. Jeder trägt dieses „dunkle Geheimnis“ im Herzen, nie wird es ausgesprochen. Wir wissen, daß wir als verunsicherte, „mit Armut geschlagene“ Individuen (und die Armut schlägt tatsächlich immer wieder zu) den Normen von Crazy Horse einfach nicht gerecht werden. Selten bedenken wir, daß dies auch den Gefährten von Crazy Horse nicht gelang.
Die Norm, an der wir uns messen und vor der wir am häufigsten versagen, ist das letztlich rassistische Klischee des „edlen Wilden“. Alle müssen stark und schön sein, tapfer bis zur Unvernunft, stoisch und durch und durch mystisch vergeistigt. Dieses Klischee wirkt in uns, auch wenn wir es durchschauen und verurteilen. Man hat uns beinahe zu Tode romantisiert.
Wer kann die über neunzig Jahre alte Kriegerin Lizzie Fast Horse vergessen, die sich noch an das Massaker von Wounded Knee 1898 erinnern konnte? 1973 in Wounded Knee trug sie Revolver und Schrotflinte.
Die Jahre nach 1973 brachten uns Tod, Unterdrückung, Tragödie und weitere Verunsicherung. Aber die alte Hoffnung schwelte. Wie viele ehrende Lieder habe ich in den letzten zehn Jahren gehört? Mehr als in meinem ganzen bisherigen Leben.
Jimmie Durham

Jimmie Durham, 10. Juli 1940 als Stammesmitglied der Tscherokesen in Texas geboren, gehört zu den Wortführern der Amerikanischen Indianerbewegung. In den siebziger Jahren vertrat er alle Indianerstämme der USA in den Vereinten Nationen. Um möglichst viele Indianervölker kennenzulernen, bereiste Jimmie Durham Nord- und Südamerika. Er unternahm auch Reisen in die DDR und andere Länder Europas.

Ausgewählt und aus dem Amerikanischen übertragen von Edith Anderson
Umschlagvignette und Innengrafik: Jimmie Durham

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 209
1. Auflage 1985  

William Shakespeare

Früh führte mich die Verehrung des Dichters zu diesen trefflichen Gesängen, die mir um so lieber wurden, je inniger ich mich mit ihnen vertraut machte. Wäre es auch nur, um des Dichters Sprache zu studieren und seine dramatischen Werke besser verstehen zu können, um ganz seine Eigenheit, seine innerste, kennenzulernen, so geben uns diese Sonette die reichste Ausbeute und richtigste Anweisung.
Ludwig Tieck

William Shakespeare, geboren im April 1564 in Stratford-upon-Avon (Warwickshire). Entstammte wohlhabender bürgerlicher Familie; ab 1571 Besuch der Lateinschule in Stratford; wahrscheinlich Eintritt in das Geschäft des Vaters; 1582 Heirat; ab 1586 in London, wo er als Schauspieler, Regisseur, Dramatiker und Mitbesitzer des 1599 eröffneten Globe-Theaters wirkte; Erwerb von Grundbesitz in Stratford; ab 1612 wieder in Stratford ansässig, wo William Shakespeare am 23. April 1616 starb.
1598 finden seine Sonette erstmalig Erwähnung: 1609 erscheinen sie im Druck; zahlreiche deutsche Übertragungen; die gesamten 154 Sonette unter anderem von Karl Lachmann (1820), Gottlob Regis (1836), Karl Richter (1836), Wilhelm Jordan (1861), Karl Simrock (1867), Otto Gildemeister (1871), Stefan George (1909), Eduard Saenger (1909), Karl Kraus (1933).

Auswahl dieses Heftes: Dorothea Oehme
Umschlagvignette und Innengrafik: Ronald Paris

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 200
1. Auflage 1984

Wilhelm Müller

... ich glaube erst in Ihren Liedern den reinen Klang und die wahre Einfachheit, wonach ich immer strebte, gefunden zu haben. Wie rein, wie klar sind Ihre Lieder, und sämtlich sind es Volkslieder.
Heinrich Heine an Wilhelm Müller

Wilhelm Müller, geboren am 7. Oktober 1794 in Dessau. Sohn eines Schuhmachermeisters; begann 1812 ein Philologiestudium in Berlin; nahm 1813/14 an den Befreiungskriegen teil; setzte dann sein Studium fort; gleichzeitig erste literarische Betätigung; Bekanntschaft mit Clemens Brentano und anderen Romantikern; auf Anregung Achim von Arnims übersetzte Müller 1816 Marlowes Doctor Faustus; 1817/18 als Reisebegleiter eines Adligen in Italien, von dem er sich dort trennte; verkehrte in der romantischen deutschen Künstlerkolonie, besonders mit Friedrich Rückert; Eindrücke seiner Reise gab er in dem 1820 erschienenen Buch Rom, Römer und Römerinnen wieder; ab 1819 als Lehrer und Bibliothekar in Dessau; 1821 Heirat mit Adelheid von Basedow; verschiedene Reisen, Zusammentreffen mit Ludwig Uhland, Ludwig Tieck, Justinus Kerner, Gustav Schwab: Arbeit als Verlagsmitarbeiter (Brockhaus) und Herausgeber. Am 1. Oktober 1827 starb Wilhelm Müller in Dessau.
Gedichtbände: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten (1820); Lieder der Griechen (1821/26), diese Lieder waren ein leidenschaftliches Bekenntnis zum Aufstand des griechischen Volkes gegen die türkische Fremdherrschaft und trugen ihrem Verfasser den Namen „Griechenmüller“ ein; Lyrische Reise und epigrammatische Spaziergänge (1827). Ausgaben: Vermischte Schriften (1830, 5 Bände); Lieder (1906). Von den zahlreichen Vertonungen seiner Lieder sind besonders Franz Schuberts Kompositionen der Schönen Müllerin (20 von insgesamt 25 Gedichten) und der Winterreise berühmt geworden.

Auswahl dieses Heftes: Dorothea Oehme
Umschlagvignette: Ernst Ferdinand Ochme (1797-1855)
Innengrafik: Jakob Philipp Hackert (1737-1807)

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 192
1. Auflage 1983

Rainer Maria Rilke

Die Erscheinung des Künstlers Rilke wird der Mit- und Nachwelt immer bedeutender werden ... Die Wende des 19. aufs 20. Jahrhundert hat in der Weltliteratur wenige Schöpfer von seinem Rang hervorgebracht.
Louis Fürnberg


Rainer Maria Rilke war schlecht für diese Zeit geeignet. Dieser große Lyriker hat nichts getan, als daß er das deutsche Gedicht zum erstenmal vollkommen gemacht hat; er war kein Gipfel dieser Zeit, er war eine der Erhöhungen, auf welchen das Schicksal des Geistes über Zeiten wegschreitet ... Er gehört zu den Jahrhundertzusammenhängen der deutschen Dichtung, nicht zu denen des Tages.
Robert Musil

Rainer Maria Rilke, geboren am 4. Dezember 1875 in Prag. Sohn eines Eisenbahnbeamten; 1882 Eintritt in die Deutsche Volksschule; Freistelle auf k. u. k. Militär-Realschulen für eine Offizierslaufbahn; Abbruch der Ausbildung: 1895 privates Abitur; Studium der Philosophie, Literatur, Kunstgeschichte in Prag, München, Berlin, nicht abgeschlossen; 1899 und 1900 Rußlandreisen; anschließend bei Heinrich Vogeler in Worpswede; 1901 Heirat mit Clara Westhoff, Geburt der Tochter Ruth; 1902 Begegnung mit Auguste Rodin; Wohnsitz in Paris; ab 1905 Beziehung zum Insel-Verlag Anton Kippenberg Leipzig: Bekanntschaft mit Verhaeren, Gorki, Hofmannsthal, Stefan Zweig, Rolland u. a.; verschiedene Reisen; bei Kriegsbeginn in Deutschland, ab 1915 Wohnsitz in München: 1916 Militärdienst, Freistellung: Bewunderung für Trakl und Werfel: Anteilnahme an Oktober- und Novemberrevolution; Beziehungen zu Eisner und Toller; 1919 Ausreise in die Schweiz; Refugium im Turm von Muzot; einsetzender Weltruhm; Ablehnung der Wahl in die Preußische Akademie der Künste. Rainer Maria Rilke starb am 29. Dezember 1926 in Valmont (Schweiz). Gedichtbände: Leben und Lieder (1894), Larenopfer (1895), Das Buch der Bilder (1902), Das Stundenbuch (1905), Neue Gedichte (1907/08), Die Sonette an Orpheus. (1923), Duineser Elegien (1923). Ausgaben: Sämtliche Werke (6 Bde. 1955-66), Ausgewählte Werke (3 Bde. 1978).

Auswahl dieses Heftes: Horst Nalewski
Umschlagvignette und Innengrafik: Karla Woisnitza

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 190
1. Auflage 1983 

25 Februar 2025

Edgar Lee Masters

Ich wollte Charaktere analysieren, die Gesellschaft geißeln, eine Geschichte erzählen, das Triebwerk des Lebens bloßlegen, ein funktionierendes Modell der großen Welt in einem Schaufenster ausstellen, so daß Passanten stehenblieben und es arbeiten sähen.
Edgar Lee Masters

Ein großer Dichter ist gestorben: Edgar Lee Masters (man erfährt es zufällig). Der Verfasser der Grabinschriften Die Toten von Spoon River. Ein großer GESELLSCHAFTS-Dichter. Seine „Grabinschriften“ sind realistische Kurzchroniken amerikanischer Bürger, und zusammengenommen ergeben diese Inschriften einen Querschnitt durch die amerikanische Gesellschaft. Edgar Lee Masters hat auf diese Weise die Poesie um neue Möglichkeiten bereichert, er hat die menschliche Gesellschaft in ihrer konkretesten Form in die Poesie eingeführt. Das wird sich noch bedeutend auswirken und wesentlich zu einer Renaissance des Poetischen beitragen.
Johannes R. Becher

Edgar Lee Masters, geboren am 23. August 1869 in Garnett (Kansas). Sohn eines Rechtsanwalts; Kindheit und Jugend in Petersburg und Lewistown (Illinois); nach dem Besuch des Colleges Abschluß seiner juristischen Ausbildung im Büro des Vaters; 1891 Übersiedlung nach Chicago, Eröffnung einer eigenen Rechtsanwaltspraxis; 1898 publizierte er seinen ersten Gedichtband, dem zahlreiche lyrische, dramatische und epische Versuche folgten, die von der Kritik und dem Publikum weder beachtet wurden, noch beachtenswert waren; 1915 erschien die Spoon River Anthology, die zum sensationellen Erfolg wurde und zu den bleibenden weltliterarischen Leistungen zählt; in späteren Gedichten erreichte er nie wieder die künstlerische Aussagekraft der Anthologie. Edgar Lee Masters starb am 5. März 1950 in Philadelphia.

Auswahl dieses Heftes: Helmut Preissler.
Übertragen von Wolfgang Martin Schede
Umschlagvignette und Innengrafik von Ulrich Tarlatt

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 173
1. Auflage 1982

Walther von der Vogelweide

Wohl als erster Dichter deutscher Zunge vereint er das mutige politische Wort mit einer hohen Sensibilität beim Entdecken und Aussprechen menschlicher Daseinsfreuden und nöte. Walther hat uns unsterbliche Lieder geschenkt von der Schönheit menschlicher Liebe, vom Augenblick höchster Übereinstimmung von Mensch und Natur, in denen der Zuhörer, der Leser gleich dem Schöpfer des Werkes mit einemmal die welt sieht.
Klaus Höpcke

Walther von der Vogelweide, geboren um 1170, vermutlich in Österreich. Von etwa 1190 an Aufenthalt am Wiener Hof unter Herzog Leopold V., dann unter Herzog Friedrich II.: von 1198 bis 1203 im Gefolge Philipps von Schwaben; 1212/13 in der Umgebung Ottos IV.; unstete Wanderschaft als fahrender Sänger bis etwa 1220; Aufenthalt beim Thü- ringer Landgrafen Hermann auf der Wartburg und am Hofe des Markgrafen Dietrich von Meifßen; um 1220 Belehnung durch Kaiser Friedrich II. Walther von der Vogelweide, der bedeutendste deutschsprachige mittelalterliche Lyriker, starb vermutlich 1230. In der DDR erschienene Gesamtaus- gabe in Originalfassung: Walther von der Vogelweide, Sprüche und Lieder, hrsg. von H. Protze, 1962. Neueste in der DDR erschienene Übersetzung des Gesamtwerkes: Frau Welt, ich hab von dir getrunken, hrsg. u. übertragen von H. Witt, 1979.

Auswahl dieses Heftes: Wolfgang Spiewok
Übertragen von Hubert Witt

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 159
1. Auflage 1980

Dieter Süverkrüp

Die Gesänge des Liedermachers Süverkrüp beschreiben nicht nur die Zustände, wie sie sind, sie lassen sich nicht konsumieren, sondern stacheln den Willen auf zur Veränderung, sie stellen nicht nur fest, sondern fordern auf zum Handeln, sie sind Waffen im Klassenkampf, der zur Zeit noch einseitig und teilweise verdeckt von den Herrschenden geführt wird.
Günter Wallraff

Dieter Süverkrüp, geboren am 30. Mai 1934 in Düsseldorf. Sohn eines Kunstmalers; altsprachlich-humanistisches Gymnasium, das ihn zu ersten Spottliedern anregte; 1952 Mitglied der Internationale der Kriegsdienstgegner; 1952 bis 1955 Grafikstudium in Düsseldorf: 1955 bis 1972 Werbegrafiker in verschiedenen Werbeagenturen; nebenher Jazzmusiker, Redakteur der Zeitschrift Fongi, der wilde Jazzgeist, Texter für Kabarett, Funk und Film; Maler, Karikaturist, Plakatgestalter, Schauspieler, Komponist; ab 1956 Zusammenarbeit mit Gerd Semmer; 1960 Mitbegründer des Schallplatten-Verlages pläne; Teilnehmer an den Ostermärschen, der Antinotstandskampagne, der Studentenbewegung, Lohnkämpfen und den Kämpfen gegen Neonazismus; 1973 Mitglied der DKP; seit 1972 freischaffend in mehreren Berufen; zahlreiche Gastspielreisen in allen deutschsprachigen Staaten, in der UdSSR, Frankreich, Belgien; Heinrich-Heine-Preis 1976. Textbücher: Lieder des Untertanen Dieter Süverkrüp (1967), Da habt Ihr es (zusammen mit Franz Josef Degenhardt, Hanns Dieter Hüsch und Wolfgang Neuss, 1968), Und wenn der Mond dann rot ist (zusammen mit Hanns Dieter Hüsch und Franz Josef Degenhardt, 1972), Da kommt der Willibald (1974). Schallplatten: Fröhlich ißt du Wiener Schnitzel (1963), Die widerborstigen Gesänge (1967), Vietnam (1968), Ca ira – Lieder der französischen Revolution (1969), Hitparade (1969), Stille Nacht allerseits (1969), Der Baggerführer Willibald (1969), Rote Fahnen sieht man besser (1971), Dieter Süverkrüp (1974), Süverkrüp live (1974), 1848 Lieder der deutschen Revolution (1975), Das Auto Blubberbumm (1976).

Umschlagvignette und Innengrafik: Dieter Süverkrüp

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 130
1. Auflage 1978 

Wolfgang Trampe: Die Kuckucksuhr

Buchanfang:
Brüder
Langsam ging ich auf den Eingang zu. Die Leute glitten an mir vorüber. Der Eingang war schmal und hoch, ich hatte schon viele daraus hervorquellen sehen, die Blicke geradeaus gerichtet, mit Koffern und Taschen.
Die Bahnhofshalle glänzte kalkweiß. Die Fahrkartenschalter waren geschlossen, wie eine Reihe von Vögeln lagen sie da. Vorhänge hingen herab, die die kleinen runden Öffnungen verstopften, und auf den Zahltellern nistete Staub. Es roch nach Urin und Toilettenartikeln, und diese Gerüche mischten sich mit der frischen Luft, wenn die Pendeltür schwang und eine Gruppe von hastenden Leuten hereinkam, blicklos die Treppe meisterte, die Koffer schwingend, mit Gebärden, hinter denen die Lust des Reisens als etwas sehr Anstrengendes erschien.
Die Leute aus dem schmalen Eingang liefen an mir vorbei. Ich wunderte mich, daß sie so sehr sich selbst zugewendet waren. Die Taschen hingen an ihren Händen wie Blei, auf einem festen Kurs steuerten sie durch die Vorhalle, nahmen die Gerüche, das Licht auf ihren Wegen mit. Einen Augenblick schien es mir, als sähe ich anonyme Wesen, die, jedes für sich, auf die Reise gegangen waren, und die, angekommen, sich in den großen Strudel der anderen Städte verloren, als wäre es das verwandelte Zuhaus.
Ich ging auf den Eingang zu. .......

Inhalt:
Brüder 5
Schach 73
Landaufenthalt 90
Lähmung 107
Erna 127
Die Geschichte mit dem Pferd 132
Nachruf auf ein Spiel 141
Theater 152
Frau Pechmann 186
Die Kuckucksuhr 205

Mit 8 Grafiken von Sabine Kahane

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1980
2. Auflage 1982

24 Februar 2025

Reinhold Andert

Reinhold Andert singt trocken, etwas heiser manchmal und versteht sich aufs Parodieren. Seine Lieder haben die Leichtigkeit, das Eingängige und vor allem das Informative von Volksliedern.
Franz Josef Degenhardt

Reinhold Andert, geboren am 26. März 1944 in Teplitz (heute Teplice, ČSSR). Grundschulbesuch in Sömmerda, 1958 bis 1962 Bischöfliches Vorseminar in Schöneiche, anschließend Orgelbauerlehre in Gotha; 1964 bis 1969 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin; bis 1972 Assistent an der Musikhochschule Hanns Eisler; 1967 Gründungsmitglied des Oktoberklubs, Mitgliedschaft bis 1973; 1973/74 Leiter der Liedgruppe beim Organisationskomitee der X. Weltfestspiele, seitdem freiberuflich als Liedermacher; Vortragsreisen in die Sowjetunion, die BRD und nach Österreich.

Umschlagvignette und Grafik: Renate Herfurth

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 123
1. Auflage 1977

Ferdinand Freiligrath

Seitdem dieser hier zu singen angefangen, sind wir alle Spatzen. Adelbert von Chamisso. Ich schätze denselben hoch, und ich zähle ihn zu den bedeutendsten Dichtern, die seit der Juliusrevolution in Deutschland aufgetreten sind.
Heinrich Heine

Ferdinand Freiligrath, geboren am 17. Juni 1810 in Detmold. Sohn eines Lehrers; Gymnasium in Detmold; 1825-1831 kaufmännische Lehre; 1832-1836 kaufmännischer Angestellter in Amsterdam, dann in Soest, Barmen. Darmstadt; 1842 Übersiedlung nach St. Goar am Rhein; als er sich von der revolutionären Stimmung des deutschen Bürgertums mitgerissen zum politisch engagierten Lyriker zu entwickeln begann, wurden seine Gedichte verboten; verweigerte 1844 die weitere Annahme der 1842 ausgesetzten königlichen Pension; emigrierte nach Belgien, später in die Schweiz und nach England; in Brüssel 1845 Freundschaft mit Karl Marx, in Zürich Bekanntschaft mit Gottfried Keller; Verbindung mit deutschen Demokraten (Follen, Fröbel, Ruge); Mai 1848 nach Düsseldorf, Bekanntschaft mit Ludwig Feuerbach, Robert Blum; schloß sich dem Volksverein an, Ehrenmitglied des Kölner Arbeitervereins; Juli August 1848 Delegierter der Demokratenkongresse in Frankfurt/Main und Köln; wegen des Gedichts Die Toten an die Lebenden Verhaftung und Prozeß, Freispruch unter dem Druck der revolutionären Verhältnisse; Oktober 1848 Eintritt in die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung: 1849-1853 Mitglied des Bundes der Kommunisten und seiner Zentralbehörde; nach dem Scheitern der bürgerlichen Revolution Differenzen mit Marx und Engels; Flucht nach Holland, Ausweisung; 1851 erneutes Exil in London; 1856-1865 Leiter einer Schweizer Bankfiliale; 1868 (nach Amnestierung und Überreichung einer finanziellen Ehrengabe) Rückkehr nach Cannstatt; lehnte in den letzten Lebensjahren als „alter Achtundvierziger“ und Gegner Bismarcks alle „reichsamtlichen“ Ehrungen ab. Ferdinand Freiligrath starb am 18. März 1876 in Cannstatt. Gedichtbände: Gedichte (1838), Gedichte (1841), Gedichte zum Besten des Kölner Doms (1842, zus. mit E. Duller), Ein Glaubensbekenntnis (1844), Leipzigs Toten (1845), Ça ira (1846), Zwischen den Garben (1847/49), Neuere politische und soziale Gedichte (1849 und 1851, zwei Hefte), Neue Gedichte (1877), Nachgelassenes (1883); Ausgaben: Gesammelte Dichtungen (1870/71), Sämtliche Werke (1907), Werke (1962), Gedichte (1973) und andere.

Auswahl für dieses Heft: Bernd Jentzsch
Umschlagvignette und Grafik: Herbert Sandberg

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 102
1. Auflage 1976  

23 Februar 2025

Wolfgang Zeiske: Im Rotwildrudel

Einbandtext:
Ein Hirschkalb wird geboren, verbringt die ersten Lebenstage mit der Mutter, dann schließen sich beide wieder dem Rudel an. Das Hirschkalb wächst im Laufe des Jahres zu einem gesunden kräftigen Tier heran.
Während dieser Zeit begleitet der Leser das Rotwildrudel bei vielen Erlebnissen.

Buchanfang:
Als vor vielen Jahrhunderten die ersten Menschen an den Ufern der Seen und des kleinen Flusses siedelten, schaute ihnen der Wald in die hölzernen Hütten.
Abgelegen, wenig erschlossen ist dieses Gebiet im Nordosten Mecklenburgs noch zu unserer Zeit. Selten, daß Ferienreisende oder Urlauber dorthin gelangen.
Und auch heut ist hier mehr Wald als Feld. Es müßte schon ein rüstiger Fußgänger sein, der ihn in fünf Stunden von Süd nach Nord, in einem Tagesmarsch von West nach Ost durchqueren wollte.
Keine feste Straße führt durch den Wald. Breite Sandwege schlängeln sich in vielen Windungen dahin. Von ihnen führen schnurgerade Schneisen weg, scheinen sich zwischen den endlosen Reihen der Bäume zu verlieren. Aus dem Wald ist bewirtschafteter Forst geworden.
Zwischen Kiefern und Fichten ragen hier und da jahrhundertealte Eichen und Buchen. Sie zeigen an, daß einst Laubhölzer überwogen.
Wer allerdings erwartet, eine wohlgepflegte Baumschule zu finden, täuscht sich sehr. Viel Ursprüngliches hat der Wald bewahrt, haben die Menschen gehütet, die ihn nutzen.
Dichte Schonungen bieten vielem Getier Schutz vor Sicht und Feinden; und auch dort, wo im Abstand von vielen Metern starke Kiefernstämme rötlich leuchten, hindert mannshoher Unterwuchs den Blick, weit zu schweifen.
Lichte Birkenschleier längs der Wege lassen das düstere Grün der Nadelbäume freundlicher erscheinen.
Kleine Lichtungen und Blößen, langgestreckte Wiesen sind allenthalben zu finden. Seen umkränzen den Wald; zwei der größten breiten sich mitten zwischen hohen Bäumen und jungen Kulturen.
Der einsame Wanderer oder Pilzsucher erblickt häufig ein Rudel Hirsche, eine Rotte schwarzborstiger Wildschweine, sieht Meister Reineke wie einen roten Schatten über die Schneise gleiten, beobachtet Hasen, die an sonnigen Stellen spielohren und sich den Balg bescheinen lassen – Menschen trifft er nur selten, es sei denn den Förster oder einige Waldarbeiter.
Auch der Angler, der an verborgenem Lauerort zwischen Schilf und Rohr am Seeufer den Schleien oder Brachsen nachstellt, mag den Fischadler erspähen, der über dem Wasser entlangstreicht und Beute sucht; er mag Bleßhühnern und Enten zuschauen, die sich behaglich in flachen Buchten tummeln oder einander aus ihren Revieren vertreiben. Sein Ohr wird den Ruf der Großen Rohrdommel vernehmen, dumpf dröhnend, oder das Meckern der Bekassine – Menschen wird der Angler kaum erblicken, wenn nicht gerade der Fischer sein schweres Boot über den See stakt, um Reusen aufzunehmen oder zu stellen.

Der Frühling kam zeitig. Schon im Februar schmolz Föhnsturm den Schnee. Wenige Wochen später waren nur an dunklen überwindigen Stellen oder an hohen Wegrändern noch einige schmutzigweiße Krusten zu erblicken.
Die Sonne stand länger am Himmel, gewann Kraft. Es wurde warm. Saat schoß empor. Nun, im Mai, stand sie bereits mehr als kniehoch.
Über Nacht hatte es geregnet, doch gegen Morgen drangen die Strahlen der Sonne wieder durch graue Wolkenschleier. Tau glänzte auf Gräsern und Halmen.
Im lichten Altholz zog gemächlich ein Rudel Rotwild, ließ sich die nassen Felle trocknen, nahm hier und da ein Büschel Halme auf. Fünf Alttiere waren es. Zwei von ihnen führten noch das Kalb des Vorjahres.
Seltsam ruppig sahen die Felle aus, nicht nur wegen der Nässe. Langsam wich das Grau des Winterhaares der dünneren roten Behaarung im Sommer.
Höher stieg die Sonne. Langsam trollte das Rudel weiter waldeinwärts, der Fichtenschonung zu, mehr als tausend Schritt vom Altholz entfernt. Dort hatten die Tiere ihren sommerlichen Aufenthalt bezogen.
Ein Alttier blieb stehen und äugte dem davonziehenden Rudel nach, als gehöre es nicht mehr dazu. Das Kalb blieb bei der Alten.
Eine ganze Weile verharrte das Tier, verließ endlich den gewohnten Wechsel, ......

Illustrationen von Heinz Rodewald
Für Leser von 10 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1979
2. Auflage 1982
3. Auflage 1985

Der gestohlene Regen – Die schönsten Pioniergeschichten der letzten dreißig Jahre

Einbandtext:
Jede Nacht gießt es in Strömen, doch morgens enthält das Regenmeßbecken nur 1,4 mm Niederschlag. Die Jungen Meteorologen sind ratlos. Und der Bezirkswetterdienst nennt ihr Meßergebnis schlichtweg einen Humbug. Lagerschwester Liesel könnte helfen, denn sie hat ihn beobachtet, den Regendieb. Aber es dauert noch eine ganze Weile, ehe sie das Geheimnis der Zwillinge lüften kann ... Zwölf bekannte Autoren lassen in ihren Geschichten den Alltag der Pioniere, über drei Jahrzehnte hinweg, lebendig werden. Heiter und nachdenklich erzählen sie von den Wünschen und Sorgen der Kinder in den Jahren des schweren Neubeginns, stimmen sie ein Loblied auf die empfindsamen Kinder an und zeigen, welche Probleme man mit Pionierleitern haben kann.


Inhalt:
Gerhard Holtz-Baumert -- Pflaume und die Dialektik .. .. .. 5
Herbert Friedrich -- Dienst am Sonntag .. .. .. 17
Christamaria Fiedler -- Am Montag kommt Maria .. .. .. 30
Siegfried Weinhold -- Ehrlich fährt am schnellsten .. .. .. 47
Willi Meinck -- Die nächtliche Bootsfahrt .. .. .. 58
Uwe Kant -- Alfred und der Schief-Inspektor .. .. .. 66
Edith Bergner -- Begegnung auf der Halde .. .. .. 79
Lilo Hardel -- Maxel, die Schnee-Eule .. .. .. 89
Joachim Nowotny -- Die Kastanien von Zodel .. .. .. 105
Helga und Hansgeorg Meyer -- Der gestohlene Regen .. .. .. 115
Joachim Nowotny -- Die Riesenrolle .. .. .. 123
Siegfried Weinhold -- Meine liebe Not mit dem Rowdy .. .. .. 130
Lilo Hardel -- Lisbeths großer Auftritt .. .. .. 138
Gunter Preuß -- Ferdi und Ellen lieben sich 1.. .. .. 58
Jens Bahre -- Clemens oder Die große Veränderung .. .. .. 165

Einband und Illustrationen von Ursula Pritzel
Für Leser von 9 Jahren an
   
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1982
2. Auflage 1984  

22 Februar 2025

Paul Elgers: Die Marquise von Brinvilliers – Roman nach Akten der Bastille

Buchanfang:
Herr Claude von Sainte-Croix, Major beim Kavallerieregiment Trossi, erhielt ein geräumiges Zimmer im Mittelbau der Bastille zugewiesen. Die Lettre de cachet befahl für den Geliebten der Marquise von Brinvilliers Gefängnis zweiter Klasse.
In der ersten Klasse befanden sich vornehme, verschwenderische Herren, die der Namenszug Ludwigs XIV. vor dem Schimpf einer öffentlichen Anklage bewahrt hatte. Für sie war die Bastille ein keineswegs ehrenrühriges Gewahrsam. In aller Ruhe konnte man Besuche empfangen und seine zerrütteten Finanzen ordnen. Die Herren bewohnten beinah üppig ausgestattete Wohnungen, hatten das Recht auf eigene Dienerschaft, und der Gouverneur rechnete es sich zur Ehre, diese Gefangenen zum Essen einzuladen. Die Herren erholten sich ausgezeichnet, unternahmen gemeinsame Spaziergänge auf dem Wall, und das Gefühl der absoluten Sicherheit vor ihren Gläubigern und vor dem nicht standesgemäßen öffentlichen Skandal machte sie heiter und sorglos. Ihre Hauptmahlzeit bestand aus drei Gängen, zwei Flaschen Wein und einer Flasche Champagner; letztere wurde oft mit Gästen auf das Wohl des väterlichen Monarchen geleert, der für seine Edelleute ein solch ausgezeichnetes Sanatorium geschaffen hatte. Die Gefangenen der zweiten Klasse kamen mit denen der ersten nicht zusammen. Die zweitklassigen Herren hatten weniger Gelegenheit zum Spazierengehen, durften aber je nach Vermögen ihre Tafel verbessern und sich einen Diener halten. Auch Besuche waren nach vorheriger Rückfrage beim Gouverneur gestattet. Zu seiner Tafel wurden sie nicht gebeten. Verarmte, verschuldete und leichtsinnige Offiziere, die in anvertraute Kassen zu tief gegriffen hatten, Herren vom Hofe, in peinliche Liebesaffären verwickelt, Duellanten, deren zeitweiliges Verschwinden sie vor der Rache der Angehörigen ihres Opfers schützte diese ganze adlige Sippschaft war der Gnade oder Ungnade des Königs ausgeliefert.
Das galt auch für Sainte-Croix. „Ein Jahr Bastille“ lautete der königliche Befehl. Ein Jahr, abgeschlossen von der Welt seiner Vergnügungen, des sorglosen Lebens: Sainte-Croix glaubte es nicht überstehen zu können.
Claude war ein schöner Mann. Als er in Paris eintraf, besaß er nichts; aber weil er nichts besaß, liebte er die Verschwendung und machte arglos Schulden. Claude war ein schöner Mann. Das war sein Kapital.
Die dunkle Lockenperücke ließ seine hohe, breite Stirn voll zur Geltung kommen. Die gerade, feste Nase, darunter das elegante Bärtchen über der sinnlich geschwungenen Oberlippe verliehen ihm ein beinahe energisches Aussehen. Sein Gesicht verschmälerte sich von der Stirn nach unten, endete in einem kleinen, flachen Kinn, das ein dünner Spitzbart verlängerte. Claudes Augen waren von glänzendem Schwarz, wanderten ständig unruhig umher, aber auf einen Punkt oder den Gesprächspartner konzentriert, wirkten sie seltsam bezwingend. Als ausgezeichneter Gesellschafter – er konnte besonders aufmerksam zuhören – und geistreicher Plauderer hatte er in den letzten Jahren seine Stellung in vornehmen Pariser Häusern gefestigt. Die Marquise von Brinvilliers führte ihn dort ein; zuvor hatte sie dem an ihren Gatten verschuldeten Hauptmann Sainte-Croix ein Majorspatent gekauft. Und Claude gewöhnte sich sehr bald daran, das Geld der Marquise mit vollen Händen auszugeben.
Ein Jahr Bastille!
Man wird ihn vergessen – den aus dem Nichts hochgekommenen Abenteurer mit falschem Namen ...
Sainte-Croix lief verbittert auf und ab, stieß an plumpe, ungefüge Möbel, und seine Schritte hallten wider von der hohen, feuchten Decke. Langsam beruhigte er sich. Es hätte schlimmer kommen können: Verbrecher ohne adligen Namen saßen tief in den Türmen der Bastille, und die meisten gingen dort wohl elend zugrunde. ‚Niemand darf meinen wirklichen Namen erfahren’, überlegte Sainte-Croix. ‚Sonst bin ich verloren. Aber nein, ich bin so lange nicht verloren, wie Marie-Madeleine zu mir hält und mich liebt. Und sie wird mich weiterhin lieben, denn ich habe sie die Liebe erst gelehrt. Und somit werde ich genug Geld haben, um mir hier in der Bastille das Leben so angenehm wie möglich zu machen.’ Er nahm das als Tatsache, und schon kehrte seine freche Selbstsicherheit und der Hochmut zurück. Marie-Madeleine wird ihn nicht im Stich lassen. Seine beschämende Verhaftung muß ihren Stolz schwer verletzt haben. In diesem Zustand rast eine leidenschaftliche Frau vor Liebe und Zorn. Ihre Liebe wird er stillen und ihren Zorn lenken müssen.
Sainte-Croix stieß die Tür auf und trat in den dämmerigen Gang. Ein Soldat hockte auf dem Sims eines der beiden hohen Bogenfenster; er hatte die Arme verschränkt und starrte den Major gelangweilt an. Seine blauen Augen blinzelten in schläfriger Mattigkeit. Sainte-Croix fischte ein Goldstück aus der weiten Tasche seines langschößigen Rockes und warf es dem Soldaten zu. „He, der Bursch da“, schnarrte er hochmütig, „ich wünsche Polizeihauptmann Régnier zu sprechen. Beeile dich, oder ich mache dir Beine!“ Der Soldat fing geschickt die Münze auf, grinste frech und schlenderte gähnend den Gang hinunter. ‚Im Elend ist der Herr von seinem Knecht abhängig’, dachte Claude verärgert. Ich darf es also gar nicht erst zum äußeren Elend der Besitzlosigkeit kommen lassen. Er trat zurück ins Zimmer, setzte sich gelassen auf den hochbeinigen Stuhl, warf das rechte Bein über das linke, zupfte an den koketten Spitzenmanschetten der Hose knapp unter dem Knie, stützte den linken Arm in die Hüfte, wartete.

Illustrationen von Walter Nauer
 
Greifenverlag zu Rudolstadt
1. Auflage 1964
2. Auflage 1965
3. Auflage 1966
4. Auflage 1967
5. Auflage 1970
6. Auflage 1978 
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Einbandtext:

Die berüchtigte Giftmischerin, deren Spuren Paul Elgers historischer Roman auf Grund dokumentarischen Materials nachgeht, war eine der schönsten adligen Frauen in der äußerlich so glanzvollen Epoche des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV.
Schuldig befunden des Mordes an ihrem Vater, an den beiden Brüdern und anderen ihr im Weg stehenden Menschen, bestieg die Marquise von Brinvilliers im Jahre 1676 das Schafott.

Greifenverlag zu Rudolstadt
Reihe:
Greifen-Kriminal-Roman
1. Auflage 1984  

Ernesto Cardenal

Dichtung muß in einem Stadium der Weißglut geschrieben werden, mit offenen Eingeweiden, geschüttelt von elektrischen Stößen; nur so werden alle Kräfte der Liebe und des Hasses, der Schönheit und der Schmach freigelegt.
Ernesto Cardenal

Ernesto Cardenal, geboren am 23. Januar 1925 in Granada/Nicaragua. Sohn wohlhabender Eltern, die einer Patrizierfamilie spanischer Abkunft entstammen; Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft in Mexiko und in den USA; Begegnung mit Ezra Pound; 1954 Rückkehr nach Nicaragua, politische Untergrundarbeit und Teilnahme an der Aprilrebellion gegen die seit 1933 regierende Somoza-Diktatur; Verfolgung; entgeht durch glückliche Umstände der Verhaftung und tritt 1957 in das Trappisten-Kloster Gethsemani in Kentucky/USA ein; nach zweijähriger Klosterzeit als Novize Studium der Theologie in Le Ceja (Antioquia/Kolumbien); Dozent an der Universität Medellin/Kolumbien; Zwischenaufenthalt in Cuernavaca/Mexiko; Rückkehr nach Nicaragua; Promotion (Sehnsucht und Sprache in der neuen Lyrik Nicaraguas); 1965 Priesterweihe; gründet 1966 auf der Insel Mancarrón, die zur Solentiname-Gruppe im Großen See von Nicaragua gehört, eine christliche Kommune, in der er auf genossenschaftlicher Grundlage unter indianischen Bauern lebt; 1973 Reisen nach England, in die BRD und in die DDR. Ernesto Cardenal bildete zusammen mit Carlos Martínez Rivas und Ernesto Mejía Sanchez die maßgebliche Gruppe der Generation von 1940. Gedichtbände: Die Stunde Null (1960), Gethsmani Ky (1960), Epigramme (1961), Psalmen (1964), Gebet für Marilyn Monroe und andere Gedichte (1965), Die ungewisse Meerenge (1966), Für die Indianer Amerikas (1969), Nationallied für Nicaragua (1972), Orakel über Managua (1973), Reise nach New York (1973) und andere; deutschsprachige Ausgaben: Zerschneide den Stacheldraht (1967), Das Buch von der Liebe (1971), Gebet für Marilyn Monroe und andere Gedichte (1972), Für die Indianer Amerikas (1973), Orakel über Managua / Nationallied für Nicaragua / Reise nach New York (1974).

Auswahl für dieses Heft: Bernd Jentzsch
Übertragen von Stefan Baciu und Anneliese Schwarzer de Ruiz
Umschlagvignette und Grafik: Nuria Quevedo

Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe:
Poesiealbum 101
1. Auflage 1976  

21 Februar 2025

Mulk Raj Anand: Kuli

Buchanfang:
„Munoo, hallo Munoo-o, he Mundu!“ rief Gujri von der Veranda einer flachen, strohbedeckten kleinen Lehmhütte, die abgeschieden am Fuße eines Berges stand, etwa hundert Meter vom Dorfe im Tal entfernt. Mit ihrem Adlerblick durchforschte sie den goldgleißenden Pfad, der sich unter der unbarmherzigen Glut der Sonne Kangras seinen Lauf im Zickzack durch das struppige Buschwerk bahnte.
„Munoo, hallo Munoo-o, he Mundu!“ rief sie noch einmal mit schriller, mißtönender Stimme. « Bist du taub? Wo treibst du dich herum, du Unglücksbengel! Komm zurück! Dein Onkel will gehen, und du sollst mit ihm in die Stadt!“
Ihr alles durchdringender Blick streifte über das Mangowäldchen zu dem silbernen Band des Flusses Beas und durchforschte verdrießlich das grüne Meer von Farnkräutern, Unkraut und Gebüschen, das sich zu beiden Ufern des Stromes bis zu den purpurglänzenden, nicht allzu hohen Bergen erstreckte.
„Munoo, hallo Munoo-o!“ wiederholte sie aufgebracht und verstärkte diesmal ihre Stimme bis zum Äußersten, dessen sie in ihrer Wut und Verärgerung fähig war: „Bist du taub? Wo steckst du, du unglückbringender Waisenknabe? Komm zurück – und dann fort mit dir!“
Ihr schneidender Sopran hallte durch das Tal, erreichte Munoo und erfüllte ihn ganz mit dem Schrecken, der sich mit diesen Worten verband. Wohl hatte er gehört, antwortete aber nicht. Er lugte nur hinter dem Baum hervor, in dessen Schatten er sich verborgen hielt, und sah Gujri in der Hütte verschwinden.
Munoo hatte an den Ufern des Beas das Vieh gehütet und eben zu spielen begonnen. Die Büffel und die Kühe, die seiner Obhut anvertraut waren, hatten sich in dem seichten Sumpfwasser wiederkäuend hingestreckt und genossen mit Behagen die Kühle, die ihnen das Wasser gegen die sengende Hitze der Morgensonne bot.
„Deine Tante ruft dich“, sagte der sauber gewaschene und gut gekleidete Jay Singh, Sohn des Gutsherrn, und stieß mit seinem Ellenbogen in Munoos nackte Rippen. „Hörst du sie nicht? Hast du denn gar kein Benehmen, du Barbar, daß du deiner Tante nicht antwortest und sie rufen läßt, bis sie sich heiser geschrien hat?“ Er war Munoos Rivale im Kampf um die Führerschaft über Bishan und Bishambar und andere Dorfjungen. Er wußte, daß Munoo in die Stadt ziehen mußte, und wollte ihn so schnell wie nur möglich los sein.
„Geh noch nicht“, überredete ihn der dicke Bishan, „deine Tante will dich nur als Laufbursche ausnutzen!“ Dann wandte er sich hänselnd zu Jay Singh und sagte:
„Du nennst ihn Barbar, weil er nicht nach Hause geht, wenn ihn seine Tante ruft. Was bist du denn? Du beschimpfst sogar deine Mutter, wenn sie dich auffordert, zu Hause zu bleiben und in der Mittagsglut nicht hinauszugehen. Du willst nicht einmal in die Schule gehen, obgleich dir dein Vater täglich zwei Annas Taschengeld gibt! Wir gehen in die Schule! Und an schulfreien Tagen hüten wir obendrein das Vieh. Was tust du denn hier, frage ich dich? Nichts als faulenzen! Du hast nicht einmal den Mut, ein paar Mangos zu stehlen. Diese hier hat alle Munoo gebracht, also laß ihn doch ein paar auslutschen, bevor er nach Hause geht.“
„Ich stehle keine Mangos“, antwortete Jay Singh, „ich kaufe sie!“ Und zu seiner Rechtfertigung fuhr er fort: „Ich habe nur gesagt, er soll nach Hause gehen, weil seine Tante so grob ist und uns ausschimpfen wird, wenn wir ihn zurückhalten. Er muß doch mit seinem Onkel in die Stadt.“
„Ist es wahr, daß du in die Stadt ziehst?“ fragte der kleine Bishambar ungestüm.
„Ja, ich muß noch heute früh fort von hier“, gab Munoo zur Antwort, und ein Schauer lief ihm dabei über den Rücken.
„Aber du bist doch erst vierzehn Jahre alt! Und du bist erst in der fünften Klasse!“ rief Bishambar aus.
„Meine Tante will, daß ich anfange Geld zu verdienen“, erwiderte Munoo. „Sie möchte einen leiblichen Sohn. Mein Onkel meint, ich wäre groß genug, um für mich selbst zu sorgen. Er hat Arbeit für mich im Hause eines Babu der Bank in Shampur gefunden, in der er selbst beschäftigt ist.“
„Es muß fein sein, in Shampur leben zu können“, bemerkte Jay Singh, der jetzt eifersüchtig auf das Ansehen war, das Munoo in seinen Augen gewann, weil er in der Stadt wohnen würde, wo es so wunderbare Dinge zu essen, wunderschöne Kleider und wundersame Spielsachen gab.
Munoo lächelte. Aber sein Lächeln schien zu sagen: Wäre es nicht mein letzter Tag hier, versetzte ich dir einen solchen Kinnhaken, daß du niemals mehr danach trachten würdest, Anführer der Jungen zu werden. Obwohl Munoo noch jung war, fühlte er, in welchem Maße Jay Singhs Vater das ihm nahende Unglück verschuldet hatte.

Titel der englischen Originalausgabe: COOLIE
Ins Deutsche übertragen von Erika Ziha und Otto Tomschik
Schutzumschlag: Ilse Englberger

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1953 [1.-30. Tsd.]

20 Februar 2025

Diego Viga: Die Parallelen schneiden sich

Klappentext:
Mit seinem neuen großen Arzt- und Emigrantenroman betritt Diego Viga auch thematisch literarisches Neuland. Gestützt auf die Erfahrungen seines eigenen Lebens, schildert der Autor die bewegten Schicksale jüdischer Menschen, die vorwiegend medizinischen Kreisen entstammen und im Wien der Vorkriegszeit beheimatet sind. Als sich die Nacht des Faschismus über Europa herabsenkt, gelingt es einem Teil von ihnen, unter unsäglichen Schwierigkeiten und auf oft abenteuerlichen Fluchtwegen nach Lateinamerika zu entkommen und sich hier, unter zunächst fremden und widrigen Verhältnissen, ein neues Leben aufzubauen. Im Mittelpunkt des Romans steht die stark autobiographische Gestalt des sympathischen jungen Arztes Johannes Kramer, der nach hartem Erleben die enge Weltsicht des Nur-Wissenschaftlers durchbricht und zur Erkenntnis seiner humanistischen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gelangt. Wie für ihn und die liebenswerte Anna Kallay, seine spätere Lebensgefährtin, steht vor allen Personen des Romans unabweisbar die Frage der menschlichen Bewährung. Im Kaleidoskop zahlreicher ergreifender Einzelschicksale versteht es der Autor, zugleich die geschichtlichen Hintergründe einer ganzen Epoche sichtbar zu machen, deren Bewältigung uns aufgegeben ist.

Einband und Schutzumschlag von Hellmuth Tschörtner

Paul List Verlag, Leipzig
1. Auflage 1969
2. Auflage 1974
3. Auflage 1978 - im Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig

Cover der 3. Auflage 1978

16 Februar 2025

Patricia Highsmith: Elsies Lebenslust

Klappentext:
Die zwanzigjährige Elsie, die aus ihrem Provinzstädtchen nach New York gekommen ist und als Serviererin in einer Kaffeebar arbeitet, lenkt ungewollt die Blicke vieler Gäste auf sich. Ihre magnetische Anziehungskraft empfinden auch zwei sehr unterschiedliche Männer: der wohlsituierte, gutaussehende junge Graphiker Jack Sutherland und der ältliche, vereinsamte und verklemmte Wachmann Ralph Linderman. Ralph, ein Moralapostel, versucht Elsie ständig wegen ihres vermeintlich lasterhaften Lebenswandels ins Gewissen zu reden und sie vor den Gefahren der Großstadt zu warnen. Elsies anfängliches belustigtes Staunen weicht bald einer unbestimmten Furcht, als sie merkt, daß Ralph jeden ihrer Schritte belauert, und sie ruft Jack um Hilfe an. Doch Jack kann nicht helfen: die Leidenschaften, die das schöne Mädchen auslöst, brechen mit irrationaler Gewalt in eine nur scheinbar rationale Welt ein, unaufhaltsam rückt das Verhängnis näher, und der Leser sieht sich in jener eigentümlich dichten Atmosphäre wachsender Angst und Beklemmung gefangen, die das Markenzeichen der Highsmith ist.

Einbandgestaltung Andreas Brexendorff

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1988

Günter Grass: Katz und Maus

Verlagstext:
»... doch soll nicht von mir die Rede sein, sondern von Mahlke oder von Mahlke und mir, aber immer im Hinblick auf Mahlke, denn er hatte den Mittelscheitel, er trug hohe Schuhe, er hatte mal dieses mal jenes am Hals hängen, um die ewige Katze von der ewigen Maus abzulenken, er kniete vor dem Marienaltar, war der Taucher mit dem frischen Sonnenbrand, war uns immer, wenn auch häßlich verkrampft, ein Stückchen voraus und wollte, kaum hatte er das Schwimmen gelernt, später einmal, nach der Schule und so weiter, Clown in einem Zirkus werden und die Leute zum Lachen bringen.« Mit sarkastischer Ironie erinnert sich der Ich-Erzähler in dieser Novelle, die der Westberliner Schriftsteller Günter Grass, geboren 1927, im Jahre 1961 schrieb, an den einst bewunderten Gymnasiasten Mahlke und seine Geschichte. Die »ewige Maus« – das war dessen herausfordernd großer Adamsapfel, Symbol frühreifer Männlichkeit. Mahlke suchte nach Möglichkeiten, diese »Maus« tanzen zu lassen, ohne die »ewige Katze« herauszufordern. Im faschistischen Danzig während der Zeit des Krieges bietet sich ihm schließlich das Ritterkreuz als angemessene Deckung. Daß Mahlke sich damit etwas an den Hals geholt hat, was ihn doch noch, wenn auch gegen seinen Willen und auf mörderische Weise, zum Clown werden läßt, erscheint als tragischer Bodensatz der Novelle, die dank der hohen Erzählkunst von Günter Grass auch heute noch als gültige künstlerische Auseinandersetzung mit dem deutschen Kleinbürgertum in seiner Anfälligkeit für den Faschismus zu lesen ist.

Buchanfang:
... und einmal, als Mahlke schon schwimmen konnte, lagen wir neben dem Schlagballfeld im Gras. Ich hätte zum Zahnarzt gehen sollen, aber sie ließen. mich nicht, weil ich als Tickspieler schwer zu ersetzen war. Mein Zahn lärmte. Eine Katze strich diagonal durch die Wiese und wurde nicht beworfen. Einige kauten oder zupften Halme. Die Katze gehörte dem Platzverwalter und war schwarz. Hotten Sonntag rieb sein Schlagholz mit einem Wollstrumpf. Mein Zahn trat auf der Stelle. Das Turnier dauerte schon zwei Stunden. Wir hatten hoch verloren und warteten nun auf das Gegenspiel. Jung war die Katze, aber kein Kätzchen. Im Stadion wurden oft und wechselseitig Handballtore geworfen. Mein Zahn wiederholte ein einziges Wort. Auf der Aschenbahn übten Hundertmeterläufer das Starten oder waren nervös. Die Katze machte Umwege. Über den Himmel kroch langsam und laut ein dreimotoriges Flugzeug, konnte aber meinen Zahn nicht übertönen. Die schwarze Katze des Platzverwalters zeigte hinter Grashalmen ein weißes Lätzchen. Mahlke schlief. Das Krematorium zwischen den Vereinigten Friedhöfen und der Technischen Hochschule arbeitete bei Ostwind. Studienrat Mallenbrandt pfiff: Wechsel Fangball übergetreten. Die Katze übte. Mahlke schlief oder sah so aus. Neben ihm hatte ich Zahnschmerzen. Die Katze kam übend näher. Mahlkes Adamsapfel fiel auf, weil er groß war, immer in Bewegung und einen Schatten warf. Des Platzverwalters schwarze Katze spannte sich zwischen mir und Mahlke zum Sprung. Wir bildeten ein Dreieck. ........

Einbandentwurf: Lothar Reher

Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe:
›Volk und Welt Spektrum‹ 192
1. Auflage 1984  

15 Februar 2025

G. Skrebitzki u. W. Tschaplina: Tiere im Urwald – Erlebnisse im Naturschutzgebiet von Belowesh

Klappentext:
Wir stellen uns eine Reise in den Urwald vor als Fahrt in eine ferne Welt, in der uns alles neu und fremd, spannend und abenteuerlich ist. Der „Urwald“, den wir in diesem Buch kennenlernen, liegt nicht im fernen Afrika, sondern mitten im Herzen Europas, umgeben von Feldern und Kolchosen, mitten in einem von tätigen Menschen bewohnten Gebiet. Auch hier im Urwald leben fleißige Menschen, die das Naturschutzgebiet hegen und pflegen, die Tiere beobachten und ihre Lebensweise erforschen: Arbeiter und Verwaltungsangestellte, Waldhüter, Studenten und Wissenschaftler. Und sie erleben dabei ständig sehr viel Neues! Sie bestehen große und kleine Abenteuer mit all den vielen Tieren, die hier in der Wildnis leben oder von ihnen gezähmt werden. Schwierig und oft gefahrvoll ist auch das Beobachten. Davon wird so spannend und fröhlich erzählt, daß wir es miterleben, als wären wir selbst dabei. So lernen wir vieles kennen, das jungen Naturforschern neue Anregungen gibt.

Buchanfang:
Aus vergangenen Tagen
(An Stelle eines Vorwortes)
Im Westen der weiten Sowjetunion, direkt an der Grenze nach Polen, dehnt sich ein riesiges, jahrhundertealtes Waldgebiet: der Urwald von Belowesh. Er erstreckt sich über viele Dutzend Kilometer. Wenn man vom Flugzeug auf den Urwald herabblickt, sieht man ein endloses grünes Waldmeer. Es verläuft, soweit das Auge reicht, in der Ferne und verschwindet hinter dem Horizont. Die Wälder von Belowesh überraschen durch ihre Erhabenheit und Mannigfaltigkeit. Man trifft auf Fichtenwälder, schattige Mischwaldungen, helle Laubwälder, auf sumpfige erlenbestandene Mulden und Erlengehölze. .......

Inhalt:
Aus vergangenen Tagen .. .. .. 5
Ankunft .. .. .. 14
Erste Bekanntschaft mit dem Urwald .. .. .. 20
Bei den Wisenten .. .. .. 27
Zahme Tiere im Naturschutzgebiet .. .. .. 42
Milka und Mischka .. .. .. 44
Shurka und Shorka .. .. .. 50
Ein schwarzer Storch .. .. .. 53
Petka .. .. .. 57
Das kleine Lumpennest .. .. .. 71
Wölfe .. .. .. 77
Gefiederte Räuber .. .. .. 87
Ein neuer Anwohner .. .. .. 104
Besuch aus Nikor .. .. .. 111
Ein spaßiger Zwischenfall .. .. .. 129
In der Waldhüterhütte .. .. .. 133
Das Schreien der Hirsche .. .. .. 141
Ein seltsamer Fund .. .. .. 148
Haselhühner .. .. .. 157
Vierbeinige Gäste .. .. .. 165
Im Schnee .. .. .. 167
An der Futterraufe im Wald .. .. .. 180
Mit Fähnchen gegen die Wölfe .. .. .. 185
Frühling .. .. .. 194
In Pererowo .. .. .. 201
Im Forstrevier von Jassen .. .. .. 209
Die Auerhahnbalz .. .. .. 216
Abfahrt .. .. .. 223

Aus dem Russischen übersetzt von Helle Kronenberg
Titel der Original-Ausgabe: в беловежской пуще
Schutzumschlag, Einband und Textillustrationen: Fritz Bäuerle

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1952 [1.-30. Tsd.]
2. Auflage 1952 [31.-50.Tsd.]
3. Auflage 1953 [51.-70.Tsd.]
4. Auflage 1955 

Emeli, Kili und ein roter Elefant – Drei Tiermärchen


Inhalt:

Emeli, das Saurierkind .. .. .. Seite 3
Kili, der Rüsselaffe Seite .. .. .. 33
Hinter den blauen Bergen Seite .. .. .. 65
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1. Märchen:

Lilo Hardel
Emeli das Saurierkind
Illustrationen: Renate Göritz
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2. Märchen:

Ursula Ullrich
Kili der Rüsselaffe
Illustrationen: Gisela Röder
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3. Märchen:

Hannes Hüttner
Hinter den blauen Bergen
Illustrationen: Gerhard Lahr
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Für Leser von 8 Jahren an

Verlag Junge Welt, Berlin
1. Auflage 1984

14 Februar 2025

Janusz Meissner: Die Abenteuer des Jan Kuna, genannt Marten

Cover ab 3. Auflage / Illustrationen: Günter Lück
Buchanfang:

Jan Kuna, genannt Märten, Kapilän des Kaperschiffes »Zephir«, sland auf dem Deck und sah zur Spitze des Großmastes empor, wo sich die schwarze Flagge mit dem Bild eines sprungbereiten goldenen Marders im Winde entfaltete. Unter dem scharfen Nordostpassat rollte sie sich auf wie eine Schlange oder ein langschwänziger Drache und ballte sich dann wieder zusammen. Die goldglänzende Stickerei funkelte in der Sonne. Am Fockmast, dicht unter dem in Form eines Adlers geschnitzten Topp, wehte eine andere Fahne, Sie zeigte in dem vierfeldrigen Wappen der Tudors die englischen Leoparden und die irische Davidsharfe.
Als sich Märten davon überzeugt hatte, daß das schwarzgoldene Emblem der »Zephir« richtig befestigt worden war, wandte er sich ab und überflog mit einem Blick die vier anderen Schiffe, die zum Teil noch von den Rauchwolken der Geschützsalven verhüllt wurden.
Zwei große Dreimastkaravellen manövrierten im Seitenwind und versuchten, ein schlankes, beträchtlich kleineres englisches Schiff mit niedrigen Aufbauten zu umkreisen, offenbar um die Geschütze der anderen Breitseite gegen den Gegner abfeuern zu können. Auf ihren Masten wehten die gelbroten Flaggen Spaniens. Der Engländer, »Golden Hind« hieß er, wie Märten am Heck entziffern konnte, lief unter vollem Wind geradewegs zwischen den Spaniern und einem großen Frachtschiff mit vier Masten hindurch, das, mit von Kugeln zerfetzte n Segeln dem Wellengang preisgegeben, seitlich driftete.

Inhalt:
Erstes Buch
DIE SCHWARZE FLAGGE
Castro Verde ….. Seite 7
Im Hafen der Flüchtlinge Seite ….. 99

Zweites Buch
DIE ROTEN KREUZE
Armada Invencible Seite ….. 233
Maria Francesca Seite ….. 290

Drittes Buch
DAS GRÜNE TOR
Im Dienste Heinrichs des Guten Seite ….. 419
Das grüne Tor Seite ….. 534

Originaltitel: Czarna Bandera/Czerwone Krzyze/Zielona Brama © Janusz Meissner
Aus dem Polnischen übersetzt von Rudolf Pabel
Illustrationen von Günter Lück

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
1. Auflage 1973 [1. - 35. Tsd.]
2. Auflage 1979 [36. - 55. Tsd.]
3. Auflage 1984 (1. Aufl. in neuer Ausstattung)
4. Auflage 1987 (2. Aufl. in neuer Ausstattung)
5. Auflage 1989 (3. Aufl. in neuer Ausstattung)

Cover der 1. und 2. Auflage
Illustrationen: Erhard Schreier